Tremella mesenterica / lutescens - Bitte um Bestätigung, Korrektur oder Ergänzung

Es gibt 6 Antworten in diesem Thema, welches 4.430 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Calabaza.

  • Die nachfolgenden Fruchtkörper habe ich vor ca. 2 Wochen gefunden.
    Den Ast auf dem ich sie fand, habe ich unter den vorherschenden Wetterbedinungen im Garten gelagert und beobachtet.
    Da es ein Erstfund ist, bitte ich um Bestätigung, Korrektur oder Ergänzung, ob es sich um Tremella mesenterica/lutescens handelt.


    Substrat:
    Zweig einer Rotbuche


    Größe der Fruchtkörper:
    Zwischen 4mm/12mm auf 12mm bis 25mm groß


    Geschmack/Geruch :
    Beides unbedeutend


    Sporenfarbe:
    Auf weißem Untergrund nichts Erkennbares, daher mutmaßlich weiß.


    Konsistenz:
    Weichlich-gelatinös


    Sonstiges :


    Bei Trockenheit deutlich orange eintrocknend, gelb-orange wie Eigelb.


    Als einziger anderer Kandidat käme meines Wissen die Riesen-Gallertträne (Dracymyces chrysospermus) in Betracht, Substrat müsste dann aber
    Nadelholz sein.
    Ob die Sporen inamyloid sind, kann ich im Moment noch nicht feststellen, mangels vorhandener Ausrüstung.
    (Ich frage mich auch immer öfter, ob ich mir ein Gegenmittel spritzen lasse .....sofern es das gibt)


    Waldstruktur :


    Mischwald, Laubholz deutlich überwiegend, Boden kalkhaltig.


    Zu den Aufnahmen. Foto 1 ist der linke Teil des Zweigchens, Foto 2 der rechte Teil. Die Schnittstelle müsste erkennbar sein. 3 und 4 sind Vergrößerungen der Aufnahmen.


    1. Linker Teil des Zweigs

    2. Rechter Teil des Zweigs

    3. Ausschnitt vergrößert

    4. Stark vergrößerter Ausschnitt


    VG, Markus

    • Offizieller Beitrag

    Moin Markus,


    vergiss bei deinen Überlegungen nicht Tremella Aurantia, den Zwillingsbruder vom Goldgelben. Die Bedingungen, unter welchen er wächst und die Begleitpilze unterscheiden sich. Aurantia wächst mit dem Striegeligen Schichtpilz und Mesenterica mit Zystidenrindenpilzen. Ich bin allerdings bekanntlich kein Fachmann und kann deshalb deinen Pilz nicht sicher bestimmen.


    lg,


    Jan-Arne

  • Hallo Markus!


    Dein Pilz ist zu 98% Tremella mesenterica (Gelber Zitterling).
    Der makroskopisch gleich aussehende Konkurrent auf Laubholz ist Tremella aurantia (Goldgelber oder besser Schichtpilz-Zitterling).


    Da du den Ast mitgenommen hast, könntest du mal schauen, ob auf dem Ast auch Fruchtkörper eines anderen Pilzes zu sehen sind (auch flächig wachsende, vielleicht unscheinbare graue Beläge)?
    Manchmal hat man Glück, und der parasitierte Pilz (Tremella parasitiert andere Pilze) hat selbst Fruchtkörper ausgebildet.


    VG Ingo W

    ________________________________________________________________
    "Pilz nur von oben ist wie Käfer nur von unten"

    150-15 (APR 2022) = 135-5 (GnE-Wette verloren "über 11 gelöst") = 130+4 (am nächsten an der 222.Schnapps-Punktzahl) = 134+7 (7.Platz im APR 2022) = 141+4 (KISD-Prozente von GnE) = 145-15 (APR 2023) = 130+3 (10. Platz) = 133+3 (Unbewusst-Phal) = 136+5 (Lupus-Wette-APR-Sieger=ü300) = 141+5 (GnE-Gewinnsteuer-APR23) = 146+7 (Phalplatz 1) = 153-20 (APR 2024) = 133

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  • Hallo Jan-Arne, hallo Ingo,


    besten Dank für eure Antworten. Ich habe den Zweig gerade ins Haus geholt, den Schnee abgespült und nochmals mit der Lupe betrachtet.


    Eine parasitäre Erscheinungsform der Fruchtkörper meine ich ausschließen zu können.


    Ich komme im Moment nicht weiter. Was mir dazu noch Bedenken verschafft ist, das weder Laux, Dähncke noch Dr. Lüder zwischen dem gelben und goldgelber Zitterling unterscheiden. Dort läuft alles unter Goldgelber Zitterling / Tremella mesenterica / lutescens.


    Der Zweig ist wieder im Garten und geht dann mit einer freundlichen Bitte irgendwann zusammen mit ascos (hoffe ich) an Björn. Wird aber noch eine Weile dauern, es schneit, laut den Wetterfröschen auch noch die ganze nächste Woche.


    Danke an euch,


    einen lieben Gruß,


    Markus

    • Offizieller Beitrag

    Morgen, Markus!


    Also in den GPBWs ist Tremalla aurantia auch nicht drin. Entweder wurde die Art vor 2000 in BW nicht nachgewiesen, oder erste nach der Veröffentlichung des Buches gültig beschrieben. Aber halt, stimmt nicht, Species Fungorum sagt:
    Tremella aurantia Schwein., Schr. naturf. Ges. Leipzig 1: 114 (1822)
    Also kennt man die seit über 190 Jahren. 8|


    Dein Pilz sollte aber schon eher Tremella mesenterica sein (Tr. lutescens ist synonym). Dafür spricht auch das Auftreten an dem eher dünnen bis mitteldicken Substrat. Das alle Zitterlinge auf anderen Pilzen parasitieren, ist wohl auch noch nicht soooo lange bekannt. Und blöderweise werden ja keine Fruchtkörper befallen, sondern das Mycel des Wirtspilzes, und das sitzt unsichtbar irgendwo im Holz.


    Es wäre nur schön gewesen, da noch etwas flächiges, Graues oder Weißes (= Fruchtkörper eines Zystidien - Rindenpilzes) zu entdecken. So hat Ingo das ja auch schon beschrieben. Aber wenn da kein solcher FK zu sehen ist, ist das dennoch kein Ausschlußkriterium für Tr. mesenterica. ;)



    LG, Pablo.

  • Hallo Markus!


    Zitat


    Ich komme im Moment nicht weiter. Was mir dazu noch Bedenken verschafft ist, das weder Laux, Dähncke noch Dr. Lüder zwischen dem gelben und goldgelber Zitterling unterscheiden.


    So lange ist das auch noch nicht her, dass auf die Unterschiede der beiden Rücksicht genommen wird.


    Das hat man öfter mal, dass sich jemand mit einer scheinbar banalen Art beschäftigt und dabei herauskommt, dass diese weitere Zwillinge besitzt. Mir fällt da z.B. noch Hydnum ellipsosporum (Ellipsoidsporiger Semmelstoppelpilz).
    In den 70-iger Jahren hat man wohl auch noch nicht zwischen Xylaria longipes (Langstielige Holzkeule) und Xylaria polymorpha (Vielgestaltige Holzkeule) unterschieden, obwohl die Art durchaus schon lange beschrieben war (seit 1867).


    Nicht alles, was es gibt, muss schon beschrieben sein. Selbst kenne ich einige Becherlinge, die auch anderswo genauso gefunden worden sind, die noch keinen offiziellen Namen besitzen, zumindest weiß keiner einen.
    Will damit sagen, dass Laux, Daehncke oder Lüder sicher nicht das Maß der Dinge sind und auch gar nicht sein können, sondern immer nur Hilfen beim Puzzeln.


    VG Ingo W

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    Einmal editiert, zuletzt von Ingo W ()

  • Hallo Jan-Arne, Ingo, Pablo !


    Dank eurer Hinweise habe ich mich nun noch einige Zeit mit den beiden Kandidaten befasst, hier im Forum und in benachbarten Foren, sowie ansonsten im www. und konnte Einiges dazulernen.
    Mit der heute eingetroffenen stärkeren Lupe habe ich das Ästchen (Durchmesser knapp 2 cm) nochmals mehrfach betrachtet. Man könnte etwas erahnen, das evtl. Hyphenreste/Myzelreste sein könnten, aber abschließend wird das, wie ihr schon geschrieben habt, makroskopisch nicht zu klären sein.
    Vor dem jetzigen neu erworbenen Hintergrundwissen kann man aber künftig schon im Wald bzw. an der Fundstelle zielgerichteter bei der Auswahl der Probe an die Sache rangehen.


    Abschließend möchte ich noch feststellen, dass so viel Unterstützung und Erläuterungen sicherlich keine Selbstverständlichkeit sind.
    Daher herzlichen Dank an euch.


    LG, Markus