Xerocomus subtomentosus = Ziegenlippe

Es gibt 12 Antworten in diesem Thema, welches 13.060 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Trino.

    • Offizieller Beitrag

    Xerocomus subtomentosus (L.: Fr.) Quel.
    Ziegenlippe
    Synonyme:
    - Boletus subtomentosus L.
    - Xerocomus subtomentosus var. leguei (Boud.) Maire
    - Xerocomus xanthus (E.J. Gilbert) Curreli


    Basidiomycota --> Agaricomycetes --> Agaricomycetidae --> Boletales --> Boletaceae --> Xerocomus --> Xerocomus subtomentosus



    Hut: bis 12 cm breit; polsterförmig, plankonvex ausgebreitet aber nie ganz verflachend; farblich sehr variabel: gelb, gelbbraun, olivbraun, leder- oder zimtfarben, selten mit rötlichen Farbtönen an Fraßstellen; Oberfläche filzig bis samtig, auch im Alter nicht verkahlend; nur bei extremer Trockenheit einreißend, wobei die Risse dann meist tief ins Hutfleisch einschneiden


    Stiel: bis 10 cm lang, zylindrisch bis bauchig, schlank oder stämmig, oft verbogen, basal bisweilen verjüngt; gelblich, braungelblich oder bräunlich gefärbt; zur Spitze hin manchmal mit netzähnlicher, grober Rippenstruktur ("mit Zahn herablaufende" Röhren), selten auch durchgehend aderig, zur Basis hin meist gelblich oder bräunlich (sehr selten rotbräunlich) bereift oder fein beflockt, manchmal auch ganz glatt; Basismycel weißlich


    Röhren: relativ leicht ablösbar; goldgelb, im Alter auch mit leicht grünlichem Einschlag; Poren gleichfarben, jung fein, im Alter weit und recht unregelmäßig; auf Druck leicht blauend


    Fleisch: weich; sattgelb bis hellgelb; im Schnitt im Hutbereich mehr oder weniger blauend (manchmal auch garnicht verfärbend), im Stiel oft mit rosa Farbtönen (nicht rotfleischig); Geruch unbedeutend; Geschmack mild oder leicht säuerlich


    Speisewert: essbar


    Sporenpulver: olivbraun;
    Sporen spindelig, glatt, 10-16 x 4-6 µm


    Vorkommen: weit verbreitet und häufig; Verstärkt im Sommer und frühen Herbst zu finden; Mykorrhiza mit Laubbäumen


    Verwechslungen: mit anderen Filzröhrlingen: Der gemeine Rotfußröhrling unterscheidet sich leicht durch sein rötliches Stielfleisch und die meist rötliche Subcutis der Huthaut; Die Huthaut ist auch ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal zu anderen Röhrlingen aus der Rotfuß –“ Verwandschaft, wie Xerocomellus rubellus oder Xerocomellus pruinatus.
    Der braune Filzröhrling (Xerocomus ferrugineus) unterscheidet sich durch weißes Fleisch, keine Rosatöne im Stiel und er blaut nie im Schnitt.
    Der erst seit 2006 beschriebene Xerocomus chrysonemus verfärbt ebenfalls nicht im Schnitt, hat zur Stielbasis hin gelbes Stielfleisch und im Hut zeigen sich im Schnitt rosa Farbtöne.
    Der mährische Filzröhrling (X. moravicus) hat wie X. ferrugineus weißes Fleisch, das nicht mit Luftsauerstoff verfärbt.
    Der dunkle Filzröhrling (X. porosporus) weist im Stiel bräunliche Farbtöne auf, seine Huthaut ist im Regelfall feldrig eingerissen.
    Der Pfefferröhrling blaut nicht und sein Fleisch schmeckt scharf.
    Der Fahle Röhrling (Boletus impolitus) ist meist etwas kräftiger im Wuchs, blaut nicht das geringste bisschen und hat einen mit gelben oder rötlichen Pusteln besetzten Stiel.


    Wissenswertes: Die Unterscheidung der einzelnen Arten in der Gattung ist teilweise recht schwierig, für die meisten Speisepilzsammler aber im Grunde genommen unerheblich, da alle Filzröhrlinge essbar sind. Zu einer exakten Unterscheidung ist aber immer ein komplettes Schnittbild notwendig, in manchen Fällen lassen sich darüber hinaus die Arten nur anhand von Mikromerkmalen sicher abgrenzen. Wobei zumindest die Ziegenlippe makroskopisch noch einigermaßen sicher zu bestimmen ist.



    Bilder:








    Links zu verwandten und ähnlichen Arten im Archiv:
    >Xerocomus ferrugineus = Brauner Filzröhrling<
    >Xerocomus chrysonemus = ? <
    >Xerocomus moravicus = Mährischer Filzröhrling<
    >Xerocomellus porosporus = Falscher Rotfußröhrling<
    >Xerocomellus chrysenteron = Echter Rotfußröhrling<
    >Chalciporus piperatus = Pfefferröhrling<
    >Boletus impolitus = Fahler Röhrling<
    >Boletus appendiculatus = Anhängselröhrling<

  • Hallo,


    Pablo hat mich gebeten, ein Schnittbild zu ergänzen.


    Hier isses:



    *edit: das Schnittbild gehört zu Xerocomus chrysenteron, bleibt aber hier zu Vergleichszwecken *


    Grüße
    Thomas

  • Hallo Thomas,


    das rote Fleisch in der Stielbasis lässt mich nicht an eine Ziegenlippe glauben, sondern an den Gemeinen Rotfußröhrling (Xerocomellus chrysenteron).


    Gruß, Andreas

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Andreas!


    Erstmal danke für deine Einmischung an diesere Stelle! :thumbup:
    Das ist wichtig und hebt die Qualität, wenn sich Leute äußern, die sich besser auskennen und mehr Erfahrung haben als ich.
    Wenn der Pilz von Thomas tatsächlich X. chrysenteron ist, dann ist es mein Fehler, daß der hier auftaucht. Mehr Bilder von dem Pilz finden sich >in diesem Thema<. Möglicherweise war ich mir da auch zu sicher, wegen der Fleischfarbe, Habitus, Standort, Hutfarbe und Hutbeschaffenheit eine Ziegenlippe zu vermuten. Braunrötliche Farbtöne oder auch rosa Farbtöne in der Stielbasis der Ziegenlippe werden zB in den GPBWs erwähnt und auch bei Boletales.com.
    Ich meine, das auch schon so gesehen zu haben, achte aber erst seit viel zu kurzer Zeit auf solche Details (und finde in diesem Jahr blöderweise immer nur X. ferrugineus).
    Was bei mir den Ausschlag gab, war das Kratzbild von Thomas: Dort ist keine rote Subkutis zu erkennen. Nun bin ich etwas verwirrt, weil ich dachte, daß eine rote / rötliche Subkutis für die Arten um X. chrysenteron schon ein Muss ist, wogegen das bei den Arten um X. subtomentosus nicht vorkommt.
    Aber: Irgendwie finde ich in meiner (leider eher dürftigen) Literatur da gar keinen Hinweis. Möglicherweise habe ich das bislang immer falsch eingschätzt?
    Da würden mich weiterführende Meinungen von Kennern brennend interessieren. Die Portraits werden selbstverständlich gegebenenfalls korrigiert oder ergänzt.


    [hr]


    Die Gelegenheit war günstig. Beide Arten (Ziegenlippe / X. subtomentosus und Echter Rotfuß / X. chrysenteron) habe ich mal im Feld ordentlich auseinandergenommen und verglichen.
    Fazit: Thomas und Andreas haben völlig recht. Der von Thomas gezeigte Pilz ist wohl ein Echter Rotfuß, Xerocomellus chrysenteron.
    Die rote Subcutis muss bei X. chrysenteron nicht ausgeprägt sein; bei manchen, besonders jungen Exemplaren ist sie teils nur schwach rosalich oder auch garnicht zu erkennen.
    Das Stielfleisch bei X. subtomentosus ist keinesfalls rot, sondern nur - wenn überhaupt - rosa.
    Bilder dazu zum Vergleich sind oben ergänzt, das Portrait wurde leicht verändert. Jetzt sollte es schön passen.
    Einige Schnittbilder und Huthautbilder von X. chrysenteron ergänze ich noch >im entsprechenden Portrait<.


    Tut mir leid wegen der Verwirrung; da habe ich echt was durcheinanderbekommen. :shy:



    LG, Pablo.

  • Noch ein paar Bilder einen verwechslung Kandidat. Der Erlen-Grübling (Gyrodon lividus).




    Schnitt Bilder.


    Gruß Mario
    Ein Gruß aus den Bergischen Land


    Pilzchips 40 / 13 PC fürs APR.


    Bei Geschmackprobe bitte nicht runter schlucken.

    Einmal editiert, zuletzt von Trino ()

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Mario & Jürgen!


    Köstlich. :)
    Mario, Glückwunsch zu dem Fund. Würde ich auch gerne mal sehen. :thumbup:
    Andererseits: Für die Fehlbestimmung musst du jetzt als Strafarbeit ein Portrait zum Erlengrünling Gyrodon lividus basteln, Mario. :D


    Edit: Wäre aber mal eine interessante Kombination, Jürgen. ;)



    LG, Pablo.

  • Oh Leute ihr macht mich fertig..........:shy:


    Was ist das schon wieder Erlen grünling da muss ich doch mal schauen.[hr]
    So Ok!!!


    Hatte noch nie was davon gehört Erlen-Grübling (Gyrodon lividus), aber das war doch nicht so abwegig alle Merkmale haben gepasst.


    Na was sols ich bin ja noch in die Lernphase, ab bitte verständniß. ;([hr]
    Irgendwie brauche ich mehr Überzeugung sollte der Erlen-Grübling nicht viel feineren Poren haben?

    Gruß Mario
    Ein Gruß aus den Bergischen Land


    Pilzchips 40 / 13 PC fürs APR.


    Bei Geschmackprobe bitte nicht runter schlucken.

    Einmal editiert, zuletzt von Trino ()

  • Hallo Jurgen,


    glücklicherweise hatte ich kein Deutsch Lehrer, ich bin ein selbst lernender, und leider muss ich bei jeden zehnten wort mal googeln ob es richtig geschrieben ist :shy:.


    Was den Erlen-Grübling angeht habe etwas herum gelesen und beglückwunsche ich mich auch selbst zum Fund.

    Gruß Mario
    Ein Gruß aus den Bergischen Land


    Pilzchips 40 / 13 PC fürs APR.


    Bei Geschmackprobe bitte nicht runter schlucken.

  • Hallo Mario,


    der Erlengrübling ist erheblich seltener als die Ziegenlippe, er wächst auch an Standorten, wo der normale Pilzsammler nicht unterwegs ist, weil er sich nasse Füsse holen würde. Also schon ein Glückstreffer für Dich - und man sieht, wie wichtig es ist, auch scheinbar alltägliche Funde zu dokumentieren!


    Grüße, Jürgen


  • Hallo Mario,


    der Erlengrübling ist erheblich seltener als die Ziegenlippe, er wächst auch an Standorten, wo der normale Pilzsammler nicht unterwegs ist, weil er sich nasse Füsse holen würde. Also schon ein Glückstreffer für Dich - und man sieht, wie wichtig es ist, auch scheinbar alltägliche Funde zu dokumentieren!


    Grüße, Jürgen


    Tag Jurgen,


    da gebe ich dir vollkommen recht, deswegen habe ich auch den gewünschten Portrait erstellt, ich werde am Wochen Ende noch mal hin fahren, viell. kriege ich noch ein paar besseren Standort bilder gemacht.

    Gruß Mario
    Ein Gruß aus den Bergischen Land


    Pilzchips 40 / 13 PC fürs APR.


    Bei Geschmackprobe bitte nicht runter schlucken.