Erst findet er den Querweg nicht (es fehlt der Schnee, ohne den ist die Orientierung hin).
Er fährt hin und her und schließlich schräg die Böschung runter. Das fühlt sich aber ganz schön matschig an. Wenn er den Wagen hier festfährt ist er aufgeschmissen - besser so stehen bleiben, als noch weiter vom Weg runter.
Der Wagen steht nicht besonders schön, aber wenn - falls - jemand vorbei kommt, dann könnte das grade noch hinkommen. Vorausgesetzt, sein Verkehrsgegner ist dazu bereit, den Fahrweg auf der anderen Seite kurzzeitig zu verlassen.
Ausrüstung aufnehmen, alles wie gehabt, rechte Schulter auskugeln, den Fotorucksack anziehen, Stühlchen anhängen, Stativ schultern. Los geht's.
Da drüben steht der Ansitz noch (ein zusammenlegbarer Wanderansitz) - der stand auch schon im Schnee dort.
Erebus tappst weiter, zielgenau auf einen Ast mit weißem Schichtpilz (oder Rinden-, oder Rindenschicht-, oder Sonstwaspilz) zu, den hatte er damals auch fotografiert -und ja, da sind die beiden Porlinge!
Der Ast, auf dem die Beiden hocken, ist umgekippt und war wohl komplett unter dem Schnee verborgen. Ein Wunder, dass die beiden nicht plattgetreten sind.
Nebenbei bemerkt: Stielporlinge sind dankbare Fotomotive. Die lassen sich wunderbar vor der Kamera ausrichten. Für Hallimaschbilder der selben Machart, müsste man mit Bagger ganze Stubben extrahieren. Nicht so der Stielporling. Der lässt sich am Ästchen drehen und wenden, bis alles passt.
Trotz vergessener Brille merkt Erebus bald, dass etwas mit der Porengröße nicht stimmt. Die müssten doch eigentlich größer sein, um seinen Winterfund eines Borstrandigen Stielporlings zu untermauern.
Egal, ganz egal, zuhause (er hält das für eine gute Idee) wird er behaupten, er habe ein 40cm tiefes Loch ausgehoben, um dieses eindrucksvolle Paar zu fotografieren. [Lustig]
Jetzt könnte er ja eigentlich zum Wagen zurück, aber er beschließt, nach einmal den Drüslingskönig zu fotografieren. Und anschließend noch nach dort hinten, da, wo die Judasohren baumelten.
Kaum hat er sich bei König Drüse seinen zusammenlegbaren Wandersitz unter den Hintern geklemmt, wird er aus der Waldesruhe gerissen.
Irgendjemand rangiert wie blöde im Wald herum. Rangiert um die erebusische Familienkutsche rum, bleibt dann stehen, fährt wieder zurück, hält an, steigt aus.
Ein winterlicher Wald bietet nur unzureichenden Sichtschutz.
Ein Mensch geht zwanzig Schritte in den Wald, genau auf Erebus zu!
... und dreht um, geht zurück –“ puh!- schlägt sie Fahrertüre zu, dreht nochmal um und kommt wieder her.
Die beiden Gedanken –žvergesslicher Armleuchter–œ und –žjetzt gibt–™s Stress–œ begegnen sich flüchtig in Erebus Synapsen.
Zwar gibt es kein Schild –žnur für Forstwirtschaft–œ (auf jeden Fall nicht dort, wo E. in den Wald einbog), aber Erebus hat immer ein schlechtes Gewissen, wenn er mit dem Auto durch den Wald fährt. Vielleicht gibt es doch ein Schild, etwas versteckt hinter dem Stamm einer Eiche ..
Ein eher kleinwüchsiger Kerl trottet mit starr ausgerichtetem Blick heran.
Ein verärgerter Waldspazierfahrer der seine Rechte einfordert! Freie Fahrt für freie Spazierfahrer? Oder gar die Amtsgewalt?
Erebus sitzt auf dem Klappstühlchen knapp über dem Boden, nichts zwischen sich und dem aufziehenden Ärgernis als einem Stativ, einer Kamera, einem Drüsling. Es kommt näher und näher
und spricht den fränkischen Waldschratgruß: –žGrüß Gott!–œ
–žMahlzeit–œ (Erebus ist verwirrt.)
–ž Naturfotograf?–œ
–žJa .. nein ..
Pilze!–œ
–žAh, gibt–™s die jetzt?–œ
–žDrüsling!–œ Erebus deutet auf den König. Der hockt da wie eine Kröte und sagt nichts.
–žKenn ich mich nicht mit aus. Wollte grad mal da vorne nachsehen, nach den Leuten, die kein Holz bestellen, aber abholen–œ sagt der Schrat, wartet.
Langsam, langsam dämmert es.
–žAh, ja, ärgerlich–œ. –žFrüher war das kein Problem,–œ sagt der Schrat, –žaber heutzutage nimmt das Überhand.–œ Gute Idee, denkt Erebus, aber dann fällt ihm ein: in seinen Kachelofen passen leider keine Scheitholzstücke. Maximal Frühstücksbrettchen. Davon sagt er aber nichts, lenkt das Gespräch geschickt auf das Wetter: –žNa, jetzt wird es aber Frühling.–œ
–žFrühling? Wir haben jetzt mitten im Winter!–œ OK, kalendarisch hat der Mann recht.
–žAber heute ist vier Grad Plus!–œ meint Erebus vehement und bemerkt im selben Moment, wie sehr ihm Drüslinge, Winterstielporlinge und samtige Schichtpilze zum Halse heraushängen .. nur noch einen Monat bis Mitte März!
–žUnd Sie sind Jagdpächter?–œ Der Schrat blickt freundlich: –žForstverwalter! Ich kümmere mich hier ein wenig.–œ Und dann erfährt Erebus noch etwas über den Wald, der jetzt seiner ist.
1. Das Fundstück: Borstrandiger? Winter? Stielporling! P. brumalis / P. arcularius
2. Definitiv: Zwieseliger Winter-Stielporling Polyporus brumalis
3. Der Drüslings-König Exidia truncata
4a. Immer mit dabei: der Gemeine Spaltblättling Schizophyllum comune
4b.
LG, Uli