Unbekannter Täubling

Es gibt 23 Antworten in diesem Thema, welches 5.783 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Rita.

  • Hallo Pilzfreunde,


    gestern fand ich diesen Täubling bei uns im Wald. Kann mir jemand bei der Bestimmung weiterhelfen?


    Makroskopische Beschreibung:


    Hut: 4,5 cm Durchmesser, halbkugelig bis abgeflacht und im Zentrum eingedellt
    Oberfläche: glatt, matt, samtig, violett mit grünen Tönen
    Huthaut zu einem Drittel abziehbar
    Geruch: keinen festgestellt
    Lamellen: weiss bis leicht cremefarben
    Stiel: 6 cm lang, 2 cm Durchmesser, zylindrisch, voll; Oberfläche weiss und im unteren Teil leicht rosa überhaucht
    Chemische Reaktion: Eisensulfat: rosa-orange
    Farbe des Sporenpulvers: hell cremefarben


    Standort: unter Buchen



    Sporen in Melzers Reagenz:

    Sporengröße: 6,5-7,6 x 5,9-7,2 µ


    Basidie in Phloxin B


    Zystiden


    Elemente in der HDS


    Ich danke Euch schon mal im voraus für Eure Hilfe.


    LG
    Rita

  • Hallo Rita,


    für mich Russula cyanoxantha (Frauen-Täubling). Die Lamellen müssten beim Darüberreiben nicht wegspritzen und das Sporenpulver müsste weiß sein. Ansonsten sprechen m.M. nach die Hutfarbe sowie die mehr oder weniger isoliert warzigen Stacheln auf den Sporen für ihn.


    Schöne Grüße
    Gernot

  • Hallo Gernot,


    danke für Deine Antwort, aber gegen R. cyanoxantha sprechen zwei Argumente:
    Die Lamellen sind sehr spröde und die Eisensulfatreaktion passt überhaupt nicht. Bei R. cyanoxantha keine bis schwach hellgrau oder olivgrün.
    Bei diesem Täubling aber wird das Hutfleisch sofort rosa-orange.


    LG
    Rita

  • Hallo Rita,


    hast du die Reaktion auch auf dem Stiel getestet? Aber wenn die Lamellen so spröde waren, wird es wohl kaum R. cyanoxantha sein. Was war denn die Sporenpulverfarbe?


    Schöne Grüße
    Gernot


    Ps.: Schreib' doch die Informationen wie Lamellen sehr spröde, mit FeSO4 negativ oder nur schwach verfärbend, etc. gleich in den ersten Beitrag, dann kann man evtl. von Anfang leichter eine mögliche Bestimmung durchführen.

  • Hallo Gernot,


    mit der Beschreibung tue ich mich manchmal etwas schwer und vergesse wichtige Details.
    Die Sporenpulverfarbe hatte ich aber angegeben. Hell cremefarben.
    Der Geschmack ist mild.


    Ich hatte auch schon an R. amoena gedacht, aber der Pilz riecht nicht nach Hering und die Grate auf den Sporen passen nicht.


    LG
    Rita

  • Hallo Rita,


    tut mir sehr leid, die Sporenpulverfarbe habe ich tatsächlich übersehen. Ok, dann ist es nicht R. cyanoxantha, aber leider kann ich dir nun auch nicht mehr weiterhelfen. Vielleicht meldet sich noch jemand, würde nämlich selber gerne wissen, worum es sich handelt.


    Schöne Grüße
    Gernot

  • Hallo Gernot,


    vielleicht könnte es ja auch R. heterophylla sein!


    Ich habe die HDS nochmals genau untersucht und habe alle Elemente, die in PdS angegeben sind gefunden:



    LG

  • Hallo Rita,
    die Sporen dürften für R. heterophylla doch zu groß sein.
    Diese Art hat mit die kleinsten Sporen bei den Täublingen und ich kenne sie mehr grün bis grünbraun. Außerdem müsstest Du Crins finden, dass sind auffällige, nadelförmige Elemente in der Hutdeckschicht. Deine Bilder von der Cutis zeigen das nicht.
    Bei cremefarbenem Sporenpulver, positiver FeSo4-Reaktion, isoloiert und deutlich warzigen Sporen, spröden Lamellen, violetter Hutfarbe und kräftiger Statur bist Du im Formenkreis von oder direkt bei R. grisea gut aufgehoben. Für R. ionochlora dürften die FK zu kräftig sein. Die meist häufige und etwas ähnliche R. parazurea hat deutlich netzige Sporen und fast immer eine mehr bereifte, doch anders farbige Huthaut.
    Grüße von Mykado

  • Hallo Rita, dein letztes Bild rechts oben zeigt keinen Crin.
    Das ist nur eine dickwandige Hyphe.
    Crins sind lange, dickwandige und zugespitzte Nadelzellen,
    z.B. ähnlich denen von resupinaten Phellinusarten.
    Gruß Mykado

  • Hallo in die Runde,


    vermute auch, dass das in die Richtung von R. grisea geht. Die Art soll laut Jochen Girwert aus Thüringen (beschäftigt sich intensiv mit Täublingen) eine der ersten Gattungsvertreter im Jahr sein. Die Sporenmaße kommen gut hin, lediglich im SARNARI sind nicht ganz so breite Maße angegeben:


    Zitat

    6,5-8,5 x 5,4-6,5 µm


    Meinen Beitrag solltest Du aber nicht so hoch gewichten, da ich von der Gattung keine Ahnung habe. Habe mir aber fest vorgenommen, heuer ein paar genauer anzusehen.


    Gruß, Andreas

  • Hallo Mykado, hallo Andreas,


    vielen Dank für Eure Hilfe.


    Ich habe mir R. grisea in PdS angesehen und da würde wirklich alles passen. Auch die braun-gelblichen Flecken an der Stielbasis sind vorhanden.
    Gibt es für Täublinge noch bessere Literatur als PdS?


    LG
    Rita

  • Hallo zusammen,


    *kopfschüttel* da stand ich nun mächtig auf der Leitung, habe mich zu stark auf cyanoxantha versteift...


    Ich denke nun auch, dass dein Fund bei Russula grisea (Tauben-Täubling) gut aufgehoben ist. Das makroskopische Aussehen wie ein Frauen-Täubling, aber eben dunkleres Sporenpulver, splitternde Lamellen (ok, das haben viele Täublinge, aber im Vergleich zu cyanoxantha) und frühe Erscheinungszeit in meist kalkhaltigen Laubwäldern charakterisieren diese Art. Das Fleisch unter der Huthaut von R. grisea ist übrigens violettlich, das kann man an Fraßstellen, beim Durchschneiden ober beim Abziehen der Huthaut erkennen. Auch die chemischen Reaktionen passen für R. grisea.


    Schöne Grüße

  • Hallo Rita,


    an dt.sprachigen Werken fällt mir aus dem Stegreif der EINHELLINGER ein:
    EINHELLINGER, Alfred (1994): Die Gattung Russula in Bayern


    Leider ist das Buch wohl vergriffen...


    Gruß, Andreas

  • Hallo Rita,


    bei Täublingen hast du mit PdS recht gute Literatur. Im Moment zu den besten Werken zu zählen ist sicherlich der Sarnari ("Genere Russula in Europa" Band 1 + 2), der jedoch auf italienisch geschrieben ist. Ich konnte ihn mir mal ansehen, habe ihn selber aber leider nicht (steht schon auf meiner Wunschliste) und finde ihn schön aufgebaut und sehr ausführlich, sicher für jeden zu empfehlen, der sich intensiver mit Russula beschäftigen will.


    Ansonsten noch der von Andreas schon genannte Einhellinger, obwohl ich mir den noch nicht selber anschauen durfte. Mehr fällt mir im Moment eigentlich ein.


    Schöne Grüße
    Gernot

  • Nachtrag: Ob das Werk besser ist, weiß ich nicht. Eine dt. Übersetzung der beiden SARNARI-Bände wäre toll. Vielleicht geht der Traum ja eines Tages in Erfüllung. Würde mich schon mit Englisch zufrieden geben. Die Schlüssel sind in den Wälzern zumindest auch in Englisch vorhanden, das macht einiges einfacher.


    Nebenbei: Habe ich schon erwähnt, dass wir vereinsintern das Mykologische Wörterbuch in 7 Sprachen vervielfältigen und binden lassen? *uff*


    Gruß, Andreas

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  • Hallo Pilzfreunde,


    ja dann möchte ich mich nochmals ganz herzlich bei Euch allen für die rege Beteiligung bedanken.
    Gernot: das Fleisch unter der Huthaut ist violettlich!


    Bei den Büchern habe ich wegen des Einhellinger im Internet nachgeforscht, er ist wirklich vergriffen, aber wenn man Glück hat, bekommt man vielleicht irgendwann ein gebrauchtes Exemplar.


    Der Sarnari ist für mich wegen der Sprache nicht brauchbar. Ich kann kein Wort italienisch und da warte ich lieber, bis es hoffentlich mal eine Übersetzung gibt.


    LG
    und Euch allen noch einen schönen Abend
    Rita

  • Hallo Rita,


    die ersten Täublinge kommen und damit auch die Bestimmungsprobleme.
    Bei allem was ich hier sehe, würde ich mich Andreas anschliessen.
    Die Sporen von R. grisea haben außerdem die Eigenschaft sich in kleinen Kettchen (Streifen) zu vereinigen.


    LG


    Andreas

  • Hallo Rita,


    der Grisea-Bestimmung kann ich mich nicht anschließen. Das soll nicht heißen, dass das nicht R. g. ist, aber für mich gibt es hier noch einige Fragezeichen.
    Der wirkliche Doppelgänger der Art, nämlich ionochlora (ist vergleichsweise schmächtig), wurde noch gar nicht ins Spiel gebracht. Außerdem ist ein wichtiges Huthautmerkmal auf Deinen Bildern nicht zu beurteilen: Die sogenannten Haare.
    Die Huthautbilder wirken sehr dick. Quetsch doch mal die Huthaut in Kongorot richtig platt, so platt wie ´s nur geht, damit man den Aufbau der Haare erkennen.
    Das Sporenbild find ich gut.


    Alles Gute
    Thomas

  • Hallo Thomas,


    schön, daß Du auch zur Diskussion beiträgst zumal Du sehr viel Erfahrung in der Mikroskopie hast.


    Der Täubling war von der Statur her doch schon recht kompakt, so daß ich ionochlora eigentlich nicht in die nähere Wahl gezogen habe.
    Trotzdem sollten alle Wahrscheinlichkeiten abgeklärt werden.


    Ich habe hier mal zwei Aufnahmen von Haaren. Vielleicht kannst Du damit was anfangen. Besser ging es leider nicht.


    LG
    Rita

  • Hallo Rita,


    die Fruchtkörperbilder und -maße hatten bei mir den Eindruck eines eher schmächtiges Pilzes erweckt. Aber jetzt weiß ich ja, dass ich falsch lag.
    Deine neuen Huthautbilder sind klasse. Vor allem das zweite Bild ist sehr aussagekräftig ("fädig auslaufender Endabschnitt", Einhellinger)
    Hab keine Einwände mehr.


    Alles Gute


    Thomas

  • Hallo Thomas,


    danke für Deine Bestätigung.
    Den Einhellinger habe ich leider nicht und er ist im Augenblick auch nirgends erhältlich. Deshalb muß ich mich auf PdS beschränken. Dort werden zwar auch Unterschiede bei den Haaren der HDS beschrieben, aber irgendwie nichts Genaues.
    Jetzt kann ich ja guten Gewissens den Fund an Armin melden, damit er ihn in seine Pilzkartierung aufnimmt. Diese Art ist dort noch nicht aufgelistet.


    LG
    Rita

  • Hallo Rita,


    hab jetzt noch bei Sanari, PDS und auch in einen Artikel von Schwöbel geschaut. Bei Einhellinger sind die Haare von grisea und ionochlora am unterschiedlichsten gezeichnet. Bei den anderen Autoren sind die Unterschiede längst nicht so augenfällig. Als allgemeines Trennmerkmal gilt hier, dass die Haare von ionochlora öfter septiert, die Zellglieder kürzer und auch stärker tönnchenförmig angeschwollen sind als die von grisea. Vielleicht hilft Dir dies Info ja beim Interpretieren der Mikrozeichnungen in PDS.


    Alles Gute


    Thomas

  • Hallo und guten Tag Rita,


    Zitat

    Den Einhellinger habe ich leider nicht und er ist im Augenblick auch nirgends erhältlich. Deshalb muß ich mich auf PdS beschränken.


    auf PdS musst du dich nur bedingt beschränken. Wie es der Zufall so will habe ich gerade einen kleinen Ausschnitt aus –ždem Einhellinger–œ (Buchdeckel und Pilzbeschreibung) vorliegen und du wirst es nicht glauben –¦.. die Beschreibung ist über Russula grisea ;)


    Eine gute Zeit
    Gelbfieber


    [center]ein0078.jpg

  • Hallo Gelbfieber,


    das ist aber nett, vielen Dank für die Seite.


    Vielleicht habe ich ja Glück und kann das Buch doch noch irgendwann gebraucht erwerben. Was ich hier sehe ist nämlich sehr interessant.


    LG
    Rita