Hallo ihr Lieben,
auch wenn die meisten von euch vielleicht nach anderen Pilzen Ausschau halten, so würde ich euch doch gerne für ein paar Pilzen, gerade auf Frühjahrsblühern, sensibilisieren.
Es gibt eine Reihe an Pilzen die für ihre Entwicklung und Ernährung lebendes pflanzliches Gewebe benötigen. Es handelt sich hierbe um die obligat phytoparasitischen Kleinpilze. Zu ihnen gehören verschiedene Vertreter wie Rostpilze, Brandpilze (beides Basidiomycota), Echte Mehltaupilze (Ascomycota), Falsche Mehltaupilze (Chromista) und eine Reihe anderer.
Das Scharbockskraut (Ficaria verna (Syn. Ranunculus ficaria)) ist ein häufiger Frühjahrblüher der bald anzutreffen sein wird und einer Reihe an Pilzen als Wirt dient.
Brandpilze sind allgemein die seltenste Gruppe der ganzen Kleinpilze, weil sie stark von Umweltfaktoren und veränderungen abhängig sind.
Ein recht seltener Brandpilz ist Urocystis ficariae (Liro) Moesz .
Er verursacht im Jugendstadium bleigraue Brandblasen auf den Blättern und Stängel, die später aufplatzen und das schwarze Sporenpulver freigeben.
Ein im Vergleich recht häufiger "heller" Brandpilz ist Entyloma ficariae A. A. Fisch. Waldh.. Er bildet weiße Flecken auf den Blättern aus, welche im Durchlicht dunkel erscheinen. Das liegt daran, dass es für die Gattung Entyloma typisch ist, dass das Sporenpulver unter der Epidermis verbleibt und erst mit dem Zerfall des Blattes frei wird. Das was man im Durchlicht dunkel sieht sind also die Sporen.
Dem Pilz voran geht die Anamorphe (Entylomella ficariae (Berk.) Höhn.) von diesem Brandpilz, welche zu der Gruppe der Hyphomyceten (Imperfekte Pilze) gehört. Das Befallsbild ist das gleiche wie oben, oft findet man im gleichen Präperat auch Anamorphe und Teleomorphe nebeneinander. Makroskopisch zeichnet sie sich durch einen weißlichen Rasen auf den Flecken aus.
Im Mikrobild sind die runden dickwandigen Sporen das Teleomorphe und die schmalen fädigen Konidien der Anamorphe zu sehen.
Rostpilze kommen auch auf dem Scharbockskraut vor. Ein relativ leicht kenntlicher und auch häufiger ist Uromyces ficariae (Schumach.) Lév. Er verkürzt seine Entwicklung auf die Ausbildung dieser dunkelbraunen Sporenlager (Telien).
Dann gibt es noch zwei sehr ähnlich aussehende Rostpilze, die am besten mikroskopisch in der Bestimmung abgesichert werden müssen. Beide Arten vollführen einen Wirtswechsel, der eine zu Rumex (Ampfer), der andere zu Süßgräsern (Poa). Und beide bilden deswegen nur die ersten beiden Stadien eines Rostpilzes aus, die Pyknien und Aezien.
Bei Uromyces poae Rabenh. s.str. werden die becherförmigen Aezien in kleinen ringförmigen Gruppen ausgebildet, die nicht allzu kompakt sind.
Uromyces rumicis (Schumach.) G. Winter bildet größere und kompaktere Gruppen dieser Aezien, welche oft starke Schwielenbildungen hervorrufen.
Aber auch ein Falscher Mehltau (sie gehören aufgrund des Fehlens von Chitin in den Zellwänden nicht ins Reich der Fungi) befällt das Scharbockskraut. Die Blätter sind bei einer Infektion vergeilt, überragen die gesunden, sehen etwas stumpf aus und der Rand der Blätter ist nach unten umgerollt. Kurze Zeit später bildet sich auf der Blattunterseite ein grauer dichter Rasen aus Konidienträgern, welche meist bäumchenförmig verzweigt sind. Es handelt sich bei dem Pilz um Peronospora ficariae Tul. ex de Bary.
Zum Schluss gibt es auch noch einen Schwächeparasit auf dem Scharbockskraut, welcher vor allem schon durch andere Pilze befallene Individuen oder ältere Pflanzen angreift. Es ist ein Grauschimmel der ebenfalls eine Anamorphe ist und zu den Imperfekten Pilzen gehört: Botrytis ficariarum Hennebert
Bei einem Befall sieht die Pflanze wie mit Schimmel überzogen aus.
Die meisten Kleinpilze müssen allerdings für eine Absicherung der Bestimmung mikroskopiert werden, aber man kann makroskopisch schon eine gute Vorstellung von den Arten erhalten.
Der wichtigste Schritt bei der Kleinpilzbestimmung ist die genaue Wirtskenntnis, danach ist der Kreis der Verdächtigen soweit eingeengt, dass man mikroskopisch ein Ergebnis erhält.
Vielleicht hat ja jetzt der ein oder andere Lust im Frühjahr mal auf diese Pilzchen zu achten.
Liebe Grüße Julia