Über seltene Neufunde...

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  • Hallo allerseits,


    die letzten Tage, Wochen und Monate waren schon sehr anstrengend, es gibt Pilze überall, wo man nur hinguckt, was man auch einsammelt an den unterschiedlichsten Substraten, das ist scheinbar besetzt mit den unterschiedlichsten Arten. Und jede davon ist interessanter als die andere, aus diesem Grund möchte ich euch einige der wirklich schönen und teils spektakulären Neufunde vorstellen, die sich in letzter Zeit unter mein Mikroskop gewagt haben.


    Ich habe außerdem noch etwas an der Technik der Makrofotografie gearbeitet. Fotos durch das Mikro werden jetzt mit heller Unterlage gestützt (vorher einfacher Objektträger, der das Licht aber unsanft reflektiert hatte und die Qualität der Bilder dadurch beeinträchtigt hat). Die Ergebnisse bis jetzt scheinen ganz ok zu sein.


    Zunächst möchte ich euch aber ein paar Kurzeindrücke meiner kleinen "single"-Exkursion durch die Flora Köln zeigen. Um ehrlich zu sein: Die Hälfte der Zeit habe ich damit verbracht zu versuchen, die vielen kleinen gefiederten Freunde zu fotografieren, was mir nicht wirklich gut gelungen ist. Vor allem sehr viele Blau- und Kohlmeisen sowie Rotkehlchen und Amseln trauten sich teils bis zu 2m Entfernung an mich ran. Hier mal ein paar Bilder von einem Rotkehlchen und einer Amsel:






    Pilze gab es natürlich auch, nicht nur Trameten, Porlinge und Schichtpilze, sondern auch relativ unscheinbares Zeugs, wie diese Thyridium vestitum an hängenden Zweigen eines exotischen Ahorns (Acer sp.). Die Fruchtkörper liegen sehr versteckt unter der Rinde und sind selbst nach Anschnitt nicht gut zu bemerken, weil sie sehr dünn sind. Teilweise befinden sie sich noch im unreifen Stadium oder liegen nur als Nebenfruchtform vor.






    Aus der Schweiz wurde mir von einem Kollegen dieser Pilz zugeschickt, der zunächst als unscheinbarer Fund so nebenher per Anfrage in einer Email geschickt wurde, sich dann aber als Wuestneia xanthostroma herausstellte (danke an W. Jaklitsch für die Bestimmung). Fotos dieser Art gibt es bis dato wohl noch nicht, also habe ich hier welche gemacht. Die Fruchtkörper sind auffallend orangerot, zumindest was die Mündung durch den Rindenspalt angeht. Innen sind sie mit rundlichen, schwarzen Perithezien versehen. Diese dürften etwa 0,2-0,5 mm breit sein.





    Dann gab es noch eine kleine Gnomonia an abgestorbenen Stängeln von Rhus typhina (Essigbaum). Diese hatte Eike aus Leveste am 08.Febr. eingesammelt und mir damals zugeschickt, allerdings bin ich erst heute dazu gekommen, mir die Substrate anzugucken. Die Gattung war ja bereits klar, aber die Art kannte ich vorher nicht, also mal schnell in entsprechender Literatur geblättert und tatsächlich eine Gnomonia rhoicola gefunden. Das ist ein winziger Kernpilz, der einzeln in die Oberfläche des Substrats eingesenkt ist und nur mit einer spitzen Perithezienmündung aus diesem herausragt. Die Ascusspitze färbt sich in Kongo typisch selektiv rot, während die Sporen einfach zentral septiert sind und an beiden Enden ein Anhängsel haben. Es dürfte sich wahrscheinlich um einen Erstfund für Deutschland handeln...mindestens. Es wird nämlich vermutet, dass die Art nach der Originalbeschreibung von Barr nicht mehr nachgewiesen wurde.





    Und schließlich noch in "Eigenregie" zusammen mit meinem Bekannten aus Kerpen bei Köln diese Hapalocystis berkeleyi an abgestorbenem Platanenast, der nicht ganz auf den Boden, sondern auf einer Berberitzenhecke gelandet war, wodurch sich der Pilz wahrscheinlich erhalten hat. Denn viele Kernpilze sind scheinbar abhängig von luftigen Standorten und somit an noch hängenden Ästen zu finden. Die Fruchtkörper sind äußerlich ebenfalls sehr unscheinbar und lediglich durch die Unebenheit der Substratoberfläche erkennbar. Die winzigen Perithezien reißen die Rinde eigentlich fast gar nicht auf und verstecken sich. Durch einen Schnitt durch das Substrat kann man die teils kreisförmige Anordnung der Perithezien in einem nicht klar begrenzten Stroma erkennen.







    lg björn

    Projekt Fungi: 3277

    [FERTIG] Band 1a: 440 Pyrenomyceten mit 0-1fach sept. Sporen; Band 1b: 380 Pyrenomyceten mit 2-M.

    Band 2a: Pezizomycetes, Hypogäische Eurotiomycetes, Lecanoromycetes, Arthoniomycetes

    Band 2b: Leotiomycetes, Geoglossomycetes, Taphrinomycetes, Laboulbeniales, Orbiliomycetes

    Band 3: Rindenpilze, Heterobasidiomycetes, Cyphelloide Pilze
    Schwarzwälder Pilzlehrschau

    Einmal editiert, zuletzt von bwergen ()

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Björn!


    Sehe ich das richtig?
    Sind das die Arten, die deinen Zähler auf ein und drei Nullen umgestellt haben? ;)
    Irren Stoff zeigst du hier jedenfalls. Eigentlich jeder Pilz ein Portrait wert, aber ich sehe schon, die finden sich ja leicht über FP. :thumbup:


    Ein superschöner Griff ins Raritätenkabinett, Dafür ein Dankeschön.



    LG, Pablo.

  • Wunderschöne Bilder, sowohl der Vögel als auch der Pyrenos!
    Das ist mal wieder ganz großes Kino!
    Danke, Björn! :thumbup:


    An Platane suche ich bisher vergebens nach Hapalocystis berkeleyi.
    Dafür fand ich die makroskopisch kaum unterscheidbare Splanchnonema platani.



    Aber ich werde weitersuchen.


    Demnächst, wenn alles klappt, gemeinsam mit Anna und Stefan.
    Wäre doch gelacht, wenn wir die nicht finden würden! :D
    Bei den vielen Platanen, die es in Dresden gibt!


    Lieben Gruß vom Nobi

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    Chips: 72

  • Hallo Björn,


    ich finde deine Aufnahmen auch sehr schön besonders toll sind die in Macro ich hoffe ich kann mich irgendwann auch daran wagen.


    Klasse einfach Klasse :thumbup:

    Gruß Mario
    Ein Gruß aus den Bergischen Land


    Pilzchips 40 / 13 PC fürs APR.


    Bei Geschmackprobe bitte nicht runter schlucken.

  • Hallo Björn,


    Einfach Klasse :thumbup:


    Ganz in meiner Nähe in einem Park gibt es viele fast 100 jährige Platanus.sp ich wolte auch dort nachschauen ob was interesantes gibt nur habe ich nicht gewust wie die baum heist bis jetzt :D


    Gruß Zarko.