Obligat phytoparasitische Kleinpilze an Windröschen

Es gibt 5 Antworten in diesem Thema, welches 6.021 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Ingo W.

  • Hallo ihr Lieben,


    dann werde ich heute mal einen zweiten Teil über die obligat phytoparasitischen Kleinpilze verfassen.


    Ich habe mir für heute die Gattung Anemone (Windröschen) vorgenommen. Hier gibt es sowohl Pflanzen die typischerweise im Frühjahr und andere die im Sommer blühen.


    Jetzt im Frühjahr blühen in den Wäldern zwei verschiedene Windröschen. Einmal das weißblütige Busch-Windröschen (Anemone nemorosa).



    Die Schwesterart ist das Gelbe Windröschen (Anemone ranunculoides) welches in nährstoffreicheren Wäldern als die vorherige vorkommt.



    In Gärten findet man zu dieser Zeit verschiedene Garten-Anemonen, wie zum Beispiel die Kronen-Anemone (Anemone coronaria).


    Auf den Frühjahrs-Anemonen kommen eine Reihe an Pilzen vor, und meist kommt der genannte Pilz auf allen 3 obigen Vertretern vor. Wenn es anders sein sollte, erwähne ich das im Text.


    Ein nicht seltener Brandpilz ist Urocystis anemones (Pers.) G. Winter, der durch seine Schwielenbildung recht auffällig ist. Im Alter platzt er auf. Auf dem Bild ist er auf seinem häufigsten Wirt, dem Busch-Windröschen zu sehen.




    Aus der großen Gruppe der Rostpilze parasitieren eine Reihe an Arten auf den Anemonen, die Bestimmung ist hier meist recht schwierig, vor allem bei Arten die nur Aezien ausbilden.
    Tranzschelia discolor (Fuckel) Tranzschel & M.A. Litv. ist ein wirtswechselnder Rostpilz, welcher nur auf Zieranemonen vorkommt. Er bildet auf diesem Wirt Pyknien und Aezien (die Becher auf dem Bild) aus und wechselt im Sommer zu Pflaumen, Schlehen etc.




    Ochropsora ariae (Fuckel) Ramsb.: Der Befall äußert sich durch schneeweiße Becher (Aezien) welche einen zerschlitzten Rand aufweisen (wenn sie jung sind). Der Pilz wechselt im Sommer von den wilden Frühjahrsanemonen zu verschiedenen holzigen Rosengewächsen (Sorbus, Malus...).




    Eine sehr ähnliche Art, die meist im Feld ohne Mikroskop nicht unterschieden werden kann ist Tranzschelia pruni-spinosae (Pers.) Dietel, die ebenfalls im Sommer zur Vollendung des Entwicklungszyklus den Wirt wechselt (Prunus). Die Aezien sind hier eher gelblich. Problem: Die beiden letztgenannten Arten bräunen im Alter, sodass die Bestimmung mehr als problematisch ist.




    Der häufigste Rostpilz auf den wilden Frühjahrsanemonen ist Tranzschelia fusca (Pers.) Dietel. Dieser Pilz bildet nur Pyknien und Telien aus und vollführt keinen Wirtswechsel. Die stäubenden braunen Telien sind sehr gut zu erkennen. Befallene Pflanzen sind meist auf Entfernung identifizieren, sie sind vergeilt und wirken schmalblättriger. Dennoch müssen die Blätter zur Kontrolle umgedreht werden.





    Aus der Gruppe der Falschen Mehltaue gibt es ebenfalls Vertreter auf den Frühjahranemonen.
    Hierbei ist Plasmoverna anemones-ranunculoidis (SÇŽvul. & Rayss)
    Constant., Voglmayr, Fatehi & Thines
    monophage auf dem Gelben Windröschen. Blattoberseits sind die Blätter gelblich verfärbt, unterseits wird der weiße Rasen ausgebildet.




    Der Falsche Mehltaupilz auf den anderen Anemone-Arten trägt den Namen Plasmoverna pygmaea (Unger) Constant., Voglmayr, Fatehi & Thines, wobei dieser am häufigsten auf dem Busch-Windröschen gefunden wird.




    Es kommt weiterhin noch ein recht niederer Pilz auf der Gattung Anemone vor, welcher zu den Chytridiomycota (Töpfchenpilze) gehört. Sie besitzten stellenweise begeißelte Stadien.
    Bei einem Befall mit dem Pilz werden an der gesamten Pflanze, vor allem aber am Stiel, rote bis violette kleinen Gallen ausbildet, in welchen die Dauersporen sitzen. Der Pilz heißt Synchytrium anemones (DC.) de Bary & Woronin.




    Und natürlich darf auch Dumontinia tuberosa (Bull.) L. M. Kohn, der Anemonen-Sklerotienbecherling nicht fehlen, welcher parasitisch auf den Rhizomen verschiedener Anemone-Arten lebt.



    Alle diese Pilze können natürlich gemeinsam in Doppel, Dreifach oder Vierfachinfektionen der gleichen Pflanze vorkommen. Nicht selten ist zum Beispiel der Befall von Urocystis anemones + Tranzschelia fusca am Busch-Windröschen.


    Es gibt natürlich auch noch eine Anemone-Art, welche im Sommer auf Trockenrasen blüht, das Große Windröschen (Anemone sylvestris).



    Auch auf dieser schönen Pflanze kommt mit Puccinia pulsatillae Kalchbr. non Rostr. ein Rostpilz vor. Die Lager sind hier krustig ausgebildet und stäuben nicht (es sind hier Telien). Andere Stadien werden nicht ausgebildet. Der Pilz ist sehr selten, und war lange in Deutschland verschollen.





    Ich hoffe, dass euch der Beiträg gefällt und Lust aufs Frühjahr macht!


    Falls ich schon soweit bin auf meiner Seite, können genauere Infos über die einzelnen Pilze und weitere Bilder unter http://jule.pflanzenbestimmung.de/ bei der Suche ausfindig gemacht werden.



    Liebe Grüße Julia

  • Hallo Julia! :sun:


    Vielen Dank für diese aufs Neue sehr gute Doku. Die Bilder sind sehr aussagekräftig und vermitteln absoluten Anfängern wie mir einen guten Eindruck, worauf man bei diesen Pflanzen achten muss. Das ist eine große Hilfe.


    Gibt es hier eigentlich einen Foren-Doku-Oskar? So eine engagierte Leistung muss entsprechend gewürdigt werden. :thumbup:


    Mach bitte so weiter! Bin jetzt schon ein großer Fan. :D

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Julia!


    Toll, gleich das zweite geniale Thema zu den Phytoparasiten. :thumbup:
    Es macht richtig Spaß, das zu lesen, gerade auch so wie es aufgebaut ist. Da hat man sofort einen Anreiz, welche Pflanzen wann lohnenswerter Weise mal beobachtet werden können.


    Danke,
    Pablo.

  • Hallo Julia,


    Enfach Klasse :thumbup:


    Ein Große Danke Schön und bitte noch viele solche portrait, besonderes diese becherförmige phytoparasitischen Kleinpilze sind mir interesant, ein schönes motiv für meine makro objektiv.


    Gruß Zarko.

  • Hallo Julia!


    Vielen Dank für deinen Beitrag!!
    Du präsentierst wirklich schöne Aufnahmen und man merkt, dass du dich schon einige Zeit mit solcher Art von Pilzen und "Fastpilzen" beschäftigst.


    Natürlich, das muss ich zugeben, verstehe ich nicht immer alles, irgendwie fehlt mir der Bezug.
    Aber zu lesen, was es alles gibt, ist schließlich auch interessant. Vielleicht bleibt ja trotzdem manchmal was hängen von den Aezien, Telien und Pyknien.
    Schätze, für mich wäre erst mal der Grundkurs von Nöten.
    Ist es nicht verrückt, was die Natur alles hervorbringt?


    Lass dich auf jeden Fall nicht davon abhalten, weiteres aus einem Spezialgebiet zu posten, auch wenn du hier mehr oder weniger Einzelkämpfer sein dürftest.


    VG Ingo W

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    "Pilz nur von oben ist wie Käfer nur von unten"

    150-15 (APR 2022) = 135-5 (GnE-Wette verloren "über 11 gelöst") = 130+4 (am nächsten an der 222.Schnapps-Punktzahl) = 134+7 (7.Platz im APR 2022) = 141+4 (KISD-Prozente von GnE) = 145-15 (APR 2023) = 130+3 (10. Platz) = 133+3 (Unbewusst-Phal) = 136+5 (Lupus-Wette-APR-Sieger=ü300) = 141+5 (GnE-Gewinnsteuer-APR23) = 146+7 (Phalplatz 1) = 153-20 (APR 2024) = 133

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