Hallo ihr Lieben,
dann werde ich heute mal einen zweiten Teil über die obligat phytoparasitischen Kleinpilze verfassen.
Ich habe mir für heute die Gattung Anemone (Windröschen) vorgenommen. Hier gibt es sowohl Pflanzen die typischerweise im Frühjahr und andere die im Sommer blühen.
Jetzt im Frühjahr blühen in den Wäldern zwei verschiedene Windröschen. Einmal das weißblütige Busch-Windröschen (Anemone nemorosa).
Die Schwesterart ist das Gelbe Windröschen (Anemone ranunculoides) welches in nährstoffreicheren Wäldern als die vorherige vorkommt.
In Gärten findet man zu dieser Zeit verschiedene Garten-Anemonen, wie zum Beispiel die Kronen-Anemone (Anemone coronaria).
Auf den Frühjahrs-Anemonen kommen eine Reihe an Pilzen vor, und meist kommt der genannte Pilz auf allen 3 obigen Vertretern vor. Wenn es anders sein sollte, erwähne ich das im Text.
Ein nicht seltener Brandpilz ist Urocystis anemones (Pers.) G. Winter, der durch seine Schwielenbildung recht auffällig ist. Im Alter platzt er auf. Auf dem Bild ist er auf seinem häufigsten Wirt, dem Busch-Windröschen zu sehen.
Aus der großen Gruppe der Rostpilze parasitieren eine Reihe an Arten auf den Anemonen, die Bestimmung ist hier meist recht schwierig, vor allem bei Arten die nur Aezien ausbilden.
Tranzschelia discolor (Fuckel) Tranzschel & M.A. Litv. ist ein wirtswechselnder Rostpilz, welcher nur auf Zieranemonen vorkommt. Er bildet auf diesem Wirt Pyknien und Aezien (die Becher auf dem Bild) aus und wechselt im Sommer zu Pflaumen, Schlehen etc.
Ochropsora ariae (Fuckel) Ramsb.: Der Befall äußert sich durch schneeweiße Becher (Aezien) welche einen zerschlitzten Rand aufweisen (wenn sie jung sind). Der Pilz wechselt im Sommer von den wilden Frühjahrsanemonen zu verschiedenen holzigen Rosengewächsen (Sorbus, Malus...).
Eine sehr ähnliche Art, die meist im Feld ohne Mikroskop nicht unterschieden werden kann ist Tranzschelia pruni-spinosae (Pers.) Dietel, die ebenfalls im Sommer zur Vollendung des Entwicklungszyklus den Wirt wechselt (Prunus). Die Aezien sind hier eher gelblich. Problem: Die beiden letztgenannten Arten bräunen im Alter, sodass die Bestimmung mehr als problematisch ist.
Der häufigste Rostpilz auf den wilden Frühjahrsanemonen ist Tranzschelia fusca (Pers.) Dietel. Dieser Pilz bildet nur Pyknien und Telien aus und vollführt keinen Wirtswechsel. Die stäubenden braunen Telien sind sehr gut zu erkennen. Befallene Pflanzen sind meist auf Entfernung identifizieren, sie sind vergeilt und wirken schmalblättriger. Dennoch müssen die Blätter zur Kontrolle umgedreht werden.
Aus der Gruppe der Falschen Mehltaue gibt es ebenfalls Vertreter auf den Frühjahranemonen.
Hierbei ist Plasmoverna anemones-ranunculoidis (SÇŽvul. & Rayss)
Constant., Voglmayr, Fatehi & Thines monophage auf dem Gelben Windröschen. Blattoberseits sind die Blätter gelblich verfärbt, unterseits wird der weiße Rasen ausgebildet.
Der Falsche Mehltaupilz auf den anderen Anemone-Arten trägt den Namen Plasmoverna pygmaea (Unger) Constant., Voglmayr, Fatehi & Thines, wobei dieser am häufigsten auf dem Busch-Windröschen gefunden wird.
Es kommt weiterhin noch ein recht niederer Pilz auf der Gattung Anemone vor, welcher zu den Chytridiomycota (Töpfchenpilze) gehört. Sie besitzten stellenweise begeißelte Stadien.
Bei einem Befall mit dem Pilz werden an der gesamten Pflanze, vor allem aber am Stiel, rote bis violette kleinen Gallen ausbildet, in welchen die Dauersporen sitzen. Der Pilz heißt Synchytrium anemones (DC.) de Bary & Woronin.
Und natürlich darf auch Dumontinia tuberosa (Bull.) L. M. Kohn, der Anemonen-Sklerotienbecherling nicht fehlen, welcher parasitisch auf den Rhizomen verschiedener Anemone-Arten lebt.
Alle diese Pilze können natürlich gemeinsam in Doppel, Dreifach oder Vierfachinfektionen der gleichen Pflanze vorkommen. Nicht selten ist zum Beispiel der Befall von Urocystis anemones + Tranzschelia fusca am Busch-Windröschen.
Es gibt natürlich auch noch eine Anemone-Art, welche im Sommer auf Trockenrasen blüht, das Große Windröschen (Anemone sylvestris).
Auch auf dieser schönen Pflanze kommt mit Puccinia pulsatillae Kalchbr. non Rostr. ein Rostpilz vor. Die Lager sind hier krustig ausgebildet und stäuben nicht (es sind hier Telien). Andere Stadien werden nicht ausgebildet. Der Pilz ist sehr selten, und war lange in Deutschland verschollen.
Ich hoffe, dass euch der Beiträg gefällt und Lust aufs Frühjahr macht!
Falls ich schon soweit bin auf meiner Seite, können genauere Infos über die einzelnen Pilze und weitere Bilder unter http://jule.pflanzenbestimmung.de/ bei der Suche ausfindig gemacht werden.
Liebe Grüße Julia