Strobilurus esculentus = Fichtenzapfen - Rübling

Es gibt 18 Antworten in diesem Thema, welches 12.890 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Tricholomopsis.

    • Offizieller Beitrag

    Strobilurus esculentus (Wulfen) Singer
    Fichtenzapfenrübling / Fichtenzapfen - Nagelschwamm
    Synonyme:
    - Agaricus esculentus Wulfen
    - Collybia esculenta (Wulfen) P. Kumm.
    - Marasmius esculentus (Wulfen) P. Karst.
    - Pseudohiatula esculenta (Wulfen) Singer
    - Pseudohiatula conigena var. esculenta (Wulfen) M.M. Moser
    - Strobilurus esculentus var. griseus Metrod


    Basidiomycota --> Agaricomycetes --> Agaricomycetidae --> Agaricales --> Physalacriaceae --> Strobilurus --> Strobilurus esculentus



    Hut: bis 4 cm breit, glatt bis etwas speckig glänzend; Hutrand garnicht bis kurz und fein gerieft; dunkel schokoladenbraun über graubraun bis grau (var. griseus) oder fast weißlich (wenn frisch aus dem Erdreich hervortretend; ältere Exemplare mit fast flach ausgebreiteten Hüten, ganz jung nur mit weißen Knöpfchen, dann meist auch noch unter der Erdoberfläche


    Stiel: überirdisch bis 10 cm lang; glatt, meist glänzig, enghohl, zäh; fuchsig braun bis ockerlich mit hellerer Spitze (diese meist sogar cremeweiß); unterirdisch mit weißlicher, faserfilziger Scheinwurzel, die sich meist gewunden bis zu 10 cm weit durch den Waldboden zieht bis zu einem (oft vergrabenen) Fichtenzapfen.
    Natürlich kann S. esculentus auch aus nicht vergrabenen Fruchtkörpern wachsen, in dem Fall reduziert sich die Pseudorhiza (Wurzel) auf wenige Millimeter. Allerdings sind in dem Fall die ganzen Fruchtkörper kleiner und blasser.


    Lamellen: weißlich bis grau, recht eng stehend, untermischt, fast frei


    Fleisch: sehr dünnfleischig, im Stiel zäh; weißlich bis graulich; Geruch unbedeutend bis angenehm, Geschmack mild


    Speisewert: essbar


    Sporenpulver: weißlich bis cremefarben


    Vorkommen: weit verbreitet und häufig, im Fichten- und Fichtenmischwald auf / an Fichtenzapfen (auch ganz oder teilweise vergrabenen); ganzjährig, am häufigsten im Frühjahr und bei günstiger Witterung auch im Winter


    Verwechslungen: Der Mäuseschwanz – Rübling (Baeospora myosura) ist nicht nur wegen dem Substrat besonders ähnlich. Dazu vergleiche auch die Diskussion ab >Ingos Kommentar<.
    Ganz grob lässt sich sagen, daß B. myosura in Hut, Stiel und Lamellen einheitlicher gefärbt ist und mehr auf offen liegenden Zapfen vorkommt. Somit hat er auch nicht diese langen, kriechenden Wurzeln und die Hüte schirmen schneller auf, sind also nicht so winzig knopfförmig, wie bei den durch die Erde kriechenden S. esculentus. Zudem ist das Sporenpulver von Baeospora amyloid, verfärbt sich also mit der Zugabe von melzer schwarzblau. (Danke an Peter für den Hinweis!)
    Der Fichtenzapfen – Helmling (Mycena strobilicola) hat eine andere Hutform (glockig bis flach kegelig) und unterscheidet sich durch seinen ausgeprägten Chlorgeruch.
    Es gibt noch etliche im Aussehen ähnliche Pilze, die allerdings nicht direkt an Fichtenzapfen wachsen.
    Der bittere (Strobilurus tenacellus) und der milde Kiefernzapfenrübling (Strobilurus stephanocystis) wachsen auf Kiefernzapfen


    Wissenswertes: Im Frühjahr gibt es bisweilen Massenfruktifikationen, so daß ganze Waldareale mit dem Pilz zugewachsen erscheinen. In solchen Fällen könnte sich ein Sammeln zu Speisezwecken fast lohnen–¦



    Bilder:





    Links zu verwandten und ähnlichen Arten im Archiv:
    >Strobilurus stephanocystis = Milder Kiefernzapfenrübling<
    >Strobilurus tenacellus = Bitterer Kiefernzapfenrübling<
    >Baeospora myosura = Mäuseschwanz - Rübling<
    >Mycena strobilicola = Fichtenzapfenhelmling<

  • Hallo Pablo,


    klasse Beitrag. :thumbup: Du gibst dir unglaublich viel Mühe mit den Pilzporträts. Vielen Dank dafür!



    toller Eintrag,aber einmal hast du dich verschrieben,wenn ich das richtige sehe. "überirdisch bis zu 10m lang" ich glaube dass müsste bis zu 10cm heißen,oder nicht? :D


    Falls du dich nicht verschrieben hast, lohnt es sich aber ganz bestimmt den zu sammeln. :evil: Wenn man es bis zum Hut hochschafft (der Stiel scheint recht glatt zu sein...) und seine Säge mitbringt. ;)


    ;)

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Parasol!


    Jau, 10 cm muss es heißen. Ist verbessert, danke. :thumbup:
    10 Meter wäre schon ein wahrer Gigant. :D



    Hallo, Anna!


    Danke. :)
    Übrigens: Nein, mit 10 Meter langem Stiel würde ich den auch nicht sammeln. Das wäre mir zu nervig abzuschleppen.


    Wo sind nun deine Bilder? Wir haben den doch nun zweimal zusammen gefunden, und ich weiß genau, daß deine Bilder besser sind als meine. :)
    ...ah. Ihr habt wohl nur den kleinen Apple dabei in Dresden?



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo!


    Ich schließe mich da mal an, und sag ´s nochmal. Man sieht, wieviel Arbeit du in die Portraits steckst und was du dir für Mühe machst!


    2 Dinge sehe ich anders:

    Zitat


    Vorkommen....ganzjährig, aber im Sommer und Herbst selten,.....


    Ist im Herbst nicht selten, in manchen Jahren wächst er schon im Herbst/Vorwinter massenhaft.


    Zitat


    Verwechslungen: Der Mäuseschwanz –“ Rübling (Baeospora myosura) erscheint mehr im Herbst und Spätherbst; er unterscheidet sich durch seinen auf ganzer Länge zottig –“ filzigen Stiel.


    Den findet man aber genauso im Frühjahr, und mit auf ganzer Länge zottigen Stiel, da weiß ich nichts davon.
    Ist schwierig die Unterschiede zu erklären: Baeospora myosurus hat fast einheitliche Farben in verschiedener Helligkeit an Hut, Stiel und Lamellen (nicht schneeweiß in den Lamellen oder der Stielspitze), enger stehende Lamellen, der Stiel entspringt immer oberirdisch sichtbar am Zapfen, ist auch kürzer und nie 2- oder 3-farbig wie die Zapfen-Nagelschwämme (braun, gelb, weiß).


    Was ich verwunderlich finde, ist, dass er laut Datenbanken jetzt Baespora myosura heißt mit "a" am Ende des Epithets. So habe ich den immer geschrieben, da war ´s aber noch falsch, da hieß es immer, "myosurus" wäre richtig.


    VG Ingo W

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    "Pilz nur von oben ist wie Käfer nur von unten"

    150-15 (APR 2022) = 135-5 (GnE-Wette verloren "über 11 gelöst") = 130+4 (am nächsten an der 222.Schnapps-Punktzahl) = 134+7 (7.Platz im APR 2022) = 141+4 (KISD-Prozente von GnE) = 145-15 (APR 2023) = 130+3 (10. Platz) = 133+3 (Unbewusst-Phal) = 136+5 (Lupus-Wette-APR-Sieger=ü300) = 141+5 (GnE-Gewinnsteuer-APR23) = 146+7 (Phalplatz 1) = 153-20 (APR 2024) = 133

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    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Ingo!


    Danke für den Kommentar! :thumbup:
    Zunächst mal habe ich die "selten im Sommer und Herbst" - Zeile rausgeschmissen.


    Zur Unterscheidung mit dem Mäuseschwanz habe ich mal alles Verwirrende ebenfalls rausgenommen. Und dafür mal einfach vorwitzig auf deinen Beitrag hingewiesen. ;)
    Der Auftrag an mich lautet: Mäuseschwanz finden, genau angucken, Portrait basteln und Unterschiede aktualisieren. Das mit der Stielbeschaffenheit stammt aus den GPBWs:

    Zitat


    Stiel (...) graurötlich, unten dunkelbraun, auf ganzer Länge feinzottig, mit kahler, langer Wurzel.


    G. J. Krieglsteiner; Die Großpilze Baden - Württembergs; Band 3; Seite 133


    Interessanterweise erinnert mich deine Beschreibung zu Baeospora myosura (steht bei Krieglsteiner übrigens auch "myosurus") an das, was im großen BLV steht. Den habe ich zwar nicht vorliegen, hatte aber nach dem ersten Fund schon mit Anna zusammen die beiden in eben dem Buch verglichen.


    Verwirrend...
    Muss ich mir selbst einfach mal im Feld angucken.



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo!


    Sicherlich meinen die in der BaWü-Flora das richtige, ist aber nicht gut ausgedrückt. Frisch ist der Stiel wohl befasert, aber das ist weit entfernt von "auf ganzer Länge feinzottig". Ich denke mal, die Stiele verkahlen auch recht schnell, auffällig ist das auf jeden Fall für mich bisher nie gewesen.


    Hier habe ich ein Bild gefunden, wo man was sieht am Stiel:
    http://www.naturephoto-cz.com/…sura-photo_lat-12799.html
    Was ich übrigens auch noch vergessen habe: diese Baeospora ist ein totaler "Schnellaufschirmer", die Hüte sind überwiegend flachkegelig, auch klein schon. Die Strobilurus sind mehr konvex, also schöner und gleichmäßiger "rund" gewölbt. Ist aber auch nur wieder so eine Feinheit.


    VG Ingo W

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  • Hallo, Pablo!



    Wo sind nun deine Bilder?



    Ruhen auf der Festplatte meines Laptops. :shy:



    Wir haben den doch nun zweimal zusammen gefunden, und ich weiß genau, daß deine Bilder besser sind als meine. :)


    Das stimmt net, die sind zum Großteil eher unscharf bei mir. Den muss ich noch mal finden und besser ablichten ;(




    ...ah. Ihr habt wohl nur den kleinen Apple dabei in Dresden?
    LG, Pablo.


    :shy:



    :/


    Bevor Stefan mich noch verpetzt:
    Nein, auch der große Schlepptop durfte mit verreisen. Deshalb kommt ihr jetzt in den Genuß meines mittelmäßigen Fichtenzapfenrüblingsgeknipse...:cool: Du hast es so gewollt. X/






  • Hallo!


    Und 2 Dinge sind auf Annas Bildern zu sehen, die man bei der Baeospora nicht hat:
    1: man sieht diese weißen (oft gewundenen) Stiele mit Miniköpfchen, also die Fruchtkörper, die sich von der eingebuddelten Zapfenunterseite an die Oberfläche schieben.


    2: man sieht andeutungsweise, zumindest auf dem letzten Bild, eine eindeutige 2-Farbigkeit des Stiels (noch genauer betrachtet wäre der Übergang von Braun zu Weiß nämlich gelb und damit 3-farbig) mit deutlich weißer Stielspitze und deutlich weißen Lamellen.


    Würde man den gößeren Fruchtkörper auf Anna-Bild 3 alleine abbilden, wäre ich mir jedoch nicht 100%-ig sicher bei einer Bestimmung.


    Überhaupt ist es am Bild manchmal schwieriger als live vor Ort. Auch im folgenden Bild haben die Pilze beinahe Hutform und Farbe von Baeospora.
    Hier helfen aber die schneeweißen Lamellen:


    VG Ingo W

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    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Ingo!


    Da nochmal Danke für die Bilder und weiteren Erläuterungen. Das lohnt sich wirklich. Vielleicht kann ich die Erkenntnisse morgen mal noch in ein - zwei Sätzen zusammenfassen und oben als Unterscheidungshilfe einfügen.


    Der Pilz auf dem dritten Bild von Anna ist übrigens der Selbe wie auf ihrem ersten und zweiten und auch auf dem ersten und dritten von mir. ;)



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo!


    Zitat


    Der Pilz auf dem dritten Bild von Anna ist übrigens der Selbe wie auf ihrem ersten und zweiten und auch auf dem ersten und dritten von mir.


    Zumindest, was Annas Bilder betrifft, habe ich das schon gesehen.
    Ich wollte jedoch ein uneindeutiges Beispiel anführen. Bei Anna-Bild 1 würde sich der Fruchtkörper alleingestellt durch die weißen Lamellen verraten, bei Bild 2 durch den dort deutlicher sichtbaren Farbwechsel am Stiel.


    VG Ingo W

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  • Hallo Ingo,


    vielen Dank für die Hinweise zur Unterscheidung der beiden Arten. Finde ich wirklich sehr hilfreich! :thumbup:

  • Hallo,


    da ich S. esculentus heute mikroskopiert habe, möchte ich hier noch die Zystiden des Fichtenzapfenrüblings ergänzen:


    Viele Grüße,
    Matthias

    Je intensiver man sich mit Pilzen beschäftigt, desto komplizierter wird es, sie zu bestimmen.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Matthias!


    Schöne Sache. Das ist die einzige Art der Gattung, die ich noch nicht unters Mikro gelegt hatte.
    Muss ich aber unbedingt mal machen, weil was ja faszinierend ist: Die sehen aus wie Rißpilz - Zystiden. 8|



    LG, Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,


    kurze Ergänzungen: Ich hatte den Ende Dezember, letzten Jahres in reinweiß. Das kann auch mal vorkommen. Leider hab ich das Exemplar nicht fotografiert.
    Die Ähnlichkeit mit Risspilzzystiden ist gegeben. Allerdings sind die Zystiden im Gegensatz zu Risspilzen dicker und kräftiger; andererseits sitzen die Kristalle von S. esculentus nicht nur oben am "Schopf" (wie bei den Risspilzen) sondern auch relativ weit unten am "Hals." (gut zu sehen im linken oberen Bild von Matthias) Zudem sind die Kristalle bei S. esculentus auch größer als bei Risspilzen.


    Hier macht sich mal bezahlt, dass ich letztes Jahr so viele Risspilze unterm Mikro hatte. :cool:


    l.g.
    Stefan


    P.S. wieder mal ganz tolle Bilder Matthias!

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.

    Einmal editiert, zuletzt von Climbingfreak ()

  • Hallo zusammen,


    ich konnte am 31.10.21 in einem Fichtenwald eine Strobilurus einsammeln und nach langem hin und her als S. esculentus indentifizieren.

    Hier sind die Bilder:

    1.


    2.


    3.


    4. HDS


    5. HDS


    6. Cheilozystiden


    7. Cheilozystiden


    8. Cheilozystiden


    9.


    10. Pleurozystiden


    11. Stiel


    12.


    VG : Thorben

  • Servus beinand,


    nur zur Info: mit Strobilurus albipilatus ein zweiter Zapfenrübling an Fichtenzapfen nachgewiesen worden – vgl. hier: https://www.funga-austria.at/viewtopic.php?p=2128#p2128


    Liebe Grüße,

    Christoph