Hallo ihr Lieben,
nun wird es ein bisschen komplizierter. Auf dem Waldmeister (Galium odoratum) können mehrere Pilz vorkommen, die aber auch allgemein auf der Gattung Labkraut (Galium) wachsen, deswegen habe ich mir für diesen Beitrag die Gattung Galium mit ihren Kleinpilzen ausgesucht.
Zu Anfang kurz die Wirte, auf denen Kleinpilze im Beitrag vorgestellt werden. Die Gattung Galium ist nicht klein, oftmals ist ihre Bestimmung auch nicht leicht.
Das wohl bekannteste ist das Kletten-Labkraut (Galium aparine), welches eigentlich überall wächst, es mag vor allem stickstoffreichen Boden und seine Früchte "kletten".
In den Wäldern wird es bald wieder gut riechen, wenn der Waldmeister (Galium odoratum) zu blühen beginnt. Auch diese Art ist eigentlich unverwechselbar.
Auf den Wiesen und an Wegrändern wachsen im Sommer weiße Labkraut-Arten, welche man bequem (wenn man nicht gerade in Sümpfen, Mooren oder an Bachrändern unterwegs ist) in die Artengruppe Galium mollugo (Wiesen-Labkräuter) einordnen kann.
Ein ebenfalls häufiges Labkraut und zudem noch leicht kenntnlich ist das gelbblütige Echte Labkraut (Galium verum). Es blüht relativ spät, kann eigentlich nur mit seinem frühblühenden Verwandten Wirtgens-Labkraut (Galium wirtgenii) verwechselt werden.
Zwischen dem Wiesen-Labkraut und dem Echten Labkraut gibt es übrigens einen sehr häufigen Bastard (Galium x pomeranicum), den man mit ein bisschen Übung gut erkennen kann. Er fällt vor allem durch seine intermediäre Blütenfärbung (hellgelb) auf. Auf dem Bild von links nach rechts: Wiesen-Labkraut, Bastard-Labkraut, Echtes Labkraut.
Ich möchte hier auch das seltene Blaugrüne Labkraut (Galium glaucum) zeigen, welches selten ist, aber einen spezifischen Rostpilz, siehe unten, hat. Wie der Name schon sagt, fällt dieses Labkraut vor allem durch seine blaugrüne Blattfärbung auf.
In den Alpen gibt es natürlich auch eine Menge an weiteren Labkrautarten, hier möchte ich nur kurz das häufigste, das Ungleichblättrige Labkraut (Galium anisophyllon) erwähnen. Es ist nicht immer leicht als dieses anzusprechen, zeichnet sich aber durch die unterschiedlich geformten Blätter aus.
Nachdem nun die wichtigsten Wirt geklärt sind, möchte ich auf eine Auswahl an häufigen und seltenen Kleinpilzen auf der Gattung Labkraut (Galium) eingehen:
Ich starte mit der Gruppe der Falschen Mehltaue (Oomycota), welche, wie schon mal erwähnt, im eigentlichen Sinne ja nicht zu den Pilzen (wegen fehlendem Chitin) gehören. Hier gibt es 3 verschiedene Arten. Das Befallsbild ist eigentlich immer das gleiche: Zwischen normalen Pflanzen stehen immer wieder vergeilte, hellgrün gefärbte Individuen, welche auf der Blattunterseite einen grauen dichten Rasen ausbilden.
Auf dem Waldmeister ist Peronospora calotheca Fuckel spezifisch.
Das Kletten-Labkraut hat mit Peronospora aparines (de Bary) Gäum. ebenfalls einen spezischen Falschen Mehltau, der nicht selten ist.
Auf allen anderen Labkraut Arten kommt, natürlich in jeweils unterschiedlicher Häufigkeit, Peronospora galii Fuckel vor, wobei der Hauptwirt das hier gezeigte Wiesen-Labkraut ist.
Mit den Flagellatenpilzen (Chytridiomycota), welche ja zu den niederen Pilzen gehören, hat das Labkraut auch gallverursachende Pilze. Synchytrium galii Rytz bildet kleine gelbe Warzen an allen Teilen der Pflanze. Diese infizierten Pflanzen sind meist bis zur Unkenntlichkeit verformt. Allgemein ist der Pilz selten. Diese Fund stammt vom Ungleichblättrigen Labkraut aus den Alpen.
Die Gruppe der Ascomycota ist mit zwei Vertretern der Echten Mehltaupilze (Erysiphales) ebenfalls auf diesem Wirt vertreten. Die Gruppe kann sowohl Anamorphen (Oidium) als auch Teleomorphen (Chasmothecien) ausbilden.
Die beiden Pilze können allerdings nur mikroskopisch unterschieden werden. Ein Merkmal ist zum Beispiel, dass Neoërysiphe galii (S. Blumer) U. Braun, hier auf dem Kletten Labkraut, erst nach der Überwinterung im Sommer des darauffolgenden Jahres Sporen in seinen Schläuchen bildet.
Die andere Art ist Golovinomyces riedlianus (Speer) Heluta, hier auf dem Wiesen-Labkraut.
Es gibt allerdings auch noch einen weiteren Vertreter der Ascomycota auf dieser Gattung, welcher im klassischen Sinn kleine Becher ausbildet, die aus der Epidermis der Pflanze hervorbrechen. Am häufigsten wird dieser Ascomycet, Leptotrochila verrucosa (Wallr.) Schüepp, gerade auf dem Kletten-Labkraut gefunden. Besonders eigenen sich die jungen Pflänzchen die im moment zu finden sind. Einfach mal hier und da welche ausrupfen, die gelbliche Blätter habe und umdrehen. Vielleicht ist der Pilz ja drunter.
Nun zu der Gruppe der Ständerpilze (Basidiomycota).
Es gibt einen einzigen Brandpilz auf der Gattung Galium, welcher allerdings nur zerstreut gefunden werden kann. Am häufigsten (siehe Bild) dient das Wiesen-Labkraut als Wirt. Die befallenen Pflanzen sind vergeilt, gelbgrün gefärbt und weisen an den Knoten schwarze Ansammlungen von Sporenmasse auf. Der Pilz hört auf den Namen Melanotaenium endogenum (Unger) de Bary.
Was die Gruppe der Rostpilze angeht, so wird das auf der Gattung Galium nun etwas kompliziert, es sind auch nicht wenige die darauf wachsen.
Zuerst einmal möchte ich auf die Arten hinweisen, die wirtsspezifisch sind:
Auf dem Waldmeister gibt es eine spezifische Rostpilzart, Puccinia asperulae-odoratae Wurth. Er vollführt seinen kompletten Entwicklungszyklus auf dem Wirt. Die Blätter weisen oberseits gelbe Punkte auf, unterseits becherförmige Aezien, oder punktförmige zimtbraune Uredien, oder dunkelbraune Telien.
Puccinia coaetanea Bubák kommt spezifisch auf dem Blaugrünen Labkraut vor, und ist wie sein Wirt nur selten zu finden. Auch dieser Pilz bildet alle vier Sporenstadien auf diesem Wirt aus und vollführt keinen Wechsel. Auf dem Bild sind die zimtbraunen Uredien und Reste von Bechern der Aezien zu sehen.
Und nun zu den restlichen Rostpilzen. Die folgenden 3 Rostpilzarten können alle auf dem Wiesen-Labkraut gefunden werden, sind aber auch auf den anderen Galium-Arten möglich.
Die wohl häufigste Rostpilzart ist Puccinia punctata Link. Das Befallsbild ist auffällig, wie der Namen schon sagt sind auf den Blattunterseiten kleine runde Lager ausgebildet. Am häufigsten findet man die zimtbraunen Uredien. Nur selten werden auch Aezien oder Telien ausgebildet.
Dieser Pilz wird nach den unterschiedlichen Wirten und Sporengrößen noch in 4 forma specialis unterschieden.
Ein weiterer Rostpilz ist Puccinia galii-verni Ces., welcher nur Telien ausbildet. Diese Lager sind meist etwas polsterförmig hervorgewölbt und verursachen gerne an verschiedenen Pflanzenregionen kleine Schwielen. Hier ist ebenfalls wieder das Wiesen-Labkraut als Wirt abgebildet.
Zum Schluss noch ein recht auffälliger Rostpilz, welcher vom Befallsbild der anderen Arten abweicht. Er hört auf den Namen Thekopsora guttata (J. Schröt.) Syd. & P. Syd.. Die Uredien sind hier orange und pustelartig ausgebildet. Sie liegen lange unter die Epidermis, bis sie sich mit einem Porus öffnen und die Sporenmasse austritt. Das Befallsbild zeige ich hier am Echten Labkraut.
Trotz des Beitrage, wodurch die Bestimmung der Kleinpilze vielleicht leichter rüberkommt möchte ich betonen, dass für die Bestimmung der obligat parasitischen Kleinpilze die Wirtskenntnis sehr sehr wichtig ist. Weiterhin muss man sehr oft mikroskopieren, weil oftmals die Wirtsspektren der unterschiedlichen Arten noch gar nicht vollständig erforscht sind.
Ich hoffe trotzdem, dass der ein oder andere in diesem Jahr vielleicht mal auf diese Welt der Kleinpilze achtet.
Liebe Grüße Julia