Kleinpilze an Weidenästen

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  • Hallo ihr Lieben,


    als ich am 12.02.2013 mal eine kurze Runde durch den Botanischen Garten hier in Bayreuth gemacht habe, habe ich ein paar Ästchen von Weiden mitgenommen.


    Ich fand insgesamt 3 Pilze, von denen 2 wohl eine Anamorphe sind. Ich stelle sich trotzdem ein, ich weiß nicht, ob eine Bestimmung von Anamorphen möglich ist. Bei den obligat phytoparasitischen Kleinpilzen geht das ja.


    Ich hab versucht mit Ellis & Ellis eine Bestimmung hinzubekommen, aber bei den Weiden habe ich schlichtweg nichts passendes gefunden. Wer kann und mag mir helfen?


    1. Fund - Anamorphe:
    Die Fruchtkörper wuchsen auf einem Ästchen der Sal-Weide (Salix caprea), welches noch am Baum hing, wohl aber schon abgestorben war. Das Stroma sitzt unter der Rinde, die Pyknien sind zu mehreren (bis zu 8) aggregiert und dunkelrötlichbraun gefärbt. Sie sind nicht größer als 1mm im Durchmesser. Im Schnitt sieht man weiße Masse, welche durch die Konidien und Konidienträger verursacht wird. Die Konidienträger sind 68 - 82 µm lang und schnüren die fast stäbchenförmigen, hyalinen, 4 - 5 x 1 µm großen Konidien ab.


    Vielleicht die Anamorphe von Cryptodiaporthe salicella?




    2. Fund - Anamorphe:
    Die Fruchtkörper wuchsen auf einem Ästchen der Sal-Weide (Salix caprea), welches noch am Baum hing, wohl aber schon abgestorben war. Das Stroma sitzt unter der Rinde, bricht kaum hervor. Pyknien sind keine zu erkennen. Im Schnitt ist nur graue Masse zu erkennen, die flächig ausbildet ist (bis 2mm groß). Konidienträger scheinen keine vorhanden zu sein, die Konidien liegen dicht an dicht im Querschnitt. Die Konidien sind hyalin, im Alter einfach septiert, oval und an beiden Enden etwas zugespitzt. Sie messen 13 - 16 x 4-5 µm.




    3. Fund:
    Die Fruchtkörper wuchsen auf einem Ästchen der Kriech-Weide (Salix repens), welches an der Basis von abgestorbenen Teilen des Strauches zu finden war. Die Pyknien sind klein (unter 1mm) und rundlich. Im Querschnitt war keine Masse zu erkenne, umso erstaunter war ich richtige Asci und Sporen zu finden. Die Asci sind 65 - 88 µm groß, der Inhalt der Asci reagiert im vorderen Teil rot, aber sonst sind sie Jod negativ. Die Sporen haben eine interessante Form, sind einfach septiert und weisen 4 Öltropfen auf (2 große, 2 kleinere). In der Mitte sind die Sporen eingeschnürt, zu den Enden zugespitzt. Sie messen 20 - 21 x 4 - 5 µm.



    Liebe Grüße Julia

  • Hallo Julia,


    zu den beiden Anamorphen kann ich nicht wirklich viel sagen, außer dass eine NFF von Cryptodiaporthe salicina bzw. C. salicella durchaus wahrscheinlich sein dürfte. Ich würde deshalb überprüfen, ob sich nicht auch irgendwo die HFF versteckt (die Gattung heißt ja nicht umsonst "Crypto"diaporthe").


    Zum 3.: Das ist Lophiotrema rubi. Du solltest hier auch nicht von "Pyknien" sprechen, sondern von Pseudothezien (sozusagen die Fruchtkörper der Dothideomyceten).
    Falls es dich wundert, warum der Pilz an Salix vorkommt: Ich habe sie selbst schon auf den unterschiedlichsten Substraten festgestellt, darunter natürlich auch an Rubus (fruticosus agg., idaeus).


    lg björn

    Projekt Fungi: 3277

    [FERTIG] Band 1a: 440 Pyrenomyceten mit 0-1fach sept. Sporen; Band 1b: 380 Pyrenomyceten mit 2-M.

    Band 2a: Pezizomycetes, Hypogäische Eurotiomycetes, Lecanoromycetes, Arthoniomycetes

    Band 2b: Leotiomycetes, Geoglossomycetes, Taphrinomycetes, Laboulbeniales, Orbiliomycetes

    Band 3: Rindenpilze, Heterobasidiomycetes, Cyphelloide Pilze
    Schwarzwälder Pilzlehrschau

  • Hallo Björn,


    also ich hab recht viele Präperate gemacht und leider keine Teleomorphe auf den beiden Ästchen gefunden.


    Irgendwann werd ich bestimmt auch mal fündig ;) An einem anderen Ast dann halt.


    Wie gesagt, ich hab ein Händchen für Anamorphen. Ich erkenne das unterm Bino dann zwar, aber manchmal guck ich mir die dennoch an, um zu schaun, welch Konidienvielfalt diese haben.


    Das mit dem Begriff versuch ich mir mal zu merken ;)


    Liebe Grüße Julia