Hallo ihr Lieben,
mein Internet war 7 Tage außer Gefecht, deswegen gibt es erst heute wieder einen neuen Beitrag über obligat phytoparasitische Kleinpilze.
Diesmal habe ich mir das Schneeglöckchen (Galanthus nivalis) herausgesucht. Die Pilze die darauf vorkommen, kommen auch auf dem Märzbecher vor. Allerdings möchte ich jetzt am Anfang schon darauf hinweisen, dass Kleinpilze auf Schneeglöckchen und Märzbecher alle sehr selten sind und ich selber auch erst zwei gefunden habe.
Das Schneeglöckchen (Galanthus nivalis) müsste eigentlich jeder von euch kennen. Viele haben es im Garten gepflanzt, es verwildert auch sehr gerne.
Wenn das Schneeglöckchen in Vollblüte ist, ist der Zeitraum für die Suche dieser Kleinpilze auf jedenfall noch zu früh. Am besten fängt man an, sobald diese verblühen. Man sollte sich große Flächen von Schneeglöckchen in Wäldern merken, seltsamerweise tendieren manche Kleinpilze dazu eher verwilderte Bestände als direkt gepflanzte zu befallen. In einem größeren Bestand ist die Chance eines Erfolges sowieso größer
Ich möchte euch hier gerne die beiden Pilze zeigen, die mir bisher auf Schneeglöckchen gelangen. Es handelt sich bei beiden um wirtswechselnde Rostpilze, welche ihre Pyknien und Aecien auf dem Schneeglöckchen ausbilden, und dann auf verschiedene Wirte für die Ausbildung der Uredien und Telien wechseln.
Der erste Rostpilz ist Melampsora galanthi-fragilis Kleb. Während dieser Pilz früher noch ausgesprochen selten war, breitet er sich im moment aus. Man hat eigentlich gute Chancen ihn zu finden, ich selber habe schon 13 Fundorte, verteilt auf Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Bayern.
Der Pilz bildet im Frühjahr auf den Blättern erstmal kleine runde orange Pyknien aus. In diesem Stadium ist der Rostpilz noch nicht ansprechbar, denn die weitere Art die ich gleich vorstelle, beginnt ihre Entwicklung genauso.
Die Pyknien produzieren eine zuckrige Substanz (in der die Sporen enthalten sind), um von Insekten verbreitet zu werden. Leider musste ich bei diesem Pilz schon häufiger feststellen, dass Schnecken gerne "rüberraspeln" und dann so gut wie kaum noch was vom Pilz vorhanden ist. Aber Ameisen mögen diese Ausscheidungen der Pyknien zum Beispiel auch sehr gerne.
Nach diesem Stadium werden relativ bald die Aecien gebildet, welche hier ein polsterförmiges Aussehen haben. Sie sitzen unter der Epidermis und brechen mit einem Längsspalt aus dieser hervor. Weil hier eine "Pseudoperidie" fehlt, die dem Lager ein becherförmiges Aussehen gibt, werden solche polsterförmigen Lager auch als Caeoma bezeichnet.
Die Sporen dieser Lager sind orange, rundlich bis oval, feinwarzig und messen 18–“21 x 15–“19 µm.
Im Sommer wechselt der Rostpilz auf verschiedene Weiden, vor allem auf Schmalblättrige aus der Gruppe S. fragilis und S. pentandra um dort seine Entwicklung zu vollenden. Dieser Wirtswechsel ist hier allerdings fakultativ, sprich, er ist nicht zwingend notwendig.
Der zweite Rostpilz ist Puccinia sessilis W.G. Schneid. An sich ist dieser Pilz nicht selten, er befällt eine Reihe an verschiedenen Arten, wie Maiglöckchen, Aronstab, Weißwurz oder wie eben hier das Schneeglöckchen. Aber auf dem Schneeglöckchen ist er eine äußerste Rarität- Dieser Fund ist übrigens das erste mal in Deutschland, dass P. sessilis auf dem Schneeglöckchen gefunden wurde. Bisher ist mir auch kein weiterer Nachweis des Pilzes auf diesem Wirt gelungen.
Dieser Pilz bildet wie die obige Art erst Pyknien aus, auf welche nacher die Ausbildung der Aecien folgt. Diese sind hier allerdings becherförmig, sie haben eine Pseudoperidie.
Die Sporen sind orange, etwas irregulär und messen 18–“21 x 15–“18 µm.
Auch dieser Rostpilz vollführt einen Wirtswechsel. Im Sommer wechselt er auf das Glanzgras (Phalaris arundinacea) um dort seine Entwicklung mit der Ausbildung von Uredien und Telien zu vollenden.
Viel Erfolg bei der Nachsuche!
Liebe Grüße Julia