Hallo ihr Lieben,
für heute habe ich mir eine recht unscheinbare Pflanze ausgesucht, die allerdings im Frühjahr in vielen Wäldern vorkommt.
Das Moschuskraut (Adoxa moschatellina) war lange die einzige Art in der Familie der Moschuskrautgewächse. Bis nun die Molekularbiologen die Schneeballarten (Viburnum) auch in diese Familie verschoben haben.
Es ist eine Pflanze die wegen ihrer geringen Größe leicht übersehen werden kann. Erschwerend hinzukommt, dass sie grün blüht.
Die Menge der Kleinpilze an Moschuskraut ist überschaubar, aber es gibt hier natürlich wie immer häufige aber auch seltene Pilze.
Anfangen möchte ich mit den Vertretern der Rostpilze:
Hier gibt es einen recht verbreiteten der auch kein unauffälliges Befallsbild ausbildet. Es handelt sich hierbei um Puccinia adoxae R. Hedw.
Dieser Rostpilz vollführt keinen Wirtswechsel, er hat seinen Entwicklungszyklus sogar auf die Ausbildung von nur Telien (welche das Überwinterungsstadium der Rostpilze sind) reduziert.
Der Befall äußert sich durch oftmals kreisrund angeordnete dunkelbraune Lager, welche recht bald zu stäuben anfangen. Diese können sowohl auf den Blättern als auch Stielen ausgebildet sein. Ganz jung sind die Lager eher pustelförmig, fallen nocht nicht so stark auf:
Im Alter sind die Lager recht groß und stäuben. Am folgenden Bild kann man etwas die Lebensweise der Rostpilze erahnen. Wie man sieht, ist das Wirtsgewebe direkt um das Pilzlager noch grünlich und mit Chlorophyll, während das umliegende Gewebe son gelb verfärbt ist und somit nicht mehr lebensfähig ist. Obilgat phytoparasitische Kleinpilze "wollen" ihren Wirt natürlich so lang wie möglich am Leben erhalten, denn sobald der Wirt eingeht, geht der Pilz auch ein. Deswegen ist das Wirtsgewebe um die Pilze meist noch aktiv, während der Rest schon abgestorben ist.
Mikroskopisch zeigen sich die für die Gattung Puccinia typischen zweizelligen Teliosporen (bei der Gattung Uromyces sind die Teliosporen immer einzellig). Sie haben auf der Spitze eine kleine durchsichtige Papille sitzen.
Es gibt noch 2 Rostpilzarten, welche Aecien auf dem Moschuskraut ausbilden (also kleine becherförmige Sporenlager, siehe Schneeglöckchen). Diese sind allerdings nicht allzu häufig und schwer auseinander zu halten - hier besteht dringender Forschungsbedarf.
Es gibt auf dem Moschuskraut aber auch Vertreter der so genannten "Fungi imperfekti". Es handelt sich hierbei um Deuteromyceten. Bei ihnen fehlt die Teleomorphe oder sie wurde schlichtweg noch nicht entdeckt. Auch wenn es nach neusten Stand der Wissenschaft üblich ist den Namen der Teleomorphe bei diesen Deuteromyceten anzugeben, so werde ich dennoch den Namen der Anamorphe benutzen und in Klammern die vermutete Teleomorphe schreiben (um es etwas deutlicher zu machen).
Ramularia adoxae P. Karst. (Teleom: Mycospaerella sp.) bildet auf etwas vertrocknet wirkenden Blattstellen einen weißlichen Rasen auf der Unterseite aus.
Es gibt auf dem Moschuskraut aber auch mal wieder einen Vertreter der Recht niederen Flagellatenpilze (Chytridiomycota).
Synchytrium anomalum J. Schröt. wird nur sehr sehr selten auf dem Moschuskraut gefunden.
Das Befallsbild sind kleine durchsichtige Gallen, in deren Inhalt man schon die Dauersporen erkennen kann, welche der Pilz ausbildet.
Auch hier lohnt sich die Suche nach den Pilzen eher in der Mitte oder gen Ende der Vegetationsperiode der Pflanze. Puccinia adoxae sollte denke ich jeder von euch finden können, wenn er denn das Moschuskraut in seiner Nähe hat und auch erkennt
Liebe Grüße Julia