01 Erdwarzenpilz - Telephora terrestris leg. ISA, det. L. KRIEGLST., conf. R.MARKONES
02 Erdwarzenpilz - Telephora terrestris leg. ISA, det. L. KRIEGLST., conf. R.MARKONES
Ein Herr namens Wühlmull postete am 13.04. - dem Tag, als Erebus zur Morchel übertrat - >einige Bilder<.
Darunter befanden sich auch solche, die den Baumbestand, das Aussehen und die Bedeckung des Bodens zeigten, Titel: "ein hier typisches Spitzmorchelhabitat".
Erebus, von der Morchelliose infiziert (und darin genauso kenntnisfrei wie in der Sarcoscyphie) hält nun ein Indiz in Händen, dass ihn zu einem Habitat führt, wo er ein paar Tage zuvor ein ähnlich anmutendes Stück Erde fand und kleine Pilzlein fotografierte.
Er war verzweifelt, auf dem Rückweg von Suchvorgang 43 (ja, das kann er dank sauberem Tabellenmanagement ganz genau rekonstruieren) und suchte hier, direkt neben der Kreisstraße, noch etwas Aufmunterung.
Das Gebiet ist gekennzeichnet durch den Bewuchs mit Moosen, Flechten, Diestel, Königskerzen und Gräsern, dazwischen liegen offene Bodenanrisse mit Sandflächen. Es ist wohl ein Sand-Magerrasen, ein Trockenrasen, der durch den Einsatz von Kettenfahrzeugen entstand. Die ganzen 850ha Erebuswald sind ja ehemaliger Militärspielplatz. Dort, in Senken, die von Kiefern, Weiden, Espen umstanden sind, hält sich über wasserundurchlässigen Gleyen recht lange noch Wasser. So entstehen im Bereich des Laubabwurfes auf dem Magerrasen Areale, die einem Wühlmull-Habitat ähneln.
Erebus, der auch mal Fünfe grad sein lässt, bringt das ohne weiteres in Deckung mit der Beschreibung "die Speise-Morchel wächst als Bodensaprobiont in Laubwäldern, Auenwäldern und Gebüschen. Sie bevorzugt humusreiche, kalkhaltige Böden, zuweilen wächst sie auch auf sandigen Böden. " [Wikipedia]
Hier wird er die erste Morchel seines Lebens finden.
Kaum hat die Crew (Isa, Ruben, Erebus und Adele) den Wagen verlassen, hält hinter ihnen -im verbotenen Terrain!- etwas Auswärtiges aus Aalen. Unglaublich, wie weit manche Leute ihre Hunde karren, nur damit die Magerrasengassispaß haben, denkt Erebus. Immerhin sind das um die 130 Kilometer. Vater und Sohn steigen aus, Männer ohne Hund. Aha.
Jedoch, so bemerkt er, sie tragen das Fungi-Mal, das geheime Kennzeichen der Pilzesucher: der jüngere hat einen Korb!
Und es erhebt sich ein Gedanke aus dem Hintergrundrauschen: "Du lagst richtig, alter Knabe. Hier gibt's Pilze, habe Vertrauen! Die kommen extra aus Aalen, um die Kitzinger Supermorchel zu ernten."
Und ein zweiter tritt hinzu (Erebus hat in seinem Leben erfahren , dass ihm keine Freude ungemischt zuteil wird): "Tja. Dumm gelaufen mein Junge. Kaum findest Du Morcheln, schnappen dir die anderen sie weg!"
Unwillkürlich stellt sich eine Melodie aus dem Dschungelbuch ein ".. Probiers mal mit Gemütlichkeit, mit Ruhe .." Jeder. Das sei betont, jeder vernünftige Mensch würde sich in diesem Moment weitere Gedanken zu einem geistige Gesamtkonzept machen, das so nicht recht in die Welt passt.
Nicht so Erebus, der ist pragmatisch bis ins Mark.
"Entschuldigen Sie!" Die Eindringlinge aus dem Süden, die auf einer Nebenspur bereits an ihm und seinem Team vorbeigeeilt sind (wer zuerst kommt ..) halten inne und heben die Köpfe " Entschuldigen Sie! Sind Sie Pilzsucher?"
"Ja" kommt es zurück .. "und Sie?" - "Ja, auch, obwohl, eher Pilzfotograf!" - "Ja, das sind wir auch!" Erebus ist fasziniert. Morchelsucher mit übergeordneten Interessen! Bisher hat er nur Butterpilzsammler getroffen, die ließen Rindenpilz Rindenpilz sein, und Drüsling Drüsling. Doch wo ist das Fotostudio der beiden? Ablenkung?
"Und was suchen Sie so?" liegt ihm auf der Zungen, aber zunächst stellt er sich vor, und der Jüngere sich, und Erebus weiß nicht so recht, der Name kommt ihm bekannt vor, es dauert ein wenig, bis sich die Nebel lichten.
"Dr. Lothar Krieglsteiner"
Und der anner da?
"Dr. Rudolf Markones"
Um über die G r ö ß e dieser Situation nachzusinnen fehlt ihm der Pragmatismus. Sie kamen herab. Zu ihm!
Direkt aus dem Mykolymp!