1 Pilz und ein Vielleicht-Pilz - Bestimmungsanfrage

Es gibt 20 Antworten in diesem Thema, welches 6.993 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Ingo W.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo zusammen,


    ich habe mal wieder 2 Pilze als Anfrage und würde mich freuen, wenn Ihr mir helfen könntet!


    1.


    - Größe der Fruchtkörper: langgezogene Hutreihen, bis 25 cm - Breite bis etwa 3 cm, einzelne Hüte 5 x 3 cm - 1 x 0,5 cm


    - Hut: an Spaltblättlinge ohne Behaarung erinnernde zonierte Oberseiten mit weißen und grünen Tönen


    - Fruchtschicht: dem Gallertfleischigen Fältling sehr ähnelnd, eigentlich jedoch teilweise ineinanderübergehende Poren, fleischig bis violett


    - Verfärbungen: keine


    - Geruch: unbedeutend


    - Geschmack: nicht getestet


    - Begleitbäume, Substrat: Nadelholz - ein zwar sehr oft gesehener, aber bisher nie wirklich von mir beachteter Pilz








    2.


    - Größe der Fruchtkörper: einzelne Stellen bis 1 cm breit und bis 3 cm lang


    - Verfärbungen: nicht getestet


    - Geruch: unbedeutend


    - Geschmack: nicht getestet


    - Begleitbäume, Substrat: Buche


    - Vermutung: Auf den ersten Blick sieht das Ganze zwar aus wie eine Flechte, passte allerdings als solche (optisch und gefühlsmäßig) nicht auf den Buchenast (Totholz), der seine Rinde bereits abgelegt hat. Hat das Ganze eventuell (und darauf komme ich allein wegen der Farbe) irgendetwas mit Grünspanbecherlingen zutun? Ich habe selbst noch nie welche gefunden, weiß nur, dass es (2?) verschiedene Arten gibt und diese sich verschieden, teilweise nur in der Färbung des Holzes zeigen. Auch wenn die Bilder nicht gut sind (ich konnte leider nicht näher heran, aber die Bilder zeigen damit, wie klein das Gekröse ist), hoffe ich, dass vielleicht irgendjemand eine Ahnung hat. :)






    Danke schon einmal im Voraus für jede Idee / jeden Hinweis.


    lg,


    Jan-Arne

    • Offizieller Beitrag

    Hi Schwammolo,


    optisch ähnelt die Oberseite dem Pilz schon, aber sowohl Substrat (hirsuta wächst nur selten auf Nadelholz und dort sehe ich den Pilz, meist kleiner, sehr oft) und auch die Färbung der Unterseite sprechen für mich dagegen. Mal sehen, was weitere Experten sagen. Danke erstmal für deinen ersten Tipp. :)


    lg,


    Jan-Arne

  • Hallo Jan-arne,


    die Poren Struktur des ersten Pilz erinnert mich an Phlebia tremellosa der wächst aber hauptsätzlich auf Laub- und selten auf Nadelholz.

    Gruß Mario
    Ein Gruß aus den Bergischen Land


    Pilzchips 40 / 13 PC fürs APR.


    Bei Geschmackprobe bitte nicht runter schlucken.

  • Hallo,
    Nr. 1 ist Trichaptum abietinum
    http://de.wikipedia.org/wiki/Gemeiner_Violettporling
    http://www.commanster.eu/comma…Trichaptum.abietinum.html
    (und natürlich hier im Forum, hatte ich auch schon mal)


    Nr. 2 keine Ahnung, ist das vielleicht ein grünlicher Schimmelpilz (Aspergillus spec. z.B.)?
    http://www.schimmelwohnung.com/gruener_schimmel

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Trino,


    an den habe ich optisch auch als erstes Gedacht, als ich mir die Fruchtschicht ansah. Aber das kann auch von der Oberseite her nicht passen. Danke trotzdem für deinen Hinweis. :)


    Hallo abeja,


    BINGO! Danke dir für den Tipp. Ich habe vorhin fast gewagt, es zu vermuten. Vorallem als ich die violetten Strukturen direkt am Holz sah (Bild 5 + 6), kam mir das schon sehr verdächtig vor. Hätte ich mal bei Wikipedia reingesehen... ;)


    Beim Schimmelpilz bin ich mir nicht sicher. Das könnte evtl. in die richtige Richtung gehen. Danke dir!


    lg,


    Jan-Arne

  • Das war aber auch mehr ein gedanken spiel von mir als ein richtiger Hinweis den das Substrat hat auch nicht gepasst, aber Abeja hatte ja der richtige in den Ärmel.

    Gruß Mario
    Ein Gruß aus den Bergischen Land


    Pilzchips 40 / 13 PC fürs APR.


    Bei Geschmackprobe bitte nicht runter schlucken.

    • Offizieller Beitrag

    Moin Jürgen,


    ich habe schon früher bemerkt, wie gut und fachlich korrekt deine Beiträge sind. Danke dafür, dass du hiermit sehr sicher richtig liegst. ;)


    lg,


    Jan-Arne


    PS: Ich glaube irgendwie immer noch, dass du eigentlich mein Vater bist (der auch Jürgen M heißt) und du immer nur so tust, als würdest du dich nicht für Pilze interessieren. :P

  • Hallo in die Runde,


    der Porling erinnert mich an den Zweifarbigen Lederporling (Trichaptum biforme).


    Gruß, Andreas

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Andreas,


    danke für deine Teilnahme an der Runde!


    Was stört dich denn an dem Violetten Lederporling (Trichaptum abietinum)? Falls die meisten Bilder bei Google nicht lügen, hat dein Vorschlag meistens auch violette Farbteile an der Oberseite des Huts. Das wäre für mich das einzige optische Unterscheidungsmerkmal beider Arten und das würde für den Violetten Lederporling sprechen.


    lg,


    ein sich gerne belehren lassender Jan-Arne :)

  • Hallo Jan-Arne,



    Was stört dich denn an dem Violetten Lederporling (Trichaptum abietinum)?


    mich stört eigentlich nichts an T. abietinum. Mit T. biforme möchte ich lediglich auf einen weiteren Gattungsvertreter aufmerksam machen, der kaum bekannt ist. Ich erlaube mir, den Gattungsschlüssel con RYVARDEN & GILBERTSON (1994) ins Deutsche zu übersetzen:



    Ich hoffe, der Schlüssel findet breite Anwendung.


    Gruß, Andreas



    Literatur:
    RYVARDEN, L. & R.L. GILBERTSON (1994): European Polypores, Part 2. Meripilus-Tyromyces. Fungiflora, Oslo (NO).


  • PS: Ich glaube irgendwie immer noch, dass du eigentlich mein Vater bist (der auch Jürgen M heißt) und du immer nur so tust, als würdest du dich nicht für Pilze interessieren. :P


    "I am your Father!"


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    ;-))

    • Offizieller Beitrag

    Guten Morgen,


    @ Andreas: Danke für den Gattungsschlüssel. Falls ich ihn richtig verstehe, spricht er im Zusammenhang mit dem Zweifarbigen Lederporling vom Substrat: Laubholz. Damit würde er, trotz optischer Ähnlichkeit und verwandtschaftlicher Nähe wiederum aus der Auswahl der möglichen Kandidaten herausfallen.


    @ Jürgen: Ich wusste es! :P


    lg,


    Jan-Arne

  • Hallo Jan-Arne,



    Falls ich ihn richtig verstehe, spricht er im Zusammenhang mit dem Zweifarbigen Lederporling vom Substrat: Laubholz. Damit würde er, trotz optischer Ähnlichkeit und verwandtschaftlicher Nähe wiederum aus der Auswahl der möglichen Kandidaten herausfallen.


    so isses. Ich konnte auch in der Literatur und in den einschlägigen Verbreitungsdatenbanken kein Vorkommen von T. biforme an Nadelholz ausmachen, anders als bei T. abietinum, das auch vereinzelt an Laubhölzern vorkommen kann. Dennoch würde ich künftig auf das Merkmal mit der vorhandenen/fehlenden gelatinisierten Trennschicht achten, um völlig sicher zu gehen - ich zitiere die Anmerkung von RYVARDEN & GILBERTSON bei T. biforme:


    Zitat

    Basidiocarps of T. biforme are sometimes similar to those of T. abietinum which almost exclusively occurs on conifers. However, T. abietinum has a distinct gelatinous layer between context and tubes which is absent from basidiocarps of T. biforme.


    Gruß, Andreas

    • Offizieller Beitrag

    Moin Andreas,


    das werde ich beizeiten mal tun. Ich sehe den Pilz ja, wie gesagt, öfter mal und dann kann ich mir statt 99% sogar zu 100% sicher sein. ;)


    lg,


    Jan-Arne

  • Hallo!


    Ich finde den Schlüssel der Profis nicht für zutreffend. Wenn man sich mal Kollektionen von eindeutigen Trichaptum abietinum anschaut (also, wo größtenteils porige Fruchtkörper vorherrschen), so wird man nicht selten Fruchtkörper finden (besonders älter), deren "Poren" so aufgeschlitzt sind, dass sie mehr als stachelig empfunden werden. Die sind nicht strikt und immer porig.


    Weiterhin widerspreche ich auch der Hutbreitenangabe. Die kann man bei Tr. abietinum m.M. nach keinesfalls auf meist 1cm festlegen.
    Hier ist ein Lineal mit gelinkt:
    http://www.pilzfotopage.de/Forum3/viewtopic.php?f=13&t=5315


    VG Ingo W

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    "Pilz nur von oben ist wie Käfer nur von unten"

    150-15 (APR 2022) = 135-5 (GnE-Wette verloren "über 11 gelöst") = 130+4 (am nächsten an der 222.Schnapps-Punktzahl) = 134+7 (7.Platz im APR 2022) = 141+4 (KISD-Prozente von GnE) = 145-15 (APR 2023) = 130+3 (10. Platz) = 133+3 (Unbewusst-Phal) = 136+5 (Lupus-Wette-APR-Sieger=ü300) = 141+5 (GnE-Gewinnsteuer-APR23) = 146+7 (Phalplatz 1) = 153-20 (APR 2024) = 133

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    Einmal editiert, zuletzt von Ingo W ()

  • Hallo Ingo,


    keine Ahnung, ob das Hymenophor von T. abietinum auch nicht poroid sein darf - konntest Du in solchen Fällen eine Fehlbestimmung Deinerseits ausschließen (Nicht böse gemeint, aber der Teufel ist ein Eichhörnchen...)? Von der Hutbreite, also wie weit die Hütchen vom Substrat abstehen, kenne ich leider keine Durchschnittswerte. Aber "meist" schließt Ausnahmen mit ein.


    Wäre interessant zu wissen, welche Trichaptum-Arten Jahn in den Westfälischen Pilzbriefen ausschlüsselt und anhand welcher Merkmale voneinander abgrenzt. Aber wenn ich ehrlich bin, beschäftige ich mich derzeit lieber mit den "yellow morels" und das nicht nur aus kulinarischem Blickwinkel.


    Gruß, Andreas

  • Hallo Andreas!

    Zitat


    (Nicht böse gemeint, aber der Teufel ist ein Eichhörnchen...)


    Kritisches Nachfragen sehe ich nie als böse gemeint.
    Nein, natürlich kann ich auch eine Fehleinschätzung meinerseits nicht ausschließen, ist ja schließlich nicht gerade das Gebiet, in dem ich sehr mikroskopiere oder mich übermäßig damit beschäftige.


    Ich gehe dabei lediglich von angeschauten Kollektionen aus. Dabei sind mir bei der Beurteilung der stachelig-hymenophorigen eben immer wieder die völlig normal-poroiden Begleit-Trichaptums aufgefallen. Es müsste also dann so sein, wie Gerd auch in dem verlinkten Beitrag schreibt, dass Tr. fusco-violaceum zusammen mit Tr. abietinum wächst. Und das dann immer wieder. Ich glaube nicht an so eine Beständigkeit.
    Ich habe mich mit der Materie noch nicht allzu intensiv beschäftigt, weiß also nicht, wo die weiteren Unterschiede von abietinum zu fusco-violaceum liegen. Sollten die nur gering sein, würde ich sogar die Existenz der zweiten Art anzweifeln.


    So, wie du die Hutbreite definierst, hatte ich das allerdings nicht gemeint. Für mich war bisher die Breite von links nach rechts. Wie weit die Hüte vom Substrat abstehen, hätte ich mehr als Tiefe definiert (hört sich doof an, aber sagt man nicht Höhe, Breite, Tiefe?).


    VG Ingo W

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  • Guten Morgen Ingo,



    Es müsste also dann so sein, [...] dass Tr. fusco-violaceum zusammen mit Tr. abietinum wächst. Und das dann immer wieder. Ich glaube nicht an so eine Beständigkeit.


    Auch wenn es sich doof liest: "Glauben" heißt "nicht wissen".



    Ich [...] weiß also nicht, wo die weiteren Unterschiede von abietinum zu fusco-violaceum liegen.


    RYVARDEN & GILBERTSON grenzen T. fusco-violaceum von T. abietinum allein anhand des unterschiedlichen Hymenophors ab:


    Zitat von RYVARDEN + GILBERTSON (1994)


    Morphologically this species (Anm.: T. fusco-violaceum) is separated from T. abietinum only by the hydnoid hymenophore.



    Sollten die nur gering sein, würde ich sogar die Existenz der zweiten Art anzweifeln.


    Hierzu merken RYVARDEN & GILBERTSON an:


    Zitat von RYVARDEN + GILBERTSON (1994)

    The pioneer researcher Ræstad (1940) proved that T. abietinum was not interfertile with T. fusco-violaceum. Later Macrae (1967) carried out interfertility tests and other comparative studies and concluded that these two species and T. laricinum are best consideres as three distinct species. Magasi (1967) also reported the poroid, irpiciform, and lamellate forms were intersterile populations.


    So, wie du die Hutbreite definierst, hatte ich das allerdings nicht gemeint. Für mich war bisher die Breite von links nach rechts. Wie weit die Hüte vom Substrat abstehen, hätte ich mehr als Tiefe definiert (hört sich doof an, aber sagt man nicht Höhe, Breite, Tiefe?).


    Gut, dass ich nachgehakt habe. Generell gehe ich stets von Länge (die längeren Minimal- und Maximalmaße der Fruchtkörper in der +/- Horizontalen, also in diesem Fall wie breit die Frk. am Substrat angewachsen sind), Breite (die kürzeren Minimal- und Maximalmaße der Frk. in der +/- Horizontalen, hier wie weit die Hütchen vom Substrat abstehen) und Höhe (die Minimal- und Maximalmaße der Frk. in der +/- Vertikalen - selbsterklärend) aus.


    Gruß, Andreas

  • Hallo Andreas!


    Danke für die Aufklärung zur Definition der Ausbreitungsmaße bei Pilzhüten.

    Zitat


    Auch wenn es sich doof liest: "Glauben" heißt "nicht wissen".


    Stimmt schon.
    Manchmal sieht man übrigens dieses irpicoide Aufspalten der Fruchtschicht an Fruchtkörpern, bei denen ein Teil noch eindeutig porig ist.
    Sicherlich ist damit aber nicht Tr. fusco-violaceum gemeint, könnte mir aber vorstellen, dass die dann seinen Namen erhalten.


    VG Ingo W

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