Hallo ihr Lieben,
nein, ich habe die Reihe nicht eingestellt, aber ein dezenter Zeitproblem.
Für heute habe ich mir den Giersch mit seinen Kleinpilzen herausgesucht.
Der Giersch (Aegopodium podagraria) sollte eigentlich den meisten von euch bekannt sein, zumindest all denjenigen, die einen Garten haben - das ist nämlich ein gefürchtetes Unkraut. Er gehört in die Familie der Doldenblütler (Apiaceae) und zeichnet sich durch seine 2- 3fach teiligen Blätter aus. Dolden und Döldchen haben keine Hülle.
Die Pflanze liebt stickstoff, ist also immer ein Zeichen von nitrophierung, wenn man massen davon sieht. Deswegen steht die auch gerne in Städten, Dörfern, Waldrändern etc. Überall wo der Hund ausgeführt wird oder der Bauer Gülle ins Spiel bringt.
Auf dem Giersch gibt es ein paar obligat phytoparasitische Kleinpilze, dvon denen einige auch recht häufig zu finden sind (was auch damit zusammenhängt, dass die Pflanze tierisch häufig ist).
Fangen wir mit einer Art an, die im weiteren Sinne zu den Narrentaschen (Taphrinomycetes) zählt. Es handelt sich um Protomyces macrosporus Unger. Dieser Pilz verursacht an den Stiele und Blattnerven glasige bis gelbliche Schwielen (Pflanzen können erheblich deformiert sein). Darin befinden sich dann große Ascogene Zellen.
Es gibt auch einen Falschen Mehltau (ihr erinnert euch, kein Pilz im engeren Sinn, sondern Alge). Plasmopara nivea (Unger) J. Schröt: Er ist sehr häufig auf dem Giersch. Befallene Blätter fallen schon in der Draufsicht auf: Sie haben gelblich verfärbte Blattstellen. Blattunterseits ist darauf dann ein dichter schneeweißer Rasen aus Konidienträgern ausgebildet.
Und dann gibt es natürlich auch einen Rostpilz, der ist sogar noch häufiger als der Falsche Mehltau. Er heißt Puccinia aegopodii (Schumach.) Röhl. An den Blättern werden hier (vor allem unterseits) an den Nerven dunkelbraune Schwielen produziert, die jung noch von der Epidermis verschlossen sind. Im Alter reißen sie mit einem Längriss auf und geben die dunkelbraune Sporenmasse frei. Die Lager können auch am Stängel sitzen - bei einem starken Befall kann es zu erheblichen Deformationen der Pflanze kommen.
Zum Schluss noch einen Vertreter der Coleomyceten. Typisch für diese Gruppe der Imperfekten Pilze ist ja, dass die Konidien nicht in einem Rasen sondern in meist geschlossenen Acervuli (kleine dunkle Kügelchen) gebildet werden. Es ist Septoria aegopodii Desm.. Wie man in der Draufsicht erkennen kann sind die Blätter mit vielen kleinen hellen Flecken befallen. Beim näheren Hinsehen sieht man vor allem auf der Unterseite in diesen Flecken kleine schwarze Acervuli, die Fruchtkörper des Pilzes. Leider gibt es eine Reihe an Coleomyceten, die makroskopisch quasi identisch sind, man müsste immer mikroskopieren um sicher zu sein. Die Gattung Septoria zeichnet sich durch sehr lange, schmale meist sichelförmige und durchsichtige Konidien aus. Makroskopisch lässt sich zum Beispiel die sehr ähnliche Gattung Phoma nicht ausschließen.
Viel Erfolg bei der Nachsuche!
Liebe Grüße Julia