Hallihallo,
nach einigem Hickhack mit meiner Stereolupe, die zwischenzeitlich fast 4 Wochen auf Reparaturreise war, habe ich nun wieder die Möglichkeit, neue Erkenntnisse in der Makrofotografie von Ascomyceten zu präsentieren. Bei möchte ich hier mal auf die Bestimmung abgestorbener Lindenäste anhand makro- und mikroskopischer Eigenschaften eingehen. Dabei habe ich natürlich auch 2 sehr prominente und scheinbar überall häufige Arten im Gepäck, die ich gleich mit vorstellen werde
Erstmal zu den Lindenästen. Tilia cordata ist die Winterlinde und für gewöhnlich findet man graubraune, glattrindrige Äste auf dem Boden oder auch abgestorben hängend am Baum. Es ist für Kleinpilze aus der Gruppe der Pyrenomyceten (= Sordariomycetes / Dothideomycetes) von Bedeutung, wo sich die Äste befinden. Nach 2 Jahren intensiver Suche kann ich sagen, dass über 60% der hochinteressanten Kernpilze an hängenden, abgestorbenen Äste gefunden wurde.
Jedenfalls finden sich auch häufiger Äste auf dem Boden und man nimmt bekanntermaßen manchmal verschiedene Äste mit nach Hause, weil man z.B. unterwegs nichts zum Notieren dabei hat (wie ich heute). Die Rinde der Lindenäste lässt sich komplett abziehen, das darunterliegende Holz ist relativ glatt. Die Rinde selbst ist extrem faserig und lässt sich recht schwer auseinanderziehen. Dickere Äste lassen sich entsprechend auch nicht sehr leicht überbrechen, auch wenn sie bereits abgestorben sind.
Hier ist ein Makrofoto eines solchen Lindenastes:
Als relativ häufige Art auf solchen Lindenästen kann ich Splanchospora ampullacea hervorheben, die ich von Ende November an regelmäßig gefunden habe (Kerpen, Bergisches Land, Grevenbroich):
Das Makrofoto zeigt S. ampullacea als im Querschnitt schwarze, kugelige Fruchtkörper, welche 0,4-0,7 mm breit werden. Diese Fruchtkörper reißen die Rinde nicht wirklich auf, sodass sie von außen kaum zu sehen sind. Es müssen also Schnitte angefertigt werden, um einen Zufallstreffer zu landen. Bei der Masse der Fruchtkörper ist das normalerweise nicht schwer.
Direkt neben der S. ampullacea befindet sich ein Fruchtkörper von Hercospora tiliae, die ich hier nochmal abfotografiert habe:
Diese Hercospora ist ebenfalls recht häufig und bildet bis 3 mm breite Fruchtkörper, die aus einem Stroma und darin befindlichen Perithezien bestehen. Das Stroma ist ein "Sammelfruchtkörper", welcher die Perithezien durch eine schwarze Linie vom Substrat abgrenzt. Möglicherweise ist diese Abgrenzung aufgrund der Rindenstruktur notwendig, welche aus dicken Fasern und winzigen Kristallen besteht, die ich hier auch mal abgebildet habe:
Die Kristalle sind ein mikroskopisches Merkmal für Tilia-Äste. Makroskopisch sehen sie in der Masse aus wie Sand (siehe Makrofoto von S. ampullacea, unten links).
lg björn