Mollisia (Ohrweide-Jagdshof)

Es gibt 5 Antworten in diesem Thema, welches 1.702 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Ingo W.

  • Hallo!


    Einen Teil meiner untersuchten Pilze muss ich leider immer wieder mit "spec." betiteln, weil ich einfach nichts Passendes als Namen finde.


    Nun stelle ich mal so einen Fund ganz frech in "Bestimmungshilfe" ein (aber keine Angst, eine Antwort erwarte ich nicht wirklich!):


    Unschwer zu erkennen, das ist wieder eine Mollisia (Weichbecherchen), so weit ist das schon klar.
    Gefunden habe ich sie an alten, zentimeterstarken alten Aststücken einer strauchig wachsenden Weide (Ohrweide?). Die Aststücken lagen recht sumpfig und die Becher wuchsen an der Unterseite.


    Sollte man Mollisien makroskopisch beschreiben wollen, so reicht meist ein schnelles Bild nicht.
    Das Bild entstand relativ unspät nach dem Auffinden:


    Der gleiche Ausschnitt ein paar Tage später. die älteren dunkeln ein bis fast zu Schwarz, jüngere hingegen sind doch sehr hell:


    Es ist eine Art mit mittelstarker, langanhaltender KOH-(Gelb-)Reaktion der Paraphysen und steht wahrscheinlich Mollisia "pyrenopezizoides".....
    http://asco-sonneberg.de/pages…-120402-01xs-col27801.php
    ..... (auch nur ein provisorischer Name für eine unbeschriebene Art von A. Gminder) recht nahe, hat aber über das Banale hinaus zu große Endzellen, leicht größere Sporen mit weniger ovoider Form und kein auffälliges Subikulum.


    Tja, dumm gelaufen!
    Die Mikros dazu:




    Ah ja, und diese langbeinige Milbe (ist zum Glück fotografierfeundlich langsam) hat doch tatsächlich Myzel gefuttert, ich hab ´s genau gesehen. Das sind keine Spinnenfäden:


    VG Ingo W

    ________________________________________________________________
    "Pilz nur von oben ist wie Käfer nur von unten"

    145-15 (Teilnahme APR 2023) = 130+3 (10. Platz) = 133+3 (Unbewusst-Phal) = 136+5 (Lupus-Wette-APR-Sieger=ü300) = 141+5 (GnE-Gewinnsteuer-APR23) = 146+7 (Phalplatz 1) = 153-20 (Teilnahme APR 2024) = 133+5 Honorar APR = 138+8 (APR-Treppchenwette 2.Pl.) = 146+4 (APR-Früh-Joker-Bonus 1.Pl.) = 150+15 (Phalprämierung 2. + 5. Pl) = 165


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    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Ingo!


    Verstehe ich das jetzt richtig: Du hast einen Pilz gefunden, den es gar nicht gibt? 8|
    Das ist ja blöd. Was passiert denn so im allgemeinen mit solchen Funden? Die werden ja wahrscheinlich nicht alle bei Andreas Gminder landen, sonst sitzt der ja nur noch am Mikroskop.


    Die Mycel mümmelnde Milbe macht Spaß. :thumbup:



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo!


    Das siehst du jetzt als etwas zu ungewöhnlich an. Das ist wirklich nicht selten, dass man Pilze findet, die man nicht einordnen kann oder wo man nichts passendes findet.
    Ich habe einige Kandidaten, die nicht nur ich so finde, und die noch keinen offiziellen Namen haben.


    Weitere Gründe für das Nicht-Benennen-Können:
    1. man hat gerade nicht die Literatur, in dem eben dieser Pilz beschrieben ist (weil ich gerade das "Mushroompaper of mycological founds in Simbabwe" nicht zur Hand habe);
    2. viele ältere Beschreibungen sind so ungenau, dass man locker 10 verschiedene Pilze reininterpretieren kann und keiner weiß, was eigentlich wirklich ursprünglich gemeint war;
    3. der Pilz ist einfach nicht beschrieben. Gerade bei Mollisia muss man sehr genau sein, ich kenne da nur wenige, die das in dem Maße sind, wie es für Mollisia sein müsste.
    4. man kann die sogenannte "Variationsbreite" einer Art nicht korrekt einschätzen, und sieht alles zu eng.
    Hier helfen nur DNA-Analysen, wobei hier "vorne" genauestens gearbeitet werden muss, damit "hinten" was richtiges rauskommt.
    5. ich mache Fehler bei der Interpretation
    6. Gründe, die mir später noch einfallen.


    VG Ingo W

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    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Ingo!


    6. Gründe, die mir später noch einfallen.


    VG Ingo W


    Ich könnte mir ja auch gut vorstellen, daß Pilze evolutionsbedingt auch einem gewissen Wandel unetrliegen. Wer sagt denn, daß die Sporen eines Pilzes, der zuletzt irgendwann um 1830 beschrieben wurde, heute noch genau die selben Maße haben?
    Vielleicht stellt sich auch ein Art auf Umweltbedingungen ein, sowas hat doch auch Auswirkungen auf viele Merkmale, auch im mikroskopischen Bereich. Genetisch könnte das schon anders aussehen, aber da hast du ja die Krux schon umrissen: Sehr exakt muss hier gearbeitet werden. Und es müssten viel mehr Funde untersucht werden, um wirklich verlässliche Aussagen treffen zu können.



    LG, Pablo.

  • Hallo Zarko!

    Zitat


    Ich bewunder immer wieder, wie du mit so eine schweriger Pilzgrupe zurecht kommst.


    Nun, "zurechtkommen" ist der falsche Ausdruck. Das würde bedeuten, dass am Ende der Mikroskopierarbeit immer ein eindeutiger Name steht. Ca. die Hälfte meiner Mollisien kriegen aber nur cf.-Namen oder provisorische.
    Das dumme in der Gattung ist, dass die Grenzen von einer Art zur nächsten sehr oft verschimmen (falls man das teilweise überhaupt als Grenzen interpretieren darf).


    Hallo Pablo!

    Zitat


    Vielleicht stellt sich auch ein Art auf Umweltbedingungen ein, sowas hat doch auch Auswirkungen auf viele Merkmale, auch im mikroskopischen Bereich.


    Wäre natürlich theoretisch möglich, denn wenn ich sehe, wie sich gewisse Pilzarten binnen kurzen (ca. 20 Jahre) auf andere Substrate umstellen bzw. besser gesagt ihr Substratspektrum erweitern.....


    Im Mikroskopischen würde ich aber so weit gar nicht gehen. Hier ist wirklich das Problem, dass die Arten so beschrieben sind, wie es eben vor Hundert oder auch 20 Jahren noch üblich war. Da hat man nicht auf Haken geachtet oder kaum auf die Form der Endzellen, wusste noch nichts über eine mögliche KOH-Reaktion des Paraphyseninhaltes oder um die Wichtigkeit des Sporeninhaltes.


    Oft ist auch als Typus nur eine aufgesammelte Kollektion beurteilt worden, wo man die Randwulst, Substrat oder Farbe sicher oft überbewertete bzw. den feuchtigkeitsbedingten Farbverlauf sicher nicht in all seinen Schattierungen beobachtete.


    Dann gibt ´s natürlich oft auch Beschreibungen, die sich auf überständiges oder unreifes Material bezog.


    Viele der angesprochenen Merkmale lassen sich im Nachhinein leider an altem oder generell an Trockenmaterial nicht mehr 100%-ig sicher sagen.
    Also führt eine Nachuntersuchung von alten Exsikkatmaterial meist nur etwas weiter, aber nicht zum genauen, festnagelnden Ziel. Zwar kann man schon viele Arten ausschließen, aber leider bleiben zu viele Möglichkeiten übrig.


    Es gibt natürlich mittlerweile die Hoffnung des Lichts im Nebel per Genanalyse. Problem bleibt aber nach wie vor, dass ich vorne erst mal die vollkommen korrekt bestimmte Art hineinstecken muss, damit hinten das richtige rauskommen kann.
    Inzwischen weiß man recht sicher (hat mir A. Gminder berichtet), dass Pyrenopeziza wirklich eindeutig entfernt steht von Mollisia. Auch die langhaarigen auf Rose oder Pflaumenverwandten (M. rosae und prunicola) bilden einen eigenen Cluster.
    Und viele Holzbewohner untereinander bilden eine Einheit, die auf Kräutern eine andere.


    VG Ingo W

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    "Pilz nur von oben ist wie Käfer nur von unten"

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