Hi,
die letzten Tage waren für mich sehr entspannend, konnte ich doch meine "Sucht" wieder aufleben lassen nachdem ich nun meine Stereolupe zurück habe, kann ich endlich wieder Funde passabel dokumentieren und muss nicht an irgendwas mit bloßen Augen rumkratzen, wo sowieso nichts ist.
Ich habe nicht nur von Zarko einiges im Gepäck, sondern auch von Torsten Richter (Mecklenburg-Vorpommern), der mich immer wieder höchst interessante Ascomyceten-Funde zuschickt, zwecks eben dieser Dokumentation.
In diesem Beitrag möchte ich euch 3 Arten vorstellen, die zu den Leotiomyceten, also zu den "inoperculaten Becherlingen" gehören: Karstenia macer, Lachnellula occidentalis (der ja schon sehr prominent sein dürfte) und Perrotia flammea.
Fangen wir mal mit Lachnellula occidentalis, dem Abendländischen Lärchen-Haarbecherchen, an. Die Art ist gut bestimmbar durch ihr Vorkommen an abgestorbenen, meist liegenden Lärchenzweigen und den <20 µm großen Sporen.
Die Fruchtkörper werden bis etwa 5 (7) mm breit und haben ein gelbes Hymenium (durch Paraphysen mit gelblichem Inhalt bedingt) sowie weiße, wollige Randhaare.
Mikroskopisch interessant ist die "Hemiamyloidität": Lugol oder Barals alleine bewirkt an der Ascusspitze nur eine Rotreaktion, während eine Vorbehandlung in KOH und anschließendem Kontakt mit Barals dazu führt, dass eben jene Spitze blau wird.
Dies ist eine Eigenschaft, die bei mehreren Lachnellula-Arten beobachtet werden kann.
Die Perrotia flammea, sozusagen das Geflammte Haarbecherchen, habe ich selbst über Jahre hinweg erfolglos gesucht, ich habe sie in einem von Zarkos "Eisdosen" an einem dicken, entrindeten Laubholzstück angetroffen und war natürlich sehr erfreut darüber. Die schöne Art mit den bis 3 mm breiten Apothezien hat eine ockergelbliche Fruchtschicht (vergleichbar mit der von Neodasyscypha cerina!) sowie rotbräunliche, struppige Randhaare. Sie wächst ohne eigentlichen Stielteil dem Substrat auf, hat allerdings im Querschnitt eine auffallend schwarze Außenseite, die in einer Art zusammengezogenem , sehr kurzen Stielteil mündet.
Mikroskopisch ist die Art eher unscheinbar, hervorzuheben ist allerdings die intensive, karmesinrote Reaktion der Randhaare in KOH, zu sehen auf dem letzten Bild. Da hat die Art den Namen "geflammt" wohl verdient
Nach soviel Feuer muss ich jetzt das Forum ein wenig abkühlen, mit Karstenia macer, einem kleinen Lochbecherchen aus der Ordnung Rhytismatales. Die Art wurde von T. Richter an Stängeln von Melilotus sp. gefunden und hat bis 3 mm breite Fruchtkörper, die im Substrat etwas eingesenkt und überwiegend olivbräunlich gefärbt sind.
Mikroskopisch bedeutend sind die langen, mehrfach querseptierten Sporen sowie die intensive KOH+Lugol-Reaktion des gesamten Hymeniums.
Nach sovielen Farben sollte ich jetzt hier erstmal schlussmachen und den Beitrag später fortsetzen
lg björn