Hallo in die Runde.
Vor wenigen Wochen kündigte mir Markus (Calabaza) per PN einige Dungproben an, die zu meiner freudigen Überraschung wenig später neben einigen anderen, äußerst leckeren Proben bei mir eintrafen.
Danke auch nochmal an dieser Stelle, Markus!
Der Dung stammte von Rothirsch, Wildschwein und Pferd und war relativ frisch. So war es möglich, die zeitliche Reihenfolge des Pilzwachstums zu beobachten. An dieser Beobachtung möchte ich Euch mit einigen Bildern gern teilhaben lassen.
Als Erstbesiedler erschienen einige Vertreter der Abteilung Zycomycota (Jochpilze), z.T. waren diese bereits auf dem Substrat vorhanden.
Winzigen Laternen gleich leuchten im Licht der Stereolupe die Sporenträger von Oedocephalus pallidus. Die Sporen werden an einem kugeligen Köpfchen gebildet und sind fein rau. Leider kann man das auf meiner Mikroaufnahme nicht erkennen.
Immer wieder schön anzusehen sind die Pillenwerfer mit ihren schlanken Stielen und den Köpfchen mit den typischen schwarzen Kappen, den Sporangien. Besonders attraktiv sind sie, wenn sie sich mit vielen winzigen Wassertropfen geschmückt haben.
Der gefundene Pilobolus gehört zu einer selteneren Art der Gattung. Seine kleinen blassen Sporen von gerade einmal 5 x 3 µm und das winzige Sporangium von etwa 200 µm Durchmesser verraten uns schließlich seinen Namen: Pilobolus roridus
Gewöhnlich entwickeln sich als Nächstes kleine Dungbecherlinge, wobei einige voreilige Pyrenomyceten bereits ihre Hälse aus dem Substrat recken. Doch bleiben wir noch kurz bei den Becherchen. Da gibt es solche, die stolz ihre Wehrhaftigkeit demonstrieren, wie Lasiobolus ciliatus, oder solche, wo das Violett der reifen Sporen bereits durch die Schläuche schimmert, wie bei den beiden hier zu sehenden Ascobolus-Arten.
Deutlich violett punktiert sind die unauffälligen Fruchtkörper der Gattung Saccobolus, die meist nicht größer als einen halben Millimeter werden und die man oft erst entdeckt, wenn sie in größerer Anzahl auftreten. Als Besonderheit sind deren Sporen stets zu einem festen Gefüge vereint, welches von Art zu Art verschieden sein kann. Die violetten Punkte, die wir wahrnehmen, sind genau diese Sporenbündel.
Perückenkugelpilze nennt Peter W. die kleinen Fruchtkörper der Gattung Chaetomium wohl wegen ihrer bizarren –žFrisuren–œ. Die auffälligen Haare können u.a. spiralig gedreht, mehrfach verzweigt oder an den Enden spazierstockartig gekrümmt sein, wie es bei Chaetomium murorum der Fall ist.
Ein hübscher Haarschopf schmückt auch den nächsten Pilz, den ich Euch zeigen möchte: Podospora setosa.
Von anderen, ebenfalls behaarten Arten der Gattung unterscheidet er sich neben weiteren Merkmalen durch 128sporige Asci.
Die beiden zuletzt vorgestellten Pilze gehören, vereinfacht gesagt, zu den sogenannten Kernpilzen, den Pyrenomyceten. Sie erscheinen meist erst dann, wenn die kleinen Becher bereits am Vergehen sind.
Im Ensemble der Dungzersetzer gehören die meisten Blätterpilze zu den letzten, die dieses Substrat besiedeln. In der Regel sind es Tintlinge (Coprinus s.l.), die auf fast keiner Probe fehlen. Vertreter anderer Gattungen, wie Samthäubchen (Conocybe), Düngerlinge (Panaeolus), Kahlköpfe (Psilocybe) oder Mürblinge (Psathyrella) findet man seltener direkt auf Dung. Eine Ausnahme ist wohl der Wildschweindung-Mürbling (Psathyrella tenuicula), der auf dem entsprechenden Substrat recht häufig ist.
Auch kleine Tiere sind bei so einer Untersuchung natürlich allgegenwärtig. Ob Nematoden, Milben oder auch Springschwänze - es gibt allerlei zu sehen. Hier ein Kugelspringer, den ich vor wenigen Minuten beim letztmaligen Substratcheck entdeckte und den ich gleich mitsamt den Proben wieder in die Natur entlasse.
Viele der weiteren gefundenen Pilze können bei Interesse im Forum nachgeschlagen werden.
Insgesamt konnte ich an den Proben 21 Arten feststellen, die ich im Folgenden aufliste:
1. Ascobolus albidus (Pf)
2. Ascobolus sacchariferus (Hi, Pf, Ws)
3. Chaetomium murorum (Pf)
4. Doratomyces nanus (Pf)
5. Lasiobolus ciliatus (Ws)
6. Lasiobolus intermedius (Ws)
7. Oedocephalus pallidus (Hi)
8. Pilobolus roridus (Hi)
9. Podospora decipiens (Pf)
10. Podospora myriaspora (Ws)
11. Podospora setosa (Pf)
12. Psathyrella teniucula (Ws)
13. Saccobolus depauperatus (Pf, Ws)
14. Schizothecium conicum (Pf, Ws)
15. Schizothecium tetrasporum (Hi)
16. Schizothecium vesticola (Pf)
17. Sporormiella australis ((Hi, Ws)
18. Sporormiella intermedia (Ws)
19. Sporormiella lageniformis (Hi, Ws)
20. Sporormiella leporina (Ws)
21. Thelebolus stercoreus (Hi)
Es hat Spaß gemacht, diesen kleinen Beitrag zu gestalten, auch wenn es mich mehr Zeit kostete, als ich anfangs glaubte. Natürlich kann ich nicht jede Dungprobe so aufwändig bearbeiten, aber Markus zuliebe habe ich es in diesem Fall gern getan.
Ich hoffe, ich konnte auch den Nicht-Dungis einen kleinen Einblick in eine sehr spezielle Welt gewähren, auch wenn weder Morcheln noch Steinpilze auf diesem Substrat zu erwarten sind.
Abschließend seien mir noch einige kurze Bemerkungen zum Dungpilz-Forum gestattet.
Ich erwähne hier gern nochmals, dass dieses Forum einzigartig in Deutschland ist und mittlerweile nicht nur Pilzfreunde aus dem deutschsprachigen Raum mit ihren Anfragen hierher lockt, sondern mit Christiane (Gulistan) und Hannie sogar welche aus den Niederlanden. Über so eine Entwicklung freue ich mich natürlich ganz besonders.
An dieser Stelle bedanke ich mich nochmals herzlich bei Ralf (Rada), dem wir dieses Unterforum hauptsächlich zu verdanken haben, bei Björn (bwergen) für dessen einzigartige Portraits, bei Pablo (Beorn) für das Zusammenstellen der vielen Artportraits (immerhin sind das allein bei den Dungpilzen schon beachtliche 102) und nicht zuletzt danke ich allen, die hier mehr oder weniger mitlesen und mit ihren Anfragen, Kommentaren und Erläuterungen das Forum mit Leben erfüllen.
Liebe Grüße vom Nobi