Eschen bei Iphofen

Es gibt 16 Antworten in diesem Thema, welches 5.203 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Mausmann.

  • Ein schönes Eckchen Wald hat der Erebus gefunden.


    Unterhalb des Kalbberges bei Iphofen, am Rand des Steigerwaldes, stehen Eschen. Große Eschen, kleine Eschen und Ebereschen –“ aber Ebereschen zählen nicht. Zwischen drin befinden sich Fichten, einzeln und in kleinen Gruppen, und ein paar wenige Rotbuchen.


    01


    02 Lonicera spec. Geißblatt


    Das Unterholz aus Weißdorn und Geißblatt ist dicht, der Boden darunter nahezu geschlossen bedeckt vom blühenden Bärlauch (Allium ursinum).


    03 Allium ursinum - Bärlauch


    04, 05 phytoparasitische Kleinpilze (vermutet: Caeoma allii-ursini , dank Jule ) an Bärlauch


    Die Einbeere (Paris quadrifolia) hat sich sporadisch dazu gesellt, ebenso wie der Kriechender Günsel (Ajuga reptans), die Vielblütige Weißwurz (Polygonatum multiflorum) und die Goldnessel (Lamium galeobdolon).
    Am Wegsaum stehen Vergissmeinicht (Myosotis spec.) und ab und zu zeigen sich die unverwechselbaren Blätter des Aronstabes (Arum maculatum).


    06 Die Einbeere hat sich verzählt (oder sie kann kein Latein).


    07 Einbeere (Paris quadrifolia ) und 08 Vielblütige Weißwurz (Polygonatum multiflorum)


    09 Kriechender Günsel (Ajuga reptans)


    10 Vergissmeinnicht ( Myosotis spec. )


    11, 12 Aronstab (Arum maculatum)


    13 Goldnessel (Lamium galeobdolon)



    Tja. Da fragt man sich doch, was habe die alle gemeinsam?


    Röchtig!
    Eine Reaktionszahl nach Ellenberg von 7 bis 8.


    Zudem sind sie alle Feuchte-, oder doch zumindest Frischezeiger und leben gerne nährstoffreich bis anspruchsvoll.


    Die Reaktionszahl ist dem Erebus wichtig.
    Bedeutet sie doch, dass der Boden des neu entdeckten Wäldchens keinesfalls sauer ist. Nein, eine Reaktionszahl von sieben oder acht bedeutet basisch, zumindest etwas basisch.
    Neun wäre super, das ist der Spitzenwert, aber neun kann er nicht finden.


    Problematisch ist allerdings, dass basisch nicht unbedingt gleich kalkhaltig ist. Das muss auch Erebus erfahren, später, als er sich zuhause noch ein wenig über den Steigerwald aufklärt.
    Der besteht aus Keuper, Sandstein- und Muschelkalkbänken, letztere aber nicht in den gewünschten hohen Anteilen. In den Tälern und Einschnitten muss man also nicht zwingend mit kalkhaltigem Untergrund rechnen.


    Und was treibt der Herr Erebus an diesem idyllischen Ort, inmitten des Wäldchens auf dem Talgrund?
    Er sitzt auf seinem Stühlchen, die Sonne blitzt durch das Geäst und hinter ihm murmelt ein kleiner Bach, auf dessen Grund Forellen blinken.
    Eine Ringelnatter schlängelt sich durch die Sonnenflecken, der Pirol macht mit melodiösem Pfeifen auf sich aufmerksam.
    Und irgendeine defekte Kuckucksuhr schlägt ohne Unterbrechung Zwölfe.


    In Wahrheit sucht Erebus Pilze. Welche mit M. , aber das verrät er niemandem.


    Erebus hat bereits M-Pilze gefunden: den Mainporling, den Mai-Ritterling, den Mistpilz in Gold, die Morchel mit dem Käppchen –¦ aber es gibt da noch diese eklatante Lücke.


    Noch zwei Stunden noch nichts, doch halt, er hat so einiges gefunden, aber nicht .. Dingens.


    Erebus sitzt auf seinem Stühlchen, die Sonne blitzt durch das Geäst, er raucht eine Zigarette und denkt an kalkhaltige Untergründe. Die Kuckucksuhr schlägt zwölf. Das nervt.


    14 Gesäter Tintling - Coprinus disseminatus


    15 Gesäter Tintling - Coprinus disseminates


    16 Lycogala epidendrum - Blutmilchpilz


    17 Strobilurus spec. auf Fichtenzapfen?


    18 Geweihförmige Holzkeule (Xylaria hypoxylon)


    19 unbestimmte Becherchen


    20 Blattwanze


    21 Käfer


    22 Laufkäfer



    ... das war am Freitag vormittag, bevor ich Lorcheln und Morcheln (M. esculenta) fand.



    LG,
    Uli


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  • Hallo Uli,
    tolle Bilder mal wieder und der unvergleichliche Erebus-Stil :)


    Man sieht leider bei 17 die Oberseite nicht, aber der Stiel schaut gar nicht nach Strobilurus aus.
    Falls also der Hut dunkel und gebuckelt war:
    Vergleiche mal mit dem Fichtenzapfenhelmling (Mycena strobilicola).


    LG Christian


    P.S.: Und ich finde es immer wieder erstaunlich, wie parallel unsere Fragenschwerpunkte und Funde verlaufen (Aronstab, Gesäter Tintling). Allerdings habe ich schon M...... ancherlei Pilze gefunden, an denen du auch interessiert wärst. Allerdings überständig. Per PN würde ich dir sogar die Stelle verraten ;)

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Uli!


    Wieso lese ich immer wieder "Eschen bei Ibuprofen"?
    Wahrscheinlich ist mein Kopf zu voll. Vielleicht verkalkt. Man sollte mal unterwuchen, welche Pflanzen auf mir wachsen. Möglicherweise ist da die sagenhafte neun dabei.


    Deine Bilder sind weltklasse. Ob mit oder ohne Texte, aber am liebsten natürlich mit. Die Strobiluri sind keine, sondern Mycenen. Ist aber egal, das Bildarrangement ist fabelhaft.
    Bei 18 setze ich 10 Coins darauf, daß das Substrat Ahorn ist, und auch die Konidie anders heißt. Auch wenn ich unsicher bin, aber Spaß muss sein. ;)


    Käfer 21 hielt ich erst für einen bunten Totengräber (Necrophorus xyz). Aber der hätte sich da irgendwie verirret und sollte nicht so haarig sein. Ich glaube, da gibt es noch was anderes, das nennt sich Bienenwolf. Müsste ich aber nachschlagen, wozu mir gerade die Zeit fehlt.



    LG, Pablo.

  • Ahoi, Uli,


    "Ein schönes Eckchen Wald hat der Erebus gefunden."


    Ja, in der Tat, das hat er.


    Vielen Dank für's Mitnehmen!:thumbup::thumbup::thumbup:



    LG
    Peter

    Link zu Pilzlehrwanderungen: Pilzschule Rhein-Main

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    Galerie: Pilzfotos "zum Anfassen"/Stereobilder

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  • Hallo Mario,


    danke für Deinen Kommentar!
    Herzliche Grüße,
    Uli
    [hr]
    Hallo Mausman,


    ebenfalls: danke!
    Herzliche Grüße,
    Uli
    [hr]


    Hallo Christian!


    danke für Deinen Kommentar und die Hilfestellung betreffend den Fichtenzapfen-Pilzchen.
    Ich konnte mich zeitlich nicht sehr lange damit beschäftigen, und der Pilz fehlt mir in meinem Erfahrungskreis.
    Fichtenzapfen war klar, danach kam ich nicht recht weiter.
    Bild von oben:



    - Ich schätze, dass wir durch ähnliche Witterung und Geologie auch immer ähnliche epigäische Pilze finden werden. Unterirdisch kann ich nicht mitreden.
    Pilzstellen wüsste ich natürlich gerne mehr, PN wäre prima. Sonntag waren wir mit Thomas Wallner am Adami-Bad unterwegs, da fanden wir sogar M-Pilze.
    Herzlichen Dank,
    Uli
    PS.: ich habe mir am Samstag nach eindringlichen Belehrungen ein Fläschen 50ml 30% HCl aushändigen lassen, bin schon ganz gespannt wie's dämpfeln wird!
    [hr]


    Hallo Pablo!


    Ja, die Einordnung, welches Substrat Du bist wäre sicherlich interessant. Ich selbst bin geeignet für Fußpilz und einige ander interessante Geschichten. Bei Pflanzen weiß ich nicht. Vielleicht noch bemooste Zähne .. ne, war'n Scherz.
    Danke fürs Lob, jetzt muss man mich vom Firmament kratzen. Dem Mycena gehe ich mal nach, oben habe ich ja noch ein Bild von Käferunten.
    Den Kerfen rücke ich ebenfalls nochmal auf den Leib, danke für die Richtuungsangabe, irgendwo schlummert noch ein Kosmos-Naturführer, der bietet eine begrenzte Auswahl zur Bestimmung, ggf. finde ich den darin. Derzeit machen mir schon die Pflanzen etwas Mühe, auf die ich ein noch größeres Augenmerk habe. Mit dem 18er hatte ich schon schwierigkeiten, irgendwann las ich irgendwo, dass die HFF von Xylaria hypoxylon so aussähe, deshalb habe ich den Fund dort gesehen. Danke für den Hinweis!


    Herzliche Grüße,
    Uli
    [hr]


    Hallo Peter,


    danke schön! Wunderbarerweise passte sogar das Wetter, danach ging's ja rapide in den einstelligen Bereich. Auch ohne Morchelreize werde ich das Gehölz nochmal aufsuchen, wenngleich der Bewuchs schon ein wenig zu üppig geraten ist.
    Herzliche Grüße,
    Uli
    [hr]


    Hallo Zarko,


    Danke für's Lob!
    Dem Xylaria longipes werde ich jetzt nachgehen, mal sehen, was ich dazu finde. Herzlichen Dank für den Hinweis.


    Herzlichen Gruß,
    Uli
    PS.: bei schönen Bildern bist Du ja auch vornweg. Und Deine Funde sind für mich unerreicht!


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  • Hallo Uli,


    ich muß auch sagen - wunderschöne Bilder hast Du uns mitgrbracht! Und, wie immer, schöne Geschichte dazu. Vielen Dank dafür!


    So einen schönen Aronstab, wie Du es abgelichtet hast, habe ich bisher noch nie gesehen... (bis auf meinen neuen Avatarbild ;)) Und von den Pilzen gefällt mir insbesonders das Foto Nr. 17 mit den zwei Pilzen auf dem Fichtenzapfen: Mutter mit dem Kind - auf jeden Fall was für's Fotowettbewerb... ;)


    Kannst Du mir bitte verraten, wie Du die Reaktionszahl des Bodens erfahren hast? Oder Du meinst - die von Dir genannten Pflazen zeigen die Reaktionszahl 7 bis 8 auf?


    Schönen Abend noch und noch viel Glück beim Suchen des Dingens... :whistling:


    LG
    Joli

    LG
    Joli

    Alles ist miteinander verbunden, und hat einen Sinn. Obwohl dieser Sinn meist verborgen bleibt, wissen wir, daß wir unserer wahren Mission auf Erden nah sind, wenn unser Tun von der Energie der Begeisterung durchdrungen ist.
    - Paulo Coelho, Der Zahir -

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  • Zitat

    Kannst Du mir bitte verraten, wie Du die Reaktionszahl des Bodens erfahren hast? Oder Du meinst - die von Dir genannten Pflazen zeigen die Reaktionszahl 7 bis 8 auf?


    Hallo Joli!
    Entschuldige, wenn ich etwas aushole. Das dient auch dazu, mir selbst mein kürzlich erworbenes Wissen verständlich zu machen.
    Die Zeigerwerte nach Ellenberg dienen der Bewertung einer Pflanze als "Zeigerpflanze". Letzten Endes geben sie Auskunft über die Standortansprüche einer Pflanze, und damit auch über die Bodenverhältnisse und die Wahrscheinlichkeit, mit der andere Pflanzen (oder aber Pilze) dort angetroffen werden können. Zeigerwerte gibt es jeweils von 1 bis 9, und zwar in den Disziplinen Feuchte (F), Licht (L), Temperatur (T), Stickstoffgehalt (N), Reaktion sauer/basisch (R) und noch ein paar weiteren, sogar über die Zuordbarkeit zum kontinentalen Klima (K).
    Alle gefundenen Pflanzen weisen auf einen feuchten, nährstoffreichen und basischen Untergrund hin, also sollte m.W. auch mit gewissen M-Pilzen gerechnet werden dürfen... vorausgesetzt, der basische Charakter beruht auf Kalk.
    Das gibt der Zeigerwert der Reaktionszahl ( R, für 1-sauer bis 9-basisch) aber nicht her, denn leider, leider hat der Herr Ellenberg eine "C"-Zahl vergessen, die Auskunft über die Calzium-Verbindungen geben könnte. Vielleicht hat er auch gedacht (nachdem er K für die Kontinenz-Zahl verballert hat) : "Huch, 'K' ist schon weg ... dann schenken wir uns besser die Kalkzahl, sonst wird das so unübersichtlich".


    Allerdings ist ein basischer Boden zumeist auf einen hohen Kalkgehalt zurückzuführen - und wie ich die Reaktionszahl erfahre?
    Das ist ganz einfach: meine Rasselbande hat mir (auf persönlichen Wunsch hin) ein Buch über den Zeigerwert von Pflanzen geschenkt. Zu Weihnachten.


    Anfänglich erschien es mir, als habe ich damit wieder einmal einen dieser typischen Wunschzwangflops gelandet: die Lektüre ist echt dröge, das Buch lag mehrere Monate auf der Fensterbank im Gäste-WC , fand nur bei außerordentliche Sitzungen Beachtung und verkümmerte.
    Jetzt habe ich seinen tieferen Wert erkannt und mache auch Gebrauch davon.


    Danke schön und herzlichen Gruß


    Uli

  • Lieber Uli,


    die Bilder sind mal wieder erste Sahne! Insbesondere #19 und #21 finde ich grandios! :sun:


    Viele Grüße


    Stefan

    • Offizieller Beitrag

    Uli,


    das sind wieder fantastische Aufnahmen!! Einfach grandios!


    bin sprachlos :sun:


    lieben Gruß,
    Melanie

    Gnolmige Gnüße, Gnelmanie die Rote

    "In den Wäldern sind Dinge,
    über die nachzudenken,
    man jahrelang im Moos liegen könnte."

    -Franz Kafka-
    _________________________________________________
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  • Hallo Stefan, Mentor, Melanie und Sarah!


    Ganz herzlichen Dank -
    es freut mich sehr, wenn der Beitrag etwas von der Schönheit und Ruhe vermitteln kann, die man an einem sonnigen Freitag Vormittag im frühlingshaften Wald empfindet.
    Auch wenn es dort keine Ms gibt, so werde ich allein aus dem Grunde wieder hingehen, weil es ein ganz anderer Waldtyp ist als der, den ich von den Flugsandebenen um Kitzingen kenne.


    @ Mausmann,

    Zitat

    Ich hoffe das Papier ist nicht zu hart ?


    Ich schätze mal, das hat so 80g/m ², es ist härter als Quellekatalog (gibt's ja jetzt leider nicht mehr), und ist ein ganzes Stück reissfester als Telefonbuch. Es ist beidseitig verwendbar, mit teils farbigen Abbildungen (da schlägt nichts durch) und es ist sehr ergiebig. Bist du daran interessiert (hast Du etwa bibliophile Neigungen)? Ich könnte Dir die ISBN geben :cool:


    Liebe Grüße, Uli


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