Während meine umfangreichen Versuche der letzten Tage/Wochen, in Berlin und dem Berliner Umland Morcheln ausfindig zu machen, von der Morchelwelt mit einem Hohnlachen quittiert wurden, hatte ich heute unvermittelt Glück:
Ausgerechnet in meiner Wohnanlage in Berlin-Charlottenburg konnte ich mehrere kleine Spitzmorcheln (Morchella conica) auf Mulch finden. Zwei der Pilze zeigten sich sogar direkt vor meiner Wohnung!
Ein weiterer Pilzfreund kam gestern mit einem ganzen Korb frischer Spitzmorcheln in die Pilzberatung beim Botanischen Museum Berlin. Die Funde stammten aus dem Berliner Norden.
Zumindest in dem einen oder anderen Garten halten sich auch noch Restbestände teils mehr, teils weniger frischer Speisemorcheln (Morchella esculenta). Zumindest legte mir heute ein Herr stattliche Exemplare aus Staaken vor.
Wer also noch Morchellust verspürt, hat durchaus noch gewisse Chancen, in Berlin frische Morcheln zu finden !
Unabhängig davon sind in Berlin/Potsdam derzeit schöne Mairitterlinge (Calocybe gambosa), Schuppige Porlinge (Polyporus squamosus) und Voreilende Ackerlinge (Agrocybe praecox) im Angebot. Sogar der Kulturträuschling (Stropharia rugosoannulata) wagte sich schon auf ein Mulchbeet in der Nähe des Potsdamer Ruinenberges. Vor allem in Gewässernähe macht sich nicht zuletzt der Getigerte Knäueling (Lentinus tigrinus) breit.
Alle genannten Arten habe ich auch für die Küche verwendet. Die Spitzmorchel machte sich vor allem als Soße zu Spargel gut, den Ackerling konnte ich prima für eine Vorsuppe zum Spargelessen (daher wohl der Name praecox ... ) verwenden, der Schuppige Porling schmeckt in einer Sahnesoße (fast) so gut wie ein Steinpilz (ausprobieren !!), und auch noch nicht so zähe Getigerte Knäuelinge schmecken gar nicht schlecht. Der Mairitterling wiederum verliert seine manchmal etwas aufdringliche Geschmacks-Komponente durch vorheriges Abbrühen - das Brühwasser kann dann als Grundlage für eine schöne Spargelsuppe dienen. Soviel an dieser Stelle zur Küchen-Mykologie ...
Noch etwas zum Schuppigen Porling: Manche der "großen Brocken" sind gar keine Schuppigen Porlinge. Entgegen anderslautender Beschreibungen in Pilzbüchern kann es auch der Sklerotienporling (Polyporus tuberaster) mitunter fast mit der Ausdehnung des Schuppigen Porlings aufnehmen! Ein solches Exemplar sorgte gestern beim Botanischen Museum Berlin und hinterher bei der Pilzkundlichen Arbeitsgemeinschaft Berlin-Brandenburg e.V. für erhebliches Aufsehen. Also genau hinschauen !