Hallo liebes Forum,
hier eine Anleitung, wie man die Farbe des Sporenpulvers gefundener Pilze herausfinden kann. Die Anleitung bezieht sich im Wesentlichen auf die Untersuchung des Sporenpulvers von den "klassischen" Pilzen mit Stiel, Hut und Lamellen, ist aber zum Teil auch auf andere Pilze übertragbar.
Dies ist die überarbeitete Fassung, in die die Ideen und Infos aus den Kommentaren mit eingearbeitet wurden. Danke noch einmal für die Ideen an Joli, Mausmann, Ingo, Mario, Marcus, Toffel und Günter.
Warum Sporenpulver?
Die Farbe des Sporenpulvers kann einen entscheidenden Hinweis bei der Pilzbestimmung liefern. So lässt sich die teilweise die Gattungszugehörigkeit herausfinden, bzw. Vermutungen zu Pilzbestimmungen erhärten / widerlegen. Das Sporenpulver steht nicht umsonst in dem Leitfaden zur Pilzbestimmung. In dieser Tabelle findet man eine Übersicht der Gattungen mit der jeweiligen Sporenpulverfarbe!
Schritt 1 - Der Fund
Natürlich braucht ihr zunächst einen Pilz, dessen Sporenpulverfarbe ihr herausfinden wollt. Ich nahm mir diese beiden Kollegen aus dem Wald mit.
Schritt 2 - Das Blatt
Zunächst nehmt ein bei Paint erstelltes Blatt mit schwarzen Streifen. Alternativ sind allerdings auch die Nutzung z. B. eines zweifarbigen Bretts oder eines schwarzen Stücks Pappe mit draufgeklebtem weißen Blatt möglich. Zudem ist es natürlich auch möglich, das Papier in eine Klarsichthülle zu schweißen, um es mehrfach verwenden zu können. Auch Küchenrolle erfüllt bei nicht zu hellem Sporenpulver seinen Zweck. Falls ihr ohnehin anschließend mikroskopieren wollt, könnt ihr auch direkt auf einen Objektträger aussporen lassen und anschließend zur Begutachtung verschiedenfarbige Zettel darunterlegen.
Die Zweifarbigkeit dient dem einfachen Zweck, bei vorheriger Unkenntnis der ungefähren Sporenpulverfarbe das ganze Spektrum abdecken zu können, denn von weiß über rosa bis hin zu sehr dunklem Pulver ist alles möglich. Obwohl man oft an der Lamellenfarbe bereits die mögliche Sporenpulverfarbe erkennen kann, ist das natürlich kein Beweis und so ist man, bevor man am Ende ohne Ergebnis da steht, mit dem Schwarz-Weiß-Muster auf der sicheren Seite.
Für Paint-Unbewanderte stelle ich ein Sporenabdrucksmuster als Druckvorlage in den Thread (Rechtsklick + "Bild speichern unter..." zum Herunterladen).
Achtung! Als Entwurf drucken reicht. Damit spart man Farbe und hat kein stundenlang triefendes Blatt in der Hand.
Schritt 3 - Nur der Hut
Anschließend nehmt den zu untersuchenden Pilz. Nachdem ihr alle bestimmungsrelevanten Informationen zusammenhabt (Geruch, Geschmack und genaue Betrachtung von Hut / Fruchtschicht und Stiel), lasst den Pilz seinen letzten Weg gehen. Entfernt dafür den Stiel und legt den Hut mit der Fruchtschicht nach unten auf das Blatt, und zwar so, dass er gleichmäßig auf der weißen und der schwarzen Seite verteilt ist.
Schritt 4 - Das Glas
Im nächsten Schritt stülpt ein Glas über einen oder mehrere Exemplare. Das hat den Effekt, dass er nicht so leicht austrocknet, denn von einem schnell vertrockneten Pilz das Sporenpulver zu ermitteln, ist nicht immer möglich. Zudem scheint der Absporprozess dadurch schneller abzulaufen und es hält die gesammelten Sporen beisammen, sodass sie nicht verweht werden können.
Schritt 5 - Die Nacht
Lasst diese Konstruktion einfach über Nacht auf der Fensterbank stehen. Erfahrungsberichte haben gezeigt, dass eine kühlere Lagerung (draußen oder im Keller) sich als gewinnbringend erwiesen hat. Zwar ist es von Pilz zu Pilz sowie von Gattung zu Gattung und außerdem vom Stadium abhängig unterschiedlich, wie lange die Pilze zum Absporen brauchen, doch nach einer Nacht sollte das Sporenpulver in jedem Fall erkennbar sein.
Optional: Schritt 6 - Der Objektträger
Wenn die Pilze über Nacht abgesport haben, kann (zur wirklich korrekten Auswertung) das gesammelte Sporenpulver aufgekratzt und auf einen durchsichtigen Objektträger gelegt werden, da der jeweils schwarze oder weiße Hintergrund die eigentliche Farbe durchaus leicht verfälschen kann. Wie es bei diesem Rehbraunen Dachpilz z. B. einmal der Fall war. Das Pulver erscheint links rötlich und rechts bräunlich:
Schritt 7 - Das Ergebnis
Ich hoffe, ich konnte euch mit dieser Kurzanleitung und den wenigen Bildern zeigen, wie ihr die Farbe des Sporenpulvers als bestimmungsrelevantes Merkmal herausfinden könnt. Der Rotstich in den Lamellen hatte zwar bereits auf einen Rötling (Entoloma spec.) hingewiesen, aber den Verdacht konnte ich durch die Farbe des Sporenpulvers noch einmal erhärten. Nun wäre es Zeit, ein Mikroskop für die genauere Bestimmung zu nutzen.
Achtung! Nicht immer klappt es! Wenn die gefundenen Exemplare zu alt, zu jung oder missgebildet sind, wartet man vergeblich auf das Sporenpulver. Entweder die Pilze hätten noch reifen müssen oder sie haben bereits ausgesport.
Wenn ihr noch weitere Tipps und Tricks habt, könnt ihr mich gerne darauf hinweisen und ich werde sie noch mit einfließen lassen.
Und nun: Viel Spaß und Erfolg bei der Sporenpulverbestimmung!
Jan-Arne