–žSo!–œ sagt Erebus, schlägt die Wagentüre zu und drückt den linken Knopf am Schlüssel. Die Schlösser verriegeln laut und vernehmlich.
–žSo!–œ Sagt Erebus, genauso laut und vernehmlich, –ždann gehen wir mal zurück zum Auto!–œ
Spricht–™s und marschiert in den Wald.
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Was ist passiert?
Wir erinnern uns: der Entdecker der Auffindeformel für Gutpilze G=S/f ging in seinen Berechnungen von der Schleimpilzkonstante S aus. Bereits bei der Veröffentlichung der berühmten Formel wurde diese durch Herrn Mausmann, einen renomierten Begängnispilzspezialisten aus Hamburg, massiv in Frage gestellt.
Erebus hat ja bekanntlich für Nebensächlichkeiten keine Zeit (er muss schließlich Pilze finden), fühlt sich nun allerdings angehalten, seine Formel noch einmal rechnerisch zu überprüfen.
In weiteren Feldversuchen stellt er fest, dass die Schleimpilzkonstante doch nicht konstant ist, und er vermutet die Anwesenheit einen Witterungsbeiwertes (w), den er noch ausbaldowern muss (aus Zeitgründen zunächst aufgeschoben).
Es wird ihm allerdings eiskalt, als ihm die Konsequenz der vollständigen Abwesenheit von Feuerwanzen aufgeht.
Bei f >> 0 würde die Welt - salopp formuliert –“ pilztechnisch vor die Wand fahren. In einem Desaster unvorstellbaren Ausmaßes würde das Universum mykologisch implodieren und Erebus in einem schwarzen Loch mit einem sehr, sehr großen Pilz vermählt werden.
Bei allem was Recht ist, dazu hat er keine Lust. Und Erebus, der keineswegs abergläubisch ist, trägt fortan immer(!) eine Feuerwanze in einem kleinen Pillendöschen mit sich herum.
Da ihm Pilze weiterhin am Herzen liegen, wendet er sich nun verstärkt den speziellen Findetechniken zu. Schließlich ist sein eigentliches Anliegen nicht die Pilzdichtebestimmung als vielmehr, daraus einen fotografischen Nutzen zu ziehen.
Die Technik der –žRetardierten Obsession–œ liegt ihm nicht so sehr, zudem hat sie verschiedene Nachteile (dazu ggf. später mehr).
Nein. Neuester Schrei ist GWMZZA, oder kurz: ZZA.
Die spezielle –žgehn-wir-mal-zurück-zum-Auto–œ-Technik, der eine zufällige Entdeckung zugrunde liegt, hat er konsequent weiterentwickelt und zu höchster Reife gebracht.
Begonnen hatte alles mit der Auffindung eines >Rotfußröhrlings< um 9:58 am Mittwoch, dem 22.05.2013 im Klosterforst.
Um Punkt 10:00 war das Frühstück mit frischen Brötchen im 10 Km entfernten Kitzingen anberaumt. Die Brötchen musste er noch besorgen.
In der Folge ereignete es sich wiederholt, dass nach ereignislosen Waldgängen besondere Funde immer dann eintraten, wenn er gehetzt auf dem Weg zurück zum Auto war. Je höher der Termindruck, desto schöner die Funde. Das Verrückte daran ist: der Effekt stellt sich ein, ohne dass man ihn durch aufwändige Verdrängungsprozesse initiieren muss. GWMZZA ist ein Hundertprozenter.
Zunächst überbrückt Erebus die zwei bis vier Stunden (bis es so weit ist dass er zum Auto zurück kann) durch das Fotografieren von alten Bekannten, von KBPs, GBPs, auch MBPs und KWPs, zudem von Pflanzen und Insekten, Waldimpressionen.
Was auf Dauer langweilig ist.
Erebus erkennt bald, dass eine Reduzierung des Vorlaufes möglich ist. Wo steht denn geschrieben, dass er eine soundso lange allgemeine Suchzeit hinter sich bringen muss, bevor es heißt GWMZZA? Nirgendwo!
Er verkürzt die Zeit schrittweise, und siehe da, der Positiveffekt bleibt erhalten. Die Kunst besteht alleine darin, den Pilzen glaubhaft zu suggerieren, er sei bereits auf dem Rückweg zum Auto! Derart ins Bockshorn gejagt zeigen sich die schönsten Exemplare, und -Zack- sind sie im Kasten!
Aber genug der Theorie. Hier ein paar Ergebnisse der letzttägigen Bemühungen. Natürlich hat Erebus die eine oder andere Ahnung zu den Funden, er wäre dennoch hocherfreut, weitere Vorschläge zu erhalten.
01 Wiesensalbei (Salvia pratensis)
02 verm. Weißer/Rissiger Ackerling (Agrocybe cf. dura) danke, Ingo!
03 verm. Kathäusernelke (Dianthus cf. carthusianorum)
04 Grünblättriger Schwefelkopf (Hypholoma fasciculare) –“ ich hab–™s probiert! Bestätigt durch Pablo, danke!
05 Tintlinge (Coprinus spec.) + 06 vermutet: Steifstieliger Kegelhutfaserling (Psathyrella conopilus)
07 Schwarze Teufelskralle (Phyteuma nigrum), danke Peter!
08 Kastanienbrauner Stielporling (Polyporur badius), bestätigt durch Pablo, danke!
09 Schuppiger Stielporling (Polyporus squamosus), bestätigt durch Pablo, danke!
10 Maiporling (Polyporus ciliates) , bestätigt durch Pablo, danke!
11 –“überfragt-
12 wie 11
13 vermutlich wie 12, aber deutlich alter .. : Entoloma spec. , Pablo, danke!
14 vermutet: Echter Zunderschwamm(Fomes fomentarius), bestätigt durch Pablo, danke!
15 wüsste ich auch gerne - jetzt weiß ich's: die Gelbe Platterbse (Lathyrus spec.) - danke, Kuschel!
16 Lupinen (Lupinus spec.)
17 Holzkeule (Xylaria spec.), bestätigt durch Pablo, danke!
18 Tintlinge (Coprinus spec.), bestätigt durch Pablo, danke!
19 Tintlinge (Coprinus spec. , bestätigt durch Pablo, danke!) + 20 Goldmistpilz (Bolbitius vitellinus) , bestätigt durch Pablo, danke!
21 Goldmistpilz (Bolbitius vitellinus) , bestätigt durch Ingo, danke!
22 Lindenschwärmer (Mimas tiliae), danke, Ralf!
23 vermutet: Kerbrandider Napfbecherling (Tarzetta cupularis) + 2 kleiner Kandidaten
24 vermutet: Kerbrandider Napfbecherling (Tarzetta cupularis)
25 Keine Vermutung außer: Peziza. Substrat Fagus sylvaticus, gut morsch
26 siehe 25
27 .. hm. Kam unter dem Laub zum Vorschein, an finalmorschm Holzstück
28 der würde mich sehr interessieren. Leider sind die rötlich-orange-bräunlichen Farbanteile des Hutes etwas überstrahlt (Belichtungszeit 2 sek. Bei starken Kontrasten)
29 ganz frech: Milchling (Lactarius spec). Seitdem ich eine Portion Maipilze gegessen habe probiere ich auch ab und an. Hier etwas von der Milch. Zuerst garnichts.. dann bitter. Bis es scharf hätte werden könne, hatte ich den Mund- und Rachenraum bereits gesäubert. Untergrund sehr Kalkreich.
30 Hochgerippte Lorchel (Helvella acetabulum)
31 Hochgerippte Lorchel (Helvella acetabulum)
32 ?
33 ?
34 ?
35 vermutet: Riesen-Becherling (peziza cf. varia)
36 den wüsste ich gerne.
37 den auch
38 wie 37
39 + 40 Saftlinge (Hygrocybe spec.)
LG,
Uli
so, genug gequält. Zu den meisten Pilzen habe ich weitere Abbildungen, von oben, unten, links, rechts etc. pp