Hallo!
Eikes letzter Pilz, den ich mir heute vornahm, ist mit Abstand die frechste Kollektion, die ich je sah.
Ihr kennt das ja selbst: Stichwort Hygrophanität, also feuchte Pilze können (wenn der Pilz eben darauf anspricht) deutlich dunkler sein als abtrocknende.
Will als Beispiel für bekanntere Pilze einfach mal den Gabeltrichterling erwähnen:
gut durchfeuchtet:
http://commons.wikimedia.org/w…litocybe_cyathiformis.jpg
abgetrocknet:
http://commons.wikimedia.org/w…mis_gabeltrichterling.jpg
Kleine Becher können das natürlich auch. Bloß bei denen kommt u.U. auch noch der Umstand zum Tragen, dass die dicht darunterliegende Substratfarbe einen Einfluss hat, desweiteren verfärben einige bei Verletzung oder durch Alterung.
Es gibt also einige Becherchen-Arten (ich rede hier natürlich nicht von den über 1cm-Riesen, sondern von denen im Millimeterbereich), da braucht man für eine Makro-Beschreibung durchaus 3-5 Farben.
Hört sich dann in etwa so an: ganz jung schwarz, älter und feucht dunkelgrau, abtrocknend hellgrau, verletzt mit gelben Stellen, bei Alkoholgenuss blau anlaufend..... oder so ähnlich (schreibe ich jetzt hier auch nur so, weil ich weiß, dass das sowieso fast keiner liest).
So, zurück also zu den Weichbecherchen, den Mollisien. Also Farbwechsel durch Alter, Untergrund, Abtrocknung und Verletzungsreaktion. Was noch fehlt, ist die Bedeutung des Lichts. Fehlendes Licht behindert eigentlich alle Pilze in der Entfaltung ihrer Farbpigmente.
Sicherlich kennt der eine oder andere solche Beispiele, wenn der Safranfarbige Scheidenstreiflings-Fruchtkörper gerade herauskriechend erst hellocker ist oder der Fichtenzapfenrübling noch weiß.
Upps, schon wieder so große! Also zurück zu den Kleinen.
Mal ein Beispiel für die Frechheiten der Mollisien:
Andreas Gm., also der Mann von Tanja, der gab der folgenden Art den provisorischen Namen Mollisia pyrenopezizoides aus dem Grund, weil Pyrenopezizen oft sehr dunkel sind, Pyreno hat immer was mit verkohlt und verbrannt zu tun, glaube ich.
Diese Namensgebung ist auch vollkommen nachvollziehbar, weil einem die Art oft so begegnet:
http://asco-sonneberg.de/pages…ides-090412-01xs17121.php
Wenn der Pilz ärgern will, trocknet er aber einfach ab und wird fast weiß:
http://asco-sonneberg.de/pages…roup_id=27801&position=47
Ist ganz gut nachvollziehbar denke ich.
Bis jetzt ist das auch noch logisch. Auch ein mitunter auftretendes Verletzungsbräunen oder -röten lässt sich chemisch erklären. Inhaltsstoffe oxidieren halt:
http://asco-sonneberg.de/pages…tinctum-0903-01xs1781.php
Inhalte altern auch und verändern deshalb die Farbe:
http://asco-sonneberg.de/pages…i-100805-01xs-col9391.php
Sich zersetzend bleibt ein Pilz natürlich auch nicht farbtreu:
http://asco-sonneberg.de/pages…group_id=20751&position=1
.....oder wenn er befallen wird von anderen Organismen
http://asco-sonneberg.de/pages…haarbecher-1007119091.php
Aber kommen wir zurück zu Eike und seinem äußerst bösartigem Fund auf einem Haselast in der Laubstreu. Sieht so aus:
Hier kann das weder mit Alter noch mit verschiedenen Lichteinflüssen, auch nicht mit wechselnder Untergrundfarbe erklärt werden (Eikes Feuchtekammer bekommt reichlich Licht, habe mich da rückversichert).
Schlussfolgerung: das müssen zwei verschiedene Arten sein, hat man doch öfter.
Ok, beide reagieren auch stark gelb mit KOH, auch das gibt es.
Das dumme ist, beide haben auch die gleichen Sporen, Asci, Paraphysen, Endzellen. Naja, die Endzellen bei den Hellen sind natürlich auch heller, sonst passt aber alles.
Und wie erklär ich das nun? Albinos mitten unter den anderen?
Die verschiedenen Farben an sich machen mir kein Kopfzerbrechen, weil sie bisher erklärbar waren. Licht eben oder unterschiedliche Abtrocknung. Hat sich ja hier bei der gleichen Art (Mollisia fusca) schon angekündigt:
http://asco-sonneberg.de/pages…sca-130507-01xsj35691.php
Aber jetzt? Mitten unter den anderen?
Böse Mollisien!
VG Ingo W