Böse Mollisien!

Es gibt 5 Antworten in diesem Thema, welches 1.644 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Mausmann.

  • Hallo!


    Eikes letzter Pilz, den ich mir heute vornahm, ist mit Abstand die frechste Kollektion, die ich je sah.


    Ihr kennt das ja selbst: Stichwort Hygrophanität, also feuchte Pilze können (wenn der Pilz eben darauf anspricht) deutlich dunkler sein als abtrocknende.
    Will als Beispiel für bekanntere Pilze einfach mal den Gabeltrichterling erwähnen:
    gut durchfeuchtet:
    http://commons.wikimedia.org/w…litocybe_cyathiformis.jpg
    abgetrocknet:
    http://commons.wikimedia.org/w…mis_gabeltrichterling.jpg


    Kleine Becher können das natürlich auch. Bloß bei denen kommt u.U. auch noch der Umstand zum Tragen, dass die dicht darunterliegende Substratfarbe einen Einfluss hat, desweiteren verfärben einige bei Verletzung oder durch Alterung.
    Es gibt also einige Becherchen-Arten (ich rede hier natürlich nicht von den über 1cm-Riesen, sondern von denen im Millimeterbereich), da braucht man für eine Makro-Beschreibung durchaus 3-5 Farben.
    Hört sich dann in etwa so an: ganz jung schwarz, älter und feucht dunkelgrau, abtrocknend hellgrau, verletzt mit gelben Stellen, bei Alkoholgenuss blau anlaufend..... oder so ähnlich (schreibe ich jetzt hier auch nur so, weil ich weiß, dass das sowieso fast keiner liest).


    So, zurück also zu den Weichbecherchen, den Mollisien. Also Farbwechsel durch Alter, Untergrund, Abtrocknung und Verletzungsreaktion. Was noch fehlt, ist die Bedeutung des Lichts. Fehlendes Licht behindert eigentlich alle Pilze in der Entfaltung ihrer Farbpigmente.
    Sicherlich kennt der eine oder andere solche Beispiele, wenn der Safranfarbige Scheidenstreiflings-Fruchtkörper gerade herauskriechend erst hellocker ist oder der Fichtenzapfenrübling noch weiß.


    Upps, schon wieder so große! Also zurück zu den Kleinen.


    Mal ein Beispiel für die Frechheiten der Mollisien:
    Andreas Gm., also der Mann von Tanja, der gab der folgenden Art den provisorischen Namen Mollisia pyrenopezizoides aus dem Grund, weil Pyrenopezizen oft sehr dunkel sind, Pyreno hat immer was mit verkohlt und verbrannt zu tun, glaube ich.


    Diese Namensgebung ist auch vollkommen nachvollziehbar, weil einem die Art oft so begegnet:
    http://asco-sonneberg.de/pages…ides-090412-01xs17121.php


    Wenn der Pilz ärgern will, trocknet er aber einfach ab und wird fast weiß:
    http://asco-sonneberg.de/pages…roup_id=27801&position=47
    Ist ganz gut nachvollziehbar denke ich.


    Bis jetzt ist das auch noch logisch. Auch ein mitunter auftretendes Verletzungsbräunen oder -röten lässt sich chemisch erklären. Inhaltsstoffe oxidieren halt:
    http://asco-sonneberg.de/pages…tinctum-0903-01xs1781.php


    Inhalte altern auch und verändern deshalb die Farbe:
    http://asco-sonneberg.de/pages…i-100805-01xs-col9391.php


    Sich zersetzend bleibt ein Pilz natürlich auch nicht farbtreu:
    http://asco-sonneberg.de/pages…group_id=20751&position=1


    .....oder wenn er befallen wird von anderen Organismen
    http://asco-sonneberg.de/pages…haarbecher-1007119091.php


    Aber kommen wir zurück zu Eike und seinem äußerst bösartigem Fund auf einem Haselast in der Laubstreu. Sieht so aus:


    Hier kann das weder mit Alter noch mit verschiedenen Lichteinflüssen, auch nicht mit wechselnder Untergrundfarbe erklärt werden (Eikes Feuchtekammer bekommt reichlich Licht, habe mich da rückversichert).


    Schlussfolgerung: das müssen zwei verschiedene Arten sein, hat man doch öfter.

    Ok, beide reagieren auch stark gelb mit KOH, auch das gibt es.


    Das dumme ist, beide haben auch die gleichen Sporen, Asci, Paraphysen, Endzellen. Naja, die Endzellen bei den Hellen sind natürlich auch heller, sonst passt aber alles.


    Und wie erklär ich das nun? Albinos mitten unter den anderen?


    Die verschiedenen Farben an sich machen mir kein Kopfzerbrechen, weil sie bisher erklärbar waren. Licht eben oder unterschiedliche Abtrocknung. Hat sich ja hier bei der gleichen Art (Mollisia fusca) schon angekündigt:
    http://asco-sonneberg.de/pages…sca-130507-01xsj35691.php


    Aber jetzt? Mitten unter den anderen?
    Böse Mollisien!


    VG Ingo W

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    "Pilz nur von oben ist wie Käfer nur von unten"

    145-15 (Teilnahme APR 2023) = 130+3 (10. Platz) = 133+3 (Unbewusst-Phal) = 136+5 (Lupus-Wette-APR-Sieger=ü300) = 141+5 (GnE-Gewinnsteuer-APR23) = 146+7 (Phalplatz 1) = 153-20 (Teilnahme APR 2024) = 133+5 Honorar APR = 138+8 (APR-Treppchenwette 2.Pl.) = 146+4 (APR-Früh-Joker-Bonus 1.Pl.) = 150+15 (Phalprämierung 2. + 5. Pl) = 165


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  • Hallo Eike!


    Ja, die ist es.
    Das Portrait hänge ich später unauffällig an das schon bestehende.


    VG Ingo W

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  • ... (schreibe ich jetzt hier auch nur so, weil ich weiß, dass das sowieso fast keiner liest).
    ...


    Zumindest Google liest alles. :)



    Bei den Farben hätte ich vielleicht noch eine Idee.
    Was, wenn die Versorgung mit Nährstoffen aus dem Substrat ebenfalls einen Einfluß auf die Farbgebung des Pilzes hat. Vielleicht braucht es nicht nur Licht sondern irgendwas im Holz wird auch benötigt um Farbe zu bekennen.
    Evtl. ist sogar die Luftfeuchte ursächlich dafür daß ein Stoff im Substrat nicht aufgenommen oder verarbeitet werden kann. Für alle Arbeit braucht ein Pilz zudem Energie. Wenn davon nicht genug vorhanden ist muß ja irgendwo gespart werden. Farbe ist nicht lebenswichtig. Die kann man vernachlässigen.


    Sind so Gedanken die ein Ermüdeter vor der Nachtruhe rauslassen will. :D

  • Hallo Mausmann!


    Schön, dass du dir Gedanken machst.
    Damit wären wir beim nicht angesprochenem Thema "Kümmerformen".
    Fehlendes Nährstoffangebot wirkt sich in der Regel auf die Größe der Fruchtkörper aus bzw. würde gar nicht erst ein Fruchtkörper gebildet werden (Fortpflanzungs-Stopp um Energie zu sparen, Dasein zu erhalten).
    Für die Farbgebung bedarf es eigentlich keiner Energie vom Pilz selbst, evolutionsmäßig hat sich der chemisch mit der Sonne arrangiert, denke ich


    Auch wäre es schwer zu erklären, warum im gezeigten Fall zwischendrin die Becher weniger Nährstoffe bekommen sollten als die direkten Nachbar-Becher.
    Man müsste dann 2 unterschiedliche Myzelien ins Spiel bringen, bei dem das eine vom anderen unterdrückt wird.
    Aber wie schon gesagt, ich kenne kein Beispiel, dass sich so was zunächst auf die Farbe auswirken würde.
    Im Konkurrenzverhalten von Organismen würde der eine wahrscheinlich erbarmungslos versuchen den anderen niederzuknüppeln, wenn dieser das eigene Dasein gefährdet (was wahrscheinlich nur bei unterschiedlichen Arten zum Tragen käme) oder die Notbremse zu ziehen und sich deutlich abzugrenzen (nach dem Motto: das gehört mir, bekommst du nix davon!)
    http://forum.treeclimber.eu/viewtopic.php?f=17&t=366


    VG Ingo W

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  • ...
    Auch wäre es schwer zu erklären, warum im gezeigten Fall zwischendrin die Becher weniger Nährstoffe bekommen sollten als die direkten Nachbar-Becher.
    ...


    Die Annahme genügt schon. Es muß ja nicht wirklich so sein.
    Wenn dir eine Gefahr bewußt wird schaltet dein Körper auch in einen anderen Modus. Du bereitest dich vor dafür bestmöglich gewappnet zu sein und stellst manch körperliche Routine ein.


    Vielleicht ist dem kleinen Pilz mal auf den Kopf gestrullert worden und alle betroffenen Mollies dachten an einen Angriff mit chemischen Waffen !? Vielleicht war da eine salzige Schweißhand ?
    Verschiedene Begegnungen der anderen Art könnte man sich ausmalen. Vielleicht war ein Tier im Spiel ? Schnecke, Ameise, Nematode ?
    So könnte doch auch einfache chemische Reaktion ausgelöst worden sein.
    Vielleich lag dort mal ein Gegenstand der Temperaturunterschiede möglich macht. Ein kaltes Metall, ein warmes ? Ist dadurch vielleicht ein Prozess nicht zustande gekommen der nur einmal notwendig gewesen wäre einen bestimmten Ablauf in gang zu setzen ? Könnte möglicherweise sogar, auch mit Veränderung, so fortan weiter reproduziert werden vom Organismus. Es gibt immer die Möglichkeit eine Form von Gedächtnis vorzufinden.
    Gibt es bei unserer Haut z.B. auch um mal wieder ein Bild zu bringen - reproduzierte Fehler, die wiederkehrenden Schäden.


    Ich rede hier übrigens ganz allgemein. Das sollen keine konkreten Beispiel sein, sondern nur Prinzipien darstellen.




    ...
    Auch wäre es schwer zu erklären, warum im gezeigten Fall zwischendrin die Becher weniger Nährstoffe bekommen sollten als die direkten Nachbar-Becher.
    Man müsste dann 2 unterschiedliche Myzelien ins Spiel bringen, bei dem das eine vom anderen unterdrückt wird.
    ...


    Spannender Gedanke. Mag sein.


    Allerdings sehe ich kein Problem dabei daß ein Organismus sich punktuell minderversorgt. Auch nicht mittendrin und kreuz und quer. Das macht er um das Ganze am Leben zu erhalten und es könnte durchaus Strategie sein in der Nachbarschaft gestreut zu handeln. Schau deine Haut an. Bestimmt findest mittendrin Flecken, Male, Narben, Warzen, Pickel und anderen Klackaradatsch.
    Weiterhin wissen doch auch gar nicht wie der Pilz sich selbst wahrnimmt, wie er Reaktionen gewichtet. Das kann an unserem Verständnis völlig vorbei gehen.



    Da kommt mir auch schon der nächste Gedanke ... Krankheit!



    Ach ja.
    Manchmal geht die Phantasie schon zügellos mit mir durch. :D
    Da fallen alle Grenzen und möglich ist sowieso alles.