Hallo ihr Lieben,
ich war 3 Wochen weg, deswegen erst jetzt wieder ein Beitrag von mir.
Für heute ein recht schwieriges Gebiet, es geht um Kleinpilze auf Gräsern, um genau zu sein auf der Quecke (Elymus repens). Ich habe mir bewusst dieses Gras herausgesucht, da es sehr häufig ist und eigentlich auch recht gut erkannt werden kann, wenn man denn in entsprechenden Habitaten (Wegrand, Ackerrand, Fettwiese) unterwegs ist.
Phytoparasiten an Gräsern sind meist recht schwer. Das liegt daran, dass die Pflanzen meist nicht blühen, wenn die Pflanze befallen wird. Das heißt. man muss die Quecke auch vegetativ sehr gut erkennen können.
Die Quecke zeichnet sich zum einen durch die quer zur Achse stehnenden Blüten aus. Vegetativ ist zumindest an den oben genannten Standorten die Öhrchenbildung und die blaugrüne Färbung ein gutes Merkmal.
Es gibt zahlreiche Kleinpilze an Gräsern, ein paar auf Quecke möchte ich gerne vorstellen. Die meisten müssen allerdings mikroskopiert werden.
Als Vertreter der Töpfchenpilze (Chytridiomycota) kommt auf sterilen Pflanzen der Quecke, diese ist dann gelblich verfärbt und verzwergt, Physoderma graminis (Büsgen) De Wild vor. Diese erinnert an einen Brandpilz aus der Gruppe Entyloma, die Sporen sind aber mit 20-40 x 20–“35 µm dafür zu groß. Der Pilz wird relativ selten gefunden.
Nun zu den Ascomyceten. Da gibt es einmal einen Echten Mehltaupilz, der weiterhin auf zahlreichen anderen Gräsern gefunden werden kann. Es ist auch der einzige Echte Mehltaupilz, der auf Gräsern vorkommt: Blumeria graminis (DC.) Speer. Befallene Pflanzen sind mit einem weißlichen bis gelblich / orangen Myzel befallen, in welchem bei Reife kleine runde schwarze Fruchtkörper ausgebildet werden (Chasmothecien). Darin befinden sich dann die Schläuche mit den Sporen. Dieser Pilz ist sehr häufig auf dem Wirt.
Ein weiterer Ascomycet, den viele von euch bestimmt schon in der Theorie (und vielleicht auf Praxis) kennen, ist das Mutterkorn (Claviceps purpurea (Fr.) Tul.). Im Netz kann man über diesen Pilz sehr viel lesen - er kommt aber keinesfalls nur an Getreide vor- im Grunde kann er an allen Süßgrasarten gefunden werden. Ist dort sogar auf manchen Arten viel häufiger als auf Getreide. Allerdings sind die Sklerotien, welche in den Blüten als längliche bräunliche Gebilde vorhanden sind, meist viel kleiner als auf Getreide.
Der Pilz bildet im Frühjahr, wenn das Sklerotium auf den Boden gefallen ist, dort seine Fruchtkörper aus.
Weitere Infos: http://de.wikipedia.org/wiki/Mutterkorn
Nun zu den Basidiomyceten. Es gibt zahlreiche Rostpilze, welche auf Quecke gefunden werden können. Diese kommen mit unterschiedlichen Häufigkeiten vor. Sie müssen meist mikroskopiert werden und sind so gut wie nicht makroskopisch ansprechbar.
Auf Gräsern werden grundsätzlich immer Uredien und Telien gebildet. Sie sind immer die Hauptwirte, nie Nebenwirte. Das Problem: Nur anhand von Uredien, ist eine Bestimmung der Rostpilze so gut wie nicht möglich. Nur anhand von Telien geht es aber auch nicht immer. Also optimal sind beide Stadien.
Diese beiden Rostpilze die ich vorstelle sind die häufigsten auf Quecke.
Puccinia graminis subsp. graminicola Z. Urb. ist leicht kenntlich wenn die Telien ausgebildet sind. Sie sind frei (stäubend, also nicht von der Blattepidermis bedeckt) und bilden meist lange Streifen an Blättern und Stängeln. Mit ein bisschen Erfahrung kann man diesen Pilz makroskopisch ansprechen. Die Teliosporen sind sehr lang gestielt. Der Pilz vollführt keinen Wirtswechsel.
Puccinia coronata Corda ist ebenfalls recht häufig, die Telien sind hier allerdings von der Epidermis bedeckt (die dunkelbraunen Lager auf dem Bild). Die Uredien sind die zimtbraunen Punkte auf dem Blatt.
Der Pilz trägt seinen Namen zurecht, denn auf seinen Teliosporen trägt er jeweils ein kleines Krönchen, welches in mikroskopisch eindeutig ausweist. Die Bestimmung ist hier allerdings nur mikroskopisch möglich.
Er wechselt im Frühjahr auf Arten der Kreuzdorngewächse (Rhamnaceae) und bildet durch Spermogonien und Aezien aus.
Auch Brandpilze können auf der Quecke gefunden werden. Vorweg: Brandpilze auf Gräsern müssen IMMER mikroskopiert werden. Ihr werdet auch gleich sehen warum.
Ein sehr auffälliger Brandpilz ist Tranzscheliella hypodytes (Schltdl.) Vánky & McKenzie. Die Sporenmasse das Pilzes ist olivbraun und sitzt über den Knoten am Halm als eine Manschette. Der Belag ist abwischbar. Die Sporen sind rundlich und mit 5 µm im Durchmesser sehr klein.
Kommen wir nun zu den "Streifenbränden". Das sind schwarze Streifen in den Blättern, die, wenn sie aufreißen, anfangen zu stäuben. Da gibt es mehrere auf Quecke - das Problem: Sie sehen quasi alle gleich aus. Es gibt eine Gattung (Tilletia), die riecht nach Hering (Stinkbrände), die restlichen Gattungen sind geruchlos. Ich selber habe Tilletia noch nicht auf Quecke gefunden, zeige euch die Gattung dann aber mal auf nem anderen Gras.
Urocystis agropyri (Preuss) A.A. Fisch. Waldh. ist mit Abstand der häufigste Streifenbrand auf der Quecke. Er bildet, wie oben schon gesagt, schwarze bis braune Streifen in den Blättern und an den Halmen der Quecke aus. Diese reißen bei Reife auf. Im Alter sehen die befallenen Pflanzen dadurch "splissig" aus. Typisch für den Pilz sind die sterilen Zellen, die die Sporen umgeben. Also, die sterilen Zellen sind Gattungsmerkmal von Urovystis und auf der Kriech-Quecke gibt es nur diese eine Urocystis.
Ustilago serpens (P. Karst.) B. Lindeb. ist recht selten, aber wenn man immer fleißig Queckenbrand einsackt, ist der ab und an mit dabei (wobei ich den makroskopisch schon "voransprechen" kann, ist die Erfahrung). Dieser Brandpilz sieht quasi wie der obige aus, hat aber keine sterilen Zellen um die Sporen. Weiterhin sind diese grob warzig ornamentiert.
Eine ähnliche Art, die auf anderen Grasarten häufiger ist, ist U. striiformis, welche kleiner Sporen hat, die nur ein fein punktiertes Ornament besitzen.
Ich hoffe, der Beitrag hat wieder ein bisschen angeregt danach Ausschau zu halten.
Liebe Grüße Jule