Pilze im Terrarium

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  • Hallo zusammen...


    ich bin neu hier und habe gleich eine Frage:


    Ich bin leidenschaftlicher Terraristiker und halte unter anderem auch eine theraphosa apophysis, die größte Vogelspinne der Welt. Meine ist noch nicht ausgewachsen und lebt in einem 20x30x20cm großen Becken dass nur hinten oben einen 5x2cm breiten Lüftungsschlitz hat.


    Nun wuchsen auf einmal kleine Pilze da, die ich gleich zum Schutz meines Tieres entfernt habe.
    Ein Bekannter aus unserem Forumsagte dann aber, die Pilze störten nicht und ich könne sei da lassen...Naja, gesagt getan, etwas Vegetation kann meinem Schützling ja nicht schaden dachte ich und ließ sie wachsen.


    Am übernächsten Tag dann folgendes Bild(siehe Attachment):
    Meine T. apophysis voll mit Sporen und der Boden weiß...Naja, war sie wohl nicht so angetan von denke ich mir mal...


    Ich habe nun folgende Überlegung: Ich könnte die Spinne umsiedeln und dieses mit Sporen übersähte Gebiet ja zur Pilzzucht nutzen, wenn sie denn essbar sind. Ich weiß nicht, wie es mit der Bestimmung bei Pilzen ist, bei Skoprionen und Spinen ist es anhand von Bildern nicht so leicht...aber hier mal die beiden Bilder die ich zur Verfügung habe...


    Pilzfamilie.JPG


    Gruß Maschello

  • Hallo Maschello,


    herzlich Willkommen im Forum :thumbup:


    Zitat von Maschello


    ...Ich weiß nicht, wie es mit der Bestimmung bei Pilzen ist, bei Skoprionen und Spinen ist es anhand von Bildern nicht so leicht...


    Ja, auch bei der Pilzbestimmung per Foto ist das oft auch nicht einfach und in manchen Fällen unmöglich und da hilft dann nur noch das Mikroskop weiter ;)


    Zu deinen Pilzen: Ich vermute das es hier in Richtung Faltenschirmlinge (Leucocoprinus spec.) gehen könnte, hast du noch weitere Bilder zur Hand ? Vielleicht müsste man die Pilze für eine genaue Bestimmung mikroskopieren und wenn es denn Faltenschirmlinge sein sollten sind diese zwar nicht giftig (in wie weit diese für deine Tierchen schädlich sind, weiß ich leider nicht) aber für Speisezwecke sind diese Pilze dann nicht geeignet.


    viele Grüße,
    Andreas

  • Hallo Maschello,


    Zitat von Maschellodioma


    Nun wuchsen auf einmal kleine Pilze da, die ich gleich zum Schutz meines Tieres entfernt habe.
    Ein Bekannter aus unserem Forumsagte dann aber, die Pilze störten nicht und ich könne sei da lassen...Naja, gesagt getan, etwas Vegetation kann meinem Schützling ja nicht schaden dachte ich und ließ sie wachsen.


    Am übernächsten Tag dann folgendes Bild(siehe Attachment):
    Meine T. apophysis voll mit Sporen und der Boden weiß...Naja, war sie wohl nicht so angetan von denke ich mir mal...


    :P ;) Wunderbar, dein Schützling hat die Sporenatacke wohl überlebt und kann jetzt als "Theraphosa apophysis forma pruinosus" angesprochen werden.


    Doch jetzt etwas ernsthaftere Kommentare zu deinen Pilzen:


    - Es handelt sich m.E. zweifelsfrei um einen


    "Faltenschirmling" (Gattung Leucocoprinus);


    ---> aus den Tropen eingeschleppte Pilzarten, die in Europa +-ausschließlich nur in Gewächshäusern, Blumentöpfen, auch in Terrarien, also innerhalb von Gebäuden und nicht im Freien, nachgewiesen wurden.


    - Eine Artbestimmung nach deinen Bildern ist m.E. nicht möglich. Du zeigst Bilder, bei denen ich nicht sicher bin, welche Farbe die Schüppchen in der Hutmitte haben (schwärzlich bis Dunkelbraun oder mit deutlichen violett-Tönen). Zusätzlich kann ich Details der Lamellen, des Stiels etc. nicht bewerten.
    ---> Macht nichts: Auch wenn du diese Details bewertbar zeigen würdest, müßten zur sicheren Art-Bestimmung auch die Mikromerkmale (bei 1000-facher Vergrößerung) überprüft werden.


    - In Frage kommen vorrangig
    (a) L. lilacinogranulosus, L. ianthinus mit violetten farbtönen
    (b) L. brebissonii, L. heinemannii mit schwärzlich bis sehr dunkelbraunen Farbtönen
    ------------


    Zitat von Maschellodioma


    Ich habe nun folgende Überlegung: Ich könnte die Spinne umsiedeln und dieses mit Sporen übersähte Gebiet ja zur Pilzzucht nutzen, wenn sie denn essbar sind. Ich weiß nicht, wie es mit der Bestimmung bei Pilzen ist, bei Skoprionen und Spinen ist es anhand von Bildern nicht so leicht...aber hier mal die beiden Bilder die ich zur Verfügung habe...


    - Das mit der Pilzzucht kannst du vergessen:
    (a) Faltenschirmlinge werden in Europa als "ungenießbar, kein Speisepilz" gehandelt. Vergiftungsfälle sind m.W. bisher nicht bekannt.
    ---> Kein Wunder: Wer kommt schon auf die Idee, derartig dünnfleischige Pilzchen (bestehen zu 90% aus Wasser) zu verspeisen.


    (b) Aus Amerika werden gelegentliche Unverträglichkeiten berichtet.
    ---> pilz-gefunden-t-1858.html
    --------------------------


    - Wenn du weitere Fragen hast ---> einfach nachhaken!


    Grüße
    Gerd


    PS.:
    - Die Gattung interessiert mich und ich wäre dankbar, wenn Du mir einige Fruchtkörper zuschicken würdest.


    ---> Ich schick dir eine Nachricht mit meiner Adresse.

  • Hallo Gerd...Ich schicke dir gerne meine Pilze per Post, muss ich dazu irgendetwas machen? Sie trocknen oder so lassen und in irgendeiner weise konservieren?


    Ich habe keine Ahnung wo die her sind...nichts aus dem Terrarium stammt aus den Tropen außer der Spinne und die schleppt garantiert keine Pilzsporen ein, sie ist eine Deutsche Nachzucht.


    Ich würde schon gerne den Versuch starten Speisepilze zusammen mit meiner Spinne zu züchten...Habt ihr da einen Rat?


    Vielleicht kann mir Gerd im Gegenzug zu den Pilzen einige Sporen schicken, das wäre klasse...!?!


    Gruß Maschello

  • Hallo Machello,


    Zitat von Maschellodioma


    Hallo Gerd...Ich schicke dir gerne meine Pilze per Post, muss ich dazu irgendetwas machen? Sie trocknen oder so lassen und in irgendeiner weise konservieren?


    - Herzlichen Dank, da bin ich gespannt, welcher FaltenTintling sich bei dir eingenistet hat.


    - Zum Versand:
    ---> Einfach wenige Fruchtkörper zwischen weißes Papier lege, in einen Normalumschlag eintüten, und ab die Post.


    Zitat von Maschellodioma


    Ich habe keine Ahnung wo die her sind...nichts aus dem Terrarium stammt aus den Tropen außer der Spinne und die schleppt garantiert keine Pilzsporen ein, sie ist eine Deutsche Nachzucht.


    - Faltentintlinge wurden meist vor mehr als 100 Jahren eingeschleppt und haben sich als wärmeliebende Arten in "Tropenhäusern, Gewächshäuser, Blumentöpfen und Terrarien etc." eingenistet.


    - Sporennachschub aus den Tropen benötigen sie nicht mehr. Schon wenige Fruchtkörper produzieren Unmengen an Sporen, die über den Wind verbreitet werden).


    Zitat von Maschellodioma


    Ich würde schon gerne den Versuch starten Speisepilze zusammen mit meiner Spinne zu züchten...Habt ihr da einen Rat?


    Vielleicht kann mir Gerd im Gegenzug zu den Pilzen einige Sporen schicken, das wäre klasse...!?!


    - Da kann ich dir leider (habe mich mit Pilzzucht noch nie beschäftigt) keinen Rat geben. Allerdings weiß ich aus der Literatur, dass das Züchten von Myzel nur unter sterilen Laborbedingungen und geeigneten Nährböden funktioniert. Alles andere wäre reiner Zufall.


    ---> Aber, dazu wird evtl. noch einer unserer pilzzüchter etwas sagen können.


    Grüße
    Gerd

  • Danke Gerd...


    Willst du mir damit sagen dass unmengen Pilzarten in meinem Terrarium wachsen können aber Speisepilze es steril brauchen um zu wachsen? In der Natur wachsen sie doch auch und da ist es nicht steril...ich schicke dir die Pilze mal zu...


    Gruß Marcel

  • Hallo Marcel,



    so einfach ist die Pilzzucht leider nicht. In Blumenerde wachsen nur Faltenschirmlinge, kleinere Tintlinge und ähnliche ungenießbare Arten.
    Die meisten Speisepilze brauchen Bäume als Symbiosepartner. Die wenigen Arten, die sich züchten lassen, wachsen nur auf Stroh, Holz oder speziellem Kompost. Champignons z.B. brauchen ein spezielles Substrat das meistens aus Stroh und Pferdemist zubereitet wird. Dessen Herstellung ist aber eine Wissenschaft für sich...
    Sterilität ist in der Pilzzucht nicht immer notwendig, aber hilfreich, damit Schimmel, Mikroben, Würmer und Insekten nicht die Ernte vernichten. Anders als in der freien Natur schafft man ja eine Monokultur, in der Schädlinge keine natürlichen Feinde haben.


    Wenn dich die Pilzzucht interessiert, schau dich doch mal hier unter 'Pilzzucht' um. Unter kulturpilz.de findest du dann noch mehr Infos.



    Grüße, Carsten

  • Ich kann auch ein Stück Holz oder so in das Terrarium tun, so is das nicht...Welche Voraussetzungen soll so ein Pilz brauchen, außer feuchte Bedingungen und einen Nährboden?


    Ich meine, klar gibts da Anspruchsvolle und weniger Anspruchsvolle...aber es gibt doch bestimmt eine Speisepilzsorte, die ich dort einbringen kann oder?


    ich meine die Temperaturen von 25 °C und die hohe Luftfeuchte müssen doch irgendeinem Pilz gefallen:(

  • Zitat von Maschellodioma

    Welche Voraussetzungen soll so ein Pilz brauchen


    Hi Maschellodioma,


    vielleicht wäre es eine gute Idee, du machst dich erst einmal etwas intensiver mit dem Thema vertraut:


    Pilzzucht.eu - Pilze züchten


    ;)Lieber Gruß,
    Meinhard

    Erfahrungen sammelt man wie Pilze: einzeln und mit dem Gefühl, dass die Sache nicht ganz geheuer ist.

    Einmal editiert, zuletzt von emmess2006 ()

  • Ich möchte sie ja weder kommerziell noch in rauhen Mengen anbauen...und großer Pilzexperte möchte ich auch nicht werden...Aber ich glaube auch als nicht-Experte kann ich einfach mal behaupten, dass irgendeinem Speisepilz diese Anforderungen genügen sollten...zumindest dass ich da ab und zu einen pflücken und essen kann...Müssen ja keine Röhrlinge sein...Im Wald wachsen sie auch ohne Agar Agar...wobei es kein Problem wäre, die Hälfte des Terrariums mit anderem Substrat zu versehen, wie gesagt, bin da relativ flexibel...brauche nur Sporen und jemand muss mir kurz erklären was ich da tun soll...


    Gruß Maschello

  • Mach doch einfach folgendes:
    Nimm ein kleines, sauberes Glas mit Schraubdeckel und schneide ein Stück braune Wellpappe so zurecht, daß du es hineinlegen kannst. Dann kaufst du frische Austernpilze im Supermarkt. Die Pappe hältst du kurz unter den Wasserhahn und läßt heißes Wasser durch die Lamellen laufen. Dann schüttelst du überschüssiges Wasser raus und ziehst eine der äußeren Pappschichten ab. Die Pappe kommt nun in das Glas, gewellte Schicht nach oben. Jetzt legst du Stielstücke von den Austernpilzen darauf und bedeckst sie mit dem vorher abgezogenem Stück Pappe, drehst den Deckel zu und wartest ein paar Tage. Wenn Mycel wächst, kannst du dir Holzdübel besorgen, einen Tag einweichen, abkochen, in das Glas legen, wieder den Deckel schließen und abwarten.
    Falls alles gut geht und nichts schimmelt, kannst du nach ein paar Wochen mit den Dübeln ein Stück Holz beimpfen.



    Grüße, Carsten



    PS: Besser gleich mehrere Gläser ansetzen, falls was schiefgeht.

  • Ich könnte die Hälfte des Terrariums mit Kokosnussgranulat befüllen...das ist ja auch Holz, oder muss es ein spezielles Waldgehölze sein...


    Ansonsten vielen Dank, ich werde mal schauen wo ich frische Austernpilze her bekomme...
    und dann deinen Anweisungen Folge leisten...Gibt es dieses Verfahren irgendwo vielleicht bebildert?



    Ich dachte, man könnte Sporen so kaufen...in trockener Erde halten sie sich ja auch ewig bis sie wieder Feuchtigkeit bekommen.

  • Normalerweise verwendet man Laubholz. Nadelhölzer enthalten oft pilzhemmende Stoffe.
    Ob Kokoschips funktionieren, wirst du wohl testen müssen. Zu der Vermehrung mit Pappe kannst du dir hier Bilder anschauen:
    kulturpilz.de • Thema anzeigen - Austernpilz-Klonversuch auf Pappe


    Bzgl. Sporen:
    So wie du dir das vorstellst, klappt es höchstens mit Faltenschirmlingen. In der Pilzzucht werden Sporen eher selten verwendet und dann nur auf sterilen Nährböden.

  • hallo Marcel,


    Zitat von Maschellodioma


    Willst du mir damit sagen dass unmengen Pilzarten in meinem Terrarium wachsen können aber Speisepilze es steril brauchen um zu wachsen? In der Natur wachsen sie doch auch und da ist es nicht steril


    Lass es mich einmal etwas vereinfacht erklären:


    (1) Pilze verbreiten sich über Sporen (Größenordnung: 100 bis 200 davon der Länge nach aneinandergereit ergeben etwa 1mm), die meist über den Wind verbreitet werden. Jeder Fruchtkörper produziert Unmassen davon ---> siehst du an dem weißen Belag (eine +- dicke Sporenschicht auf deiner Spinne).
    ---> Bei der Verbreitung dieser Sporen gibt es praktisch +-keine Hindernisse. Die schaffen eine Alpen- und sogar eine Atlantiküberquerung.
    ---> Bei der Ansiedelung in einem fremden Gebiet hat die Sporen allerdings ein Problem:
    - Die Spore enthält im Gegensatz zu Pflanzensamen keine Nährstoffreserve und ist beim Auskeimen auf ein optimal für sie geeignetes Substrat angewiesen.
    - Und Ansiedeln (Mycel/Pilzgeflecht bilden und schlussendlich Fruchtkörper bilden) werden sich Sporen nur unter optimalen Bedingungen: Noch nicht von einem anderen Myzel (sogar der gleichen Art) besetzt, optimale ökologische Bedingungen (Säure-/Basen-, Nitratgehalt, Feuchte, Lichtangebot), Höhenlage/Klima etc., Baumpartner (wenn Symbiont mit Bäumen), Holzart (wenn holzabbauend) etc. etc.


    ---> Die Aussicht dazu geht gegen NULL!!!


    (2) Was du möchtest ist etwas völlig Anderes:
    - Eine Monokultur (eines Speisepilzes) in deinem Terrarium erzwingen!!!


    ---> Ich betrachte dieses Experiment (sofern du das über Sporeneintrag versuchst) schon jetzt als gescheidert, sogar dann, wenn du das Substrat vorher sterilisierst.


    (3) Wenn ich mir die Größe deines Terrariums und die klimatischen Bedingungen anschaue, dann sehe ich keine einheimische Speisepilzart, die du mit wahrscheinlichem Erfolg (und Aussicht auf rentablen Ertrag) ansiedeln kannst, auch dann nicht, wenn du es mit "käuflich erworbener "Pilzbrut" versuchst.


    - Mykorrhiza-Pilze (leben in Symbiose mit Baumwurzeln) scheiden aus.


    - Holzabbauende Pilze werden üblicherweise an Holzstämmen (ersatzweise mit geringerem Ertrag auf Strohballen) gezüchtet, die zu groß für Dein Terrarium sind.


    - Bleiben noch die sonstigen "Laubstreu, Nadelstreu, Mulch oder Humus etc.) abbauende Pilzarten übrig.


    ---> Da kenne ich :cursing: keine Speisepilze, die gezielt (mit Pilzbrut, nicht nur Sporen!!!) erfolgversprechend sind.


    (4) Meine eigenen Versuche mit "Zuchtpilzen" halten sich in Grenzen:


    - Ich habe (vor Jahren) für eine Pilzausstellung ein Zuchtset (Zucht-Champignons) gekauft und exakt nach Anweisung behandelt:


    ---> Erfolg: Punktgenaue Fruktifikation!!!


    ---> Misserfolg: Nach einigen Fruktifikationsschüben, habe ich versucht die Hälfte des Substrat durch Beigabe von Humus aufzufrischen. Totale Pleite: Im Gegensatz zum Originalsubstrat wurde die Fruchtkörperbildung sofort eingestellt. Hat mich nicht allzusehr überrascht, da der Zuchtchampignon ein (in kleinen Mengen) nicht herstellbares spezielles Substrat (eine Wissenschaft für sich ---> siehe Literatur) bevorzugt.


    (5) Beimpfung mit "käuflich erworbener" Pilzbrut. Auch das kann in die Hose gehen:
    ---> index.php?topic=4164.msg24893#msg24893


    - Da war die Konkurrenz (obwohl nur Sporen, soviel zum Thema steril) schneller als die Pilzbrut. Bei "Austernseitling/ Kräuterseitling" (Stroh ist da nur ein Ersatzsubstrat) wundert mich das nicht. Bleibt abzuwarten, ob der Riesenträuschling (Braunkappe, mag Stroh) wenigstens die Umgebung der Beimpfungsstelle behauptet hat und noch fruktifiziert.


    (6) Ich habe bereits mehrfach versucht (Mit Sporenpulver oder ausreichender Menge von Myzel-durchsetztem Substrat) diverse Faltentintlingsarten in meinen Blumentöpfen (gleiche Pflanzen) anzusiedelt:
    ---> Fehlanzeige.


    Mein Fazit:
    ---> Vergiss Deine Idee!
    - Kauf Dir (wenn du Speisepilze züchten möchtest), ein Set (Pilzbrut + Substrat) und züchte die nach Anweisung außerhalb deines Terrariums.


    Zitat von Maschellodioma


    ...ich schicke dir die Pilze mal zu...


    - Herzlichen Dank: Bin schon sehr gespannt, welche Leucocoprinus-Art sich bei dir eingenistet hat.


    Grüße
    Gerd

  • Hallo Marcel,


    Zitat von Maschellodioma


    Ist das Paket noch nicht bei dir eingetroffen?


    Danke, das Päckchen ist gestern (Samstag gegen 15:00Uhr) wohlbehalten angekommen. Kam allerdings erst heute dazu, die Fruchtkörper genauer anzuschauen.


    - Ein Bestimmungsergebnis habe ich, bin gerade dabei weitere Literatur kritisch zu bewerten und ein paar Notizen zusammenzustellen.


    ---> Dann werde ich das Ergebnis vorstellen und detailliert begründen.


    Schönes Restwochenende
    Gerd

  • Hallo zusammen!
    Habe ein Regenwaldterri mit einem Chamäleon drin.
    Seit dem ich einen großen Eichenast drin habe, ist am Übergang der Kokosraspeln zum Asz immer eine Art "Schwamm" dran.
    Um den hab ich mir nie Sorgen gemacht, da er leicht mit dem Messer zu entfernen ist.
    Allerdings habe ich jetzt was neues. Es haben sich zwei weisse Kugeln gebildet, die sich mit der Zeit silber verfärbt haben. Als ich sie heute entfernen wollte ist es direkt geplatzt und ein grosser Haufen braunes Pulver kam zum Vorschein.
    Meine Frage ist jetzt ob die Sporen in irgeneiner Form giftig sind für Mensch oder Tier. Habe einen Einjährigen Sohn und das Terri steht im Wohnzimmer.
    Wäre nett, wenn mir einer sagen könnte was ich da im Terri hab und was ich am besten dagegen mache. Hab von beiden Pilzen ein Foto dran.
    Vielen Dank für die Hilfe im vorraus.

  • Hallo Marcel,



    Hier nun mein Bestimmungsergebnis:


    Leucocoprinus lilacinogranulosus (Hennings 1898.) Locq., Bull. mens. Soc. linn. Lyon 12(6): 95 (1943)
    (Lilakörniger Faltenschirmling, Lilaschuppiger Faltentintling)


    Beschreibung des Exsikkats (2 Fruchtkörper):


    Hut: ca. 25 –“ 30mm Durchmesser, jung stumpf konisch, alt flach aufgeschirmt; Scheitel stumpf gebuckelt, ±geschlossen, schwarz-violett; zum Rand hin auf schwach fleischfarbenem Untergrund mit dunkelbraun-violettlichen immer kleiner und spärlicher werdenden Schüppchen bedeckt; Rand bis ca. 2/3 des Hutes deutlich radial gerieft; sehr dünnfleischig.


    Lamellen: frei; etwas gedrängt, creme-ockerlich mit auffälligem Fleischton; 2 –“ 2,5 mm breit.


    Stiel: 65 –“ 75mm lang, dünn; dunkel-bräunlich, bereift, mit helleren Spitze und verdickter, knöllchenartiger Basis; Ringreste weiß, dünnhäutig, aufsteigend, etwas oberhalb der Stielmitte
    Basismyzel fadelförmig, rein weiß


    Sporen: (statisch über t-Verteilung ausgewertet: Vertrauensniveau 95%, Stichprobe n= 20)


    - MW-Konfidenzgrenzen: Lm x Dm=8,46-9,13 x 5,96-6,27 µm


    - Qm=1,39-1,49


    - Vm=159,4-187,3 µm^3


    - Hyalin, ellipsoid, bis schwach Ei- oder Mandel-förmig; mit deutlichem (nicht trunkatem) Keimporus, ± dickwandig.


    - Erstaunlich: Appendix kaum entwickeln, meist nicht oder nur andeutungsweise sichtbar.


    Sonstiges:
    - Fundort/Datum: D-47829 Krefeld/ 09.07.2008


    - Habitat: Auf Erde, Terrarium mit Vogelspinne (Heraphosa apophysis)


    - leg.: Marcel Esser (Abb. siehe pilze-im-terrarium-t-1863.html#pid12237)


    - det.: Gerd Fischer, D-89160 Dornstadt-Bollingen
    ====================================================


    Wie so oft, ist die Literatur nicht einheitlich:


    [2], [4],[5], [6] etc. betrachten L. lilacinogranulosus und L. ianthinus als konspezifische Arten, wobei [6] L. ianthinus als Synonym aufführt und die anderen Autoren L. lilacinogranulosus als Synonym bewerten.


    [7], [8], [9] listen beide Arten als nicht konspezifisch. [7] weist ausdrücklich darauf hin, dass es sich bei L. lilacinogranulosus und L. ianthinus um zwei nahe verwandte aber unterschiedliche Arten handelt. Als wichtigste Unterschied wird (neben weiteren geringen morphologischen Merkmalen) festgestellt, dass L. ianthinus (Cooke, von Reid mehrfach beobachtet) keine Riefung hat (–žest totalement priveé de stritation–œ)!
    ---> Ob dies ausreicht, beide Arten auf Art-Niveau zu trennen, betrachte ich als fragwürdig.
    ----------------------------


    - Einig sind sich alle von mir eingesehenen Autoren bezüglich des Basionyms:


    Lepiota lilacinogranulosa Henn., Verh. bot. Ver. Prov. Brandenb. 40: 145 (1898)


    Agaricus ianthinus Cooke, Grevillea 16(no. 80): 101 (1888)
    ------------------------------


    - Doch bei dem kompletten Autorenzitat herrscht erneut Uneinigkeit:


    [2], [4], [5], [7] zitieren L. ianthinus (Cooke) Locquin 1945; nach [9] ---> –žNom. inval., Art. 32.1–œ
    [6], [8], [9] zitieren Leucpcoprinus ianthinus (Cooke) P. Mohr, Boletus 18(2): 48 (1994)
    -----------------
    [2], [4], [5], [7], [8], [9] zitieren L. lilacinogranulosus (Henn.) Locq., Bull. mens. Soc. linn. Lyon 12(6): 95 (1943)
    [6], [10], zitieren L. lilacinogranulosus (Hennings) Bon, Migliozzi & Brunori (1989)
    ----> Bei [6] ist dies nicht verwunderlich, vergleiche die Autoren des Artikels
    -----------------------------------------------------------------------------------------------


    Nun zur Klärung der Frage, warum ich mich auf L. lilacinogranulosus festgelegt habe und andere L.-Arten mit dunkler Hutmitte ausschließen kann. Ich stütze mich dabei vorrangig auf [7], [8], [10]. Und das Gute dabei ist, dass ich die Farbe der Schüppchen (kann variieren nicht überbewerten muss:


    L. heinemannii
    ----> hat keinen Keimporus, die Sporen sind erheblich kleiner:
    [12] (5,6)-6,0-7,5-(8,5) x 3,4-4,2 µm; [7] (5,5)-6-7,5 x 3,3-4,2; [10] (5,5)6,0-7,5 x 3,3-4,2 µm;
    ohne Keimporus


    L. ianthinus
    ---> hat nach [8] keine Hut-Riefung


    [u]L. brebissonii
    ---> hat abgestutzten Keimporus, Sporen nach [1] etwas größer mit abweichendem L/D-Verhältnis( Vm = 226; Qm = 1,75)
    -------------------------------------------------------------------------------------------------


    Zum Abschluss noch wenige grundsätzliche Angaben zur Gattung Leucocoprinus:


    (1) Die in [1] noch in dieser Gattung aufgeführten Arten (Sekt. Anomali, mit Hinweis –žsystematische Position unsicher–œ) wurden zwischenzeitlich in die nahestehende Gattung Leucoagaricus–œ transferiert.


    (2) Übrig bleiben zwei Sektionen:
    (a) Sekt. Denudati Herink ---> Ohne Keimporus
    (b) Sekt. Leucocoprinus ---> Mit ±deutlich erkennbarem Keimporus
    ---> In beiden Sektionen findet man Arten mit dunkler Schuppung in der Hutmitte.


    (3) Mit [2] Leucocoprinus-Arten auszuschlüsseln, kann ich nicht empfehlen:
    - Hier werden nur die (wenigen) bisher in BW nachgewiesenen Arten angesprochen.


    ---> G.J. Krieglsteiner [3] zeigt drastisch auf (am Beispiel L. brebissonii), dass nicht in allgemein zugänglichen Schlüsselwerken (in diesem Beispiel [1, Ausgabe 1967] erwähnte Arten (auch wenn noch nicht allgemein anerkannt) schlicht ignoriert/nicht beachtet werden. Er weist darauf hin, dass auch ein –žFachmann–œ außerhalb seines Spezialgebietes –žLaie–œ und Amateur ist und meist nicht in der Lage ist, die vielen in- und ausländischen Beschreibungen und Hinweise leicht beschaffen und abrufen kann.
    ---> Und ohne Schlüsselwerke (z.B. [1], da stimme ich voll zu!) bleibt nichts anderes übrig (auch wenn man Zweifel hat), den bestmöglichen Kompromiss als Bestimmungsergebnis zu akzeptieren.
    ---> Nicht erstaunlich für mich ist, dass L. brebissonii (kurz nach Erscheinen von [1, Ausgabe 1978] gleich mehrfach in der BRD nachgewiesen wurde.


    (4) Das Schlüsselwerk [4] (Nachfolger von [1]) kann ich zum Ausschlüsseln von Leucocoprinus-Arten, obwohl ich den Schlüssel nicht detailliert auf Schwachstellen überprüft habe, empfehlen. Es werden fast alle Arten der mir vorliegenden (sicher nicht vollständigen) Literatur angesprochen.
    ---> Vorteilhaft ist, dass nur makroskopische Angaben abgefragt werden. Nachteilig ist, dass bei den Sporen ein Hinweis auf den Keimporus fehlt.
    - Das betrachte ich nicht so kritisch, da man grundsätzlich ein auch –žscheinbar sicheres Schlüsselergebnis–œ eh an Hand von guten Beschreibungen überprüfen muss.
    --------------------------------------------------------------------------------------------------------------



    Grüße
    Gerd





    Literatur


    [1] M. Moser (1983): Die Röhrlinge und Blätterpilze; Kleine Kryptogamenflora Band IIb/2


    [2] G.J. Krieglsteiner (2003): Die Großpilze Baden-Württemberg Band 4; Ulmer Verlag


    [3] Krieglsteiner, G.J. (1982): Über einige neue, seltene, kritische Makromyzeten in der Bundesrepublik Deutschland. III; Zeitschrift für Mykologie 48(1):43-64


    [4] E. Horak (2005): Röhrlinge und Blätterpilze in Europa; Elsevier


    [5] SynopWin (Pilzkartierung Online); Online-Kartierungsprogramm


    [6] A. Bollmann et al. (2007): Abbildungsverzeichnis Europäischer Großpilze


    [7] M. Candusso, G. Lanzoni (1990): Lepiota s.l.; Fungi Europaei vol. 4


    [8] Rey, H.; Migliozzi, V. (1995): Leucocoprinus lilacinogranulosus et Leucocoprinus brebissoni, avec clé du genre Leucocoprinus; Bulletin de la Soc. Castraise de Sciences Naturelles :27-41


    [9] Index Fungorum (Index Fungorum - Search Page)


    [10] Migliozzi, V.; Brunori, A.; Coccia, M. (1989): La micoflora delle serre di S. Sisto vecchio in Roma. Lepiotee (1. parte); Rivista di Micologia 32(1-2):5-29


    [11] Fischer, G. (1986): Leucocoprinus lilacinogranulosus (P. Hennings) Locquin - Ein Fremdling im Ulmer Raum; Ulmer Pilzflora (AMU) I:135-138


    [12] Originalbeschreibung


    [13] J. Breitenbach, F. Kränzlin (1995): Pilze der Schweiz Band 4


    [14] Kasparek, F. (2001): Die Verwandtschaft der Schirmlinge; Der Tintling 26(Jg.6-2):10-25


    [15] Mohr, P. (2007): Drei interesante Schirmlinge (Leucocoprineae) von den Kanarischen Inseln (Spanien); Boletus, Pilzkundliche Zeitung 30(1):1-11

  • Lieber Gerd,


    das bläst mich - gelinde gesagt - aus den Schuhen :)! Und wenn ich auch alles verstünde :shy:, was Du uns da berichtest, ich bewunderte die Arbeit nicht einen Deut weniger :thumbup:! Ein Kunstwerk ...


    Lieber Gruß,
    mäxxi

    We shall by morning
    Inherit the earth.
    Our foot's in the door.

  • Hallo Marcel,


    Zitat von Maschellodioma


    Verstehe das nur auch nicht alles...


    - Ich versuch's einmal einfach zu erklären:


    (1) Es war von Anfang an klar, dass es sich um einen "Faltentintling" (Gattung Leucocoprinus) handelt.
    Und ich hatte (nach Betrachtung deiner Bilder) auch einige potentielle Arten zitiert:


    Zitat von Gerd


    - In Frage kommen vorrangig
    (a) L. lilacinogranulosus, L. ianthinus mit violetten farbtönen
    (b) L. brebissonii, L. heinemannii mit schwärzlich bis sehr dunkelbraunen Farbtönen


    - Ich wollte es genauer wissen (hätte ja auch ein Erstnachweis für die BRD sein können), da eine Artbeurteilung nach Bild bei ähnlichen Arten stark fehlerbehaftet ist.


    (2) Mit einem Erstnachweis für die BRD war nix. L. lilacinogranulosus hatte ich (bin nur Hobbymykologe) bereits mehrfach in der Hand und meinen persönlichen Erstfund in [1] beschrieben und von dem Franzosen "Marcel Bon" bestätigen lassen. Und, oh Wunder, dieser Artikel wird in [2] erwähnt.


    (3) Nach dem ersten Blick durchs "scharfe Auge" (Mikroskop) konnte ich die Art bereits aufgrund der Sporengröße, des Längen-/Breitenverhältnisses (Q) und der Ausprägung des Keimporus (das ist salopp ausgedrückt eine "Sollbruchstelle" (Gattungs-/Art-spezifisch, nicht immer vorhanden) auf L. lilacinagranulosus oder alternativ L. ianthinus reduzieren und habe dies auch begründet.


    (4) Ich bin auch noch langatmig auf die verwirrend und unterschiedliche Interpretation (war sehr zeitintensiv) eingegangen, ob L. lilagranulosus und L. ianthinus konspezifisch sind, also die gleiche Art beschreiben.


    ---> Das kannst du ignorieren. Solche Ungereimtheiten gibt's bei vielen Arten.


    ---> Aber, obwohl ich ein bekennender "Lumper" (bevorzugt Arten-Komplexe und keine beliebige, nicht begründete/nachvollziehbare Atomarisierung in Klein-Arten), kann ich (wenigstens auf Varitäts-Rang) die Interpretation von [3] nachvollziehen. Um dies für mich abschließend zu beurteilen muss ich mir noch die "Erstbeschreibung" von L. ianthinus besorgen.
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    Zitat von Maschellodioma


    Ist diese Art selten oder brauchst du weitere Fruchtkörper von Jungpilzen um sie zu vermehren?


    - Alle "Faltentintings-Arten" sind in Europa nicht häufig und weitverbreitet. Wie schon erwähnt, tauchen sie (Ausnahme L. brebissionnii) nur in "Warmhäusern etc auf.


    - Die in der BRD häufigste Art ist der "Gelbe Faltentintling" (L. birnbaumii = L. flos-sulphuris). Dann dürfte L. lilacinogranulosus (!?) folgen.


    - Danke für das Angebot: Aber die Aussichten (hab's mehrfach erfolglos mit L. birnbaummii und L. lilacinogranulosus versucht) eine Faltenschirmling anzusiedeln sind gering.


    Grüße
    Gerd



    Literatur:


    [1] Fischer, G. (1986): Leucocoprinus lilacinogranulosus (P. Hennings) Locquin - Ein Fremdling im Ulmer Raum; Ulmer Pilzflora (AMU) I:135-138


    [2] M. Candusso, G. Lanzoni (1990): Lepiota s.l.; Fungi Europaei vol. 4


    [3] Rey, H.; Migliozzi, V. (1995): Leucocoprinus lilacinogranulosus et Leucocoprinus brebissoni, avec clé du genre Leucocoprinus; Bulletin de la Soc. Castraise de Sciences Naturelles :27-41


    [4] Migliozzi, V.; Brunori, A.; Coccia, M. (1989): La micoflora delle serre di S. Sisto vecchio in Roma. Lepiotee (1. parte); Rivista di Micologia 32(1-2):5-29

  • Ja, wirklich klasse und vielen Dank, dass du es für Leute wie mich noch einmal in einfachere Worte gefasst hast...


    Zitat von "Gerd"

    - Danke für das Angebot: Aber die Aussichten (hab's mehrfach erfolglos mit L. birnbaummii und L. lilacinogranulosus versucht) eine Faltenschirmling anzusiedeln sind gering.


    Also bei mir wachsen die immer noch in "rauhen" Mengen im Terrarium...Weshalb klappt es denn bei dir nicht? Kann ich mir kaum vorstellen ehrlich gesagt wenn ich so lese wie bewandert du auf diesem Gebiet bist...


    Gruß Marcel

  • Zitat von Maschellodioma


    Also bei mir wachsen die immer noch in "rauhen" Mengen im Terrarium...Weshalb klappt es denn bei dir nicht?


    Hallo Marcel,


    Pilze wachsen nicht einfach so holterdipolter auch wenn man die Sporen großzügig verteilt. Das ist nicht mit Apfel- oder Kirschkernen zu vergleichen. Es müssen viele Bedingungen zutreffen, daß eine Pilzspore sich zu einem Pilz entwickeln kann. Das genau zu erklären ist zu kompliziert und würde hier zu weit führen.
    Bedenke z.B. daß ein Riesenbovist mehrere Billionen (1 000 000 000 000) Sporen produziert. Wenn die alle zu Pilzen würden könnte man keinen Schritt mehr tun, ohne ständig Fußball spielen zu müssen ;)


    Gruß Harald