Pilze in der Stadt

Es gibt 4 Antworten in diesem Thema, welches 3.213 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Matho.

  • Hallo,


    ich bereite gerade meine Masterarbeit im Fach Stadtökologie an der Technischen Universität Berlin vor. Das Thema meiner Masterarbeit ist die Belastung von Wild- und Kulturpilzen durch Schwermetalle (Cadmium, Quecksilber und Blei) in städtischen Gebieten (hier exemplarisch das Berliner Stadtgebiet).
    Daher werde ich Pilze im Stadtgebiet sammeln und anschließend im Labor auf die genannten Stoffe untersuchen. Welche Pilzsorten ich genau untersuchen werde, kann ich noch nicht sagen, da dies erheblich von den gefunden Exemplaren abhängt. Idealerweise wären das folglich essbare Exemplare die aus verschiedenen urbanen Gebieten (Wald, Parks, Friedhöfen, etc.) in die Untersuchung mit einfließen. Die Pilze werden eingefroren und dokumentiert, anschließend im Institut aufgetaut, getrocknet und ins Labor gebracht. Denkbar wäre es auch, die Ergebnisse mit Proben aus dem Handel, sollten diese verfügbar sein, zu vergleichen.


    Hierzu wollte ich euch fragen, wer denn in Berlin unterwegs ist und Pilze sucht?


    Habt ihr vielleicht auch Literatur zur Belastung von Pilzen?


    Für jeden Tipp und jede Hilfe bin ich sehr dankbar!


    Liebe Grüße


    martin

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Matho!


    Gerade Champignons sind dafür bekannt, Schadstoffe, insbesondere Schwermetalle in den Fruchtkörpern anzureichern. Da müsste es auch in Berlin einiges an Studienmaterial geben. Insbesondere Stadtchampignons (Agaricus bitorquis) dürften jetzt Saison haben. Weiterhin gut geeignet könnten Schopftintlinge (Coprinus comatus) sein, die auch ein klassischer Stadtpilz auf allerlei Rasenflächen sind.


    Übrigens könnte die Idee mit erst tiefgefrieren und anschließend auftauen und trocknen womöglich schief gehen. Beim Einfrieren werden doch stliche Verbindungen, gerade der Zellwände zerstört, so daß sich die aufgetauten Pilze kaum noch trocknen lassen.
    Eventuell wäre es erfolgreicher, die Pilze gleich zu trocknen. Die Schadstoffe sollten ja kaum flüchtig sein. In der Mykologie ist es ja auch so, daß man Pilze, die als Beleg aufgehoben werden sollen, nicht einfriert, sondern eben trocknet.



    LG, Pablo.

  • Hallo martin!


    Genau das gleiche wie Pablo schreibt bezüglich des Einfrierens ist mir auch sofort ins Auge gestochen.


    Da scheinbar das Labor mit dem Trockenmaterial arbeiten kann, sollte man das Einfrieren weglassen (wozu auch?), also Funde frisch dokumentieren (mit reichlich Fotos und Beschreibung) und dann schnell trocknen.
    Wäre natürlich äußerst vorteilhaft, wenn du einen Pilz-Bestimmer finden würdest, der auch mit Mikro arbeiten kann und die nötige Erfahrung mit der Pilzbestimmerei hat.
    Irgendwie ist die richtig bestimmte Pilzart ja die Basis deiner gesamten Arbeit. Der Mikroskopierer könnte dann mit getrockneten Exsikkaten und deiner Beschreibung noch was anfangen (mit gefrorenen Pilzen dürfte das nichts gescheites mehr werden).


    VG Ingo W

    ________________________________________________________________
    "Pilz nur von oben ist wie Käfer nur von unten"

    150-15 (APR 2022) = 135-5 (GnE-Wette verloren "über 11 gelöst") = 130+4 (am nächsten an der 222.Schnapps-Punktzahl) = 134+7 (7.Platz im APR 2022) = 141+4 (KISD-Prozente von GnE) = 145-15 (APR 2023) = 130+3 (10. Platz) = 133+3 (Unbewusst-Phal) = 136+5 (Lupus-Wette-APR-Sieger=ü300) = 141+5 (GnE-Gewinnsteuer-APR23) = 146+7 (Phalplatz 1) = 153-20 (APR 2024) = 133

    Link: Gnolmengalerie

    Link: Einladung APR 2024

    Link: Nanzen 2024

    Link: APR 2024

  • An den Ergebnissen bezüglich einzelner Belastungen sind wir natürlich brennend interessiert. :P


    Mir fällt dazu ein daß man auch unterscheiden muß wo die Belastung überhaupt her stammt.
    Gerade ist ja die Morchelzeit zuende gegangen und wir hatten dabei die Frage wie hoch die Belastung der Spitzmorcheln sei die supergerne auf Rindenmulch wachsen. Rindenmulch selbst ist ja belastet mit Cadmium. Je günstiger der Mulch desto belasteter ist er, war mal einem Test zu entnehmen.
    Eine Antwort dazu kam vom User Wühlmull. Ich nehme an deren Inhalt bringt dich etwas weiter.



    http://www.pilzforum.eu/board/….php?tid=17733&pid=147896
    Die Schadstoffe können aber natürlich auch durch die Luft oder das Wasser (oder entsorgtem Müll ?) transportiert werden. Daher der Wink nach der Quelle des Übels.


    Ich gehe in jedem Fall davon aus daß der Grad der Belastung bei Stadtpilzen ganz erheblich höher ist als bei frei lebenden Waldpilzen.
    Bei den gezüchteten Obsten und Gemüsen in den städtischen Schrebergärten hat man ja auch diese Erkenntnis bekommen. Das ungesündeste Grünzeug haben die Städter selbst angebaut.


    Bei den Friedhofspilzen wirst du (hoffentlich) keine so hohen Belastungen finden. Das hängt dann aber von der Größe des Friedhofs oder Parks ab, nehme ich an, denn ich denke daß z.B. die Entfernung zur Straße sehr wichtig ist.
    Die Abgase nämlich werden wohl nur eine bestimmte Reichweite haben wenn sie Bäume etc. passieren. Da ist vielleicht ein genaueres Hinsehen ratsam ?!


    So weit von mir mal meine Gedanken.


    Halt uns bitte auf dem laufenden. :)

  • Hallo, vielen Dank für euere Meinungen und die Links! Hilft mir sehr weiter :)
    Mit dem Prozess "Gefrieren-Auftauen-Trocknen" habe ich auch meine Bedenken. Ich habe die Idee von ähnlichen Untersuchungen mit Obst und Gemüse übernommen. Ich hatte vor, die Pilze sofort selbst zu trocknen.
    Meine Betreuerin meinte aber, dass die Pilze unter den gleichen Bedingungen getrocknet werden sollten, sodass Ablagerungen aus der Luft auch die gleichen sind.
    Diesen Ansatz verstehe ich, aber wenn dann alles unbrauchbar wird, ist das natürlich auch dumm!
    Ich werde dies nun mal probehalber austesten und dann sehen, was ich damit noch anfangen kann!


    Ist denn jemand von euch in Berlin unterwegs?
    lg
    martin