Obligat phytoparasitische Kleinpilze auf Alpendost

Es gibt 4 Antworten in diesem Thema, welches 2.239 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von bwergen.

  • Hallo ihr Lieben,


    eigentlich wollte ich die Pilze auf Storchschnäbel vorstellen, der Artikel wäre aber sehr lang und meine Zeit lässt sooo lange Artikel grad nicht zu... ;(


    Deswegen habe ich mir für heute die Gattung Alpendost (Adenostyles) vorgenommen, die in Bergwäldern und Hochstaudenfluren vorkommt. Es handelt sich hierbei um einen Korbblütler mit lila Blüten. In Deutschland gibt es aus dieser Gattung nur 2 Arten, die man eigentlich recht gut trennen kann.


    Adenostyles alliariae (Gouan) Kern. - Grauer Alpendost
    Typisch: Die Art hat sehr ungleichmäßig gezähnte Blätter, eine graufilzige Blattunterseite (mehr oder weniger) und die Blattstiele der oberen Blätter sind am Grund geöhrt (Bild 2).





    Adenostyles glabra (Mill.) DC. - Kahler Alpendost
    Hier sind die Blätter gleichmäßig gezähnt, die Unterseite ist kahl und die Blattstiele der oberen Blätter sind am Grund nicht geöhrt (Bild 4).





    Es gibt ein paar Pilze auf dieser Gattung, am interssantesten sind hier eigentlich die Rostpilze.


    Es gibt mehrere Echte Mehltaupilze, allerdings lassen sich diese auf dem Wirt nur bestimmen wenn sie reif sind (also Fruchtkörper ausgebildet haben). Weil ich in den Bergen meist im Sommer bin und die Hauptfruktifikationszeit der Echten Mehltaupilze im Herbst liegt, habe ich noch nie einen bestimmbaren Echten Mehltaupilz auf diesem Wirt gefunden.


    Ein zerstreut auf der Gattung vorkommender Imperfekter Pilz aus der Gruppe der Hyphomyceten ist Ramularia major (Unger) U. Braun.



    Er ist relativ auffällig und macht gelbe größe Blattflecken, welche auf der Unterseite einen dichten Rasen aus Konidienträgern aufweisen.




    Die Konidien sind durchsichtig, zylindrisch, 1-3zellig und messen 19-33 x 3-5 µm.




    Jetzt zu den Rostpilzen auf dieser Gattung. Es gibt eigentlich 4 Stück in Deutschland, auf dem Wirt habe ich allerdings erst 3 gefunden.


    Uromyces veratri (DC.) J. Schröt. ist ein wirtswechselnder Rostpilz. Auf dem Alpendost bildet der Pilz seine Spermogonien und Aezien. Diese befinden sich auf der Unterseite von oberseits gelblichen, leicht eingewölbten Flecken.




    Unterseits sieht man die becherförmigen Aezien (auf der Unterseite Doppelinfektion mit Coleosporium, siehe unten).



    Der Pilz wechselt im Sommer auf Veratrum (Germer), um dort mit der Ausbildung von Uredien und Telien seine Entwicklung zu vollenden.


    Coleosporium cacaliae G.H. Otth ist ebenfalls ein wirtswechselnder Rostpilz. Er bildet seine Uredien und Telien auf dem Alpendost aus. Die Uredien befinden sich auf der Unterseite von gelblichen Blattflecken und sind pulverig orange.




    Die Uredosporen haben ein deutliches warziges Ornament.



    Die Telien sind krustig und dunkelorange.



    Im Frühjahr wechselt die Art auf die Gattung Kiefer (Pinus) um dort die Entwicklung mit Spermogonien und Aezien wieder von vorne zu beginnen.



    Uromyces cacaliae (DC.) Unger sieht von oben betrachtet fast genauso wie Uromyces veratri aus,




    nur dass sich hier auf der Unterseite der Blätter keine Arzien befinden, sondern dunkelbraune stäubende Telien.



    Der Pilz hat einen verkürzten Entwicklungszyklus, beschränkt seinen Lebenszyklus auf die Ausbildung von nur diesen Telien. Im Mikroskop sieht man dann die 1zelligen Teliosporen, wie es für die Gattung Uromyces typisch ist.




    Die vierte mögliche Art (Puccinia glomerata Grev.) sieht makroskopisch eigentlichfast genauso aus, aber im Mikroskop sieht man 2zellige Teliosporen. Der Pilz ist auf dem Alpenlattich (Homogyne) zum Beispiel nicht selten.


    Viel Spass beim Nachsuchen der einen oder anderen Art oder einfach nur am Lesen des Beitrages :)


    Liebe Grüße Jule

  • Hallo Jule,


    wieder mal ein wunderbarer Beitrag von dir, Kompliment!
    Danke, dass du dir immer wieder so viel Mühe für uns machst... :)

  • Hallo Julia,


    die Mikros sind ohne die sonst üblichen schwarzen Ränder. Das finde ich echt gut und bin über die Qualität begeistert. Weiter so!


    lg björn

    Projekt Fungi: 3277

    [FERTIG] Band 1a: 440 Pyrenomyceten mit 0-1fach sept. Sporen; Band 1b: 380 Pyrenomyceten mit 2-M.

    Band 2a: Pezizomycetes, Hypogäische Eurotiomycetes, Lecanoromycetes, Arthoniomycetes

    Band 2b: Leotiomycetes, Geoglossomycetes, Taphrinomycetes, Laboulbeniales, Orbiliomycetes

    Band 3: Rindenpilze, Heterobasidiomycetes, Cyphelloide Pilze
    Schwarzwälder Pilzlehrschau


  • Hallo Björn,


    ja, das mit den "bullseyes" ist immer anstrengend. Das wegzumachen ist halt nochmal ein extra Arbeitsaufwand, aber die Bilder sehen so einfach besser aus. Ich will versuchen das in Zukunft nun immer so zu machen.


    Liebe Grüße Jule


    Das solltest du! Ich habe das ganz am Anfang auch so gelassen, aber seit etwa 2005 (also nach einem Jahr Mikroskopfotografie) habe ich das immer korrigiert und somit die Qualität der Bilder jedes Jahr um ein wenig gesteigert, auch deshalb, weil man an den Mikros noch vieles mithilfe eines Fotoprogramms bearbeiten kann. Ein Kollege von mir sagt immer, dass das Fotografieren im Feld schon 98% sein sollte, aber 2% kann man immer noch mindestens an Qualität verbessern, in dem man sich mit Tonwertkorrekturen, Farbabgleichen, Belichtungen und Weichzeichnungen beschäftigt. Und DAS dauert dann wirklich lange, pro Bild.


    lg björn

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