Pilzbestimmungsprogramm

Es gibt 13 Antworten in diesem Thema, welches 3.830 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Menedemos.

  • Hallo liebe Pilzfreunde!


    Ich habe ein kleines (naja, eher mittelgroßes) Online-Pilzbestimmungsprogramm geschrieben, hier ist der Link:


    http://menedemos.de/pilzschluessel15.htm


    Ich würde mich freuen, wenn ihr mir ein Feedback geben würdet.


    Ist die Bedienung verständlich? Sind die Eingabekriterien sinnvoll? Werden die Pilze korrekt bestimmt? Habt ihr Verbesserungsideen? u.s.w...


    Bis auf Weiteres ist das Programm online, aber bitte nicht auf anderen Seiten einbauen, danke für euer Verständnis diesbezüglich.


    Und nun viel Spaß damit!


    Liebe Grüße


    Jörg[hr]
    In den ersten Minuten wurde eine falsche Version angezeigt, jetzt müsste es aber passen. Sorry.

  • Hallo,


    ich sehe einige Verbesserungsmöglichkeiten:


    *Fundort: sollte mehr Auswahlmöglichkeiten haben. "Freiland" ist ein weiter Begriff und für den user wenig nützlich. Ich würde z.B. schreiben:
    ° Bei Laubbäumen ° Bei Nadelbäumen ° Rasenflächen ° Wegrand


    *Substrat:
    ° Holz ° Pflanzenreste ° Auf Erde (evtl. auch vergrabenes Holz!)
    ° Auf Brandstelle ° Auf Dung (inkl. Misthaufen) ° Auf anderen Pilzen


    *Hutrand anstatt "Hut" und dann ° gerippt ° gerieft usw.


    * Velumreste:
    ° fädiger Schleier ° dicke Hüllreste (z.B. Flocken auf dem Hut, Stielscheide usw.)


    * Lamellenansatz:
    "etwas angewachsen" ist unpassend. Man spricht von "aufsteigend angewachsen" oder "fast frei".
    Die Auswahl ° mit Burggraben wäre nicht schlecht.


    * Lamellen: "weit auseinander" ist unnütz. Der User kann nicht entscheiden, ab wann die Lamellen "weit auseinander" sind.


    * Geruch:
    Könnte man noch hinzunehmen. Nur markante Gerüche nehmen wie
    ° Anis ° Rettich ° Mehl ° obstartig ° spermatisch




    Soweit fürs erste.


    lg björn

    Projekt Fungi: 3277

    [FERTIG] Band 1a: 440 Pyrenomyceten mit 0-1fach sept. Sporen; Band 1b: 380 Pyrenomyceten mit 2-M.

    Band 2a: Pezizomycetes, Hypogäische Eurotiomycetes, Lecanoromycetes, Arthoniomycetes

    Band 2b: Leotiomycetes, Geoglossomycetes, Taphrinomycetes, Laboulbeniales, Orbiliomycetes

    Band 3: Rindenpilze, Heterobasidiomycetes, Cyphelloide Pilze
    Schwarzwälder Pilzlehrschau

  • Hallo Jörg !


    ich fang mal an :) , absolut nicht abschließend.


    Eingegeben habe ich mal ein paar Merkmale des Stockschwämmchens.


    Tatsächlich wird dieses im Ergebnis in der Auflistung vor den anderen Verwechslungskandidaten angeführt.


    Es werden also Möglichkeiten aufgezeigt, was es sein könnte.
    Danach wieder der Griff zum Buch ?


    Was gänzlich fehlt (oder habe ich etwas übersehen ?) außer der Frage ob beim Schnitt Flüssigkeit austritt sind Fragen zum "Ärgern", also Veränderungen auf Druck und Schnitt bei den wesentlichen Bestandteilen.


    Das war`s vorerst mal.


    Es war bestimmt eine Menge Arbeit. :thumbup:


    Einen lieben Gruß,
    Markus


    Edit : Da hat ja schon ein Profi geantwortet.

  • Ein erster Härtetest:
    ein voll ausgewachsener Grüner Knollenblätterpilz, Hut in der Mitte olivgrün, am Rand ausgeblasst, Hutdurchmesser 12 cm, hochgeschlagener Hutrand, olivbräunliche Stielnatterung.


    Alle Merkmale des Knolli eingegeben, kein Ergebnis. Wahrscheinlich kommt das Programm nicht damit zurecht, dass ich bei Hutform "Hutmitte vertieft" eingegeben habe, vielleicht passt ihr auch nicht das Merkmal "Hutmitte dunkler", oder "Hutoberfläche radial strukturiert", oder etwas anderes.


    Ich werde den Test demnächst mit einigen anderen Giftpilzen wiederholen. Dennoch fürchte ich jetzt schon, dass man mit dem Programm nur solche Pilze wird bestimmen können, die absolut typisch (sozusagen lehrbuchmäßig) aussehen.

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

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  • Also erst einmal vielen Dank für eure Rückmeldung.


    Ich nehme natürlich alle Anmerkungen/Verbesserungsvorschläge sehr ernst und werde genau darüber nachdenken!


    @ björn


    Danke für dein ausführliches Statement. Manche Punkte habe ich mir auch schon überlegt bzw. bin nicht ganz glücklich damit. Beispiel Fundort. Das Problem ist, dass zwar der User, aber leider das Programm mit "Wegrand" nicht viel allzu viel anfangen kann. Ein Pilz am Wegrand kann biologisch zur Wiese/ zur Brachfläche, aber auch noch zum Wald gehören. Der Gedanke, der bei der Auswahl Pate steht, ist der, dass nur, wenn ein ganz EINDEUTIGER Fundort benannt werden kann, auch ein Kreuzchen gesetzt werden soll. Andernfalls bleibt diese Kategorie halt frei.


    @ Markus
    "danach wieder der Griff zum Buch"


    Nun ja, eine eindeutige Bestimmung ist halt mithilfe eines relativ groben Schemas manchmal oft nicht möglich. Aber dafür stehen ja sieben Links zur Verfügung, die alle direkt zum Stockschwämmchen führen. Andererseits wollte ich mithilfe der Darstellung auch bewusst verhindern, dass sich etwa ein Anfänger allein auf die Bestimmung des Programms verlässt.


    Und ja, es war in der Tat ganz schön viel Arbeit...


    Vielen Dank jedenfalls auch für deine Einschätzung.


    Gruß Jörg

  • Hallo Jörg,


    ich sehe bei Programmen / Apps nach wie vor das Problem, das selbst, wenn man eine entsprechende "sensible" Datenbank hinterlegen könnte, derjenige, der in der Lage ist, korrekte Bestimmungsmerkmale einzugeben, die Funde auch ohne Software bestimmen kann.


    Lass dich aber bitte nicht entmutigen. Ich finde es toll, dass du dich dieser Aufgabe stellt.


    Vielleicht noch einen Tipp. Sprich doch mal auch gezielt wirkliche Anfänger an, was Benutzerfreundlichkeit und Verständnis betrifft.
    Da bin selbst ich im 2. Lehrjahr schon zu weit, um diese Kriterien wirklich beurteilen zu können.


    Viel Erfolg wünsche ich dir !


    Einen lieben Gruß,
    Markus

  • 2. Härtetest:
    Ein junger Fliegenpilz, bei dem die Hutoberfläche noch geschlossen mit Schuppen bedeckt ist, und der in diesem Stadium von einem unaufmerksamen Sammler mit einem Flaschenbovist verwechselt werden könnte; in diesem Stadium bricht das Fleisch des Fliegenpilzes auch gerne mal wie ein Apfel, und die Hutoberfläche ist auch eher gelb als rot. Gewachsen ist der Fliegenpilz auf einer Waldwiese, ca. 1 m vom Waldrand entfernt, so wie es Fliegenpilze öfters mal tun.


    Wieder alle sichtbaren Merkmale eingegeben (Wuchsort: Freiland), wieder kein Ergebnis. Mein Verdacht wird größer, dass dieses Programm nur typisch aussehende Pilze bestimmen kann. Jetzt aber das Problem: wie erkennt der unbedarfte Sammler, ob das Exemplar, das er vor sich hat, typisch aussieht oder nicht? Wüsste er es, kennt er den Pilz so gut, dass er ihn auch ohne das Programm bestimmen kann. Weiß er es nicht, bekommt er über das Programm keine Bestimmungsresultate.

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  • Pilze bestimmen kann. Jetzt aber das Problem: wie erkennt der unbedarfte Sammler, ob das Exemplar, das er vor sich hat, typisch aussieht oder nicht? Wüsste er es, kennt er den Pilz so gut, dass er ihn auch ohne das Programm bestimmen kann. Weiß er es nicht, bekommt er über das Programm keine Bestimmungsresultate.


    Hallo Stephan, du siehst das also wie ich, genau das hatte ich gerade auch angemerkt.


    Grüßle,


    Markus

  • Jetzt muss es aber doch mal klappen.
    Also gut, 3. Versuch:
    Ziegelroter Risspilz, stämmiges, voll entwickeltes Exemplar mit einem eher kurzen Stiel, Hut (8 cm) und Stiel (5 cm) bereits schön ziegelrot angelaufen, absolut typisch aussehend mit dem radialrissigen Hut, gewachsen auf einem Friedhofsrasen unter einer Solitärbuche (ist das jetzt Waldboden oder Freiland? nun gut, Freiland!)


    Ergebnis: wie immer nichts.
    Hmmm, die Zweifel werden größer. Kann ein Anfänger mit diesem Tool überhaupt schlimme Giftpilze bestimmen? Irgendwie scheinen die der Software zugrundeliegenden Merkmale nicht auf Pilze zu passen, die in der Wirklichkeit vorkommen.


    Damit wir uns richtig verstehen, Menedemos: deine Idee finde ich klasse, Pilzbestimmung auf diese Art revolutionieren zu wollen. Nur: warum wohl ist dann so etwas nicht schon längst erfunden worden?

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  • Ein erster Härtetest:
    ein voll ausgewachsener Grüner Knollenblätterpilz, Hut in der Mitte olivgrün, am Rand ausgeblasst, Hutdurchmesser 12 cm, hochgeschlagener Hutrand, olivbräunliche Stielnatterung.


    Alle Merkmale des Knolli eingegeben, kein Ergebnis. Wahrscheinlich kommt das Programm nicht damit zurecht, dass ich bei Hutform "Hutmitte vertieft" eingegeben habe, vielleicht passt ihr auch nicht das Merkmal "Hutmitte dunkler", oder "Hutoberfläche radial strukturiert", oder etwas anderes.


    Ich werde den Test demnächst mit einigen anderen Giftpilzen wiederholen. Dennoch fürchte ich jetzt schon, dass man mit dem Programm nur solche Pilze wird bestimmen können, die absolut typisch (sozusagen lehrbuchmäßig) aussehen.


    Hallo Oehrling,


    womit das Programm nicht zurechtkommt ist in der Tat "Hutmitte vertieft" UND "olivbräunlicher Stiel". Andere Merkmale wie "Hutmitte dunkler" oder "radial strukturiert" werden dagegen akzeptiert.


    Vielleicht sollte ich wirklich den Filter großzügiger auslegen, allerdings möchte ich zu bedenken geben, dass man bei deinen "Härtefällen" ein Anfänger auch mit so manchem Pilzbuch scheitern würde, selbst wenn er es von hinten bis vorne durchläse.


    Ich habe im Grunde schon versucht, auch untypische Merkmale durchgehen zu lassen, aber auf alle Eventualitäten einzugehen ist natürlich schwierig bzw. werden dann wieder zu viele Möglichkeiten angezeigt.


    Trotzdem vielen Dank für deine Meinung, sie gibt mir durchaus zu denken.


    Jörg


    [hr]


    Jetzt muss es aber doch mal klappen.
    Also gut, 3. Versuch:
    Ziegelroter Risspilz, stämmiges, voll entwickeltes Exemplar mit einem eher kurzen Stiel, Hut (8 cm) und Stiel (5 cm) bereits schön ziegelrot angelaufen, absolut typisch aussehend mit dem radialrissigen Hut, gewachsen auf einem Friedhofsrasen unter einer Solitärbuche (ist das jetzt Waldboden oder Freiland? nun gut, Freiland!)


    Tja, da haben wir ein semantisches Problem (das natürlich bei mir liegt):


    Als Mykorrhizapilz ist ein Risspilz natürlich definitionsgemäß NIE im Freiland. Das sollte ich wohl konkretisieren, klarer darstellen. An sich sollte man in solchen Zweifelsfällen aber gar nichts ankreuzen.
    Doch es muss noch einen zusätzlichen Widerspruch geben. Gibt es noch ein Merkmal, das eventuell Schwierigkeiten bereiten könnte?

  • Hallo Jörg,


    Stephan / Öhrling bringt keine Härtefälle vor, sondern das was ständig abläuft und stattfindet.


    Im Detail liegt doch das Problem.


    Natürlich helfen Bestimmungsbücher oft auch nicht weiter, aber das hilft ja auch nicht weiter.


    Natürlich ist es auch wesentlich leichter, etwas auf Herz und Nieren zu prüfen, als es selbst zu erstellen.


    Eine Frage meinerseits : Wie unterscheidet das Programm Kuehneromyces mutabilis, Hypholoma fasciculare und galerina marginata ?


    Der Punkt "Reaktion auf Ärgern" steht auch noch im Raum.


    Wobei ich mich sehr freuen würde, wenn ein solches Programm zu meistern wäre.



    Einen lieben Gruß,
    Markus

  • Vielleicht bei der Lamellenfarbe: da wird angeboten: "bräunlich" bzw. "grau/schwarz". Beim Ziegelroten Risspilz ist m. E. die Lamellenfarbe graubräunlich, also was tun? Ich habe "grau/schwarz" eingegeben, wahrscheinlich ist "bräunlich" hinterlegt. Da könnte der Hase im Pfeffer liegen.


    Aber noch eine ganz andere Sache. Die diesem Programm zugrundeliegende Pilzbestimmungs-Philosophie ist m. E. ein wenig zweifelhaft, nämlich dass man gewissermaßen "in einem Zug" vom gefundenen Exemplar auf die Art kommt. Jeder erfahrene Pilzbestimmer wird bestätigen, dass man bei einem Fund (sofern er nicht eine der ca. 50 ultraleicht und unmittelbar bestimmbaren Arten wie Steinpilz, Pfifferling, Parasol, Krause Glucke usw. darstellt) immer zunächst mal auf die Gattung kommen muss, danach bei zahlenmäßig großen Gattungen auf die Untergattung/Sektion, und sich erst dann innerhalb der richtigen Sektion zur Art hangelt. Es dürfte eigentlich nicht passieren, dass nach Eingabe aller Bestimmungsmerkmale das Programm Pilze aus mehreren Gattungen auswirft.


    Daher würde ich als Verbesserungsvorschlag anbringen, dass das Programm mehrstufig angelegt wird. In Schritt 1 sollte man auf die Gattung kommen, in Schritt 2 dann innerhalb der Gattung auf die Untergattung, in Schritt 3 dann innerhalb der Untergattung auf die Art, d. h. man müsste diverse Verzweigungen einführen, um von der Eindimensionalität wegzukommen.

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  • Hallo Menedemos,
    wieviele Pilzarten sind eigentlich in diesem Pilzbestimmungsprogramm hinterlegt, und welche Literatur wurde bei der Merkmalszuweisung verwendet?

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!


  • Hallo Menedemos,
    wieviele Pilzarten sind eigentlich in diesem Pilzbestimmungsprogramm hinterlegt, und welche Literatur wurde bei der Merkmalszuweisung verwendet?


    Etwa 700. Benutzt habe ich diverse Quellen, Laux, Gerhardt, Bon, auch einige Internetquellen...


    Danke nochmal für die Anmerkungen und die Kritik, ich werde bei der Überarbeitung nichts unbeachtet lassen. Mir ist schon klar, dass nicht alles perfekt ist, es handelt sich ja um eine Testversion und ansonsten hätte ich auch nicht um Verbesserungsvorschläge gebeten.


    Wenn es sich manchmal so anhört, dass ich das Programm und seine Unzulänglichkeiten verteidige, dann ist das teils ein (von mir eigentlich selbst nicht gewünschter) Reflex, teils aber auch ein Erklärungsversuch, damit die Kritik nicht an den zentralen Punkten vorbeigeht. So ist das Programm z.B. grundsätzlich als Hilfsmittel unter vielen gedacht gewesen, es wird sicher nie möglich sein, jedes Exemplar allein damit sicher zu bestimmen.


    Beim Ziegelroten Risspilz habe ich, wenn ich mich recht erinnere, als Lamellenfarbe die Alternativen weiß, braun und (ich glaube) rötlich angegeben. Grau/schwarz tatsächlich nicht. Ist auch in der von mir benutzten Literatur nicht so, gleichwohl zweifle ich nicht, dass es auch solche Exemplare zu finden gibt, die einen gräulichen Ton haben. Aber für Zweifels-/Übergangsfälle war es so gedacht, dass man die Kategorie einfach frei lässt.
    Ähnlich beim Grünen Knollenblätterpilz. Es ist wohl eher selten, dass der Hut wie bei einem Trichterling geformt ist, aber das mag sicher auch vorkommen.


    Danke auf jeden Fall noch einmal für die Beschäftigung mit dem Testprogramm. Falls noch weitere Anregungen möglich sind, jederzeit gerne.


    Jörg