Cortinarius - aber welcher?

Es gibt 12 Antworten in diesem Thema, welches 3.531 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von bwergen.

  • Hallo zusammen,


    noch einen gemeinsamer Fund mit Uli/Erebus gestern möchte ich hier zur Diskussion einstellen. Fundort war ein Stadtpark in Würzburg mit überwiegend Laubbäumen (Eichen, Buchen), aber - wenn ich mich recht entsinne auch unterstreuten Kiefern und anderen Bäumen. Vielleicht kann Uli ja noch etwas ergänzen... :).


    Es handelt sich um ein Einzelexemplar, einen recht weit entwickelten, völlig aufgeschirmten, rotbraunen Schleierling/Cortinarius. Der Pilz ist ungefähr 8-10 cm hoch und der Hut ca. 6-7 cm breit. Man sieht deutliche Cortinareste und teilweise eine angedeutete Gürtelzone am Stiel, die Stielspitze ist dabei heller als der Rest. Die Stielbasis ist zwiebelig-keulig verdickt, die Lamellen sind fuchsig-rotbraun und unregelmäßig eingerissen.
    Der Pilz riecht deutlich nach Rettich. Die Hutoberfläche ist leicht rau, körnig bis feinfaserig matt.


    In Gesamthabitus, Farbigkeit und Geruch und Haptik des Hutes erinnert mich der Pilz ja ein bißchen an Funde vom orangefuchsigen Raukopf, Cortinarius Orellanus und an andere Rauköpfe. Allerdings irritiert hierbei der leicht zwiebelige Fuß. In der Regel ist C. orellanus an der Stielbasis doch schmaler, ja sogar nach unten hin verjüngt.


    In dieser Hinsicht ähnelt der Pilz in seiner Form eher dem rhabarberfüßigen Raukopf, welcher jedoch im Nadelwald wächst und nach "Lokomotive" riechen soll, wie auch immer die riecht ;)


    Weiterhin sieht man bei unserem Fund ja auch noch eine querverlaufende Bänderung, die nicht zu C. Orellanus passt, sondern vielmehr an einen Gürtelfuß/eine Telamonie denken lässt. Diese Gürtelung ist beim mitgenommenen Pilz inzwischen gar nicht mehr so deutlich zu sehen, wie auf den ersten Bildern... Insgesamt sind die Farben seit der Mitnahme übrigens etwas stumpfer geworden, was sicher am Alter/Trockungsprozess liegt.


    Hier die Bilder, die teilweise in den Rottönen etwas flauer wirken, als in der Realität.









    Kann man hier, trotz des Alters des Fruchtkörpers und der schwierigen Gattung Cortinarius, zumindest die Untergattung festmachen? Vielen Dank für eure Hilfe!

  • Hallo Anna,


    das braune Teil ist schon im besten Zustand am Standort kaum bestimmbar, und du zeigst hier einen ziemlich alten Schlappen, an dem man bestimmungstechnisch nichts mehr machen kann.


    Ich würde irgendwie in die Richtung C. aprinus - C. bovinus gehen. Aber mehr wirds nicht werden.


    lg björn

    Projekt Fungi: 3277

    [FERTIG] Band 1a: 440 Pyrenomyceten mit 0-1fach sept. Sporen; Band 1b: 380 Pyrenomyceten mit 2-M.

    Band 2a: Pezizomycetes, Hypogäische Eurotiomycetes, Lecanoromycetes, Arthoniomycetes

    Band 2b: Leotiomycetes, Geoglossomycetes, Taphrinomycetes, Laboulbeniales, Orbiliomycetes

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    Schwarzwälder Pilzlehrschau

  • Hallo Björn!


    Jepp, olle, komplizierte Schlappen sind meine Spezialität... die laufen mir gerne zu... :evil:


    Ich weiß, der war schon wieder mal eine Zumutung, als ob Cortinarien nicht auch so schwer genug wären... :D


    Danke dir jedenfalls! :thumbup:
    ...das geht dann mal eher in Richtung Telamonia.


    Mehr wollte ich ja gar nicht wissen. ;)

  • Hallo Björn,


    könnte man hier nicht auch, mal abgesehen von der verdickten Stielbasis, einen um C. saniosus vermuten. Ich habe keine Ahnung von Cortinarien, aber ich hatte letztes Jahr etwas ähnliches gefunden mit diesen gelbbräunlichen Farben.


    Gruß
    Buliz


  • Hallo Björn,


    könnte man hier nicht auch, mal abgesehen von der verdickten Stielbasis, einen um C. saniosus vermuten. Ich habe keine Ahnung von Cortinarien, aber ich hatte letztes Jahr etwas ähnliches gefunden mit diesen gelbbräunlichen Farben.


    Gruß
    Buliz


    Hallo Buliz,


    ja ausschließen würde ich auch C. saniosus nicht, das wäre dann ein Rauhkopf. Um das irgendwie zu verifizieren, bräuchte man jüngere Exemplare.


    lg björn

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  • Hallo Buliz, hallo Björn!


    Genau das war mein Problem. Offenbar ist bei einem so betagte Schleier-Herrn selbst die Untergattungszuweisung nicht ganz sicher zu entscheiden.


    Vielleicht läuft ja dem Uli (Erebus) auf einem seiner Streifzüge noch mal der Nachwuchs des ollen Schlappens ;) über den Weg und das Ganze lässt sich irgendwann noch aufklären. Ansonsten danke an euch! :)

  • An Cortinarius saniosus hätte ich auch am ehesten gedacht, Anna!
    Jesko stellt ihn in seinem schönen Beitrag bei den Doppelpilzen vor.
    Er verweist dort darauf, dass es sich um eine Telamonia und nicht um einen Raukopf handelt, wie oft fälschlich angenommen.
    Ich habe diese Aussage allerdings nicht überprüft.


    Nobi

    Hier geht es zu meinen Themen.

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    Chips: 72


  • Hallo nobi,


    danke für die Information, ich wusste nicht, dass C. saniosus eine Telamonia sein soll. Es steht schließlich meistens (Lepr.) für Leprocybe geschrieben :(


    Naja was solls, unzuverlässige Literatur :D

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  • Hallo Anna und co,


    Vergleicht mal mit C. venetus.
    Der kommt hier gern vor, insbesondere am Blutsee und auf der Frankenwarte.


    LG Rudi

    aktuell vor dem APR21: 8 Punkte... Eintritt: 8-5= 3 Punkte - inzwischen durch Stummmalus 3-5= -2 Punkte

    Platz12 : +4P, Segmentwette: +4P, Pltzierungswette: +10P= 16 Chips

    wp.markones.de

  • Hallo Anna, Björn und Rudi,


    das ist natürlich alles nur reine Spekulation. Aufgrund des Alters, so wie es Björn schon angemerkt hat, und ohne Mikromerkmale, werden wir da zu keinem Ergebnis kommen. Dennoch erinnern mich die Exemplare von Anna, gerade aufgrund der typisch warmen gelb-bräunlichen Farben, stark an die von mir gefundene Kollektion letztes Jahr unter Buchen und Eichen. Beachtet mal die Kontraste an Hut und Stiel. Die habe ich mir nachträglich als C.saniosus bestätigen lassen. Hier mal ein Vergleichsfoto:



    Gruß
    Buliz

  • Meine Frage wäre: hätte dies überhaupt einen Erkenntniswert, wenn es tatsächlich gelänge, hier die Art herauszubekommen? Die in den Pilzbüchern vorhandenen Beschreibungen, im Idealfall auch die Fotos, beziehen sich doch bei Cortinarien immer auf zumindest einigermaßen junge Exemplare. An einem solchen Exemplar kann man doch mit rein makroskopischen Methoden gar nichts über die Art lernen. Du bekommst mit viel Mühe heraus, dass das C. saniosus ist. Erkennst du dann einen jungen, frischen C. saniosus besser, wenn du ihn später findest?

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

  • Hallo Buliz, hallo Rudi und hallo Stephan,


    danke für eure Hinweise und Vorschläge!


    Buliz: Danke für den Vorschlag - den schau ich mir bei Gelegenheit nochmal genauer an - er gefällt mir jedenfalls auf den ersten Blick gut. :thumbup:


    rudi: Lieben Dank auch für deinen Hinweis. :thumbup: Wenn ich deinen Vorschlag recherchiere, finde ich in der Tat einige sehr passende Bilder. Werde ich mir auch noch näher anschauen. :thumbup:


    Stephan:
    Zu deiner Frage: du hast sicherlich recht - vielleicht war es nicht sonderlich schlau, den alten Schlappen von Cortinarius mitzunehmen und bestimmen zu wollen. Bin da vielleicht zu naiv. ;)


    Nur ärgerte es mich vor Ort, dass es mir nicht einmal gelang, die Untergattung zweifelfrei zu bestimmen. Da ich dies aber zu gerne lernen möchte, dachte ich, dass eine Anfrage hierbei vielleicht doch zu einem genaueren Ergebnis kommen könnte, da es ja genug Experten gibt, die wesentlich mehr von Cortinarien verstehen als ich. Den Anspruch, die genaue Art dabei herauszubekommen, hatte ich ja gar nicht unbedingt. Ich wollte nur wissen, ob andere noch mehr aus diesem Fruchtkörper herauslesen können als ich.


    Jedenfalls danke ich allen, die sich an der Diskussion beteiligt haben, ganz herzlich! Ich denke ja gebracht hat es mir in jedem Fall etwas, und wenn es nur ist, das Cortinarien einfach sehr, sehr anspruchsvoll sind. Und einige gute Vergleichsvorschläge sind zudem ja auch herausgekommen! :)

  • Hallo Anna,


    ich selbst mache das so: Sofern genügend Fruchtkörper in sämtlichen Altersstadien von jung bis alt vorhanden sind, lege ich einige zu für ein Fotoshooting zusammen, sodass man auf einem Foto den Pilz ganz erfassen kann (von oben, von unten, jung, alt). Bei vielen Arten ist es von Bedeutung, ob und wieviel Velum in welcher Farbe vorhanden ist, oder ob die Fruchtkörper im jungen Zustand einen Violettton in den Lamellen haben, der später aufgrund der braunen Sporen nicht mehr erkennbar ist (gleiches gilt für die Stielspitze).


    Wenn du solche Gegebenheiten vorfindest, dann lohnen sich die Bestimmungsversuche ;)


    lg björn

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