Hallo in die Runde,
Etwas verspätet möchte ich doch noch ein paar Bilder einer Tour in die Oranienbaumer Heide zeigen.
Es handelte sich dabei um die Tagesexkursion des LFA Mykologie Sachsen-Anhalt vom 29.06.2013, an der Peter W., Frank D. und ich die AG Sächsischer Mykologen als Gäste vertraten.
Die Oranienbaumer Heide ist ein ehemaliger Truppenübungsplatz, dessen Beweidung mit Heckrindern und Konikpferden auf eine interessante Dungpilz-Funga hoffen ließ. Um einige dieser Dungis aufzuspüren, sind wir fast 200 km angereist. Was tut man nicht alles für sein Hobby!
Ein Blick auf die Landschaft
Die Luft an diesem schönen Sommertag roch herrlich würzig nach dem allerorts blühenden Thymian. Diese und viele weitere Pflanzen, wie z.B. das Echte Tausendgüldenkraut, sorgten für so manchen bunten Farbtupfer.
Leider haben wir die erhoffte Punktierte Porenscheibe (Poronia punctata) nicht gefunden und auch keine Weidetiere gesehen!
Dennoch war der Tag ein großes Erlebnis für uns, auch weil wir zwei Pilzfreunde aus Naumburg und Freyburg / Unstrut kennenlernen durften, die sich ebenfalls seit Jahren mit den Dungi Fungi beschäftigen.
Ein Trio bei der –žArbeit–œ
Doch nicht nur wir waren an diversen Hinterlassenschaften interessiert, auch andere waren ganz –žscharf–œ darauf. Merke: Die Konkurrenz schläft nie!
Natürlich haben wir auch Pilze gefunden. Trotz relativer Trockenheit gab es sogar einige dungbewohnende Großpilze.
Die häufigste Art, oft in großen Gruppen, war dabei der Halbkugelige Träuschling (Stropharia semiglobata)
Auch Samthäubchen waren zahlreich vertreten, wie folgende großsporige Art, die als Conocybe magnispora bestimmt wurde.
Am beeindruckendsten war für mich allerdings der Fund des Flockigen Mistfaserlings (Psathyrella hirta), der seinem Namen alle Ehre machte.
Ein schönes Portrait dieser Art findet ihr auf der Homepage von pilzmel.
Ich hoffe, ihr habt die kleinen orangen Punkte im Hintergrund nicht übersehen, denn das ist die nächste Art, die ich vorstellen möchte. Es handelt sich dabei um einen winzigen Becherling von gerade einmal 0,5 mm Durchmesser. Sein Name lautet Coprotus aurora und ich fand ihn hier zum allerersten Mal. Die satte Farbe stammt von den gelben Öltröpfchen in den Paraphysen.
Ebenfalls ein hübscher Pilz ist der Kugelschneller (Sphaerobolus stellatus), den viele von euch kennen dürften, und der hier dicht gedrängt vor allem an der Unterseite größerer Dunghaufen wuchs.
Einige Pyrenomyceten konnten wir selbstverständlich auch entdecken. Bemerkenswert waren dabei die Nachweise mehrerer Vertreter der Holzkeulenartigen (Xylariales), die auf Grund ihrer komplexen Struktur eine relativ lange Entwicklungszeit benötigen und nur auf altem Dung gefunden werden können.
Hier als Beispiel Hypocopra brefeldii auf Hasendung
Die birnenförmigen Fruchtkörper (Perithecien) sitzen unter der Substratoberfläche und sind von einer Art Schild, dem Stroma, geschützt, welches nur von den Perithecienhälsen durchbrochen wird. Dadurch sind diese Pilze in der Lage, Trockenstandorte zu besiedeln, wo sie auch meist gefunden werden.
Es gab noch einige andere bemerkenswerte Pyrenos. Diese hier vorzustellen, würde aber den Rahmen dieses kleinen Beitrages sprengen.
Als letzte Art möchte ich Euch mit dem Braunfaserigen Pilzgewebe (Tomentella fibrosa, danke für die Sofortbestimmung, Frank) noch eine Besonderheit an Dung zeigen. Es handelt sich nämlich hierbei um einen Mykorrhizapilz!, der sich einfach eine geeignete Auflage zum Fruktifizieren suchte - in diesem Falle eben Dung.
In unmittelbarer Nähe standen übrigens einige Birken, womit der Mykorrhizapartner geklärt wäre.
Abschließend ein aktuelles Bild der –žAusbeute–œ. Da sind noch einige Stunden zu investieren, um alle Arten, die weiterhin nachwachsen, zu erfassen.
Selbstverständlich gab es auch –žrichtige–œ Pilze. Solche zum Essen. Vor allem Pfifferlinge.
Die blieben allerdings jenen Exkursionsteilnehmern vorbehalten, die durch die angrenzenden Wälder streiften.
Was natürlich die Mehrzahl war. Jedem das Seine!
So schön kann eine Dungpilztour sein. Für alle, die dabei waren, war es ein tolles Erlebnis.
Ich hoffe, auch die nicht vom Virus infizierten haben die Tour durchgestanden. Danke allen, die mich begleitet haben.
Lieben Gruß vom Nobi
[hr]
Nachtrag:
Hier noch eine von Peter entdeckte, auf Grund des Windes leider etwas unscharf geratene Krabbenspinne.
Nobi