Blumentopf-Conocybe - chancenlos?

Es gibt 17 Antworten in diesem Thema, welches 3.507 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Mreul.

  • Hallo,


    da es heute kräftig geregnet hat, bin ich zu Hause geblieben und hab mich um einen Kandidaten aus dem eigenen Garten bzw. Blumentopf auf der Terrasse gekümmert.


    Nach den Cheilozystiden eindeutig ne Conocybe, jetzt ist die Frage, ob man sowas überhaupt eingrenzen kann, die Gattung gilt ja als äußerst schwierig.


    Also Fruchtkörper bis 4cm hoch, Hut unter 1cm breit, Geruch pilzig bis erdig, nicht sehr stark. Stiel an der Basis leicht verdickt, etwas längsgefurcht. Gerade im jungen Stadium sind die Pilze recht samtig, später ist der Hut glatt. Die Hutfarbe ist bei jungen Exemplaren viel dunkler als auf den Bildern.


    Sporen (8,5)10-11 x 5-6 µm, Basidien 4-sporig, 10-11 µm breit, Länge ca. 25+ µm. Cheilozystiden ca 15 µm hervorragend, an der dicksten Stelle um 6 µm breit.






    Literatur hab ich dazu kaum, vielleicht kann man ja doch ein bisschen eingrenzen, obwohl ich mir da nicht so viel Hoffnung mache.


    Viele Grüße,
    Matthias

    Je intensiver man sich mit Pilzen beschäftigt, desto komplizierter wird es, sie zu bestimmen.

    Einmal editiert, zuletzt von Mreul ()

  • Hallo Matthias
    ich würde dir ja gerne helfen. Aber um eine Conocybe bestimmen zu können braucht man die Kaulozystiden. Dadurch gelangt man nämlich in verschiedene Abteilungen
    LG,Eike

  • Hallo Eike,


    na, dann weiß ich ja, was ich morgen zu tun habe. Wird heut wohl nix mehr.
    Danke für den Hinweis, dann weiß ich ja, wie ich weiterkomme.
    Bisher wusste ich auch gar nicht worauf's bei Conocyben ankommt, für die hab ich keinen Schlüssel. Ist übrigens meine erste Conocybe, die ich mikroskopisch untersucht habe. Bis jetzt hab ich mich da nicht rangetraut. :shy:


    Viele Grüße,
    Matthias

    Je intensiver man sich mit Pilzen beschäftigt, desto komplizierter wird es, sie zu bestimmen.

  • Hallo Matthias!


    Das wäre wirklich schade, wenn bei deinen schönen Bildern nicht wenigstens ein Arbeits- oder Näherungsname rauskäme.


    Bei Conocybe (Samthäubchen) sind die Kaulozystiden sehr wichtig, also die Zystiden am Stiel. Ich denke, die Proben nimmt man vorrangig von der Stielspitze.
    Darauf zu achten ist, aus welchen Elementen dieser "Reif" besteht, also ob die Zystiden dort ebenfalls lecithiform sind ("halma-figurig" wie die Cheilos) oder andersgestaltet oder ein Mixtum.


    VG Ingo W

    ________________________________________________________________
    "Pilz nur von oben ist wie Käfer nur von unten"

    150-15 (APR 2022) = 135-5 (GnE-Wette verloren "über 11 gelöst") = 130+4 (am nächsten an der 222.Schnapps-Punktzahl) = 134+7 (7.Platz im APR 2022) = 141+4 (KISD-Prozente von GnE) = 145-15 (APR 2023) = 130+3 (10. Platz) = 133+3 (Unbewusst-Phal) = 136+5 (Lupus-Wette-APR-Sieger=ü300) = 141+5 (GnE-Gewinnsteuer-APR23) = 146+7 (Phalplatz 1) = 153-20 (APR 2024) = 133

    Link: Gnolmengalerie

    Link: Einladung APR 2024

    Link: Nanzen 2024

    Link: APR 2024

  • Hallo Ingo,
    ich wird gleich mal reinschauen, bis ich dann die Bilder gemacht und auf ein ansehnliches Niveau bearbeitet hab dauert's dann noch. Morgen gibt's dann die Ergebnisse hier. ;)
    Und danke für die Infos!


    Eike:
    Spaß hat mir die Untersuchung freilich auch gemacht, mal sehen, ob da was Brauchbares rauskommt.


    Viele Grüße,
    Matthias

    Je intensiver man sich mit Pilzen beschäftigt, desto komplizierter wird es, sie zu bestimmen.

    Einmal editiert, zuletzt von Mreul ()

  • So jetzt die Untersuchungsergebnisse:
    war gar nicht so leicht da am Stiel was zu finden, Zystiden gab's nur sehr spärlich. Hoffentlich sind das auch die richtigen, ich hab vorsichtshalber mal alles fotografiert, was am Stiel zu finden war:



    Lecithiform war jedenfalls gar nix. Die Dinger links sind grob zwischen 10 u. 20 µm lang. Dann gab's noch sehr lange, fadenförmige Gebilde, teils auch mit Schnallen (oben rechts). Unten rechts weiß ich nicht genau, ob das auch ne Zystide ist oder ob das zum Stielfleisch selbst dazugehört, es ist jedenfalls mehrfach größer als alles andere auf dem Bild. Das Bild unten in der Mitte ist dadurch entstanden, dass ich den kompletten Stiel unters Mikro gelegt habe (kein Quetschpräparat), da ist noch ne Spore mit dran.


    So, vielleicht kommt man jetzt ein bisschen weiter.


    Viele Grüße,
    Matthias

    Je intensiver man sich mit Pilzen beschäftigt, desto komplizierter wird es, sie zu bestimmen.

    Einmal editiert, zuletzt von Mreul ()

  • Hallo Mreul,


    du hast eine Art der Sektion Pilosellae, sofern keine lecythiformen Kaulozystiden aufzufinden waren. Nur das rechts unten im Bild halte ich für eine Zystide, den Rest eher für abstehende Hyphen (oder herausgebrochene Hyphen, wie oben rechts).


    Wie breit sind denn die Cheilocystidenköpfe? Und waren die Sporen im Mittel eher über 10,4 µm oder darunter?


    Wie würdest du die Erde im Blumentopf beurteilen? Blumenerde? Oder was anderes?


    lg björn[hr]
    Aufgrund der gegebenen Merkmale komme ich hier zu Conocybe anthracophila Kühner & Watling 1983.


    Das hat folgende Gründe:
    * Der Stiel hat keine lecythiformen Kaulozystiden, sondern lediglich keulige Elemente oder fädige Haare, welche auch makroskopisch als Bereifung erkennbar sind.
    * Sporen relativ dunkel, mit deutlichem Keimporus und im Bereich von 9-12x5-7 µm.
    * Cheilozystiden vergleichsweise klein, wahrscheinlich mit einem bis max. 3 µm breiten Kopf.
    * Stielbasis knollig.
    * Standort vermutlich auf nährstoffreicher Erde

    C. anthracophila
    wird mit einem bis 35 mm breiten Hut beschrieben. Außerdem sollen die Fk einen insgesamt robusten Eindruck machen, meine auf Abruf bereitstehenden Bilder zeigen Exemplare mit recht unterschiedlicher Hutfarbe, von bräunlich über ocker bishin zu cremefarben, je nach Sonnenexposition und Witterung.


    Literatur:
    Hausknecht, Fungi Europaei 11
    Hausknecht, ÖZP 14 (2005)
    Funga Nordica (Conocybe)
    Peintner et al. in ÖZP 8 (1999)



    lg björn

    Projekt Fungi: 3277

    [FERTIG] Band 1a: 440 Pyrenomyceten mit 0-1fach sept. Sporen; Band 1b: 380 Pyrenomyceten mit 2-M.

    Band 2a: Pezizomycetes, Hypogäische Eurotiomycetes, Lecanoromycetes, Arthoniomycetes

    Band 2b: Leotiomycetes, Geoglossomycetes, Taphrinomycetes, Laboulbeniales, Orbiliomycetes

    Band 3: Rindenpilze, Heterobasidiomycetes, Cyphelloide Pilze
    Schwarzwälder Pilzlehrschau

    Einmal editiert, zuletzt von bwergen ()

  • Hallo Björn,


    vielen Dank für die Infos.
    Also:
    Die Mehrzahl der Sporen liegt wohl knapp über 10,4 µm. Allerdings ist das genau um den Mittelwert - schwer zu entscheiden, aber wenn man ein paar kleine Ausreißer vernachlässigt, dann passt's schon.
    Cheilozystidenköpfe ziemlich klein, 3 µm im Durchmesser.
    Die Erde im Topf ist schwarze Blumenerde, also mit Sicherheit sehr nährstoffreich.
    Hutbreite ist beim Größten so 1,4cm. Robust sind sie und auch recht zäh.
    Die Hutfarbe ist gerade bei noch jüngeren Exemplaren sehr variabel, da sind die meisten noch Richtung dunkelbraun.
    Da mach ich dann noch ein Bild.
    Also dein Vorschlag scheint recht gut zu passen, wenn's jetzt da nicht wieder 1000 andere gibt, auf die das alles auch zutrifft...


    Viele Grüße,
    Matthias[hr]
    So, jetzt nochmal ein Makrobild, in echt sind die Hutfarben etwas unterschiedlicher als auf den Bilder finde ich:



    Viele Grüße,
    Matthias

    Je intensiver man sich mit Pilzen beschäftigt, desto komplizierter wird es, sie zu bestimmen.

    Einmal editiert, zuletzt von Mreul ()

  • Hallo Matthias,
    um einen umfassenden Eindruck über die Kaulozystiden zu erhalten, ist es besser, den gesamten Stiel bei schwacher Vergrößerung (100x) ohne! Deckglas zu untersuchen. Das macht ein 10er Durchlichtobjektiv problemlos mit. Dann entgeht einem mit Sicherheit keine Zystide.
    Grüße
    hübchen

  • Hallo hübchen,


    danke für den Hinweis. Genau so hab ich das Bild in der Mitte unten gemacht. Da waren eben ein paar so längliche Gebilde zu sehen, allerdings kann ich bei der Methode dann nur schlecht fotografieren oder messen. Aber es gibt einen Überblick, jedenfalls war keine einzige lecithiforme Zystide zu sehen, immer nur so längliche Gebilde.


    Viele Grüße,
    Matthias

    Je intensiver man sich mit Pilzen beschäftigt, desto komplizierter wird es, sie zu bestimmen.

  • Hallo Matthias,


    ich hab mir deine Fotos abgespeichert und erlaube mir, sie in Österreich Herrn Hausknecht zu zeigen. Mal sehen, ob er dazu noch eine andere Meinung hat ;)


    lg björn

    Projekt Fungi: 3277

    [FERTIG] Band 1a: 440 Pyrenomyceten mit 0-1fach sept. Sporen; Band 1b: 380 Pyrenomyceten mit 2-M.

    Band 2a: Pezizomycetes, Hypogäische Eurotiomycetes, Lecanoromycetes, Arthoniomycetes

    Band 2b: Leotiomycetes, Geoglossomycetes, Taphrinomycetes, Laboulbeniales, Orbiliomycetes

    Band 3: Rindenpilze, Heterobasidiomycetes, Cyphelloide Pilze
    Schwarzwälder Pilzlehrschau

  • Hallo Björn,


    da bin ich mal gespannt. Bis dahin nenn ich ihn jetzt mal provisorisch C. anthracophila mit den obligatorischen Fragezeichen bei Conocyben dahinter.


    Viele Grüße,
    Matthias

    Je intensiver man sich mit Pilzen beschäftigt, desto komplizierter wird es, sie zu bestimmen.

  • Hallo!


    Was mir ein bisschen Sorgen macht: beim letzten Makrobild rechts sieht man eigentlich eine recht deutliche Bereifung am Stiel, wenn auch keine übermäßige.
    Sowas entsteht eigentlich nur durch abstehende Elemente, und die dürften dann nicht nur so spärlich vorhanden sein.


    Vielleicht hast du ja die Möglichkeit, nochmal einen jungen Fruchtkörper mit deutlicher Bereifung am Stiel zu inspizieren.


    VG Ingo W

    ________________________________________________________________
    "Pilz nur von oben ist wie Käfer nur von unten"

    150-15 (APR 2022) = 135-5 (GnE-Wette verloren "über 11 gelöst") = 130+4 (am nächsten an der 222.Schnapps-Punktzahl) = 134+7 (7.Platz im APR 2022) = 141+4 (KISD-Prozente von GnE) = 145-15 (APR 2023) = 130+3 (10. Platz) = 133+3 (Unbewusst-Phal) = 136+5 (Lupus-Wette-APR-Sieger=ü300) = 141+5 (GnE-Gewinnsteuer-APR23) = 146+7 (Phalplatz 1) = 153-20 (APR 2024) = 133

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    Link: Einladung APR 2024

    Link: Nanzen 2024

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  • Hallo Ingo,


    da schau ich nochmal nach, ich glaube ich hab da einige Zystiden wohl für Hyphen gehalten und nicht als solche erkannt. Auf jeden Fall gab's keine lecithiformen Kaulos. Momentan wachsen noch kleine Pilzchen nach, da hab ich noch die Möglichkeit nachzuschauen.


    Hallo Andreas,


    dachte ich mir doch, dass es nicht allzu lange dauern wird, bis noch eine andere Art in Spiel kommt.


    Viele Grüße,
    Matthias

    Je intensiver man sich mit Pilzen beschäftigt, desto komplizierter wird es, sie zu bestimmen.

  • Hallo,


    nachgeschaut hab ich nochmal, was die Zystdien angeht. Ich hab tatsächlich sehr viele finden können, aber die waren auch wieder alle so geformt, wie die schon gezeigten, also nicht lecithiform.


    Mittlerweile sind schon wieder etliche Exemplare erschienen. Hier noch ein Foto von älteren Exemplaren:


    Viele Grüße,
    Matthias

    Je intensiver man sich mit Pilzen beschäftigt, desto komplizierter wird es, sie zu bestimmen.