Cortinarius rubellus = Spitzgebuckelter Raukopf

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    Cortinarius rubellus Cooke
    Spitzgebuckelter Raukopf
    Synonyme:
    - Cortinarius orellanoides Rob. Henry
    - Cortinarius speciosus J. Favre
    - Cortinarius speciosissimus Kühner & Romagn.



    Basidiomycota --> Agaricomycetes --> Agaricomycetidae --> Agaricales --> Cortinariaceae --> Cortinarius --> Cortinarius rubellus



    Hut: bis 8 cm breit; kegelig – glockig, später mehr verflachend, aber fast immer mit spitzem oder stumpfem Buckel; faserschuppig bis filzig; orangebraun, rostbraun, rostocker; meist mit herabgebogenem Hutrand


    Stiel: bis 10 cm lang, zylindrisch oder mit schwach verdickter Basis, ähnlich dem Hut gefärbt, fein längsfaserig, darüber mit blassgelbem bis ockergelblichem Velum gegürtelt bis genattert, Stielvelum später mit rostbraunem Sporenpulver bestäubt und dadurch dunkler


    Lamellen: orangeocker bis rostbraun, ausgebuchtet angewachsen, mäßig entfernt stehend; Schneiden unregelmäßig; jung von gelblichem Velum verdeckt


    Fleisch: hellocker, im Stiel auch dunkler (v.A. Stielrinde); recht fest, faserig; ohne besonderen Geruch oder schwach nach Rettich


    Speisewert: lebensgefährlich giftig
    Orellanus – Syndrom: Orellalin und verwandte Stoffe führen zu einer massiven Nierenschädigung. Die Symptome treten oft erst lange nach der Pilzmahlzeit auf, die Latenzzeit kann 2 bis 14 Tage betragen. Erste Symptome sind unspezifisch: Übelkeit, Erbrechen, Abgeschlagenheit; Schmerzen im Rücken (Lendenwirbelbereich) sind erste Hinweise auf eine Beeiträchtigung der Nieren, es folgen stärker werdende Schmerzen, unstillbare Durstgefühle verbunden mit Polyurie und schließlich Nierenversagen bei schweren Vergiftungen. Eine Therapie ist nur symptomatisch möglich, also Dialyse oder ein Spenderorgan.
    Die lethale Dosis könnte bei Frischpilzen so um die 50 bis 150 Gramm liegen, bei Kindern oder Menschen mit Nierenleiden auch darunter.


    Sporenpulver: rostbraun


    Vorkommen: In nicht zu trockenen Fichten- und Fichtenmischwäldern auf saurem Boden gebietsweise sehr häufig. Im Bergland weit verbreitet, im Flachland eher selten anzutreffen. Sommer bis Spätherbst; Mykorrhiza mit Nadelbäumen, häufig Fichte


    Verwechslungen: Mit anderen Schleierlingen, vor allem anderen Rau- und Hautköpfen. Zur Unterscheidung von Hautköpfen siehe unter –žWissenswertes–œ.
    Ähnliche Rauköpfe wären der Lokomotiven - Raukopf (Cortinarius callisteus), der sich durch seinen auffälligen Geruch und lebhafter gefärbtes Fleisch unterscheidet. Der Löwengelbe Raukopf (Cortinarius limonius) unterscheidet sich durch deutlicher und heller gelb gefärbte Fruchtkörper. Der Orangefuchsige Raukopf wird etwas größer und hat keine Stielnatterung.
    Für den Speisepilzsammler sind Verwechslungen mit Pfifferlingen gefährlich. Vor allem junge Fruchtkörper können sich durchaus ähnlich sehen (siehe Bilder unten), wenn man ein Pfifferlingsfeld aberntet und nicht jeden Fruchtkörper genau ansieht. Und ja, Rauköpfe wachsen gerne mal inmitten einer Pfifferlings – Kolonie.
    Auch der Kupferrote und der Filzige Gelbfuß (Chroogomphus rutilus und Chroogomphus helveticus) können auf den ersten Blick ähnlich aussehen, aber auch bei ihnen Laufen die Lamellen am Stiel herab. Ihr Fleisch färbt sich beim erhitzen violett.


    Wissenswertes: Pilze der Untergattung Leprocybe (Rauköpfe) unterscheiden sich von der Untergattung Dermocybe (Hautköpfe) durch rundlichere (oder breitelliptische) Sporen, eine schwarzbraune KOH – Reaktion (Dermocybe heller) und weniger freudige Farben, vor allem bei den Lamellen junger Fruchtkörper. Ein sehr praktischer Test ist auch, den aufgeschnittenen Pilz auf ein Alkoholgetränktes Taschentuch zu drücken: Hautköpfe färben ab, Rauköpfe nicht.
    Warum Mycobank C. rubellus und C. speciosissimus als zwei gültige, getrennte Taxa führt, ist mir –žschleierhaft–œ. Beide meinen wohl den selben Pilz, welchem Namen man den Vorzug gibt, ist wohl nicht von besonderer Bedeutung, hauptsache man erkennt den Pilz als Spitzgebuckelten Raukopf.



    Bilder:



    von links nach rechts: Raukopf, Raukopf, Pfifferling, Pfifferling, Pfifferling:



    Links zu verwandten und ähnlichen Arten im Archiv:
    >Cortinarius limonius = Löwengelber Raukopf<
    >Cortinarius callisteus = Lokomotiven - Raukopf<
    >Cortinarius orellanus = Orangefuchsiger Raukopf<
    >Cantharellus cibarius = Echter Pfifferling<
    >Cantharellus amethysteus = Amethystschuppiger Pfifferling<
    >Cantharellus friesii = Samtiger Leistling<

    >Chroogomphus rutilus = Kuperroter Gelbfuß<
    >Chroogomphus helveticus = Filziger Gelbfuß<

  • Guten Morgen,


    der aktuell gültige Name des Spitzgebuckelten Raukopfs ist Cortinarius rubellus Cooke 1883 - C. speciosissimus Kühner & Romagnesi 1953 ist deutlich älter jünger und hat deshalb keine Priorität.


    Gruß, Andreas

    Einmal editiert, zuletzt von Gelöschter Nutzer ()

    • Offizieller Beitrag

    Guten Morgen, Andreas!


    Na wenn das so ist...
    Wahrscheinlich ist "rubellus" auch durchaus gebräuchlicher.
    Ich tausche das mal im Titel und im Index. :thumbup:
    Bei den Links in anderen Portraits tausche ich die Namen so nach und nach. Da muss ja ohnehin immer mal wieder was bearbeitet werden.



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,


    das letzte Bild mit den Pfifferlingen ließ mich augenblicklich an Karin Montags "Tödliche Pilze" denken.
    Sehr zu empfehlen!
    Zwar geht es da um die Verwechslung mit der Nachbarart, aber die Parallelen sind nicht zu übersehen. Siehe Titelbild:


    Tödliche Pilze


    Nobi

    Hier geht es zu meinen Themen.

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    Chips: 72

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Nobi!


    Das hört sich nach einer hochinteressanten Lektüre an. :thumbup:
    Da mache ich mich mal auf die Suche. Auf Zusammenstückeln habe ich nämlich keine Lust. ;)


    Hallo, Harry!


    ...ich hoffe es ist ok die hier einzustellen


    Gruß Harry


    Nein. Das ist nicht ok.
    Das ist nämlich absolut erwünscht und wunderbar!
    Danke! :thumbup:


    LG, Pablo.

  • Hallo Craterelle,


    sehr guter Hinweis, besonders der filzige Gelbfuß wäre ein guter Verwechselungskandidat. In einem meiner Reviere habe ich beide in unmittelbarer Nachbarschaft. Vielleicht gelingen mir im Herbst mal ein paar gute Fotos zum Vergleich.


    Beste Grüße

    Stefan F.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, ihr beiden!


    Guter Vorschlag, ist eingebaut!

    Ein Bildchen habe ich auch gleich dazu:

    Die standen auch einigermaßen nahe zusammen, müssen nur halt Fichten und Kiefern auf saurem Boden im Begland (hier Taunus) zusammenkommen. Besonders putzig, wenn die Rauköpfe wie hier nicht so typisch ausgeprägt sind, also mit eher unauffälligem Buckel und unaauffälliger bis fehlender Stielnatterung.


    Noch ein paar Bonusbilder:





    LG, Pablo.

  • Hallo Stefan,


    den habe ich bisher noch nicht gefunden. Beim kupferroten halte ich die Pinkfärbung beim Erhitzen für ein gutes Abgrenzungsmerkmal. Funktioniert das beim filzigen auch?


    Wenn das jetzt nicht so gut ins Portrait passt, vielleicht kannst du es hier ergänzen, falls du es testen kannst:

    Kupferroter Gelbfuß - Chroogomphus rutilus


    LG, Craterelle

  • Hallo Pablo,


    danke für die tolle Gegenüberstellung. Wichtig ist, daß man beachtet, daß die Lamellen beim Gelbfuß am Stiel herablaufen, beim Raukopf aber breit angewachsen sind.


    Hallo Craterelle,


    der filzige Gelbfuß zeigt auch diese tolle Farbreaktion beim Erhitzen. Der Kokeltest würde auch hier funktionieren. Man ist/ißt eben nur sicher, wenn man sich die Pilze sehr genau anschaut.


    Beste Grüße

    Stefan F.

    • Offizieller Beitrag

    Moin!


    Die Verfärbung beim Erhitzen und herablaufende Lamellen vs. ausgebuchtete Lamellen sind oben im Portrait bei den Beschreibungen zu den Verwechslungsmöglichkeiten ergänzt.


    So zum vergleichen noch ein Bild vom Filzigen Gelbfuß = Chroogomphus helveticus:



    LG, Pablo.