Hollywood-Hexe u. Mr. Kurzbein --> Boletus luridus u. Clitopilus prunulus

Es gibt 5 Antworten in diesem Thema, welches 2.041 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von bauernhelmi (†).

  • Hallo Pilzfreunde,
    nachdem es in der letzten Zeit mal kräftiger geregnet hatte, habe ich auch geschaut, was denn so an Pilzen wächst (Hochrhein, Buchenmischwald auf Kalk, ca. 400-500 m)
    Leider nicht viel.


    Ich sah den "üblichen Kleinkram":
    Psathyrella candolleana kenne ich jetzt, wenn auch nur mit cf...


    Dann an 2 Tagen jeweils 1 (!) "Hollywood-Hexe", d.h. es stand nur die Fassade, die hintere Hälfte war ganz einfach Luft, weil von Schnecken gefressen.
    Das waren meine Hexen Nr. 2 und 3 überhaupt, nur eine habe ich (letzte Woche nach Regen) fotografiert, die sah genauso aus wie die Nr. 1 aus dem Vorjahr.
    Relativ heller Hut und sehr schwach ausgeprägte Zeichnung am Stiel, von der Statur her überhaupt nicht so dick und wulstig wie die meisten Netzhexen, die hier gezeigt werden.
    Auf Berührung hin sofort stark blauend, Röhrenboden rötlich - das ist dann doch Boletus luridus (Standort bei Buchen auf Kalk)?
    Pilz 1


    Pilz 2 habe ich gestern gesehen, 6 Exemplare der Art im Wald (Buchenmischwald auf Kalk) am Wegesrand, alle extrem "kurzbeinig".
    Nach den optischen Merkmalen würde ich ihn als Clitopilus prunulus bezeichnen (kenne ich noch nicht), aber der Mehl-/ Salatgurkengeruch ist beim besten Willen nicht auszumachen. Er roch "normal" pilzig und keinesfalls so wie der Maipilz, den ich noch als "frisch-gurkig" in der Nase habe.
    Kommt hier noch eine andere Clitopilus-Art in Frage?


    Hut: bis knapp 8 cm breit, unregelmäßig gewölbt und verformt, mit Buckeln am Rand und Vertiefung in der Mitte, Rand flach bis nach unten gewölbt, Oberfläche hell-weißlich-cremefarben, samtartig
    Lamellen: hellbräunlich-fleischfarben, dichtstehend, untergemischt, brüchig, vom Hutfleisch ablösbar, am Stiel deutlich herablaufend
    Fleisch: hell-weißlich, relativ weich
    Stiel: extrem kurz ca. 2cm lang, ca. 1 cm dick, noch voll aber weichfleischig, Basis abgebrochen, faserig-brüchig, Farbe innen wie Hutfleisch, leicht gilbend
    Verfärbung bei Trocknung: etwas gilbend
    Geruch: "normal" pilzig, keinesfalls "Mehl/ Salatgurke", Geschmack nicht getestet (weil ich den Pilz nicht einordnen konnte)
    Sporenpulver: wie Lamellenfarbe, fleischfarben, hell-braun-rosa (jedenfalls nicht weiß ...)


    Bilder von einem großen und einem kleinen Exemplar,
    Sporenpulver links auf Plastik, rechts auf Küchenpapier
    Pilze 2

    [hr]
    Hallo,
    ich habe gerade hier im Forum weitere Beiträge bzgl. Clitopilus und Geruch gelesen ....
    ja ... also ... bisher hatte ich mir erläutern lassen, dass Mehlgeruch gleich frischer Mehlgeruch gleich frische Salatgurke ist - und das hatte ich beim Maipilz nachvollziehen können.


    Und hier dieser Pilz riecht anders als (junger) Maipilz, war aber auch im Wald gestern schon relativ trocken.
    Auch spermatisch oder parfümiert kann ich nicht behaupten, einfach nur - schwach - pilzig (aber ich übe noch ...)
    Jetzt sind die Reste sehr eingetrocknet und riechen sogar recht aromatisch (süßlich-pilzig).

  • Hallo abeja,
    schöne Funde bei der Hitze der letzten Tage. Den Hexenpilz würde ich aber eher als Boletus erythropus ansprechen, den Flockenstieligen H. und den zweiten kurzbeinigen halte ich trotz fehlendem Mehlgeruch für Clitopilus prunulus. Mikroskopisch erkennbar ist er, daß er gestreifte Sporen hat. Das Sporenpulver ist rosa. Der Mehl-Geruch kommt eigentlich am besten bei Durchschneiden. Vielleicht fehlt er wegen des Wachstums bei der Trockenheit?
    Viele Grüße
    Ulla

  • Hallo abeja!


    Hast du den Pilz 2 vor der Geruchsprobe auch wirklich gequält? Also dran gerieben oder durchgeschnitten?
    Für mich ist das relativ sicher Clitopilus prunulus (Mehlräsling), sicherlich würde ich auch den Gurkengeruch riechen.


    VG Ingo W

    ________________________________________________________________
    "Pilz nur von oben ist wie Käfer nur von unten"

    150-15 (APR 2022) = 135-5 (GnE-Wette verloren "über 11 gelöst") = 130+4 (am nächsten an der 222.Schnapps-Punktzahl) = 134+7 (7.Platz im APR 2022) = 141+4 (KISD-Prozente von GnE) = 145-15 (APR 2023) = 130+3 (10. Platz) = 133+3 (Unbewusst-Phal) = 136+5 (Lupus-Wette-APR-Sieger=ü300) = 141+5 (GnE-Gewinnsteuer-APR23) = 146+7 (Phalplatz 1) = 153-20 (APR 2024) = 133

    Link: Gnolmengalerie

    Link: Einladung APR 2024

    Link: Nanzen 2024

    Link: APR 2024

  • Hallo @alle, danke für die Rückmeldungen,


    ich war heute kurz im Wald, in einer anderen Ecke, die ich vom letzten Herbst her als relativ pilzreich kannte. Ebenfalls Buchenmischwald (überwiegend Buche) auf Kalk, wenig Bodenbewuchs, aber vermutlich sehr von Grundwasser durchzogen, teilweise leichte Hanglage, Quellen und Bäche in der Nähe.


    Da hat sich meine Flockenhexenstatistik glatt verdreifacht, aus 3 wurden 21, dann habe ich aufgehört zu zählen (alle relativ gut sichtbar am Rand des - sonst oft sehr matschigen - Trampelpfades).
    Meistens waren sie auch angefressen, auch alle eher mit schlanker Statur, dafür hatten sie die Netzstrümpfe ordentlich angezogen.


    Zur Vervollständigung, Boletus luridus
    Röhrenboden orange, Röhren noch gelb (jetzt war ich mal schnell genug beim Knipsen)
    1 schlanker Pilz
    1 Pilz mit flachem Hut
    1 kleiner Pilz (4 cm)
    1 winziger Pilz (1,5 cm)
    und : der schönste Pilz

    Der schönste Pilz 4 Tage später:


    Gleich neben der dritten Hexengruppe standen auch wieder diverse Mehlräslinge (sahen jedenfalls genau so aus, wie die vom Wochenende), Clitopilus prunulus
    Auch ein paar ganz kleine waren dabei, wo die Lamellen noch eher weiß-creme sind.
    Ganz schwach erkennt man das Herablaufen der Lamellen.


    Geruch (@ Ingo), ja, jetzt habe ich die Nase mehrfach im halben Pilze "vergraben"...
    Mein Fazit:
    könnte Mehlgeruch sein.... aber: nicht so einprägsam und so deutlich, dass ich daran eine Bestimmung festmachen könnte.
    Nicht salatgurkig-mehlig wie Calocybe gambosa, eher doch wie (mittel)-frisches Mehl in der Mehltüte (ohne staubig-muffig-dumpfen Anklang) - sehr schwierig :(:)
    Auch mit (Vollkorn)-Mehl mit und ohne Tüte gegengetestet, das trifft es auch nicht ganz.
    Nach längerem Luftkontakt dann doch ein bisschen "spermatisch" mit süßlichem Oberton.
    Wie Stephan/ Oehrling hier schreibt:

    Zitat

    Der Geruch des Mehlräslings ist auch meiner Meinung nach verschieden vom "Mehlgeruch" der Ritterlinge und des Maipilzes. Da ist eine deutlich spermatische Komponente mit drin. Zum Glück verfliegt der Geruch in der Pfanne komplett.


    Geschmack, frischer Pilz im Wald, Hutfleisch mit Lamellenanteil:
    eigentlich mild-pilzig, dann erahnt man einen etwas schärflichen Unterton, man erwartet schon eine leichte Bitterkeit, die dann doch nicht kommt, dazu eine süßliche Komponente, von der man glaubt, sie würde "nerven", falls sie einen "Tick" stärker ausfallen würde - auweia :)

  • Hallo,
    nur zur Ergänzung:
    in den obigen Beitrag füge ich ein Bild ein vom "schönsten Pilz", exakt 4 Tage später!
    So eine große Veränderung, Hut jetzt 17,5 cm Durchmesser, Farben allgemein stark verblasst.


    Noch zum Geruch von Clitopilus prunulus:
    am Standort s.o. waren 4 Tage später auch noch einige Pilz zu sehen.
    Dieses mal roch ein mittelgroßer (noch nicht vollständig aufgeschirmt) und recht trockener Pilz von außen und unverletzt eindeutig nach Salatgurke.
    Diese großen Unterschiede (liegt jetzt meiner Meinung nach nicht an meiner Nase) verstehe ich wirklich nicht so ganz.
    Die Witterung war jetzt sogar wärmer, über 25 Grad, die Regenfälle auch schon wieder ein paar Tage her - für mich ist der Geruch bei diesem Pilz (wenn der so unterschiedlich ausfallen kann) nicht so ein gutes Kriterium.

  • Hallo abeja,


    wir haben heute auch wieder welche gefunden.
    mein Geruchsempfinden nimmt direkt an der Fundstelle
    einen Geruch wahr, welcher anfänglich extrem "gurkig"
    stark überdeckt wird.
    Nicht wie die geschmacklich lasch wässrigen Supermarktgurken, eher wie die Bauerngurken aus dem eigenen Gewächshaus.
    Beim Putzen der Pilze, also ca. 1 Std. später, ist das "gurkige" völlig verschwunden, was bleibt ist für mich ein eher unangenehmer Geruch den ich nicht zuordnen kann. Der Begriff "spermatisch" ist mehrfach gefallen,
    leider kenne ich diesen Geruch nicht.