Hymenoscyphus pseudoalbidus

Es gibt 15 Antworten in diesem Thema, welches 8.880 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Ingo W.

  • Hallo!


    Mal ein Becherchen, das eigentlich momentan fast überall zu finden sein müsste, wo vorjähriges Eschenlaub feucht oder nass liegt.
    Naja, Laub oder Eschenblätter ist zu viel gesagt, überdauern tun eigentlich nur die Petiolen, also die Blattstiele oder -gerippe, die man auch mit dünnen schwarzen Ästchen verwechseln könnte.


    Das Becherchen nennt sich Hymenoscyphus pseudoalbidus (Aggressives Eschenblatt-Stielbecherchen).


    Die Becherchen können für einen Hymenoscyphus recht groß werden, also 5mm oder sogar größer sind nicht selten:

    Allerdings können sie auch klein sein, hier mal groß und klein zusammen:

    Der Pilz wird für das Eschensterben verantwortlich gemacht.
    Er hat einen friedlichen Doppelgänger, nennt sich Hymenoscyphus albidus (Eschenblatt-Stielbecherchen). Dieser wird nicht so groß.
    Die wahren Unterschiede sind aber lediglich mikroskopisch herauszufinden, denn H. albidus besitzt keine Haken an der Ascus-Basis. Scheinbar wird die Art aber völlig von H. pseudoalbidus verdrängt.


    Für H. pseudoalbidus ist neben dem spezifischen Substrat Eschenblatt-Petiolen, der hellen Farbe, der bei älteren Bechern runzelig-aderigen Außenseite und dem Verletzungsbräunen der sich nach oben hin schnell verbreiternde Stiel und die häufig schwarze Stielbasis recht typisch:


    Mikros:



    VG
    Ingo W


    P.S. 29. 07. 2016:
    Schon 2006, also ein paar Jahre vor der Beschreibung des H. pseudoalbidus im Jahr 2011, wurde seine Nebenfruchtform Chalara fraxinea beschrieben, also das asexuelle Stadium.
    Die Zusammenhänge beider Erscheinungsformen wurden erst später erkannt. Da beides das gleiche Individuum darstellt, ist der ältere Name gültig, folglich muss der Pilz korrekt Hymenoscyphus fraxineus heißen.

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    "Pilz nur von oben ist wie Käfer nur von unten"

    150-15 (APR 2022) = 135-5 (GnE-Wette verloren "über 11 gelöst") = 130+4 (am nächsten an der 222.Schnapps-Punktzahl) = 134+7 (7.Platz im APR 2022) = 141+4 (KISD-Prozente von GnE) = 145-15 (APR 2023) = 130+3 (10. Platz) = 133+3 (Unbewusst-Phal) = 136+5 (Lupus-Wette-APR-Sieger=ü300) = 141+5 (GnE-Gewinnsteuer-APR23) = 146+7 (Phalplatz 1) = 153-20 (APR 2024) = 133

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  • Ein von Hochkompetenz geprägter Eintrag,
    und doch so herrlich locker präsentiert!


    5 Sterne dafür.
    (von Einem, der noch ein paar Jahre ackern muß,
    um dieses Niveau auch nur aus der Ferne leuchten zu sehen)


    Malone

    Link zu Pilzlehrwanderungen: Pilzschule Rhein-Main

    Link: Verzehrfreigaben gibt es online nicht

    Galerie: Pilzfotos "zum Anfassen"/Stereobilder

    Der frühe Vogel fängt den Wurm. Soll er doch im Dunkeln tappen...ich fange lieber Pilze. Fossas sind auch nur aktiv, wenn es sich lohnt.

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    Pilz-Chips: 90+8 für Nobis Pilz-Cover-Rätsel=98, +2 Interne Tribünen-Punkte-Wette APR 2022=100, +4 PhalschPhal-Gedicht APR = 104 +5 Rätselgedicht = 109, 3 als Rätselprämie an Lupus = 106

  • Schön, wieder etwas von dir zu lesen, lieber Ingo!
    Und dann gleich noch ein publikationswürdiger Beitrag! :thumbup:


    Großes Kino, ein regelrechter Blockbuster! :D


    Dafür gebe ich dir ebenfalls 5 Sterne, die übrigens schon längst überfällig sind!


    Nobi

    Hier geht es zu meinen Themen.

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    Chips: 72

  • Upps!


    Simpler Beitrag über ein geläufiges Becherchen und dafür gleich 2 Positiv-Bewertungen?
    Naja, schönen Dank dafür (an Malone und Nobi)!!
    Also, wenn das immer so klappt: an Becherchen fehlt ´s mir nun wahrhaftig nicht! Nur momentan etwas an Zeit.


    VG Ingo W


    Edit:
    Der Pilz taucht im Forum hier natürlich nicht zum ersten Mal auf. Besonders Mario (Trino) hatte den in einigen Beiträgen.
    Die Bilder im Link dazu verdeutlichen ganz gut die Wuchsweise am Fundort:
    http://www.pilzforum.eu/board/…s?highlight=pseudoalbidus

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  • Hallo Ingo,


    sehr schöner Beitrag! Danke für das Mitnehmen in die mir noch ziemlich unbekannte Welt der Asci-Pilze! :)


    LG
    Joli

    LG
    Joli

    Alles ist miteinander verbunden, und hat einen Sinn. Obwohl dieser Sinn meist verborgen bleibt, wissen wir, daß wir unserer wahren Mission auf Erden nah sind, wenn unser Tun von der Energie der Begeisterung durchdrungen ist.
    - Paulo Coelho, Der Zahir -

  • Hallo Ingo!


    Über die Sternchen musst du dich nicht wundern! Nach all den Großpilzen, die das Forum in letzter Zeit überschwemmen, lechzen wir einfach alle nach schönen Becherchen! :)


    Danke für den schönen Beitrag!

    Gnüße von Gelbhex-Gnarifa und Fani ausm Süüüüdn! Sonn' is! Gnihihihii! :sun: :sun: :sun:

    Meine Bilder dürfen unter Namensnennung frei verwendet werden (CC-BY Lizenz).

  • Hallo Ingo,


    ein sehr schöner Beitrag, mit richtig tolle Bilder Makro und Mikro, ich würde auch so gerne so schöne nah aufnahmen mal hinbekommen ;( aber meine Kamera hat da wohl was dagegen.

    Gruß Mario
    Ein Gruß aus den Bergischen Land


    Pilzchips 40 / 13 PC fürs APR.


    Bei Geschmackprobe bitte nicht runter schlucken.

    • Offizieller Beitrag

    Moin.


    Irgendwie scheint das ja ein extrem häufiges Becherchen zu sein. In meiner Gegend gibt es den zur Zeit an jedem Standort, wo Eschen sind und der Boden nicht zu feucht ist.
    Die Frage ist, ob es auch immer pseudoalbidus ist.
    vermutlich ja, wenn die Fruchtkörper recht groß werden und im Alter / beim Antrocknen ockerlich werden...


    Irgendwie wollte ich es mal genau wissen.


    Hübsch, im Zusammenspiel mit Scutellinia crucipila (gibt's ja auch überall wo's einigermaßen feucht ist, braucht aber keine Eschen):


    Etwas angetrocknet:

    Interessant auch, daß sich die frisch und feucht herabgebogenen Ränder nach innen biegen, wenn die Bedingungen nicht mehr optimal sind.


    Im kurzen ein paar Details zu AScus & Paraphysen:


    IKI+:


    Und dann die Hakensuche. Gruselige Sache. Ich dachte echt erst, es wäre ein hakenloses Becherchen, also albidus.


    Aber du hast wohl recht, Ingo: Die sind nur einfach blöd zu ehen. Besonders an vollreifen Fruchtkörpern.
    Vielliecht kann man es hier etwas nachvollziehen; Haken = + :


    Also (natürlich) kein albidus, sondern ein pseudo.
    Vielleicht mache ich noch ein paar Stichproben.



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo!



    Ich wollte schon mal ein Preisgeld aussetzen für den, der mir in Deutschland oder östlich davon noch Hymenoscyphus albidus bringt.
    Wäre mir locker 10 Chips wert, schafft aber keiner, so weit bin ich da mit mir einig.
    Falls aber jemand mal Urlaub in Spanien/Portugal macht und den Eschenblattbewohner ohne Haken findet, spende ich alle Chips über Hundert, die ich habe.


    Zitat


    Aber du hast wohl recht, Ingo: Die sind nur einfach blöd zu ehen. Besonders an vollreifen Fruchtkörpern.
    Vielliecht kann man es hier etwas nachvollziehen; Haken = + :


    Ist leider kein Haken und zählt nicht als Beweis: ein Haken kommt immer von oben (also von der zuletzt gebauten neuesten Zelle) und geht nach unten, denn das ist die Folge eines duplizierten Zellkerns, der in die Ausgangszelle zurückwandert, aber eben außenrum.
    Guckst du grüne Pfeile!
    http://asco-sonneberg.de/pages…?group_id=3941&position=7


    Das, was man bei dir oben-bepfeilt sieht, ist ein junger Ascus.
    Aber links im Bild haben wir zumindest schon mal einen recht schönen Hakenfuß (also basal2 Anschlussstellen).

    Das gibt 85% für Haken+.


    Alles andere wäre mir noch zu unsicher.
    Ausgerechnet bei deinem eingekästelten Baby-Ascus sieht man am Basis-Septum keinen Haken (wahrscheinlich auf der Rückseite).


    Such mal weiter nach Baby-Asci, da sind die Haken meist gut zu sehen.
    An reifen oder fast ausgewachsenen Asci, besonders bei den basal dünnstielig endenden Hymenoscyphen-Arten ist das schier unmöglich, Haken genau zu beurteilen.
    Ist übrigens auch der Grund für viele Missverständnisse.


    VG Ingo W


    Edit:
    Diesbezüglich kann ich auch noch ergänzen, dass auf deinen Mikrobildern der "Porustyp Hymenoscyphus" gut zu sehen ist, nämlich, wenn die blauangefärbten "Striche" nicht bis nach ganz oben reichen.

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    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Ingo!


    AHA!
    Das ist wichtig, ich dachte nämlich bis eben, daß es völlig egal ist, ob der Haken von der unteren oder der oberen Zelle ausgeht.
    Weil bei vielen Basidiomyceten geht er von der Basiszelle aus (jedenfalls nehme ich das so wahr).
    Eine wichtige Info jedenfalls.
    Da wäre noch ein Bild, das ich gestern eigentlich löshen wollte. Da hängt ein Haken am Jungascus, allerdings war von 4 Aufnahmen diese noch die Schärfste:

    Das war eigentlich das Hauptproblem: Der Autofokus beim Knipsen durchs Okular. Der hat eben eine ganz andere Vorstellung davon, welcher Bereich des Bildes scharf zu stellen ist, als ich. ;)
    Darüm müsste ich dieses Element eigentlich zeichnen, was bei kleinstrukturigen Inoperculaten wegen meiner Kamera sinnvoller ist. Eben genauso wie bei Porlingen.



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo!


    Naja, du kennst mich ja, bin ein bisschen penibel in diesen Sachen.
    Auch das letzte Bild beweist nichts, außer, dass da irgendwas dunkles an der Ascusbasis rumschwimmt. Passt auch von der Anordnung nicht, so sieht kein abgerissener Haken aus, denn der wäre weiter unten an der Basis an einer der "Anschlussstellen".


    Zitat


    Weil bei vielen Basidiomyceten geht er von der Basiszelle aus (jedenfalls nehme ich das so wahr).


    Das Prinzip der Kernzurückwanderung in die Ausgangszelle sollte bei Basidios das gleiche sein.
    Warum das bei Ascomyceten allerdings nur die Asci betrifft und nicht alle Zellen, da müsste ein versierter Versteher drauf antworten.


    Bei H. pseudoalbidus findest du schöne Haken schneller, wenn du junge Ascos untersuchst.


    VG Ingo W

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    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Ingo!


    Wenn es denn so wäre, daß die Schnallen bei Basidiomyceten andersrum aus den Zellen wachsen als bei Ascomyceten, dann wäre das schon mal ein gutes Merkmal, um die beiden Klassen zu trennen. :thumbup:


    Äh...


    Ich rede wirr. Besser gehe ich mal ins Bett.
    Jungasci suche ich mal morgen um zu gucken, ob die Sache nicht doch einen "richtigen" Haken hat, den ich auch abbilden kann.



    LG, Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Moin.


    Also Jungasci hin oder her, aber vielleicht taugt das hier nun als Hakenbeweis:


    Allerdings: Wenn der Haken von der "oberen" Zelle ausgeht, dann vermute ich jetzt Folgendes:
    Im grünen Kasten gilt, die Strukturen im roten Kasten zählen nicht. Da ist der "Haken" (der dann keiner ist?) ja erkennbar mit der unteren Zelle verbunden...
    Oder habe ich das jetzt völlig falsch verstanden?



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo!


    Deine Hakensuche war erfolgreich.


    Grüner Kasten unten rechts ist jetzt von meiner Seite nicht aufzuklären, aber das ist kein Hakenbeweis (da müsste ich selbst mal etwas hin und herfokussieren, was da los ist). Bei so großen Asci mit schon Sporen drin, wandert auf jeden Fall nichts mehr zurück in die Basiszelle, denn die Hakenbildung ist längst abgeschlossen, ganz genau wie es im roten Kasten links unten zu sehen ist.


    Also ich linke nochmal zur Haken-Problematik auf meine Seite:
    http://asco-sonneberg.de/pages…?group_id=3941&position=7
    Dort sind ja nicht nur Haken in der Entstehung zu sehen (grüne Pfeile), sondern fertige Haken (rote Pfeile).
    Genau die brauchen wir, und die haben wir jetzt, besonders links oben wie unten gut zu sehen: 2 Anschlussstellen an der Ascus-basis, beide besetzt in der typischen bogigen Form.


    VG Ingo W

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    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Ingo!


    Schon komisch, was dann das rechts unten ist. :/
    Wäre es ein fertiger Haken, dann müsste er von der Mutterzelle durch eine Zellwand getrennt sein, richtig? Das ist hier in der Tat nicht der Fall. Und es ist das selbe Phänomen wie das auf dem unscharfen Bild drei beiträge weiter oben. Jedenfalls sah das ebenso aus.
    So langsam beginne ich aber zu begreifen, daß ein "Haken" bei Ascos schon noch mal was Anderes ist als eine "Schnalle" bei Basidios.
    So ungefähr bin ich bislang an die Sache rangegangen: "Such nach Strukturen, die wie Schnallen aussehen".
    Aber auch wenn es "ähnlich" aussieht im Mikroskop und eine ähnliche Funktion erfüllt, da scheint eine andere Geschichte dahinter zu stecken.



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo!

    Zitat


    So ungefähr bin ich bislang an die Sache rangegangen: "Such nach Strukturen, die wie Schnallen aussehen".


    Ist ja im Prinzip nicht verkehrt. Macht aber nix, wenn man genauer weiß, wie ein Haken aussehen muss.
    Das gute ist nämlich, das Prinzip ist immer wieder das gleiche bei allen Bechern.


    Manchmal wird von Pilzarten berichtet, die sowohl hakenlose wie auch hakentragende Ascusbasen haben sollen. Ist mir so eigentlich noch nicht wirklich begegnet. Allerdings sieht man eben nicht jeden Haken gleich gut, das wäre dann meine Theorie dazu, siehe wieder Link von oben, diesmal blauer Pfeil.


    Über Basalprotuberanzen (basale Ascus-Auswüchse) und Täuscher-Hakenfüße reden wir dann, wenn es soweit ist.


    VG Ingo W

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