Mittelgrosser Porling an Rotbuche

Es gibt 10 Antworten in diesem Thema, welches 4.142 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Graubart.

  • Guten Abend zusammen,
    diesen Porling fand ich vor ein paar Tagen an einer lebenden Rotbuche, die mit der Rinde in direktem Kontakt zu einer ebenfalls noch lebenden Kiefer stand, die bis in die 50er Jahre zur Harzgewinnung angezapft worden war. Das größere Pilz-Exemplar hat eine Hutbreite von ca 15 cm. Der Pilz wächst ca einen halben Meter über dem Erdboden.


    [Update: Genauere Angaben in Beitrag #8]


    Experimente habe ich mit ihm nicht angestellt, kann ich aber noch nachholen.


    Was könnte das sein?


    (1)


    (2) Durch den Blitz etwas zu hell


    (3)


    Sieht sehr hübsch aus, aber schade für die Buche.


    Viele Grüße
    Lothar

  • Hallo Lothar, der Porling ist auf jedenfall ein Lackporling, Ganoderma. Da er noch recht jung ist sollte man vielleicht abwarten ob er noch einen Stiel ausbildet der so rotbraun glänzt wie schon im letzten Foto gut zu sehen ist. Dann müßte es der Glänzende Lackporling sein, Ganoderma lucidum.
    Viele Grüße
    Ulla

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Lothar!


    Das wird wohl ein Lackporling sein. Da habe ich leider außer dem Flachen kaum Funderfahrung, könnte mir hier aber den Kupferroten (Ganoderma pfeifferii) oder den Glänzenden (G. lucidum) vorstellen. Ist eben noch ein wenig jung, der Gute.
    Da weiß aber sicher noch jemand Genaueres.


    Edit: Hui. Ulla war bedeutend schneller. :)



    LG, Pablo.

  • Vielen Dank.


    Den Namen "Ganoderma" hatte ich vor etwa 15 Jahren zum ersten Mal gehört. Nach einem nächtlichen Sturm bin ich an einem Haus vorbeigekommen, auf das ein Baum gefallen war und das Dach beschädigt hat. Einer der Männer, die dort gearbeitet hatten, meinten "typisch Ganorderma". Der Baum sieht oben noch gesund aus, aber der Wurzelbereich ist stark geschädigt.


    Hier habe ich eine gut verständliche Beschreibung der Schäden durch Ganoderma gefunden:


    Schadwirkung und Kontrolle von Lackporlingsarten (Sachverständigenbüro Reinartz und Schlag, aus "Neue Landschaft" 02/99)


    Mal schauen, ob der Pilz-Fruchtkörper eine Chance hat, älter zu werden, so dass die Art bestimmt werden kann.


    Viele Grüße
    Lothar

  • Hallo Lothar,



    diesen Porling fand ich vor ein paar Tagen an einer lebenden Rotbuche, die mit der Rinde in direktem Kontakt zu einer ebenfalls noch lebenden Kiefer stand, die bis in die 50er Jahre zur Harzgewinnung angezapft worden war. Das größere Pilz-Exemplar hat eine Hutbreite von ca 15 cm. Der Pilz wächst ca einen halben Meter über dem Erdboden.


    (1) Ich stimme zu, dass es sich rel. sicher um einen "Lackporling" (Ganoderma spec.) handelt.


    (2) Ich stimme auch zu, dass es sich um eine Art mit "Harz" in der Huthaut handelt.
    ---> Sieht man recht gut ansatzweise auf dem letzten Bild.


    (3) Schau einmal HIER.
    ---> Da haben wir diesen Artenkomplex detailliert diskutiert.


    (4) Ich vermute "G. pfeifferi" (wegen Buche, kenne ich leider noch nicht) oder alternativ "G. resinaceum" (sollte aber (nur!?) an Eiche vorkommen.


    ---> Weiter beobachten ist angesagt, wenn dieser Fund sicher bestimmt werden soll.


    Grüße
    Gerd


    PS.:


    - Wäre hilfreich, wenn du wenigstens ein Minimum an bestimmungsrelevanten Details mitliefern würdest.

  • Hallo Lothar,


    Ganoderma resinaceum scheint sich entweder stark auszubreiten oder er hat einfach ein gutes Jahr. Derzeit gibt es etliche Fundmeldungen dieser Art. Daher denke ich, dass es sich um diesen handelt. Aber du kannst den ja mal beobachten, sollten diese FK nächstes Jahr immer noch da sein (vital), könnte es auch pfeifferi sein.


    Gruß Buliz

  • Hallo Ulla,



    Hallo Lothar, der Porling ist auf jedenfall ein Lackporling, Ganoderma. Da er noch recht jung ist sollte man vielleicht abwarten ob er noch einen Stiel ausbildet der so rotbraun glänzt wie schon im letzten Foto gut zu sehen ist. Dann müßte es der Glänzende Lackporling sein, Ganoderma lucidum.


    (1) Ja, bei "Ganoderma spec." stimme ich uneingeschränkt zu.


    (2) Ja, und das es sich um eine Art mit "Harz" in der Huthaut handelt ist m.E. auch ganz sicher.


    (3) Was ich allerdings nicht so recht glaube, ist, dass sich daraus noch "G. lucidum" entwickelt.
    ---> Bin gerne bereit 10 Chips dagegen zu zotten. Und wenn dir 20 Chips lieber sind, dann steige ich auch da ein.


    Grüße
    Gerd

  • Guten Abend zusammen,
    zunächst einmal vielen Dank zu den sehr hilfreichen Kommentaren. Wie gewünscht, stelle ich hier genauere Angaben zusammen:


    Zum Standort:
    Höhenlage: ca 300 m, Mittelhessen, nördlicher Vogelsberg ("Vorderer Vogelsberg" laut naturräumlicher Gliederung)
    Topographische Karte 1:25.000 : 5320/33


    Untergrund: basischer Basalt, mit Lehm / Lösslehmüberdeckung. Laut Bodenkarte von Hessen an dieser Stelle Lößlehm.
    http://bodenviewer.hessen.de/viewer.htm


    Mischwald (Rotbuche, Kiefer), am Wegrand, außerdem Randbaum zu einer angrenzenden Windwurffläche.


    Substrat: Rotbuche, der größere Fruchtkörper ca 20 cm Höhe über dem Erdboden.


    Zum Fruchtkörper:
    Größe der großen Konsole (Benennung wie in der Literatur gefunden):
    Länge: 17 cm, Breite: 10 cm, Dicke: 5 cm (Fotobelege liegen vor)


    Oberfläche: glänzend (z.T. von Sporenpulver überdeckt, dort matt), wellig-runzelig (Bild 8)
    Unterseite: hell gelblich (Bild 7)
    Porendichte: ca 3 pro mm (im Randbereich)


    Sporenfarbe: braun (Bild 5, 6)


    Geruch: deutlich, sehr angenehm (da dieser Sinn bei mir nicht gut entwickelt ist: appetitlich "nach Pilz", genauer geht's nicht)


    Schnitt: Fleisch beim Schneiden relativ weich, (Contex) rotbraun (Bild 9)


    Anklopfen: klingt hohl


    Farbe des Fleisches und Geruch sprechen nach Großpilze Baden-Württembergs Bd. 1 für Ganoderma pfeifferi, den Kupferroten Lackpilz, gegenüber Ganoderma resinaceum.
    Die Anzahl der Poren pro mm ist allerdings zu gering.


    Es führt wohl kein Weg daran vorbei, die Sporengröße zu bestimmen. Ich möchte aber schon mal die bisherigen Ergebnisse und Bilder bereitstellen.



    Die Bilder im Ausgangsbeitrag (1)-(3) waren vom 20. August 2013.


    Hier folgen Bilder vom 28. August 2013.


    (4) Der Lackporling sitzt ca 20 cm über dem Erdboden an der Rotbuche. Dahinter die Kiefer, die zur Harzgewinnung genutzt wurde. Aus dem Harz kann z.B. Kolophonium hergestellt werden.


    (5) Sogar das kleine Exemplar wirft viel Sporenstaub ab. Die große Konsole und die Rinde sind deutlich damit bedeckt.


    (6) Vorne war ich mit dem Finger drauf gekommen, plötzlich war es dort heller, fast weiß. Der Sporenstaub verändert zum Teil die darunter liegenden Farben. Anscheinend muss man mit einem Pinsel die Sporen beseitigen, um die echten Farben und Struktur zu sehen.

    Aber warum ist eine Zone vor dem Rand fast weiß? Und wie kommt der Sporenstaub auf die obere, kleine Konsole?


    (7) Unterseite hell gelblich



    Die folgenden Bilder stammen von einem kleinen, direkt am Baumstamm abgeschnittenen Teil des Fruchtkörpers. Da ich den Pilz noch länger beobachten will, sollte der Abschnitt nicht zu groß sein.


    (8) Randstück, Oberfläche runzelig


    (9) Contex (Fruchtkörper oberhalb der Röhrenschicht) kastanienbraun, darunter die Röhrenschicht, die auf Grund der Entnahmestelle nicht ganz typisch ist.



    Viele Grüße
    Lothar

  • Zur Frage, wie Sporen auf der Oberseite von Ganoderma-Arten abgelagert werden können, die schon in den Westfälischen Pilzbriefen gestellt wurde, gibt es einen interessanten Aufsatz:


    Zur Sporulation von Ganoderma applanatum (Flacher Lackporling) - Aerodynamische Tricks / K. Weber, C. Mattheck
    Karlsruher Institut für Technologie (KIT) , Institut für Materialforschung II, Karlsruhe

    Der Vortrag wurde auf dem 16.VTA Spezialseminar 'Messen und Beurteilen am Baum', Karlsruhe, 4.-5.Mai 2010 gehalten.
    Demnach ist es bei sehr schwachem Wind möglich, dass die Sporen auf die Oberseite des Fruchtkörpers geweht werden.


    Viele Grüße
    Lothar Kalok

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Lothar!


    Vielen Dank für deine ausführliche Bearbeitung! :thumbup:
    Da freut sich doch jeder Pilzfan, wenn solche tollen BEschreibungen nachgereicht werden.
    Ich würde hier deiner Einschätzung übrigens folgen und den auch als Kupferroten (G. pfeifferi) ansprechen wollen. Ich selbst hatte aber weder den, noch Ganoderma resinaceum selbst in der Hand und würde daher ein endgültiges Urteil (sollte bei der Beschreibung doch möglich sein?) gerne jemandem mit mehr Erfahrung überlassen.


    Auch der Aufsatz zum Sporulationsverhalten von Ganoderma ist richtig toll.
    Danke auch dafür, Lothar!



    LG, Pablo.

  • Guten Abend zusammen,
    auch wenn schon zwei Wochen seit dem letzten Beitrag vergangen sind, noch einige Ergebnisse und Fotos.


    - Anzahl der Poren pro mm
    An einer neuen Probe kam ich auf ca 5 Poren pro mm. Da die Poren nicht in einer Linie liegen ist das Ergebnis natürlich nicht scharf.


    - Sporengröße
    10,3 x 7,0 µ
    Bei Jülich ist angegeben:
    G. pfeifferi : 9-11 x 6-9 µ
    G. resinaceum: 9-11,5 x 4,5-7 µ
    Einzelne Sporen waren deutlich größer als 7 µ.


    Die Messung ist leider bei meinem Mikroskop nicht so ganz einfach, zumindest ohne Immersionsöl. Es gibt zum Teil einen breiten unscharfen Rand. Ich hatte den inneren Bereich gemessen. Mit dem äußeren Bereich wäre der Durchschnittswert höher. Vielleicht liegt es auch an meiner mangelnden Erfahrung.


    Meines Erachtens spricht der Durchschnittswert, der ja auch größere Sporen umfasst, für Ganoderma pfeifferi. Das gilt auch für die Zahl der Poren pro mm.


    Auch die rotbraune Färbung des Hutfleisches (Cortex) in Bild (12) spricht dafür. Bei G. resinaceum soll sie hellbraun sein.


    Hier noch ein paar Bilder:


    (10)
    12. September
    Seit den vorigen Fotos hatte es stark geregnet und es war sehr windig.
    Das hat dazu geführt, dass auf der Oberfläche des Fruchtkörpers kaum noch Sporenstaub vorhanden ist. Daher glänzt sie jetzt, so wie es für die Art sein soll.
    Die Wachstumskante fühlt sich übrigens feucht-schmierig an.
    Der obere (kleine) Fruchtkörper hat sein Wachstum anscheinend erst mal eingestellt, die helle Wachstumskante ist nicht mehr da.



    (11)
    Am 3. September hatte ich noch mal ein Stück vom Fruchtkörper abgeschnitten, damit ich Sporen für die Größenmessung bekommen konnte. Bis zum 12. September hat sich die Schnittstelle wieder geschlossen. Die neue Oberfläche ist gelblich (Harzschicht).



    (12)
    Beim Schneiden habe ich darauf geachtet, dass nicht etwa Sporenstaub aus der Porenschicht eine Verfärbung des Hutfleisches bewirkt. Das Fleisch hat sich trotzdem rotbraun verfärbt.




    So viel zum Abschluss. Ich werde ab und zu wieder vorbeigehen und berichten, wenn es was interessantes gibt.


    Viele Grüße
    Lothar