Bereits in meinem letzten Thread hatte ich ja angekündigt, dass wir auf unserer Tour neben der überschaubaren Ausbeute des bunten Kessels noch ein kleines Highlight gefunden haben, welches ich hier gesondert vorstellen möchte.
Nach zwei Stunden mit wenigen Pilzfunden entschlossen wir uns grad dazu den Rückweg aufzunehmen. Also rauf auf den breiten Forstwirtschaftsweg und gemächlich zurück zum Auto, dachten wir uns. Zwar hatten wir einige bunte Gesellen finden können, doch irgendwie schrie eine Stimme in mir nach etwas Besonderem: "Jetzt noch irgendetwas nicht alltägliches, das wär' was", sagte ich zu meiner Begleiterin, als mich plötzlich bereits von einiger Entfernung etwas farbenfrohes anblinzelte. Wenige Meter abseites des Hautweges, am Fuß einer sehr breiten, und damit wahrscheinlich auch alten Buche leuchtete er uns an; auf den ersten Blick ein "gewöhnlicher" Pilz - "runder" Hut, zentral gestielt - das "typische" Schema also. Doch auf den zweiten Blick machte uns dieser intensiv glänzende, beinahe weinrote "Stiel" stutzig.
"Ich glaub das ist gar kein Röhrling! Ist das etwa!?" Du hattest doch irgendwann mal etwas von den sog. "Stielporlingen" gehört, dachte ich noch, als sich mir im gleichen Moment ein Name, ja gar ein Verdächtiger aufdrängte. Eine dieser Situationen, in welcher man meint, schon einmal zumindest davon gehört oder gelesen zu haben und man sofort einen Namen auf der Zunge hat - ungewiss ob's stimmt, ein Gefühl, eine konkrete Ahnung. Jedenfalls wanderte der Pilz vorsichtig zu den anderen bunten Vögeln, ähm Pilzen mit in den Korb. Zuhause würden wir das schon genauer klären können ...
Dort angekommen wurde der Sonderling erst einmal vom Rest der Gruppe isoliert und die Literatur wurde bemüht. Der gewöhnliche Rotrandige Baumschwamm konnte ausgeschlossen werden, interessant. Also konnte es doch nur noch der Verdächtige sein!? Und so ist es wohl. Bon sagt "Ja" und "ziemlich selten" und Rätsch liefert gleich darauf Bedeutung, Geschichte und Mythos. "Was hast du dir da blos mit nach Hause geholt!?" denke ich als ich vom "Göttlichen Pilz der Unsterblichkeit", Yin-Mitteln, kosmischen Schirmen, Schamanentrommeln, Kraut der legendären Zauberer und vielen weiteren fantastischen Mythen lese. "Ein Pilz der Tote selbst nach drei Tagen wieder lebendig mache".
Bild: Rätsch, Christian: Pilze und Menschen. Gebrauch, Wirkung und Bedeutung der Pilze in der Kultur, Aarau 2010. (Text verpixelt)
Wir haben ihn wohl gefunden, den von mir verdächtigten "Glänzenden Lackporling" (Ganoderma lucidum). Das ihm besonders als sog. Vitalpilz eine solche Bedeutung und ein solcher Mythos umgibt, davon hatten wir jedoch nichts geahnt. Dem gemeinen Westeuropäer, Brandenburger in Deutschlands "gottlosem Osten" noch dazu, verlangt es natürlich nach "handfesten" wissenschaftlichen Aussagen - vom Mythos allein lässt's sich ja schließlich nicht leben, so meint man. Gar erstaunliche heilende Fähigkeiten werden dem Reishi oder Ling Zhi attestiert. Doch Nomen est Omen, wird man bei der Internetrecherche nach dem japanischen und chinesischen Namen massenhaft mit Naturheilmitteln verschiedenster Form überschüttet. Da liefert der weniger prätentiöse, deutsche Name schon "andere" Beiträge. Wir deuten den Fund, dieses angeblich "eher seltenen" Pilzes einfach mal frei nach dem Mythos als gutes Omen. Natürlich sind wir aber sehr daran interessiert noch mehr zu erfahren. Wenn also jemand hier im Forum seine Erfahrenswerte zu diesem Thema beisteuern will, würden wir uns sehr freuen! Uns drängen sich einige Fragen förmlich auf:
Handelt es sich bei unserem Exemplar wirklich um Ganoderma lucidum ?
Ist der wirklich so selten in freier Wildbahn?
Treibt das Myzel erneut Fruchtkörper aus? In welchem Zeitraum?
Ist das alles Esoterik oder hat der wirklich was auf dem Kasten?
Was mach' ich jetzt mit dem Pilz - trocknen lassen?
Verändert sich der Pilz in Form und Farbe beim Trocknen?
Was würdet ihr mit ihm machen? Verwenden? Wie?
Ich bin gespannt auf eure Beiträge zum Thema
LG
Andreas