Noch ein Erdstern, viele Altersstufen

Es gibt 8 Antworten in diesem Thema, welches 2.330 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Graubart.

  • Guten Abend,
    Als ich heute vormittag mit meiner Frau zu den beiden Exemplaren gegangen bin, die ich gestern beschrieben hatte


    http://www.pilzforum.eu/board/thema-rotbrauner-erdstern


    hat sie ca 15 m vor dem Fundort an einem Erdhaufen einen weiteren Erdstern gefunden. Dann war an diesem Erdhaufen noch einer und noch einer ... Diese Exemplare hatten keine abgebrochenen Lappen. Ich stelle sie daher separat vor.


    Ob es sich um die gleiche Art handelt wie bei dem obengenannten Beitrag?


    Nochmals die Standortangaben:
    Höhenlage: ca 300 m, Mittelhessen, nördlicher Vogelsberg
    Topographische Karte 1:25.000 : 5320/14


    Untergrund: basischer Basalt, mit Lehm / örtlich mit Lösslehmüberdeckung.


    Mischwald (Rotbuche, Fichten, Lärchen), am Wegrand, wenige Meter dahinter der Waldrand zu einem Bachtal mit Rinderweiden.


    An dieser Stelle: einzelne Fichten.


    Hier sind die Fotos. Auch hier gibt es einen Rotstich. Vgl. die Anmerkung im obengenannten Thread #8.


    (1) Exemplar 1 (ältestes Exemplar)
    a)


    b)


    (2) Exemplar 2 (jüngstes Exemplar)
    Foto farbkorrigiert
    Die Fruchtkörper entstehen also unterirdisch, daher keinesfalls G. triplex?
    Durchmesser außen ca 3 cm, innen ca 2 cm.


    (3) Exemplar 3 (etwas älter)
    nicht farbkorrigiert


    (4) Exemplar 4
    Foto farbkorrigiert


    (5) Exemplar 5
    Endoperidie anscheinend angefressen


    (6) Exemplar 6 (links) und 7 (rechts)
    Beim linken Exemplar fehlt schon die Endoperidie. Die Außenseite der Lappen zeigt keine Erde mehr, was aber bei alten Exemplaren immer der Fall sein kann. Wächst darunter ein neues Exemplar?


    (7) Standort
    Die Fruchtkörper standen alle etwa im zweiten Drittel des Erdhaufens.


    Ich habe den Eindruck, dass es sehr schwer ist, aus dem Jugendstadium auf ein voll entwickeltes Stadium zu schließen, und umgekehrt.


    In Bezug auf die Art bin ich jetzt völlig verwirrt. Ich gehe erst mal schlafen.
    :yawn:


    Gute Nacht
    Lothar

  • Hallo Lothar!


    Der Farbe nach ist es der Rötende Erdstern (Geastrum rufescens). Bin gespannt, ob die Wissenden da noch andere Möglichkeiten sehen.


    VG Ingo W

    ________________________________________________________________
    "Pilz nur von oben ist wie Käfer nur von unten"

    150-15 (APR 2022) = 135-5 (GnE-Wette verloren "über 11 gelöst") = 130+4 (am nächsten an der 222.Schnapps-Punktzahl) = 134+7 (7.Platz im APR 2022) = 141+4 (KISD-Prozente von GnE) = 145-15 (APR 2023) = 130+3 (10. Platz) = 133+3 (Unbewusst-Phal) = 136+5 (Lupus-Wette-APR-Sieger=ü300) = 141+5 (GnE-Gewinnsteuer-APR23) = 146+7 (Phalplatz 1) = 153-20 (APR 2024) = 133

    Link: Gnolmengalerie

    Link: Einladung APR 2024

    Link: Nanzen 2024

    Link: APR 2024

  • Ich schließe mich Ingos Einschätzung an. Nicht nur wegen seines Aussehens, im besonderem auch wegen Bild 6.
    Typisch für G. rufescens ist es, unterhalb seines Sternes den Erdboden anhaften zu haben. Du wirst sicherlich nicht nachträglich Zeugs auf den umgedrehten Erdstern draufgelegt haben.
    Bei der Größe des Pilzes findet sich in dieser Optik wohl kein ähnlicher Pilz mehr der infrage käme, denke ich.

  • Guten Morgen zusammen,
    Wirderer
    Jetzt sehe ich es auch, dass das linke Exemplar umgefallen ist! Da muss man erst mal drauf kommen. Jetzt kann man auch die Unterseite der Lappen begutachten: sie sind erdbehaftet.


    Insgesamt: auch ohne die Farbe (die vor Ort meiner Erinnerung nach nicht rötlich war) spricht alles für den Geastrum rufescens, den Rotbraunen Erdstern:


    G. triplex scheidet aus, da dort die Fruchtkörper oberirdisch gebildet werden. Bild 2 und 3 zeigen, dass sie unterirdisch gebildet werden.


    Bei G. fimbriatum sollen die Lappen eingerollt sein. Aber selbst bei Exemplar 1 sind sie nicht eingerollt, nur nach hinten umgeschlagen.


    Jetzt bin ich zufrieden :)


    Viele Grüße aus dem heute wieder regnerischen Vogelsberg


    Lothar

  • Hallo Lothar,
    schließe mich meinen Vorrednern an. Ist eindeutig G. rufescens.
    Muß allerdings noch eine Bemerkung machen: alle Geastren wachsen normalerweise halbepigäisch, d.h. nicht völlig unterirdisch, sind meist zur Hälfte eingesenkt und die Spitze guckt aus der Erde raus. Durch das Aufreißen der Lappen wird der Fruchtkörper dann aus der Erde rausgehoben. Deshalb ist es bei G. triplex nicht anders als bei G. rufescens und auch kein Unterscheidungsmerkmal.
    Gruß,
    Ulla

  • Hallo Ulla,
    ich hatte das Unterscheidungsmerkmal den Großpilzen Baden-Württembergs Band 2 Seite 107 entnommen:


    10 Basidiocarpien jung zwiebelförmig, oberirdisch ....
    (führt zu G. triplex und G. langeniforme)


    10* Basidoicarpien jung kugelig, unterirdisch, ....
    (führt zu G. fimbriatum und G. rufescens)


    Bei Jülich steht nichts von diesem Merkmal, andere größere Bestimmungswerke habe ich leider nicht.


    Aus eigener Erfahrung kann ich natürlich nichts dazu sagen. Leider fehlt mir das Beiheft 2 der Zeitschrift für Mykologie (Bauchpilze (Gasteromycetes s. l.) in der Bundesrepublik Deutschland und Westberlin / von Gerhard Gross, Annemarie Runge und Wulfard Winterhoff. 1980) , auf das Gerd in einem seiner Beiträge hingewiesen hat.


    Ich weiß, dass in einigen Schlüsseln Angaben stehen, die bei anderen Autoren nicht vorkommen. Es wird wohl vom Einzelfall abhängen, wie zutreffend sie sind.


    Viele Grüße
    Lothar

  • Hallo Lothar, ich würde auf das unterirdisch oder oberirdisch nicht so viel geben. Wichtig ist, daß die geschlossenen Fruchtkörper von G. triplex (und lageniforme) immer zwiebelförmig mit ausgezogener Spitze sind und G. rufescens oder fimbriatum "nur" kugelig ohne Spitze. Wie tief sie dann noch in der Erde sitzen, hängt von den entsprechenden Witterungs- oder Biotopbedingungen ab.
    Schönen Abend,
    Ulla

  • Guten Abend Ulla,
    vielen Dank für Deine Unterstützung bei der Artbestimmung. Jetzt sind auch meine Zweifel beseitigt, dass es sich um Geastrum rufescens handelt. Und vielen Dank für Deine Geduld.


    Heute war ich noch mal am Standort. Pilz Nr. 1 ist bei einer leichten Berührung den Hügel heruntergerollt, einige Lappen sind wohl angeknachst worden. Beim Betrachten in der Hand wurde deutlich, dass die Bruchstellen tatsächlich rötlich (in etwa rosa) sind. Außerdem waren auch bei diesem Exemplar die Außenseiten (= Unterseiten) der Lappen mit Erde behaftet.


    Die jungen Exemplare entwickeln sich schön weiter. Ich werde versuchen, die Entwicklung bei mir zu dokumentieren.


    Auch sehr hübsch:
    in "KRIEGLSTEINER, G. J. (1991): Verbreitungsatlas der Großpilze Deutschlands (West) Band 1: Ständerpilze, Teil A: Nichtblätterpilze. Verlag Eugen Ulmer GmbH & Co. "
    gibt es bei vielen Pilzen das Phänomen, dass auch häufige Arten in Mittelhessen zu fehlen scheinen. Das gilt auch für die Gattung Geastrum. Aber für Geastrum rufescens gibt es einen Nachweis im benachbarten Messtischblatt der Topographischen Karte 1:25.000 !


    Die Kartierungslücken sind hier ziemlich groß.


    Ich bin gespannt, ob ich noch auf andere Fundorte stosse, evtl. ja noch mit einer anderen Art dieser oder verwandter Gattungen. Voriges Jahr soll hier in der Nähe auch der "Tintenfischpilz" gewachsen sein. Leider hatte ich das nicht mitbekommen.


    Viele Grüße aus dem Vogelsberg
    Lothar