Fieser Filzröhrling

Es gibt 5 Antworten in diesem Thema, welches 2.230 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Christoph76.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Röhrlingsfans!


    Mal wieder so ein Ding, das mir nirgendwo so richtig reinpassen will. Obwohl die Merkmale eigentlich recht prägnant sind, und ich den Verdacht habe, sowas schon mal irgendwo gesehen zu haben. Nur wo?


    Gefunden gestern im Pfälzer Wald oberhalb von Däärkm (Bad Dürkheim); Kiefern - Esskastanien - Wald auf sandigem Boden.
    Ein Einzelexemplar (leider), aber augenscheinlich nicht kränkelnd oder befallen, trotz des Alters schön festfleischig und angenehm schwach säuerlich nach Filzröhrling (forma esculentus ;) ) riechend.
    Fruchtkörper insgesamt 8,5 cm hoch und Hut genauso breit.
    Basismycel gelb
    Verfärbungen auf Druck: keine
    Verfärbungen im Schnitt: Zunächst keine, nach ca. 30 min minimale Blaufärbung des Hutfleisches im Bereich oberhalb der Stielspitze und vereinzelt aber dafür deutlicher im Bereich der Röhrenmündungen (letztes Bild); später wieder rückläufig
    Stielfleisch rostbraun, etwas ins Hutfleisch ausstrahlend
    Hutfleisch gelb, Farbe mit der Zeit intensivierend






    Einige Überlegungen:
    X. subtomentosus weil Basismycel gelb
    X. ferrugineus weil Hutfleisch zu gelb und Stielfleisch braun
    X. chrysonemus weil keine erkennbar rosarötliches Hutfleisch unter der Huthaut und Stielfleisch braun statt gelb
    X. silwoodensis weil nicht bei Pappel und Stielfleisch weder weißlich noch gelblich
    X. moravicus weil Fleisch nicht weißlich und nicht mit bräunlichen oder rostockerlichen Tönen im Hut
    X. heterodermus weil sieht äußerlich garnicht wie ein Hasenröhrling aus
    X. ichnusanus zu wenig ausgeprägte Blaufärbung (?) und zu viel bräunliches Stielfleisch


    Eigentlich bleibt mir nur noch Xerocomus porosporus (Düsterer Filzröhrling oder so). Passen würde da die Form der Poren sehr schön, auch die Fleischfarben im Schnitt und das Verfärbungsmuster. Gar nicht passen will die Farbe des Basismycels (sollte bei porosporus doch weißlich sein, oder?). Komisch ist auch die deutliche Rippung / Netzzeichnung des Stiels und die für porosporus ungewöhnlich gefärbte und nicht aufspringende Hutoberfläche.


    Über weitere Tips und Ratschläge würde ich mich freuen. :)



    LG, Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Michael!


    Niemand wird hier gehauen.
    Die von dir vorgeschlagenen Pilze sind ja beide reichlich selten. Ich selbst kenne nur den Nadelholz - Röhrling aus eigenen Funden. Der ist es nicht, vorgestellt habe ich ihn >hier<. Der fällt schon raus, weil die gelatinöse Schicht unter der Huthaut fehlt.


    Der goldporige hat viel leuchtendere und weniger weite Poren, nie eine filzige Hutoberfläche die zudem heller und meist mit rosa Farbtönen ist, sowie einen glatten Stiel.


    Das mal so zur Info, warum ich die beiden ausgeschlossen habe.



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,


    das ist schlicht eine Ziegenlippe. Das Basalmyzel von subtomentosus darf auch gelegentlich blass gelb sein (vgl. Funga Nordica, 1. Aufl., S. 177: "Basal mycelium wqhitish, rarely pale yellow") - das Myzel von ferrugineus ist dagegen immer gelb. Den längsrippig-netzigen Stiel hat man bei subtomentosus sogar relativ oft.


    Beim Bestimmen von Filzröhrlingen ist es oft problematisch, Einzelmerkmale wie hier die Basalmyzelfarbe zu verabsolutieren. "Synoptisches" Bestimmen ist hier gefragt, d.h. die diversen Merkmale in ihrem Gesamtbild zu beurteilen und auch die Variationsmöglichkeiten im Auge zu behalten.


    X. porosporus sieht ganz anders aus, hat vor allem nicht diese lebhaft rötlichbraunen Farben.


    Gruß, Jürgen

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Jürgen!


    Du bist ganz schön schnell. :)
    Also doch eine Ziegenlippe; danke für den Hinweis auf die Variabilität.
    So vom äußeren Erscheinungsbild macht das ja absolut Sinn. darum hatten wir Ziegenlippe und Braunen Filzröhrling auch anfangs auf dem Radar.


    Eine Frage hätte ich noch zum Geruch:
    Neulich hatten wir es davon, daß Ziegenlippen gelegentlich (oder oft?) ein wenig nach Fahlem Röhrling riechen. Das habe ich eben mal ausprobiert. Also das Hutfleisch an der Schnittstelle kräftig gerubbelt und siehe da: Ein Hauch von Wundpflaster strömte in meine Nase. An der Stielbasis allerdings nüscht. Nach wenigen Minuten schlug der Geruch dann auch wieder zu sauer um.
    Hat da jemand anders noch diese erfahrung gemacht?



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,


    genau so eine Ziegenlippe hatte ich vor einer Woche. Ein etwas äteres Exemplar mit diesem Geruch nach Hallenbad, allerdings war die Kappe weniger braun sondern mehr olive-grün. Zuerst habe ich an mir selbst gezweifelt, ob ich denn nicht mehr in der Lage bin, einen B- impolitus von einem Filzröhrling zu unterscheiden. Aber egal von wo ich mir den Pilz angeschaut habe, es wurde einfach kein Fahler Röhrling, aber der Geruch war deutlich da.


    Viele Grüße
    Christoph