Pilze nachhaltig sammeln?

Es gibt 6 Antworten in diesem Thema, welches 2.908 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Ingo W.

  • Hallo Pilzfreunde,


    Dieser Herbst ist erst der zweite, in dem ich diesem schönen Hobby Zeit widme, und nachdem ich mich im letzten Jahr sehr vorsichtig nur auf Maronen und Steinpilze konzentriert habe, beginne ich nun mein Spektrum zu erweitern.


    In den letzten Wochen sind nun auch die ersten Parasole, pfifferlinge und Flaschenstäublinge in der Pfanne gelandet :)


    Ich finde es spannend, wie vielfältig die Natur der Pilze ist und möchte mit meinem Hobby keinesfalls einen örtlichen Bestand gefährden oder gar ausrotten. Daher frage ich mal in die Runde, welche Kriterien es gibt, um nachhaltig und schonend Pilze zu sammeln.


    Einige Punkte sind mir schon klar:
    –• Nicht mehr als 1kg pro Person und Sammeltag
    –• Keine Babies ernten, die noch nicht gesport haben
    –• Größere Gruppen nicht komplett abernten


    Gibt es noch weitere Regeln? Vielleicht auch artspezifische?
    Und wenn sich ein Bestand schnell erholt, in welchem Rhythmus darf ich wieder kommen, ohne ihn zu plündern?


    Ganz konkretes Beispiel: Heute morgen haben wir an nur einem einzigen Flecken (ca. 6qm) rund 2kg Pfifferlinge mitgenommen.
    Und dabei jede Menge kleine und mittlere Exemplare stehen lassen.
    Darf ich jetzt jede Woche wiederkommen und so verfahren? Oder lieber nur alles zwei Wochen?


    Freue mich auf eure Erfahrungen und Ratschläge


    LG
    MM

  • Hallo ... MM!


    Zitat

    Einige Punkte sind mir schon klar:
    –• Nicht mehr als 1kg pro Person und Sammeltag
    –• Keine Babies ernten, die noch nicht gesport haben
    –• Größere Gruppen nicht komplett abernten


    Hmmh, ich weiß ja nicht wieviel man von solchen +- starren Regeln halten kann. Ich habe z.B. schon mal einen ziemlich großen Buchenstamm mit Austern komplett abgeerntet; (das waren insgesammt fast 3 kg) um nach 1 Woche festzustellen, dass das Myzel mal eben die gleiche Menge rausgedrückt hat; der Stamm hing wieder randvoll... wie schnell sich also so ein Bestand wieder aufbaut, hängt von mehreren Faktoren ab. (Witterung, Nahrungsangebot, Größe und Art des Myzels usw.) Ich weiß nicht ob es da Regeln gibt, die für alle Pilzarten gleichermaßen gelten.


    Desweiteren bezweifele ich, dass man ein Myzel großartig ärgern kann, wenn man die Fruchtkörper erntet, die ja schließlich dazu da sind, in irgendeiner Form zur Verbreitung des Pilzes beizutragen.


    Auch was das aussporen angeht: Bei den Millionen Sporen, die so ein Fruchtkörper rausdrückt, liegt es wohl weniger an der Menge der Sporen, wenn einige Arten in bestimmten Gebieten rückläufig sind, als vielmehr daran, dass die Bedingungen, die die Sporen zum Keimen brauchen um ein neues Myzel aufzubauen, durch menschliche Eingriffe verschlecht werden.


    Wenn es also um den Schutz von Pilzbeständen geht, geht es meiner bescheidenen Meinung nach auch immer um den Schutz von Biotopen, in denen die Pilze wachsen. Da mag es vielleicht schon helfen, wenn man rund um die Fundstelle nich allzu große Flurschäden hinterlässt.


    Letztendlich wird die Erfahrung von entscheidender Bedeutung sein. Wenn du nächstes Mal an deiner Pfifferlingsstelle kommst, kannst du ja beobachten wie sich der Bestand verändert hat.

  • Hallo MM!


    Ich möchte das von Ralf gesagte gern unterstreichen. Ich finde, er hat das Wesentliche sehr schön zum Ausdruck gebracht.


    Beim Ernten der Speisepilze machst du dir schon die richtigen Gedanken. Man braucht am Standort ja nicht jeden offensichtlich würmigen, matschigen oder überständigen Pilzfruchtkörper herauszunehmen. Wenn man die einfach stehen lässt, spricht nichts dagegen, dann die knackigen zu ernten.


    Es ist wirklich so: für die Pilzarten ist es viel wichtiger, die entsprechenden Biotope zu erhalten, zu fördern, wiederzuerschaffen als dem Menschen einzureden, sein Sammelverhalten könnte groß was zur Artenvielfalt beitragen.
    Schließlich sind die Pilzfruchtkörper nicht nur Fortpflanzungsorgan, sondern gleichzeitig auch Nahrungsquelle von Tieren. Die Schnecken und Würmer kann ich schließlich auch schlecht zur Rechenschaft ziehen.
    Ich denke also schon, dass auch die nahrungsorientierte Verwertung der Pilzfruchtkörper im Laufe der Evolution mit einberechnet ist, vielleicht ist sie sogar förderlich und ein gewollter Bestandteil für die Verbreitung der Art?


    Natürlich sind solche menschlichen Abernte-Kolonnen, wie es sie in Grenzgebieten gibt, sicherlich außerhalb des Verträglichen.


    Was ich sagen will: wenn man sich halbwegs vernünftig im Wald bewegt und etwas Respekt vor der Natur hat, braucht es keine Regeln.
    Leider gibt es aber eben auch unvernünftige Menschen, deshalb vielleicht solche Gesetze, Verordnungen, Richtlinien.


    Ein Fakt für mich ist auf jeden Fall, dass man dem Menschen schon ein schlechtes Gewissen einreden kann, er wäre durch unsachgemäßes Pilzabernten schuld am Rückgang mancher Pilzarten und dadurch schön vor dem neugeplanten Industrie-Standort, Einkaufszentrum, Vergnügungspark, welches man vor der Stadt errichten will, ablenken kann.


    Hat mal jemand überlegt, ob durch regelmäßiges Abernten nicht vielleicht sogar das Myzel dazu angeregt wird, noch mehr Pilzfruchtkörper zu produzieren ähnlich einem Busch mit schönen Blumen. Die werden auch zurückgeschnitten, damit immer wieder was nachkommt. Gehen die deswegen ein?
    Gab ´s da nicht mal eine Testreihe, wo man feststellte, dass in den osteuropäischen Ländern (wo die Pilze für Vermarktungszwecke auch für Deutschland) regelmäßig und flächendeckend abgeerntet werden, das Pilzaufkommen im nächsten Jahr und auch den Jahren danach sich nicht von Testflächen unterschied, wo man keinen Menschen mehr in das entsprechende Areal ließ?


    VG Ingo W

    ________________________________________________________________
    "Pilz nur von oben ist wie Käfer nur von unten"

    150-15 (APR 2022) = 135-5 (GnE-Wette verloren "über 11 gelöst") = 130+4 (am nächsten an der 222.Schnapps-Punktzahl) = 134+7 (7.Platz im APR 2022) = 141+4 (KISD-Prozente von GnE) = 145-15 (APR 2023) = 130+3 (10. Platz) = 133+3 (Unbewusst-Phal) = 136+5 (Lupus-Wette-APR-Sieger=ü300) = 141+5 (GnE-Gewinnsteuer-APR23) = 146+7 (Phalplatz 1) = 153-20 (APR 2024) = 133

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    Einmal editiert, zuletzt von Ingo W ()

  • Hallo MM


    ich finde das einen schönen Erstbeitrag für den Forumseinstieg
    und sag erstmal herzlich wilkommen hier.


    Deine Einstellung ehrt Dich , Ralf und Ingo haben dazu schon alles niedergeschrieben. Auch Euch Beiden ein Dankeschön.


    Hätten alle diese Einstellung müsste man sich beim Waldspaziergang
    nicht über massenweise zertrampelte ( oft auch gute Speisepilze )
    Fruchtkörper ärgern.


    Wir sammeln auch oft mehr als wir selbst essen wollen / können
    und beschränken uns auf feste , junge Fruchtkörper.
    Die Funde werden dann oftmals an ältere Menschen verschenkt
    die gesundheitlich nicht mehr in der Lage sind durch den Wald zu laufen

  • Einige Punkte sind mir schon klar:
    –• Nicht mehr als 1kg pro Person und Sammeltag
    –• Keine Babies ernten, die noch nicht gesport haben
    –• Größere Gruppen nicht komplett abernten


    Das wesentliche wurde ja schon geschrieben.


    Dennoch, eine Gewichtsbegrenzung ist eigentlich unsinnig. Wenn die Fichtenschonung voller Steinpilze steht, kann man auch 10 Kg entnehmen, ohne auch nur den geringsten Schaden anzurichten. Wenn man Deinen Punkt 3 beachtet, hat man eigentlich das richtige Maß.


    Zu den "Babys" habe ich allerdings eine genau gegensätzliche Meinung. Man sollte vorwiegend die jungen Exemplare ernten, und größere stehenlassen. Ganz abgesehen vom Speisewert, haben die größeren schon Sporenreife, oder werden die sehr bald erreichen. Bei den kleinen ist es fraglich, ob sie überhaupt reif werden (andere Sammler, Tierfraß).

  • Hallo,


    Danke für die Antworten und die freundliche Aufnahme! :)


    Dann werd ich mir wohl zu viele Gedanken gemacht haben, eure Argumente klingen einleuchtend. Aber ich meine gelesen zu haben, dass es Ärger geben kann, wenn man vom Förster mit "übervollen" Körben erwischt wird.
    Hat jemand derartige Erfahrungen gemacht?


    LG und schönen Sonntag noch!
    MM

  • Hallo MM!


    Kann schon passieren. Musst du halt noch jemand mitnehmen, wenn dir das Kilo nicht reicht.
    Ich finde aber, man muss nicht unbedingt hamstern. Lieber mal öfter fortgehen.


    VG Ingo W

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