Fruchtverhalten

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  • hallo zusammen,


    ich war letzte woche das erste mal in diesem jahr in meinem revier im odenwald unterwegs.


    im gegensatz zum jahr 2012 waren zu diesem zeitpunkt schon unmengen alte riesen (steinpilze mit 20-25 cm schirm) zu sehen. bestimmt 30-40 stück (war ca. 2h unterwegs), teils in gruppen, standen da in den letzten zügen und teils auch schon schwer am vermoggern.


    das war nicht weiter schlimm, da an den üblichen stellen auch jede menge frisches zu holen war und ich zufrieden den rückweg antrat.


    jetzt bevor ich das nächste mal losziehe und auch weil ich eine diskussion mit meinem pilzfreund hatte, würde mich folgendes interessieren:


    haben die myzele an diesen stellen, wo schon mehrere pilze standen ihren dienst für dieses jahr schon erledigt, oder fruchtet das myzel (klimatisch gute bedingungen unterstellt) über einen längeren zeitraum?


    kann es also sein, dass an den selben plätzen von anfang september bis ende oktober immer mal wieder was fruchtet ?


    vielen dank schonmal für die antwort


    gruß vom inder


  • haben die myzele an diesen stellen, wo schon mehrere pilze standen ihren dienst für dieses jahr schon erledigt, oder fruchtet das myzel (klimatisch gute bedingungen unterstellt) über einen längeren zeitraum?


    Nach meinen Erfahrungen bringt ein einzelnes Myzel nur einmal pro Jahr Fruchtkörper hervor, d. h. an genau derselben Stelle stehen nur einmal pro Jahr Pilze derselben Art herum.
    An derselben Stelle können aber später durchaus Pilze anderer Arten herumstehen. Genau so kann an benachbarten Stellen im Wald einige Tage später der Pilz der ersten Art stehen.


    Ebenfalls nach meinen Erfahrungen kommen in einem bestimmten größeren Gebiet (Umkreis ca. 50 km) in den gleichen Waldtypen die gleichen Arten nahezu gleichzeitig als beobachtbare "Welle" bzw. "Schub", die/der dann zwei Wochen später vorbei ist. Diese "Welle" kann dann in einem klimatisch anderen Gebiet Wochen später erneut auftauchen, aber nicht mehr in dem ersten Gebiet.


    Ein Beispiel: In den kühlen, feuchten Bergnadelwäldern läuft meist Ende August/Anfang September eine "Steinpilzwelle". Man kann in diesen Gebieten dann praktisch in jeden entsprechenden Wald laufen und findet überall Steinpilze in Großmengen. Zwei Wochen später findet man dann fast nirgends noch irgendeinen Steinpilz, auch wenn die Witterungsbedingungen perfekt sind. Dafür findet man dann Unmengen an Fliegenpilzen und Cortinarien. Ist diese Welle durch, werden die Bergnadelwälder ziemlich uninteressant, weil nur noch ziemlich wenig kommt - auch bei besten Witterungsbedingungen.
    Dafür geht es jetzt in den Laubwäldern des Flach- und Hügellandes, die außer Täublingen und Milchlingen bisher nicht viel zu bieten hatten, massiv mit den Steinpilzen los. Sind diese "durch", kommen z. B. Totentrompeten, Herkuleskeulen, Korallen und Cortinarien, und zwar so lange, bis das Laub fällt. Steinpilze kann es, wenn die Witterung mitspielt und es nachts nicht kalt wird, dann immer noch geben: im lichten Kiefern-/Eichenwald über Sandboden, welcher bis Mitte Oktober viel zu trocken für Pilze ist und um diese Zeit erst richtig ergiebig wird.


    Wer diese Zusammenhänge kennt und die verschiedenen Waldtypen in der räumlichen Nähe hat, kann bei geeigneter Witterung die Steinpilze von Anfang August bis Ende Oktober Waldtyp für Waldtyp nacheinander abräumen.


    In dieser Woche ist meiner Meinung nach in unserer Gegend (östliches Württemberg) der Punkt erreicht, an dem die Steinpilze eher nicht mehr im Nadelwald, sondern im Laubwald zu suchen sind. Am Dienstag war ich auf Tour in einem Gebiet mit unterschiedlichen Waldtypen eng beieinander. Ich konnte beobachten, dass die Nadelwald-Parzellen voll waren mit matschigen, schimmligen Steinpilzleichen, und unter Buchen frische kleine Steinpilze rauskamen. Im Odenwald dagegen dürfte jetzt die Steinpilz-Hauptwelle im Nadelwald laufen, da war ich letztes Wochenende unterwegs und habe ganz viele Babyexemplare gesehen.

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

    Einmal editiert, zuletzt von Oehrling ()