Obligat phytoparasitische Kleinpilze auf Löwenzahn

Es gibt 2 Antworten in diesem Thema, welches 2.843 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von nobi_†.

  • Hallo ihr Lieben,


    ja, mich gibt es noch, es ging und geht aber viel drunter und drüber.


    Um mal wieder ein Lebenszeichen zu geben, würde ich euch heute gerne die obligat phytoparasitischen Kleinpilze auf einer Pflanze vorstellen, die eigentlich jeder von euch kennt. Löwenzahn. Wie ihr ja sicherlich gibt, zählen die Löwenzähne neben den Brombeeren und Habichtskräutern zu einer der artenreichsten Gattungen Deutschlands. Ich gibt nämlich nicht "den" Löwenzahn. Die Artenzahlen der Gruppe schwanken für Deutschland zwischen hunderten und tausenden, je nach dem welchem Artkonzept man folgt.


    Löwenzahn ist weit verbreitet und auch jetzt noch leicht zu erkennen. Natürlich gibt es auf so einer häufigen Pflanze auch einiges an Kleinpilzen.


    Ich starte wieder mit den niedersten Pilzen:


    Zuerst ein Vertreter der Falschen Mehltaue (Oomycota). Bremia lactucae Regel s.l. verursacht an den Blättern oberseits eine gelbliche Verfärbung. Auf der Blattunterseite ist ein Rasen aus locker stehenden Konidienträgern ausgebildet.



    Diese sind bäumchenförmig. Die Spitzen der Verzweigungen sind verbreitert.



    Dann ein Vertreter der Töpfchenpilze (Chytridiomycota) kommt auf Löwenzahn Synchytrium taraxaci de Bary & Woronin vor. Die Art ist leicht kenntlich durch die orange gelben kleinen Gallen, die meist sehr dicht die Blätter befallen.




    Die Dauersporangien sind orange.




    Nun zu den Schlauchpilzen (Ascomycota).
    Ramularia inaequalis (Preuss) U. Braun ist eine anamorphe eines Schlauchpilzes und verursacht an Löwenzahn braune trockene Flecken. Auf diesen ist dann ein kurzer dichter Rasen aus weißen Konidienträgern ausgebildet.




    Die Konidien sind hyalin, länglich und messen 10-30 x 1-1,5 µm.




    Der Pilz Protomyces pachydermus Thüm. zählt im weiteren Sinne zu den Wucherlingen (Taphrinomycotina). Er verursacht vor allem am Blattstiel und der Mittelrippe längliche Gallen. Diese sind meist unauffällig gefärbt.




    Die ascogenen Zellen sind meist sehr groß und dickwandig.



    Natürlich gibt es auch Echte Mehltaupilze auf dem Löwenzahn. Diese müssen allerdings immer mikroskopiert werden. Wenn das Myzel reif ist, und darin kleine braune runde Fruchtkörper (Chasmothecien) gebildet sind, dann ist die Unterscheidung am leichtesten.
    Der häufigste Echte Mehltaupilz ist Podosphaera erigerontis-canadensis (Lév.) U. Braun & T.Z. Liu. Er bildet regelmäßig Fruchtkörper.




    Er ist leicht kenntlich an dem einen Ascus im Fruchtkörper (beim Präperat leicht quetschen).



    Es kommt aber auch Golovinomyces cichoracearum (DC.) Heluta s.str. auf Löwenzahn vor, der hätte sehr viele Asci pro Fruchtkörper.


    Zum Schluss nun zu den Ständerpilzen (Basidiomycota).
    Auf Löwenzahn gibt es in Deutschland insgesamt 3 verschiedene Rostpilze.
    Puccinia silvatica J. Schröt. ist ein wirtswechselnder Rostpilz (im Sommer zu verschiedenen Seggen). Er bildet nur Pyknien und Aezien auf dem Löwenzahn aus. Die Aezien sind becherförmig und orange.




    Die Aeziosporen fein punktiert.




    Die Unterscheidung zwischen den nächsten beiden Arten ist meist sehr schwierig. Puccinia taraxaci Plowr. ist der häufigere von beiden. Er bilder Uredien und Telien auf den Blättern aus. Hierbei sind die Telien aber meist nur spärlich vorhanden (oft nur zusammen in den Lagern mit den Uredien). Die Lager sind meist zahlreich auf der Blattfläche verteilt, als braune Punkte.




    Urediniosporen und Teliosporen


    Puccinia variabilis Grev. bildet neben Uredien und Telien auch Pyknien und Aezien aus. Die Telien sind hier meist reichlich vorhanden, dafür die Uredien nur sporadisch. Ein Löwenzahnblatt mit Aezien, Uredien und Telien deutet dann natürlich auf P. variabilis hin,




    Aeziosporen


    Urediniosporen und Teliosporen


    aber: Es gibt hier sehr oft Doppelinfektionen. Sprich: Dieses genannte Befallsbild könnte auch eine Doppelinfektion hervorgerufen durch P. silvativa (Aezien) und P. taraxaci (Uredien und Telien) sein.


    Ganz schön verzwickte Angelegenheit mit den Rostpilzen auf Löwenzahn. Hier helfen dann nur intensive Untersuchungen am Mikroskop.


    Da Löwenzahn gerade noch gut da ist und viele Pilze jetzt noch gefunden werden können, rege ich an, dass ihr doch einfach mal schaut, was ihr draußen so findet :)


    Liebe Grüße Jule

  • Hallo Julia,


    vielen Dank für den sehr informativen Beitrag. Die Mehltaue auf Löwenzahn hab ich mir noch gar nicht genauer angeschaut, werde ich noch nachholen.
    Am häufigsten finde ich hier auf Löwenzahn Puccinia silvatica gefolgt von P. taraxaci. Die anderen Arten hab ich teils noch nie gehört. Werd ich mal drauf schauen.
    Danke nochmals.


    Viele Grüße,
    Matthias

    Je intensiver man sich mit Pilzen beschäftigt, desto komplizierter wird es, sie zu bestimmen.

  • Liebe Jule,


    fast hätte ich deinen schönen Beitrag in der Flut der gegenwärtigen Postings übersehen!
    Er schließt nahtlos an deine wunderbare "Frühlingsserie" an! :thumbup:
    Danke dafür.


    Dieses Jahr war eher das Jahr der Pilzfotografie für mich.
    Vieleicht wird das nächste das Jahr der Phytoparasiten?
    Schuld daran wären dann natürlich deine Beiträge und mein Beinahenachbar Friedemann, dessen neues Buch hoffentlich bald erscheint.


    Lieben Gruß vom Nobi

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