14tägiger Pilzausflug auf Borkum (Bericht)

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  • –žPilzausflug–œ kann man es nennen, jedenfalls fiel mein Jahresurlaub in den September und nach ein paar Regenfällen sprießte es munter drauflos.
    Borkum ist ein großer Sandberg in der Nordsee, der einzige unseres schönen Landes mit Hochseeklima. Da die Insel gegen die Stürme befestigt wurde, bildeten sich Areale mit einer teilweise moorartigen Vegetation. Das größte zusammenhängende Waldgebiet ist der Greune Stee mit hauptsächlich Moorbirken, ansonsten wird Borkum dominiert von Sanddorn. So langsam flächen sich dort aber auch Eichen und Ahorne aus.
    Von einigen Pilzen habe ich Aufnahmen im Abstand von ein-zwei Tagen gemacht. Gepflückt habe ich nur ein paar wenige und sie nach dem Dokumentieren an die Natur zurückgegeben, damit sie weiter aussporen können.

    Es gab Birkenpilze, Täublinge, Birkenpilze, Knollis –¦ ähm, und erwähnte ich die Birkenpilze schon?
    Ich habe bald zu zählen aufgehört. Ich wollte sie ja nicht sammeln, war nur ein wenig auf Fotosafari und so habe ich auch die Wege kaum verlassen, erst recht, wenn mir wieder mal ein Spinnennetz im Weg war. Man muss ja, nur um sich den zwölfundzwanzigsten Pilz anzugucken, nicht einer Kreuzspinne ihr Tagwerk zerstören.
    Die Birkis fanden mich trotzdem. Die bissen einen bald in die Waden. Hatte ich mal ein anderes Motiv vor der Kamera, suchte mir ein Plätzchen ein paar Meter vom Wegesrand für einen besseren Winkel, um einen auffälligen Baum für das Bonsaiforum aufzunehmen, hockte ich schon wieder neben einem Birkenpilz, zwei Meter daneben gab der nächste Deckung.
    Ein paar Sammler gab es auch, und so verschwanden von den Birkis, die ich bemerkte und auf meinen endlosen Rundfahrten per Fahrrad immer wieder mal besuchte, so ungefähr 50% spurlos. Es sei den Sammlern gegönnt, gesegneten Appetit :D Besser als irgendwelche ignoranten Vandalen allemal.
    Ansonsten schienen die Sammler nicht viel zu kennen, zumindest nicht die, die ich auf einen Schnack ansprach.
    Diese zwei knuffigen Miniatur-Gesellen, von denen der größere gerade mal 6cm breit war, dürfen stellvertretend für alle Birkis stehen:

    Gefühlt zahlreicher, weil visuell aufdringlicher waren definitiv die Gelben Knollenblätterpilze. Die blinkten einem auch noch meterweit entgegen.
    Im gedämpften Licht des Waldes war dieses Prachtexemplar leider egal wie immer überbelichtet. Er thronte keck mitten auf einem kleinen Hügel. Einen Meter weiter lag einer, der Tage zuvor noch vermutlich genauso stattlich gewesen war, in einer Höhle unter einer Baumwurzel. Schade, da wäre das Licht sicher vorteilhafter gewesen für ein schönes Portrait.


    Perfekt vor den Sammlern getarnt war dieser Kamerad hier:

    Ein weißer Birkenpilz! Gut sichtbar, aber ganz frech so leuchtend weiß aus dem Schutz eines Hagebuttenstrauches, dass der gemeine Sammler angesichts der vielen aus dem hohen Gras, Moos, Erika, wasauchimmer blitzenden, fast weißen Knollis verächtlich über ihn hinwegsieht. Die Strategie ging bestens auf, er blieb da stehen, bis er von selber umfiel.


    Ansonsten ließen sich noch ein paar vereinzelte Täublinge blicken. Der Ockertäubling war gut zu bestimmen:

    Das hier ist wohl ein Grasgrüner Birkentäubling. Die Farbe mochte nicht so gut rauskommen auf dem Bild, aber er hatte so einen oliven Grünton, dass ich ihn dreimal gewendet habe, bis ich sicher war, keinen Grünen Knolli in der Hand zu haben.

    Dann fand ich noch ein paar verschiedene blassrote, rote oder rotbraune Täublinge, der Ausblassende Birkentäubling lag natürlich nahe, vermutlich war auch ein Speitäubling dabei. Das waren immer nur so Einzelfunde.



    Hier habe ich einen Schwarm (Gelbschuppige?) Tintlinge am Fuß einer toten Birke gefunden:



    Einen Tag später:


    Auf der ganzen Insel omnipräsent, wo auch immer kurzes Gras wuchs, waren Stäublinge, Staubbecher, irgendsowas. Wobei ich mich bei der Bestimmung teilweise schwer tue, die Fotos geben so viel nicht her, und nicht alle waren so eindeutig wie diese Getäfelten Großstäublinge am Flughafen:

    Die auf dem Deich waren aber irgendwie anders –“ halt nicht deutlich und rundum getäfelt, sondern von der Oberfläche her oben eher in kleine Flächen gerissen:


    Wiesen-Staubbecher? Oder doch Flaschen-Stäublinge?

    Ein paar Flaschen-Stäublinge fanden sich noch (das sind ja süße kleine Stachinskis :-D) und natürlich ein paar vereinzelte Wiesenchampignons.


    Im Norden in der Waterdelle fand sich dagegen kaum etwas–¦ bis ich auf einem der gepflasterten Wege hart in die Bremsen stieg und ungläubig dieses Exemplar von einem Birkenpilz zwischen den Hagebutten hervorfischte:

    Meine Hände sind sehr groß, deswegen noch einmal mit dem Messer (17cm):

    Noch unglaublicher: der war einwandfrei! Keine Maden, keine Schnecken! Nur überständig.


    Am Upholmhof hatte ich Samstag erneut die Gelegenheit, in die Bremse zu steigen. Auf dem alten Deich stand mein (offizieller) Erstfund eines Parasolpilzes. –žOffiziell–œ deswegen, weil ich vor zwei Jahren ein Trumm von Schirmpilz, der da mitten auf einer planen Fläche stolz herumstand, mal eben beim Vorbeireiten in der Gruppe eher wegen seiner Größe als wirklich wegen eindeutiger Merkmale zum Parasol erklärt hatte.

    Am nächsten Morgen bin ich nach dem Frühstück sofort los, um ihn aufgeschirmt zu erleben, bevor ihn an dieser auffälligen Stelle jemand womöglich zerstört. Das waren etwa 19cm Durchmesser und 38cm Höhe:

    Bei der Gelegenheit: was waren denn das da eigentlich für helle Flecke in der Wiese im Wendekreis der Pferdekutschen–¦?

    Wie auf ein geheimes Signal hin kamen diese prächtigen Pilze jetzt aus ihren Löchern, sodass mein Parasol-Zähler nach den weiteren Radeltouren bis zum Abend schon auf sechs stand. Ohne zu suchen, wohlgemerkt. Nur mal so am Wegesrand.
    Montag oder Dienstag besuchte ich dann –žmeine–œ Parasole noch einmal. Bis auf einen hatte sie niemand angerührt.
    Dann bemerkte ich auf der anderen Seite des Deiches auf einer Pferdeweide–¦ richtig. Und bis ich bei den dreien da angelangt war (dazu musste ich an der Seite einen Zaun entlang) war mein Parasol-Zähler bei sage und schreibe vierzehn Exemplaren von zehn Zentimeter Durchmesser bis zu diesem Riesen da mit etwa zweiundzwanzig Zentimetern.


    Hier zu Hause geht–™s aber auch mächtig ab.
    Gestern kam ich nach Haus, als ich heute morgen die Hofwiesen in Augenschein nahm, konnte ich feststellen, dass alle Pilze da waren. ALLE! Ließen sich sonst im Laufe der Saison mal so bis zu vier Birkis nacheinander blicken, standen hier jetzt fünf Prachtexemplare auf einmal herum, und von fast allen niedergelassenen Pilzen hier auch gleich mehrere. Ich hab die noch nie alle gleichzeitig gesehen :D

    Gruß,
    Marion


    Nein, ich esse meine Pilze nicht! :gklimper:
    Aber was essen meine Pilze? :gkopfkratz:

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  • Besten Dank für diesen sehr schönen Urlaubsbericht!


    Bei dem gelben Täubling (unter Birke auf Moorboden gewachsen?) könnte man auch an Russula claroflava denken.

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

  • Hallo Marion,


    danke für den schönen Bericht! Von der Nordsee haben wir hier ja nicht so häufig Pilzfunde zu vermelden!


    Schön geschrieben & bebildert!

    Gnüße von Gelbhex-Gnarifa und Fani ausm Süüüüdn! Sonn' is! Gnihihihii! :sun: :sun: :sun:

    Meine Bilder dürfen unter Namensnennung frei verwendet werden (CC-BY Lizenz).

  • @Oerling
    Nee, das glaube ich nicht. Die Beschreibung im Laux passt nicht, dottergelbe wären mir aufgefallen, die waren eigentlich immer ocker, und dass sie an den Schneiden schwärzen, wohl auch. Ich habe sie nie gesellig, immer einzeln gesehen.

    Gruß,
    Marion


    Nein, ich esse meine Pilze nicht! :gklimper:
    Aber was essen meine Pilze? :gkopfkratz:

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  • Hallo Marion,


    ein toller Bericht. :thumbup:


    Neben der Bebilderung habe ich auch den begleitenden Text gerne gelesen. Es war sehr spannend mitzulesen.


    Dankeschön !


    VG, Markus