logik der steinpilz-suche und funde

Es gibt 12 Antworten in diesem Thema, welches 10.467 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von maczki.

  • Ein paar fragen an die erfahrenen sammler unter euch.


    Nachdem ich im letzten jahr in der steiermark erstmals pilze gesammelt habe (pfifferlinge und 2 steinpilze) und dann im herbst so ab mitte oktober der eigenen nase nach ein wenig durch die darmstädter wälder gestreift bin und dort auch fündig wurde (eine handvoll steinpilze für den hausgebrauch), hat mich das pilzfieber gepackt und ich verfolge hier im forum die berichte, wann es mit welchen pilzen los geht bzw. losging.
    Es macht sehr viel spass, mitzulesen !
    Als anfänger interessieren mich erstmal die kulinarischen highlights, also die oben genannten und vielleicht noch birkenrotkappen, maronen und parasole, die ich erkenne und wo ich mir vom obermieter, der schon seit ewigkeiten sammelt und mir immer mal wieder ein paar von den genannten überlassen hat, noch die bestätigung hole.
    Dieses jahr habe ich schon den einen oder anderen streifzug gemacht, um eine übersicht zu bekommen, was im wald gerade los ist. Einerseits schaue ich gezielt nach steinpilzen, aber andererseits gibt es so viel interessantes zu entdecken, dass mich auch diese interessieren, sprich ich schaue oft ins forum und in ein pilzbuch, was ich gesehen habe. Fotos hab ich noch keine gemacht, kommt aber noch, wenn ich mal etwas mehr zeit habe. Oft sieht man momentan die bunten täublinge (leuchtend gelb/wechselfarbiger und/oder gelber täubling, kräftig braun-rotviolett/brauner ledertäubling, hell-violett verblassend/zedernholztäubling, strahlend hellrot/apfeltäubling; alles erstmal vermutungen, essen tu ich sie sowieso nicht). Und noch viele viele andere, z.b. aus der ecke perlpilz, pantherpilz, wulstling. Allerdings noch keinen fliegenpilz, der letztes jahr schon lange stand, als ich das erste mal aus eigene faust im wald steinpilze gefunden hatte (mitte oktober); der fliegenpilz wurde ja hier im forum auch schon mal als (zeitlicher) indikator für steinpilze erwähnt.
    Am ende geht es ja darum, ein gefühl dafür zu bekommen, wo wann was wächst. Also auch zu erkennen, welche kombination von pilzen andeutet, wo es sich lohnt, die augen nach den gesuchten kulinarischen highlights aufzuhalten. Das nennt man dann wohl erfahrung.


    Und genau dazu jetzt meine beobachtungen und fragen zum steinpilz:


    Gestern habe ich eine ca. 2 stündige tour durch einen mischwald mit hauptsächlich buchen und ein paar kiefern gemacht, da wo ich letztes jahr mitte oktober auch schon fündig geworden bin. Ich bin bisher fündig geworden und suche daher gezielt bei buchen. Was ich glaube zu erkennen:


    - Die pilze stehen ca. 1-2 meter vom stamm entfernt
    - Die dicke des stamms (alter des baumes) ist ab einer mittleren größe eher egal
    - sie stehen eher an lichteren stellen, also keine jungen bäume in großer zahl drumherum
    - eher an den lichteren rändern des waldes


    gestern habe ich bestimmt 2-3 kilometer wald abgelaufen in beide richtungen und dabei buchen nach o.g. muster abgesucht. Dabei habe ich genau an einer buche was gefunden, dort aber gleich 4 pilze: klein, größer, mittel und groß (röhren noch weiss-gelb). Zusammen ca. 1 kilo (100, 200, 300 und 400g). später dann noch an einer anderen buche in einem anderen waldstück an trockener stelle 4 kleine (ca. 50g)


    damit hat sich der ausflug sicher gelohnt, aber was ich nicht verstehe ist, dass ich bestimmt mehrere hundert buchen gescannt habe, aber nur an zweien fündig geworden bin.


    Das ist in gewisser weise beruhigend (irgendwas und irgendwann wird man schon was finden), aber auch sehr unbefriedigend (wenn man wenig zeit hat, weil das verständnis seitens der familie für zeitraubende exkursionen eher gering ist...).


    Folgende erklärungen sind möglich:
    1. es ist noch sehr früh im jahr und geht gerade erst los (siehe fliegenpilze), sprich: irgendwann bringt jede buche oder zumindest jede zehnte ein paar pilze hervor.
    2. ich hab bei den anderen nicht genau genug hingeschaut
    3. es waren schon viele sammler vor mir unterwegs und ich hab nur gefunden was übersehen wurde
    4. von hundert buchen bringt statistisch nur eine pilze hervor. Dann wäre es interessant zu wissen, ob es jedes jahr die gleiche ist, oder ob jede buche nur alle 10 jahre was bringt.


    die antworten auf die möglichkeiten sind natürlich entscheidend für die weiteren suchen und suchtage.


    Am besten wäre erklärung 1. Dann macht es sinn, in den kommenden wochen mehrfach in den gleichen wald zu gehen.
    Bei 2 müsste ich mir mehr zeit nehmen und genauer schauen.
    Bei 3 müsste ich früher aufstehen oder tiefer in den wald gehen.
    Bei 4 würde ich immer an den gleichen stellen genauer hinschauen.


    Ich würde mich riesig freuen, wenn ihr eure erfahrungen mit mir teilen würdet; ich vermute zwar, dass es ein bisschen von allem ist, aber ihr habt euch sicher auch schon gedanken dazu gemacht...


    Danke und gruss, tuber

  • Guten Morgen!


    Deine Fragestellung ist interessant, lässt sich aber antworttechnisch sicherlich nicht auf eine Deiner 4 Hypothesen reduzieren.


    Meine Beobachtungen aus dem norddeutschen Raum lassen sich nicht ganz einfach zusammenfassen, zumal sie teilweise völlig unterschiedliche Erfahrungen beinhalten. Steinpilze sammle ich schon seit, hm, knapp 15 Jahren, somit habe ich hier im Umkreis natürlich meine Fundstellen, die ich regelmäßig abklappere. Diese unterscheiden sich aber recht deutlich voneinander, lassen sich jedoch in mehrere Habitatklassen einteilen:


    - sehr junge Fichtenpflanzungen (Baumalter 10–“15 Jahre) auf saurem, sandigen Boden. Man muss durchkriechen, da man nicht drin stehen kann; es kommt kaum Sonnenlicht bis zum Boden. Dennoch sind hier absolute Massenfunde möglich. Sobald man unter den Bäumen stehen kann, wirds deutlich weniger mit Steinpilzen.


    - lichte Ränder von Buchenwäldern. Der Oberboden ist versauert und zumeist von einer Moosschicht (oft dominert von Polytrichum formosum) bedeckt. Gerade, wenn ältere Störstellen vom Wild vorhanden sind (diese dann besiedelt von Leucobryum glaucum), sind diese Bereiche besonders steinpilzträchtig.


    - Bereiche innerhalb von Buchenwäldern, auf denen verstärkter Buchen-Jungwuchs (Ansammlung bis armdicker Buchen) zu finden ist. Hier finden sich des Öfteren Steinpilze gerade unter den jungen Buchen.


    - junge Anpflanzungen von Stiel-Eichen (Quercus robur) bzw. (noch besser) amerikanischer Rot-Eichen (Quercus rubra). Solange die Stämme der Bäume zwischen arm- und oberschenkeldick sind, handelt es sich auch hier um sehr vielversprechende Stellen.


    - vergraste Knickränder (Knick = Wallhecke, typisch norddeutsch). Gerade die Hainbuchen-Buchen-Knicks, die an extensiv genutztes Grünland grenzen, sind oftmals gute Steinpilzhabitate. An Eichen-Knicks finden sich hingegen oftmals Pfifferlinge.


    Es sind also nicht unbedingt die reinen Buchenwälder, die für Steinpilzsammler interessant sind. Diese Beobachtungen sind natürlich zum einen meine eigenen und zum anderen sicherlich regionalen Einflüssen unterworfen. Kann im Süden also gaaaanz anders sein.


    Was das Zeitliche angeht, so beobachte ich regelmäßig zwei Wuchs-Schübe pro Jahr. Den ersten gegen Ende August und den zweiten gegen Ende September. Der August-Schub bringt in der Regel mehr Steinpilze hervor, die aber oft madig sind, während der September etwas weniger, dafür aber unbeschadete Fruchtkörper hervorbringt.
    Es gibt sicherlich immer wieder auch ein paar Einzelfunde vor bzw. nach der Hauptwachstumszeit, aber dabei handelt es sich meistens um wenige Exemplare (die einen aber dennoch erfreuen...).


    Zusammengefasst:
    Es bringt nichts, immer tiefer in den Wald zu laufen –“ es muss schlichtweg das Habitat stimmen. Nicht jeder Baum hat den Steinpilz im Gepäck dabei, selbst wenn er im passenden Habitat steht. Früher aufstehen bringt nichts –“ im Zweifelsfalle geht die Konkurrenz dann nämlich schon am Vortag los (überhaupt: ich habe hier scheinbar keinerlei Konkurrenten...).
    Erfolgsversprechend erscheint indes, bewährte Fundorte gezielt anzusteuern. Neue Fundorte finden sich meist zufällig, wenn man irgendwo durch die bewaldete Gegend läuft. Wenn Du den Blick fürs Habitat drauf hast, kannst Du geeignete Stellen das ganze Jahr über finden und kannst diese dann im Herbst gezielt auf Steinpilzvorkommen testen (so mach ich das).


    Soweit ein Teil meiner Erfahrungen...


    Gruß aus Kiel
    Patrick (der tatsächlich nachher nochmal in den Wald läuft)

  • Ich schiesse mich meinem Vorschreiber an.
    Gerade Steinpilze finde ich so gut wie nie wirklich im Wald bzw. an Waldrändern. Was aber vermutlich daran liegt, dass hier bei uns (Hamburger Nordosten) die beschriebenen Gegebenheiten nicht vorhanden sind. Und so oft renne ich auch nicht in den Wald zur Steinpilzsuche, weil ich genug andere Stellen kenne - ergo kenne ich die im Wald (noch..) nicht. Immerhin habe ich so ziemlich jede mir hier bekannte junge Fichtenschonung inspiziert - bisher ohne Erfolg. Kann aber auch am Timing gelegen haben.


    Hingegen finde ich sie andauernd in der Zivilisation und da meist unter Buchen : z.B. auf Gründstücken nahe Mietskasernen, wenn dort z.B. ein buchenbepflanzter Erdwall zu finden ist (gute Wärmeexposition, schätze ich). Ausserdem gibt es jede Menge am Strassenrand zu finden, die ich aber stehenlasse. Aber mein heissester Tipp sind eben buchenbestandene Erdwälle.


    Auch ich habe festgestellt, dass es meist 2 Wachstumsschübe gibt, einen im Sommer und einen zu Herbstbeginn. Ich habe mehrere Fundstellen, an denen sich seit Jahren Steinpilze zeigen. An einigen kommen diese *immer* (zumindest in den letzten 4 Jahren) Ende September - also jetzt - zum Vorschein. Da konnte man wirklich die Uhr danach stellen. Andere Stellen hingegen haben vor einem und 2 Jahren schon Ende Juli Steinpilze beschert, dieses Jahr geht es dort aber erst jetzt los.

  • Trotz der ganzen Unterschiede bzgl. des Standorts des Steinpilzes zwischen Norden und Süden, Flach- und Hochland etc. scheinen doch zwei Habitate besonders "steinpilzreich":
    Lichte (alte) Wälder und junge Schonungen.
    Hier im Süden von Nadelstreu/Laubstreu über Blaubeerfelder, Moos und gerne auch im hohen Gras,

    Zitat

    wenn ältere Störstellen vom Wild vorhanden sind (diese dann besiedelt von Leucobryum glaucum), sind diese Bereiche besonders steinpilzträchtig.


    und auch hier:thumbup:.
    Mehr kann ich dazu nicht sagen, da ich auch erst seit letztem Jahr Seinis sammle.
    Finds gut, dass du (tuber) deine Eindrücke so reflektierst. So lernt man meiner Meinung nach am schnellsten dazu.

    Zitat

    junge Anpflanzungen von Stiel-Eichen (Quercus robur) bzw. (noch besser) amerikanischer Rot-Eichen (Quercus rubra)


    Also das fänd ich ja interessant, Steinis bei den Roteichen zu finden, muss ich gleich mal nachschaun gehn. Hab die bisher immer verschmäht, da ich davon ausging, dass die Steinis nur bei den anderen Eichenarten wachsen;).


    LG Dani (der heut auch noch in den Wald geht:P)


  • ...

    Zitat

    junge Anpflanzungen von Stiel-Eichen (Quercus robur) bzw. (noch besser) amerikanischer Rot-Eichen (Quercus rubra)


    Also das fänd ich ja interessant, Steinis bei den Roteichen zu finden, muss ich gleich mal nachschaun gehn. Hab die bisher immer verschmäht, da ich davon ausging, dass die Steinis nur bei den anderen Eichenarten wachsen;).


    LG Dani (der heut auch noch in den Wald geht:P)


    Das wäre auch der einzige Punkt bei dem ich nupharlutea nur ungern beipflichten würde. Ich habe an solchen Stellen auch ein, zwei Jahre lang gezielt und häufig Ausschau gehalten nach vorwiegend Steinpilzen und absolu nichts gefunden. Null, nada, niente!


    Insofern schaue ich gerade verwundert aus der Wäsche.


    Ansonsten eine tolle Beschreibung von nupharlutea.



    Was noch fehlt sind Zeigerpilze.
    Der Fliegenpilz ist ein toller Anzeiger, besonders weil man ihn auch leicht sieht. Ein noch besserer Anzeiger ist wohl der Mehlräsling. Zwar klein und eher unscheinbar aber an dem gehe ich nicht vorbei ohne nach Steinis zu sehen. Meist wächst er zeitlich einen Tick früher als der Steinpilz. Der Pfefferröhrling teilt sich ebenfalls seinen Platz mit Steinpilzen. Bisher habe ich noch keinen Pfifferröhrling gefunden der nicht an einer Steinpilzecke wuchs.


    Steinpilze im großen Buchenwald zu suchen ist hier im Norden nicht so einfach. Meist liegt da zu viel Laub, das Licht ist oft schlecht und Wege von Steini zu Steini gerne etwas weiter.
    Da sollte man sich meist auf die Wegränder beschränken wenn man sucht.


    Gen Süden kommen ja mehr aufgeräumte lichte Wälder mit Anstiegen und Wind. Da braucht man nicht durch ein Blättermeer stapfen und hat bessere Möglichkeiten die Pilze zu finden.


    Was das Wetter angeht bei Steinpilzen als Bedingung fürs Wachstum, da bin ich anderer als die gängige Meinung. Für mich ist der Regen da kein Indikator, nur eben eine gute Sache.
    Ich nehme an, Steinpilze sammeln die Energie die sie brauchen übers Jahr und lassen ihre Fruchtkörper ein erstes mal sprießen wenn sie genügend angesammelt haben und sich Wachstum leisten können und ein zweites mal wenn sie erneut aufgetankt sind UND die entsprechende Witterung angezeigt wird, die ihnen signalisiert sich schnell wieder regenerieren zu können. Immerhin will man auf den Winter vorbereitet sein.


    Die Steinpilzstellen älterer Buchen kann man sich als stetigen Platz für die Suche merken. Ich denke, die kommen jedes Jahr wieder sofern die Bedingungen passen.

  • Hallo Tuber
    hallo Mausmann


    Lieber Tuber.
    gehe es nicht mit ganz so viel Logik an. Die Hintergründe des Wachstums, wie wo, wann sind viel zu komplex. Gott würfelt nicht.
    Was man benötigt ist Erfahrung, Erfahrung und nochmal E...
    Ich finde meine Pilze teilweise im Wald bei Roßdorf, aber mehr im vorderen ODW.
    Wir sind übrigens fast Nachbarn, komme aus der Nähe Darmstadts,
    aus dem Mühltal.


    Hallo Mausmann,
    ich kann Dir leider nicht ganz zustimmen, wg. der Fliegenpilze.
    Wo Steinpilze, da sind nicht zwangsläufig auch Fliegenpilze.
    Ich habe SteiniStellen, da wächst kein einziger Fliegenpilz.


    Aber MM da hast Du wirklich recht


    Wo Fliegenpilze, da sind fast immer (OFT) Steinpilze,
    ab auch nicht immer. In 2012 waren an meiner berühmten Steinistelle so gut wie keine Fliegenpilze vertreten.
    Einige Jahre zuvor gab es an dieser Stelle eine Unmenge von Steinpilzen und Fliegenpilzen gleichzeitig.


    Warum - keine Ahnung!
    Schau mal hier unter dem Absatz "Montag 8.10.12
    .
    http://www.pilzforum.eu/board/…ebuch-teil-2-ab-7-10-2012


    und hier


    hier



    Noch eine weitere Wettervorhersage, es wird hier bei uns in den nächsten 2-3 Wochen noch enorm viele Steinpilze geben - dann ist es vorbei.
    Schade.

    Liebe Grüsse von
    ich-lebe-immer-noch-lenti
    Zeige ihnen einen roten Kometenschweif, jage ihnen eine dumpfe Angst ein, und sie werden aus ihren Häusern laufen und sich die Beine brechen. Aber sage ihnen einen vernünftigen Satz und beweise ihn mit sieben Gründen, und sie werden dich einfach auslachen.


    (Bertolt Brecht)

    Einmal editiert, zuletzt von lenti1000 ()


  • Das habe ich auch nicht sagen wollen.
    Dort wo Fliegenpilze wachsen könnten allerdings sehr gut Steinpilze zu finden sein! Das war die eigentliche Aussage zu diesem Zeigerpilz. :)

  • lieber lenti,
    ich muss mal grad das zitieren lernen, also erstmal nur ein kurzer kommentar:


    Schau mal hier unter dem Absatz "Montag 8.10.12
    .
    http://www.pilzforum.eu/board/…ebuch-teil-2-ab-7-10-2012


    und hier


    hier


    genial ![hr]
    und jetzt ein versuch mit schreiben mittendrin:



    so schnell schon ?
    immer nur 3-4 wochen ???
    dann wär ja schon mitte oktober schluss...

  • lieber patrick,
    vielen danke für deine erfahrungen.
    junge fichtenschonungen und junge eichenanpflanzungen kenne ich noch keine, werde aber die augen offen halten !
    lichte ränder von buchenwäldern passt auch mit meinen funden zusammen, bei den jungen buchen hab ich letztes jahr einzelne gefunden, dieses jahr noch nicht.
    vermutlich ist die idee, dass man fundorte auf einzelne buchen bezieht, sinnlos, da ja das pilzmycel sich kilometerweise im wald ausdehnt und vermutlich die einzelne buche egal ist, sodass es reiner zufall ist, bei welcher buche gerade was "hochpoppt". dann wäre es allerdings interessant zu wissen, was an den lichten rändern anders ist und zur fruchtbildung führt (saurer boden, mehr licht, mehr wärme, anderer bodenbewuchs (moose..., gras, heidelbeeren?).
    hinsichtlich des zeitlichen faktors bin ich erstmal froh, dass ich bei meinen trips überhaupt etwas gefunden habe, also erfahrungen sammeln konnte. nichts zu finden ist ja keine erfahrung, aus der man etwas lernen könnte, da das ja ein menge weiterer ursachen haben kann (falsche stellen, schon alles abgegrast, eigene blindheit...).



    deine zusammenfassung bringt es wohl auf den punkt.
    und tatsächlich hab ich im frühjahr bei einer familienwanderung den wald danach abgescannt, ob und an welchen stellen da im herbst wohl was wachsen würde...


    gruss, tuber


    [hr]
    lieber lenti,
    ich nehme an, du warst wie hunderte andere am wochenende auch unterwegs. hast du was gefunden ?
    ich war samstag mittag im wald bei groß umstadt, da hatte ich das gefühl nicht der erste zu sein (auf jedem parkplatz mit potentieller waldnähe mindestens 5 autos...).
    daher wohl nur 4 kleine steinis und keine neuen fundstellen.
    aber immerhin 2 erstfunde und mahlzeiten: 2 parasole und eine krause glucke. ich lebe noch und die familie auch, nicht zuletzt dank des pilzberaters von björn wergen.


    sind die bisherigen (nicht besonders üppigen) funde nur die vorboten von mehr (so wie letztes jahr, wo ich mitte oktober mehr zufällig das eine oder andere kilo nach hause getragen habe), oder wird es schon wieder zu trocken ?


    in welchem abstand (tage) checkst du deine stellen ?


    wenns nur 3 wochen im jahr was gibt, lohnt es ja kaum, nur einmal pro woche zu gehen...


    gruss, tuber


    • Offizieller Beitrag

    Auch hier nochmal:


    Maronen :)


    lg,


    Jan-Arne


    Im Forum gibt es keine Verzehrfreigaben, nur Hilfestellungen zu eigenständigen Vergleichen!


    Meine Homepage mit Kurzportraits von Pilzen und Tieren: fungaundfauna

  • um das thema nochmal aufzuwärmen::cool:


    danke an alle ratgeber !


    die habitatbeschreibungen sind sehr hilfreich, jetzt heisst es erfahrungen sammeln. besonders schön in patricks satz zusammengefasst: "wenn du den blick fürs habitat drauf hast".


    und dazu gleich eine begegnung der unwirklichen art von gestern.


    ich hab mit der familie (4 frauen, davon 3 töchter) einen feiertagsausflug an den neckar gemacht, margarethenschlucht bei neckargerach hochgestiegen. absolut lohnenswert, tolles wetter, tolle natur.
    pilze spielten keine rolle, man ist eher genervt, wenn ich parallel des wanderweges im wald herumturne und mit zwielichtigen hüten
    wieder zum vorschein komme. von daher keine exkurisonen ins unterholz.
    am ende der wanderung nach dem abstieg zurück auf neckarniveau und auf ziemlich frequentierten und z.T. asphaltierten wegen gings um ein kleines areal buchenwald (relativ licht, aber untenrum mit sehr dichten jungen buchen) herum, vielleicht 40m x 40m. da meldete sich mein "blick fürs habitat" und ich bin 3 schritte durch den jungbuchenurwald rein in die lichtung auf die ersten dicken stämme zu und drumherum. was soll ich sagen: nach 1 minute hatte ich 4 perfekte steinis. auf das genervte "wo bleibst du denn" bin ich zurück auf den weg und hab die vier vorgezeigt und abgeliefert. "gehts jetzt weiter ???" - "nur noch ganz kurz" und zu den nächsten 2 stämmen. wieder eine handvoll und abgeliefert. beim dritten mal dann eine dicke buche mit etlichen hexenröhrlinge drumherum und auf einem qm 7 hellbraune steinis. ich bin wortwörtlich auf den knien um den baum gekrochen und hab eingesammelt. thermoskanne und brotdosen raus aus dem rucksack, pilze rein und voll.
    das ganze auf einer fläche von 10m (entlang des weges) x 5m (tiefe in den wald rein). dann abgang, da familie genervt und rucksack voll.
    der wald blieb zurück und ich hatte höchstens 10% des areals abgesucht ...


    soviel zum thema "blick fürs habitat". abends gabs dann nudeln mit steinpilzen, ein drittel wurde getrocknet, ein weiteres drittel geputzt und in den kühlschrank für heute.


    ich nehme mal an, ähnliche erfahrungen hat jeder pilzverrückte irgendwann einmal gemacht und erhofft sich genau das beim suchen.


    interessant war, dass es 2 typen von steinis direkt nebeneinander gab: die mit dunklen hüten, fetten keulen und gedrungen, und die mit hellen und flachen hüten, schlanker eleganter, auch weiter entwickelt (älter). die dunklen waren auch auffällig schwerer (dichter).
    ich vermute nach einigem lesen, die dunklen waren edulis, die hellen reticulatus, fotos hab ich keine, kommt vielleicht noch.


    gruss, tuber

  • Die Steinpilz-Formel


    1. Arten: Gemeiner (Fichten-) Steinpilz (Boletus edulis), Sommer- (Eichen-) Steinpilz (Boletus aestivalis), Kiefernsteinpilz (Boletus pinophilus), Birken-Steinpilz (Boletus betulicola), Schwarzhütiger Steinpilz (Boletus aereus)


    2. Fruktifikationsfördernde Faktoren für Steinpilze:


    - Klima & Wetter: Langer Winter mit viel Schnee, ergiebiger Frühlingsregen, verregneter, warmer Sommer und Herbst.
    Ab Juni –“ Oktober mehrere Wochen Temperaturen > 30 °C, anschließend leichter Temperaturrückgang und mehrere Tage Regen > 10 l/m2 mit Temp. 10 –“ 25 °C (> 30 ° und < 5 °sind ungünstig für die Fruktifikation), wenig Wind (schnellere Bodenaustrocknung), etwa 1 Woche Zeit, Luftfeuchtigkeit > 60%, große Temperaturschwankungen wirken sich negativ aus (z.B. Tag 17 °C, Nacht 2 °C).


    - Boden: Sauer (ideal pH 4,2) bis neutral, eisenreich, kohlenstoffreich (C), nitratarm (N), hohes C/N-Verhältnis (ungünstig nach Düngung). Karger, lichter Untergrund mit wenig Pflanzenwachstum.
    Pflanzen die für nitratarme Böden stehen: Weiß-Moos, Widerton-/Frauenhaarmoos, Besenheide, Heidelbeeren. Negative Fruktifikationsfaktoren sind Böden mit reichem Pflanzenwachstum, die nitratreichen Boden anzeigen (z.B. Brennnesseln, Springkraut, Waldmeister, Sauerklee, hohe Gräser, etc.).


    - Wirtsbäume: Fichte, Buche, Eiche, Birke, (seltener:) Kiefer, Kastanie, Linde; idealerweise im Alter 20 –“ 40 J. (z.B. ältere Schonungen), ideales oberflächliches Wurzelgeflecht im Abstand von 1 –“ 2,5m von Wirtspflanze, Schatten (zumindest vor Mittagssonne). In Kiefern-Monokulturen finden sich jedoch nur selten Steinpilze (Düngung in der Forstwirtschaft?).


    - Steinpilzindikatoren: Pilze, die gleiche Bodenverhältnisse benötigen wie der Boletus edulis: Pfefferröhrling, Mehlräsling, Fliegenpilz, Pantherpilz, Schweinsohr.


    - Spekulativ: Zunehmender Mond, kurz vor Vollmond, oder um den Neumond herum.


    3. Steinpilzstellenoptimierung / Steinpilzmyzel anlegen:
    Die Sporen beim Steinpilz, mit denen er sich fortpflanzt, befinden sich im Schwamm unten am Hut. Dieser sollte, besonders bei älteren Steinpilz-Exemplaren, vor der Zubereitung entfernt werden, da er das Pilzgericht negativ beeinflusst: Die Konsistenz wird schleimiger, matschiger, das Gericht weniger ansehnlich und der Geschmack ist ohne Schwamm auch eher besser. Trockensteinpilze ohne Schwamm sind qualitativ ebenfalls besser und deutlich teurer.
    Deshalb meine Empfehlung: Alle Steinpilzschwämme, die nicht jung und weiß oder hellgelb sind, entfernen (geht ganz leicht durch seitliches drücken und schieben des Schwammes eines halbierten Hutes mit den Fingern) und schonend trocknen (Temperaturen > 65 °C zerstören die Sporen, also z.B. im Dörrgerät ganz oben oder auf Tellern auf der nicht zu heißen Heizung), anschließend zermahlen oder -mörsern und das Pulver luftdicht (damit es keine Feuchtigkeit aus der Luft zieht) sammeln. Je mehr Schwämme von verschiedenen Steinpilzen gemischt werden, desto besser, denn das fördert die genetische Vielfalt und verbessert die Widerstandsfähigkeit der Pilze.
    Ständerpilze, wie z.B. der Steinpilz, vermehren sich indem 2 Pilzsporen gegenteiligen Geschlechts in relativer Nähe zueinander auf geeignetem Boden (z.B. mit pH 4,2), in Wurzelreichweite eines Wirtsbaumes (z.B. Buche, Fichte) landen. Die Pilzspore des Geschlechts A sowie die Spore des Geschlechts B wachsen zunächst unabhängig voneinander als Wurzel-Netz, Primärmyzel (1) genannt, in das Substrat (Boden). Wenn nun 2 Primärmyzel-Netze gegenteiligen Geschlechts sich berühren, kommt es zur Vereinigung und zur Entstehung eines Sekundärmyzels (2), welches nun noch in Kontakt zur Wurzel eines Wirtsbaumes (3) kommen muss und erst dann Fruchtkörper (4), also Steinpilze, ausbilden kann. Die Symbiose zwischen Baum und Pilz besteht im Austausch von Nährstoffen: Der Pilz (Symbiont) bekommt Kohlenhydrate vom Baum, der Baum (Wirt) Nitrate und Phosphate vom Pilz. Aus diesem Grund wächst der Steinpilz auch eher nicht auf gedüngten (nitratreichen) Böden.

    Wenn man nun dieses gesammelte Steinpilzschwamm-Pulver, welches Millionen von verschiedengeschlechtlichen Steinpilzsporen (Größe ca. 1/100 mm) enthält, beim nächsten Pilze-Sammeln auf geeignetem Boden (s.o.), unter geeigneten Bäumen (s.o.) verstreut, besteht eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit, dass sich dort die verschiedengeschlechtlichen Sporen vielfach zu einem Früchtetragenden Sekundärmyzel verbinden. Etwa 2 –“ 5 Jahre später können dort aus einem neuentstandenen Sekundärmyzel neue Früchte (Steinpilze) wachsen. Empfehlenswert ist es das Pulver an geeigneten Stellen möglichst breitflächig zu verteilen. Anschließender Regen spült die Sporen in den Boden und lässt sie keimen. Gute Stellen sind:
    1. Wo Wirtsbäume (z.B. Eichen, Buchen) im entsprechenden Alter (20-40J.) wachsen,
    2. Wo schon einmal ein Steinpilz gefunden wurde oder Steinpilzindikatoren (z.B. Pfefferröhrling, Mehlräsling, Fliegenpilz) wachsen und
    3. Wo die spärliche Vegetation auf einen geeigneten Boden hinweist (z.B. Weißmoos, Widerton-/Frauenhaarmoos, Besenheide).
    Auf diese Weise optimiert man nicht nur seine Steinpilzstellen (oder schafft sogar neue), sondern tut dem Ökosystem Wald gleichzeitig etwas Gutes: Nachdem man hier erst die Sporen inkl. Pilze beim Sammeln entnimmt, gibt man sie so wieder zurück. Eine Win-Win-Situation, denn man hat dem Ökosystem Wald einen wichtigen Bestandteil zurückgegeben (gibt gutes Karma) und die eigenen Steinpilzstellen werden dadurch bald deutlich ergiebiger.