Boletus pseudosulphureus oder B. luridiformis var. discolor ?

Es gibt 17 Antworten in diesem Thema, welches 3.697 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Inni.

  • Hallo zusammen!


    Folgender Dickröhrling wurde uns für die Pilzausstellung gesammelt und verursacht Bestimmungsprobleme:


    Standort: unter einer alten Buche ( Fagus sylvatica) im Laubmischwald, Eichen in etwa 40 m Entfernung


    Frkp: größter Frkp ca. 11 cm groß, Stiellänge ca. 8,5 cm; Hutdurchmesser eta 10 cm, Stieldicke an der breitesten Stelle 4,5 cm


    Stiel: gelb, minimal flockig, bei einem nachgelieferten Frkp. allerdings deutlich fein rötlich-flockig vor allem zur Stielspitze hin


    Röhren und Poren: gelb; ebenso der Röhrenboden
    bei einem nachgelieferten Exemplar allerdings leicht orange überhauchte Poren zurm Stiel hin


    Hut: gelb mit bräunlichem Einschlag, beim Altern nachdunkelnd; matt-wildlederartig; Hutränder gelb bleibend


    Fleisch: gelb, im Anschnitt stark blauend, vor allem im Hut;
    in der Stielbasis nicht rot sondern gleichfarben


    Verfärbung: gesamter Frkp stark blauend beim Berühren und schneiden, im Alter außen richtig schwärzend


    Geruch unbedeutend, Geschmack mild


    Vermutung: für einen einfachen B. erythropus erschien der Fund viel zu gelb, für den B.pseudosulphureus dagegen zu wenig gelb. Vor allem das nachgelieferte Exemplar mit noch heiler Stielbasis hat eine deutliche Flockenmusterung und Tönung der Poren nach innen hin sowie einen deutlich dunkleren Hut...evtl nicht zu den anderen zugehörig??


    Für den B. luridiformis var. discolor dürften Rottöne vorhanden sein, allerdings soll lt. GPBW eine positive Amylonreaktion erfolgen. Bislang habe ich den Pilz nicht mikroskopieren können, werde dazu aber morgen noch die Gelegenheit haben und könnte dann sowohl die Sporenmaße als auch die Amylonreaktion in der Stieltrama testen. ( Sonst noch etwas worauf ich dann achten sollte? )
    Rein makrochemisch ergab das Auftragen von Melzer im nachgelieferten Exemplar keine Reaktion, in den vorher vorhandenen jedoch eine deutliche Färbung (siehe Bild)


    Hat jemand eine Idee? oder liegt das ganze doch noch in der Variationsbreite von B. erythropus?
    In Schleswig Holstein galt B. pseudosulphureus als erloschen seit 1966 mit einem Wiederfund in den letzten Jahren; Var. discolor wäre RL 1.
    Von daher interessiert uns der Fund natürlich sehr.


    Vielen Dank für eure Hilfe!





    gealteter Fruchtkörper:


    Anschnitt und Röhrenboden:

    mit Melzer:


    nachgeliefertes Exemplar:

    LG Inken


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    Einmal editiert, zuletzt von Inni ()

  • Mir kommen die Flockis auch sehr ungewöhnlich vor und ich bin gespannt, was dabei rauskommt :)


    Vielleicht klickt ja Jürgen hier rein? Und erzählt uns was von der möglichen Variationsbandbreite :)

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Inken!


    Ich bin jetzt zwar nicht Jürgen (und von seinem Wissen weit entfernt), aber ich meld' mich trotzdem mal.


    Nummerier mal die Bilder durch.
    Das sind drei Fruchtkörper, oder?
    FK 1 ist auf den Bildern 1 bis 3
    FK 2 ist auf den Bildern 4 bis 8
    FK 3 (der nachgereichte) auf Bild 9


    Das Taxon B. luridiformis var discolor ist verwirrend (auch bei Krieglsteiner) da es anscheinend sowohl für die rein Gelbe Art (also null rotes oder braunes Pigment, auch im Alter) als auch für erst gelbliche und später Nachdunkelnde Formen von B. erythropus s.str. Fries (oder B. luridiformis, ist ja das selbe) verwendet wurde. Also bleibt man für die rein gelbe Art wohl tatsächlich am besten bei B. pseudosulphureus. ;)


    Sonderbar ist natürlich die positive Amylonreaktion. Die sollte doch eigentlich bei beiden Arten (B. erythropus und B. pseudosulphureus) negativ sein?
    Behauptet zumindest Boris Assyov (Boletales.com).
    Positiv wäre sie bei B. queletii. Der kann - vermute ich mal - auch ohne Rottöne im Stielfleisch daherkommen. So wie B. erythropus eben auch mal rotes Stielfleisch haben kann. Aber es wäre ungewöhnlich. Der zweite ungewöhnliche Faktor wäre, wenn bei B. queletii auch null rot oder rosatöne am Hut sind.
    Den Hut zu sehen, wäre allerdings hier auch mal von Vorteil.
    Allerdings gäbe es von B. queletii auch wieder gelbe Farbformen.
    Andererseits hatte ich irgendwann im Sommer auch schon einen Flocki, den ich für einen Glattstieligen hielt. In Ermangelung von Melzer habe ich mal Beta - Lösung (enthält ja auch Jod) rübergeschüttet, was dann auch eine Blaufärbung auslöste. :evil:


    Also langer Rede kurzer Sinn:
    B. pseudosulphureus (Gelber Flocki, Falscher Schwefelröhrling) würde ich ausschließen, der bleibt überall gelb.
    B. erythropus (normaler Flocki) kann gut sein, aber die positive Amylonreaktion scheint mir schon ein deutliches Negativmerkmal zu sein in Verbindung mit der ungewöhnlichen Färbung.
    Ich würde also fast zu einer fiesen Farbform vom Glattstieligen (Boletus queletii) tendieren.
    Aber den ersten und den letzten FK würde ich gerne noch im Schnitt und von oben sehen.
    Und dann auch auf einen Beitrag von Jürgen hoffen. :)



    LG, Pablo.

  • Hi Kuschel, hi Pablo!


    Ja....sehr verwirrend das ganze.....


    Mit dem 1.Frkp von oben kann ich leider nicht mehr dienen..... :(
    Die ersten 3 Bilder waren vom Sammler und nicht von mir.....dieser Frkp stand dann mit in der Ausstellung und ist wohl mit in der Biotonne gelandet...der von mir zurückgelegte andere Frkp ist halt leider inzwischen so geschwärzt wie auf den Bildern zu sehen.
    Beim ersten Bild kann man aber am Rand ein wenig sehen, daß der Hut dort sehr gelb war...allerdings war er im Zentrum schon bräunlicher als am Rand und im keinen Fall so rein quietschgelb wie der aus deinem Portrait, Pablo.


    Könnte ich das denn irgendwie mikroskopisch trennen? In der funga nordica finde ich B.pseudosulphureus bzw. junquilleus gar nicht...nur die var. discolor.

    LG Inken


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    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Inken!


    Ich habe doch von Mikroskopie keine Ahnung. Will sagen: Ich weiß es nicht. Es ist aber so, daß B. pseudosulphureus durchaus im Alter einen braunfleckigen Hut bekommt. Das sind Stellen, wo irgendein Druck ausgeübt wurde.
    Das Exemplar, das ich im letzten Herbst gefunden habe, hatte zwei solche Stellen, vom Aussehen her, als hätten da mal Zweige gelegen. Ansonsten war alles gelb.
    Es ist also nicht die braune Hutfarbe, die mich stört, sondern rötliche Farbtöne an Poren und Stiel. Das würde nicht zum fraglichen Pilz passen.


    Ich nehme aber mal an, das >Portrait von Boris Assyov< kennst du? Da sind auch Sporenmaße drin und eine Liste der zu Rate zu ziehenden Literatur. Vielleicht hilft das ja weiter.



    LG, Pablo.

  • Mein PC stürzt gerade dauernd ab....bin gerade im abgesicherten Modus hier drin. weiß also nicht, ob ich die nächste Zeit noch Eure Fragen nach weiteren Details beantworten kann.....bin aber weiter für jede Anregung dankbar.

    LG Inken


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    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Inken!


    Der Pilz läuft nicht weg. Und weder Andreas noch Jürgen haben ja bislang was gesagt. Also Computer in die Ecke schmeißen, Pilz als Exsikat anlegen, und den Abend bei einem schönen Glas oder einer Tasse entspannt genießen. :thumbup:



    LG, Pablo.

  • Kann denn keiner weiterhelfen....schnüff??


    Hatte den Pilz mit zur Mykologischen Arbeitstagung SH und man war sich eigentlich enig, daß es wohl kein normaler erythropus ist....
    Habe dann die Stieltrama nochmal mit Melzer mikroskopiert, aber das war negativ. Queletii sollte damit aus dem Rennen sein.

    LG Inken


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    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Inken!


    Ich zeig mal weitgehend unkommentiert vier Bilder von Flockis (Boletus erythropus Fries), die ich in diesem Jahr gefunden habe. Nur so, um die Variationsbreite etwas anzudeuten.


    28.05.


    09.07.


    28.08.


    07.09.


    Die anderen ungewöhnlich gefärbten (Gelb und Rottöne am Hut) lasse ich mal weg. Die Farbausprägung auf dem letzten Bild ist ja auch schon hinlänglich bekannt.
    Die Schlüsse aus den ersten drei Bildern überlasse ich dir.


    Und schreib mal eine PN an >Jürgen<, ob er sich das Thema nicht mal ansehen will. Ich denke, wenn einer was Definitives zu dem Pilz sagen kann, dann er. ;)



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo......Jürgen hat die PN- Option leider nicht freigeschaltet, sonst hätte ich das schon getan ;)


    Dein erstes Bild stimmt mich übrigens nachdenklich.....die anderen finde ich deutlich röter als unseren.

    LG Inken


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  • Hi Andreas.....danke für den Beitrag. Könntest du evtl nochmal erzählen, was alles auf dem Schildchen steht? Das unter dem Namen meine ich.......kann das leider nicht entziffern .

    LG Inken


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  • Hi Inni,


    ich lese da "Boletus luridiformis - Sehr seltene Variation des Flockenstieligen Hexenröhrlings" - die letzte Zeile beginnt mit "Fundort" - aber dann ist der Hut davor.

    Gnüße von Gelbhex-Gnarifa und Fani ausm Süüüüdn! Sonn' is! Gnihihihii! :sun: :sun: :sun:

    Meine Bilder dürfen unter Namensnennung frei verwendet werden (CC-BY Lizenz).

  • Mensch Sarah......jetzt wo du es sagst, erkenne ich das auch......aber so hätte ich es nicht entziffern können.....ich sollte vielleicht mal wieder zum Augenarzt....

    LG Inken


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  • Hallo Andre....


    ich habe da auf Umwegen wegen PC-Problemen ( Danke Pablo ;) ) noch die Einschätzung von Jürgen zu bekommen......
    er schließt aufgrund der mangelnden Gelbtöne wie auch ich B. pseudosulphureus aus und spricht von einem B. erythropus/luridiformis mit teilweisen, aber nicht vollständigem Pigmentverlust, den man in dieser Form durchaus als B.luridiformis var. discolor ansprechen dürfte.
    Werde das Exemplar jetzt mal mit kleinem Fragezeichen so ablegen und wenn möglich den Standort nächste Saison wieder aufsuchen und gucken, was sich dort tut.


    Denke, daß mit Andreas "Gelbstieligem H. " dasselbe gemeint ist...die lat. Bezeichnung vom Kärtchen bezeichnet ja eigentlich nur den normalen Flockenstieligen H..


    Anbei dann auch nochmal Danke an Jürgen und Andreas!

    LG Inken


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