Knolli-Drama im Saarland

Es gibt 13 Antworten in diesem Thema, welches 5.265 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Wühlmull.

  • Hallo, diese Woche ist es mal wieder passiert: eine vierköpfige Familie hat offenbar Grüne Knollenblätterpilze verspeist, weil sie sie für Champignons hielt. Zwei Familienmitglieder sollen nur noch durch eine Lebertransplantation zu retten sein. Laut Berichten soll die schwangere Frau ihr Kind durch die Vergiftung verloren haben. Genaueres weiß zumindest die Öffentlichkeit nicht.


    Ich gehe mal davon aus daß es sich um die weiße Form gehandelt hat. Ich meine, laßt ein zehnjähriges Kind mal einen Champignon malen, der ist mit Sicherheit weiß oder vielleicht noch braun, so wie man sie eben aus dem Supermarkt kennt, jedenfalls nicht grün. Mittlerweile dürfte eigentlich jeder zumindest wissen daß es den Knollenblätterpilz gibt, daß er tödlich sein kann und daß er Kandidat Nr. 1 der "Ich dachte es wäre ein Champignon"-Vergiftungen ist. Ich kenne nicht jedes Pilzbuch, aber in jedem dürfte wohl irgendein weißer Egerling-Vertreter und der ein oder andere Knolli drin sein und wer da rein schaut, kann sie auseinander halten. Es ist mehr als bedauerlich, daß so etwas immer und immer wieder passiert, vor allem weil es vermeidbar ist. "Im Zweifel für den Giftpilz" wird sich offenbar nie durchsetzen.

    Grüße aus dem Saarland, Holger smilie_ga_006.gif 

    "I'm only happy when it rains
    I'm only happy when it's complicated
    And though I know you can't appreciate it
    I'm only happy when it rains"
    (Garbage)

  • Oh Gott, wie schrecklich.
    Nein, also so eine Leichtsinnigkeit kann ich beim besten Willen nicht verstehen. Gerade wenn man Kinder hat, gibt man doch denen keine Pilze, die man nicht 1000%ig bestimmen kann. Und das konnten die ja ganz offensichtlich nicht.
    Ich gehe sogar so weit, dass meine Kinder nur absolut makellose Röhrlinge essen dürfen, selbst wenn ich denke, dass ich z.B. Perlpilze oder Reizker absolut sicher bestimmen kann. Aber da geht mir Sicherheit einfach vor.

  • Ob Dummheit, Unwissenheit oder Leichtsinnigkeit soetwas passiert leider jede Saison. Es wird auch, finde ich, in den Medien zur Pilzzeit immer auf die Gefahren hingewiesen.
    Bleibt zu hoffen, dass die Familie gut durch kommt.

    -Achte auf das Kleine in der Welt, das macht das Leben reicher und zufriedener-

  • Solche Geschichten bekommt man immer gern von bestimmten Leuten mit erhobenem Zeigefinger vorgehalten, wenn man denen leichtsinnigerweise erzählt, dass man gern Pilze sammelt. X/


    Ich bin ja auch seit frühester Kindheit mit meinen Eltern und Großeltern Pilze sammeln gegangen und mir wurde vorher eindringlich klar gemacht, dass es tödlich sein kann, wenn man die Falschen erwischt und so gab es ganz klare Regeln:
    - NICHTS mitnehmen, was man nicht 1.000 % kennt
    - KEINE Stückchen abbrechen und probieren!
    - bei jedem Pilz, den ich gefunden hab: stehen lassen, Vattern zum Bestimmen rufen.


    Wenn man so an die Sache rangeht, kann nie was passieren.

    Ever tried. Ever failed. No matter. Try again. Fail again. Fail better. (Samuel Beckett)

  • Hallo zusammen,


    wir waren in den letzten Tagen ja im Saarland unterwegs und natürlich war dieses Thema allgegenwärtig. Auch das Medieninteresse war groß, die Lokal - Presse und auch das ZDF suchte den Kontakt zu Pilz-Experten in der Region.
    Leider lief die Berichterstattung auf die übliche oberflächliche Sensationshascherei hinaus. Beispiel: Auf der Homepage des Saarländischen Rundfunks wurde generell vom Verzehr selbstgesammelter Pilze gewarnt, dazu ein Bild vom Kräuterseitling. Trotz der Bemühungen seitens der lokalen PSV ´s fand (meines Wissens) keine objektive Berichterstattung statt, die auch konkrete Tipps bezüglich Pilzberatung (DGfM, Tel. Nummern von Sachverständigen etc.) enthielt.


    Gruß


    Andreas

  • "Bad News are good News!"


    Der Leitsatz jeder Zeitung, oder Revolverblatt, wie auch immer. Das ist leider die heutige Zeit! :(


    Papier ist geduldig. Was auch immer an dieser Geschichte wahr ist, sollte es wahr sein, ist es für Pilzkenner wie uns (mehr oder weniger) eine traurige Geschichte. Sollte diese Geschichte nicht wahr sein, so hat sie sich im Laufe der letzten Jahrzehnte, Jahrhunderte, sicherlich schon einmal abgespielt.


    Siehe Jan-Arne ´s Video auf RTL! "Und hier kommt sein Feind..." oder so ähnlich war die Aussage!


    Bekloppt! Voll bescheuert!


    Sind wir Pilzfeinde? Hallo???? 8|


    Ne, die Medien richten es sich schon so, wie sie wollen! Dagegen strampeln wir sinnlos..


    Was wir tun können, Tag für Tag: Aufklärung im kleinen Kreis! Für manche sind die Kreise größer, für die PSV ´s unter uns.


    Dranbleiben heisst die Devise!


    Aus Liebe zu den Pilzen.


    Ob Amanita phalloides oder Boletus edulis. Pilz ist Pilz. Ein Wunder der Natur. Mit Respekt zu behandeln. Bei "Aktionspreisen" von EUR 2,99 für das Kilo Schweinefleisch muss keiner verhungern und in den Wald gehen und Speisepilze sammeln.


    "Kriegspilze" gibts nicht mehr.


    Und wirds hoffentlich keine mehr geben....


    Gruß


    Günter


  • Ob Amanita phalloides oder Boletus edulis. Pilz ist Pilz. Ein Wunder der Natur. Mit Respekt zu behandeln.


    Du bringst es auf den Punkt, Günter! :thumbup::thumbup::thumbup:
    Und sagst genau das, was ich hätte auch sagen wollen - nur habe ich nicht so schöne Worte wie du gefunden!


    Lieben Gruß vom Nobi

    Hier geht es zu meinen Themen.

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    Chips: 72


  • "Kriegspilze" gibts nicht mehr.


    Ach nicht? Heute war ich im Wald, zusammen mit gefühlt Dutzenden "Konkurrenten". Einer von denen schnippelte alles Mögliche ab und steckte es in die Plastiktüte - schneckenzerfressene Steinpilze, matschig-schwammige Birkenpilze usw. usw. Für den war definitiv Krieg, also nahrungstechnisch meine ich.

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

    Einmal editiert, zuletzt von Oehrling ()

  • Warum muß man Champignons denn sammeln? Die gibt's für billiges Geld in jedem Supermarkt. Da sind es garantiert keine Knollenblätterpilze, sie sind nicht madig und selbst der Ahnungsloseste kann beherzt zugreifen. Wird mir für alle Zeit ein Rätsel bleiben, wie man so dämlich sein kann, sich und seine Familie (leid tut es mir ehrlich gesagt nur um betroffene Kinder so dummer Eltern) einer solchen Gefahr auszusetzen. Entweder 1000%ige Sicherheit oder Finger weg. Eine andere Lösung gibt es nicht.

  • "Kriegspilze" gibts nicht mehr.


    Tja, das weisst Du, das wissen viele ( wenige ?? ) andere und auch ich hab mir heute beim Waldspaziergang mal Gedanken gemacht.


    In der angeheirateten Verwandtschaft haben wir einen stellv. Chefarzt eines bayerischen Krankenhauses.
    Anf. Oktober hat der Sohnemann Geburtstag und genau wie vor einem Jahr hat er uns am letzten Sonntag von vielen Pilzvergiftungen berichtet.
    Das soll nun auch nicht diskriminierend klingen, aber über 50 % russische
    Einwanderer ( das würde ich am liebsten wieder löschen, aber es ist ein Zitat einer Respektsperson )


    Da wird von Laien alles was bei 3 nicht auf dem Baum ist gesammelt und verputzt... schaut so aus wie XXX also ist es XXX


    Aber , was auch interessant war: Meisst sind es vergammelte (Speise)Pilze die zu einer schweren Lebensmittelvergiftung führen.


    Auch was hier im Forum teilweise als "Funderfolg" präsentiert wird
    reizt meinen persönlichen ( ich bin wahrscheinlich zu pingelig )
    Brechreiz nur durch Bildbetrachtung an.

  • Günter und all die Anderen,


    meine Tante Merckle stammt aus einer bekannten Pharmafamilie,
    man kannte sich dort aus, daher ist mir das Thema wohlbekannt.


    Sie brachte mir immer bei:
    Gegen Dummheit kämpfen Götter selbst vergebens.
    Da ist leider viel dran.
    Es ist absoluter Leichtsinn, gepaart mit Dummheit und absoluter Ignoranz und Unwissenheit. Wenn man an Australiens Küste ins Wasser geht, muss man wissen, dass es dort die Seewespe und den großen Weißen gibt. Wenn man das bewusst ignoriert, kann einem nicht geholfen werden. So auch hier.


    Man kann nur aufklären, immer wieder und wieder,
    man wird den Letzten nicht erreichen - traurig aber wahr.
    LG

    Liebe Grüsse von
    ich-lebe-immer-noch-lenti
    Zeige ihnen einen roten Kometenschweif, jage ihnen eine dumpfe Angst ein, und sie werden aus ihren Häusern laufen und sich die Beine brechen. Aber sage ihnen einen vernünftigen Satz und beweise ihn mit sieben Gründen, und sie werden dich einfach auslachen.


    (Bertolt Brecht)

  • Das ist furchtbar, vor allem für die Kinder-die ja ahnungslos mitgegessen haben.
    Ich persönlich würde meinen Kindern nur gekaufte Pilze servieren,da ich keine Ahnung davon habe.
    Nach voriger Abklärung welcher es ist, würde ich nur selbst probieren.
    LG Steffi

  • Hallo, was mich wundert, ist, daß es immer ausgerechnet Knollenblätterpilze sind, die mit den Champignons verwechselt werden. Es gibt ...zig andere Arten, die Champignons nicht unähnlich sind. Eine schöne Portion des ein oder anderen Trichterlings oder Riesenrötlings könnte durchaus den Sensemann an der Haustür klingeln lassen ("Hättet ihr vielleicht noch was von dem leckeren Pilzgericht übrig, wuhahahahaha"). Bei Mehlräslingen und dem ein oder anderen Schneckling oder Weißtäubling fällt die Verwechslung vielleicht auch gar nicht erst auf. Auch würde es mich interessieren, wie viele Gelbe Knollis weggemampft werden, die gegart ja durchaus bekömmlich sind und nur ihres faden Geschmacks und zweifelhaften kulinarischen Wertes wegen in Zukunft gemieden werden. Wir werden es nie erfahren.


    Die Knollenblätterpilzvergiftungen sind wohl auch nur die Spitze des Eisbergs und vor allem wegen ihres dramatischen Verlaufs von so allgemeinem Interesse. Arten die lediglich auf die Verdauung schlagen und den Konsumenten vielleicht zwei Tage lang aus allen Rohren feuern und ihn sich so richtig miserabel fühlen lassen, sind eben bei weitem nicht so "spektakulär". Auch wenn sich Familie Türschlenk aus Kaltnaggisch die Schweinelendchen mit einer Ladung Milchlingen ("Hmmmm, die Champis sind vielleicht mal saftig") versaut, bekommen bestenfalls der Nachbar und die Rattenfamilie im Abwasserkanal etwas davon mit. Was die Knollis angeht, gibt's anstatt Aufklärung Grusel-TV. Alles was noch fehlt ist eine Privat-TV-Sendung mit dem Titel "Knollenblätterpilze - wie entstehen sie und was können wir dagegen tun?"

    Grüße aus dem Saarland, Holger smilie_ga_006.gif 

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    Einmal editiert, zuletzt von Wühlmull ()