Fistulina hepatica, Eichen-Leberreischling

Es gibt 7 Antworten in diesem Thema, welches 16.957 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von beli 1.

  • Eichen-Leberreischling (Fistulina hepatica)
    syn. Leberreischling, Leberpilz, Ochsenzunge


    Systematik
    Klasse: Agaricomycetes
    Unterklasse: Agaricomycetidae
    Ordnung: Champignonartige (Agaricales)
    Familie: Leberreischlingsverwandte (Fistulinaceae)
    Gattung: Leberreischlinge (Fistulina)
    Art: Eichen-Leberreischling (Fistulina hepatica)

    Merkmale

    Der Eichen-Leberreischling ist ein ausladender (10-30 cm), dicker (6-8 cm), dunkel- oder fleischrötlicher, zungen-, nieren- oder halbkreisförmiger, an Holz sitzender Pilz.
    Meist sitzt der Fruchtkörper direkt am Substrat und ist lediglich an der Anwachsstelle etwas stielartig verschmälert. Sollte ein Stiel ausgebildet sein, so ist dieser seitlich, dick, sehr kurz (2-5 cm), abwärts gerichtet und geht nahtlos in den Hut über.
    Ab und an sitzt oberhalb des Stiels ein zweiter, deutlich kleinerer Fruchtkörper.
    Der junge Fruchtkörper ist anfangs auf der Hutoberseite hell-rötlich oder orangefarbig und knollig. Er schiebt sich erst zungenförmig aus dem Holz, breitet sich dann hut- oder halbkreisförmig aus, bis er schließlich im Alter die Farbe von purpurn oder blutrot zu rostbraun ändert und ein konsolen-, nierenförmiges oder gelapptes Aussehen erreicht. Beim jungen Pilz ist der Hutrand glatt, meist weißrandig und wird mit zunehmendem Alter häufig wellig.
    Die Huthaut ist papilliert-rau und leicht abziehbar. Beim jungen Pilz sondert sie ein rötliches, schleimig-harziges Sekret ab, weshalb die Hutoberfläche der fleischigen Fruchtkörper vor allem bei feuchter Witterung schleimig, sonst eher klebrig beschaffen ist. Im Alter ist die Huthaut eher trocken und rau.
    Die sehr feinen und kleinen (10-15 mm) Röhrchen sind senkrecht, untereinander frei, zylindrisch und bei Druck bräunlich verfärbend. An ihren Innenwänden reifen die hellbraunen Sporen heran, so sind sie zunächst weißlich, später hell gelblich bis sich die Röhrchen im Alter bei Reife sternförmig öffnen und sich rötlich bis rostbraun verfärben.
    Die Poren sind winzig, rund und von gleicher Farbe wie die Röhrchen.
    Das Fleisch ist saftig, dunkelrot, faserig, zunächst fest, bei älteren Exemplaren ledrig von weißlichen, strahlenartigen Äderchen durchzogen und ähnelt optisch aufgrund dieser geaderten Maserung stark rohem Fleisch. Dies ist wohl auch der Grund für die Namensgebung Ochsenzunge bzw. Leberpilz. Bei Druck oder bei Verletzung tritt eine rötliche, säuerliche Flüssigkeit aus, der Geruch ist angenehm pilzig-fruchtig.


    Mikroskopische Eigenschaften
    Die glatten Sporen sind ei- bis tropfenförmig und mit einem großen Öltropfen. Ihre Größe beträgt etwa 5,0×3,5 Mikrometer.

    Ökologie und Vorkommen

    Der Eichen-Leberreischling ist ein Xylobiont und lebt als Schwächeparasit fast ausschließlich an Eichen, selten auch an Edelkastanien oder noch seltener an Walnuss oder Esche. Durch Verletzungen in der Baumrinde gelangen die Sporen ins innere der Borke wo sich der Pilz parasitisch ausbreitet. Der einjährige Fruchtkörper erscheint im Juni/August bis Oktober/November meist am unteren Abschnitt des Stammes. In den meisten Fällen wird nur ein Fruchtkörper pro befallenem Baum ausgebildet. Auch an bereits abgestorbenen Eichen und ihren Stubben wird der Eichen-Leberreischling gefunden wo er dann saprobiontisch lebt
    Er ist häufiger im Flach- und Hügelland anzutreffen, in höheren Gebirgslagen oder im Norden Europas (Eichengrenze) ist er fehlend. Es ist eine verbreitete aber nur zerstreut vorkommende Art.


    Verwechslungsmöglichkeit
    Die Ochsenzunge ist durch ihre auffällig gefärbten und geformten Hüte, die bei frischem Wuchs oft wässrig-rote Tropfen ausscheiden und den an der Hutunterseite befindlichen, freistehenden Röhren unverkennbar.


    Wert
    Der Eichen-Leberreischling ist jung essbar, jedoch von wenig gutem Geschmack, ältere Exemplare werden zäh und holzig. Durch den hohen Gehalt an Gerbstoffen ist der Pilz schwer verdaulich und zählt nicht zu den wertvollen Speisepilzen.
    Er sollte vor der Weiterverarbeitung gewässert werden, um ihm die Gerbsäure zu entziehen. Danach kann er auf verschiedene Arten zubereitet werden z.B.: wie Schnitzel paniert und ausgebraten oder gut gekocht in Essig eingelegt.


    Bilder
    Die Bilder entstanden alle am 28.09.2013 im Knipprather Wald in Monheim.


    Bild 1+2: Zungenförmiger, junger Fruchtkörper


    Bild 3: Aufsicht Hut, unter dem Efeu ist ein Eichenstumpf versteckt

    Bild 4: Hutrand mit deutlich erkennbaren Röhrchen

    Bild 5: Unter dem Großen Fruchtkörper wurde noch ein zweiter, deutlich kleinerer gebildet

    Bild 6: Hier sieht man gut den halbkreisförmigen Wuchs und den weißen Rand

    Bild 7: Der seitliche, dicke Stiel

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.


    Da hätte ich auch noch was.
    Ganz jung und nach meinem Dafürhalten auch durchaus schmackhaft:

    An Esskastanie


    Alt und unappetitlich:

    Ebenfalls an Esskastanie


    Uralt und in der Sonne zusammengebrutzelt:


    Diesmal an Eiche



    LG, pablo.

  • Hallo,
    ich hänge die Bilder von meinem Leberreischling an (Erstfund August 2015, Hochrhein, im Kalkbuchenwald, am Stammfuß einer lebenden Eiche).
    Wie ich hier im Küchenthread beschrieben hatte, habe ich den Pilz zu einem kleinen Teil auch kulinarisch getestet.
    Vielleicht wundert ihr euch, denn so appetitlich sieht das Exemplar nicht mehr aus (angefressen), aber ich habe nur die kleine rechte Ecke entfernt und von dem großen unversehrten Stück vorn ein Teil "filetiert".
    Der Pilz war im Gesamten noch sehr feucht und mit frischem Geruch und das Messer ging wie durch Butter.


    Gesamter Pilz


    Rechter Teíl mit "Gnolmfaktor"


    Oberflächendetail


    Riss in der Oberflächenhaut


    Faserstruktur


    Unterseite


    Kante mit Röhren und Fruchtfleisch




  • Einen zweiten größeren und nicht angeknabberten Leberreischling fand ich am Mittwoch, als ich Pilze sammeln war. Dieser hatte die typische flache Form. Aber was mir noch aufgefallen ist, das die Leberreischlinge am Stamm in Bodennähe wachsen.

    Man sollte nur Pilze sammeln, die man auch 100% als Speisepilze kennt.
    ___________________________________________________________
    "Antonius behüt"
    _______________
    Ma hat ma Glück, Ma hat ma Pech, Ma hat ma Gandhi

    Einmal editiert, zuletzt von Judasohr78 ()

  • Hallo
    Das ist aber ein schöner Fund ... der Steht bei mir weit oben auf meiner "den möchte ich noch Finden" Liste.


    Liebe Grüsse



    Carmen :)


  • Hallo Carmen,


    ich kann das Gefühl nicht beschreiben, wie es ist, einen seltenen Pilz wie zum Beispiel den Leberreischling/Ochsenzunge zu finden.
    Es war der zweite Reischling, den ich in dem kleinen Wäldchen fand :thumbup:.
    Er ist zwar essbar aber er soll nicht wirklich schmecken.
    Daher sollte man diesen Pilz wachsen und aussporen lassen.
    Will beobachten, ob er noch größer wird.


    LG Michael

    Man sollte nur Pilze sammeln, die man auch 100% als Speisepilze kennt.
    ___________________________________________________________
    "Antonius behüt"
    _______________
    Ma hat ma Glück, Ma hat ma Pech, Ma hat ma Gandhi

    Einmal editiert, zuletzt von Judasohr78 ()