Weiß und weich --> cf. Tyromyces chioneus u. cf. Postia tephroleuca

Es gibt 8 Antworten in diesem Thema, welches 3.242 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von abeja.

  • Hallo Pilzfreunde,


    auch diesen Pilz habe ich gerade erst kennengelernt, bin aber nicht ganz sicher, ob ich den richtig zugeordnet habe.


    Fundort im Oktober 2013:
    Hochrhein ca. 500 m an Schnittkante von liegendem Buchenstamm
    mehrere teils einzelne teils geschichtete dicke Hüte (größere Exemplare bis ca. 6 cm breit und 4 cm abstehend, 2-3 cm dick angewachsen)
    Konsistenz weich, saftig, Geruch intensiv pilzig - Pilz ist nach 3 Tagen noch feucht, weich, riecht +/- unverändert
    Oberfläche weich samtartig (ohne deutlich erkennbare Haare), hell-beige-grau, Zuwachskante weiß, dunkelt beim Lagern nach
    Röhren sehr kurz, maximal 1-2 mm, gilben leicht beim Lagern
    Poren sehr klein, weiß, gilben leicht beim Lagern
    Trama sehr weiß, ohne Farbveränderung, ohne Trennlinien


    Ist das Tyromyces chioneus, der kurzröhrige Weichporling?

    Poren auf der Unterseite

    Drei Tage später Unterseite links, Oberseite rechts

  • Hallo,


    hat keiner eine "Meinung"?


    Ich habe eigentlich auch keine...,
    denn heute habe ich mein zweites dickes Pilzbuch bekommen (BLV/ Gerhardt), demnach könnte es auch der grau-weiße Saftporling sein, Spongiporus tephroleucus (oder viele andere Namen) - oder ist der wässriger??.
    Im Gerhardt steht leider nichts zu Porengröße und Röhrenlänge, nur dass man diesen grau-weißen Saftporling mit dem kurzröhrigen Saftporling verwechseln könnte - sehr schön.
    http://www.pilzbestimmung.de/s…tcode=oag&nav=no&lang=lat


    Noch zur Information zu "meinem" Pilz:
    Röhren extrem kurz, Fleisch weich, aber nicht wässrig, Röhren und Poren leicht gilbend, später beim Trocknen noch stärker verfärbend.


    Geschmack: nicht bitter, sehr mild (etwas säuerlich und pilzig)
    Hinterlässt keine Fettspuren auf Papier

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Abeja!


    Das Problem ist, daß ich inzwischen alle meine Funde von hellen Saftporlingen mit "cf" versehe. Also nach dem Motto: "Wahrscheinlich diese Art, aber eben nicht sicher."


    Obwohl ich mir bei diesem Fund schon zu - sagen wir - 96% sicher war:

    Das wäre für mich Oligoporus lacteus = Oligoporus tephroleucus.
    Der weigerte sich übrigens auch beim Mitnehmen, in irgendeiner Weise so zu verfärben, wie auf deinen Bildern und schmeckte deutlich bitter.


    Aber mir kommt noch eine andere Idee, die ist allerdings etwas verwegen:

    Leider habe ich nur dieses eine, grottig schlechte Bild mit passender Farbgebung. Der Fruchtkörper am nächsten zur Bildmitte wäre dann eine Schmetterlingstramete (Trametes versicolor). Ich muss zugeben, daß ich bei denen aber nie groß auf Verfärbungen geachtet habe.



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,
    ja diese verflixten komischen Pilzdinger....
    ich werde meinen cf. Tyromyces chioneus (cf. Spongiporus tephroleucus) :)
    nennen, denn er war deutlich weich, wie Schaumstoff (nichts Zäh-Trametiges in der Konsistenz) und wie gesagt mit extrem kurzen Röhren.
    Ich habe im Laux noch gelesen: im trockenen Zustand soll "das Fleisch im Anbruch unter der Lupe körnig sein ", das bilde ich mir ein zu sehen (aber nicht sicher :). )


    Lt. Gerhart soll Spongiporus tephroleucus ganz mild schmecken und Spongiporus lacteus (als Art abgetrennt) wird mit leicht bitterem Geschmack beschrieben.
    Hier ein guter Link:
    http://www.mushroomexpert.com/tyromyces_chioneus.html

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Abeja!


    Hast du mal Ingo eine PN zukommen lassen, ob er das Thema schon gesehen hat? Der hat da zumindest deutlich mehr Erfahrung und Wissen als ich. Deine Beschreibung ist ja schon gut und detailliert.
    Welchem Gattungskonzept / Autor man hier hinsichtlich der Taxonoomie zu folgen hat, ist für mich jedenfalls kaum ersichtlich.


    Eine andere Option wäre noch, den Pilz mal >hier< vorzustellen. Da sind sehr gute Holzpilzkenner unterwegs, die mir auch schon weitergeholfen haben. Allerdings wirst du da wahrscheinlich auch erstmal nach ein paar Mikrodetails gefragt. ;)



    LG, pablo.

  • Hallo,
    ich hatte bisher diese Pilze "mal ruhen" lassen und die Namensfindung nicht weiter verfolgt.
    Klar, ich kann ich mich auch noch bei weiteren Foren anmelden, aber ich bin ja ganz bewusst hier gelandet ... wo ja nicht - oder jedenfalls nicht immerzu - nach den mikroskopischen Merkmalen gefragt wird, so weit bin ich ja noch nicht...


    Inzwischen bin ich nochmal bei den Pilzen "weich01" vorbeigegangen - ungefähr 2 Wochen später.
    Sie sahen fast unverändert aus, etwas flacher in der Kontur vielleicht.
    Deutlicher Unterschied jetzt aber in der Konsistenz und im Geruch/Geschmack.
    Die Pilze waren jetzt sehr wässrig, Flüssigkeit auspressbar, typisch Saftporling, die Röhren bis 5 mm lang, aber weniger dick als das Trama,
    der Geruch weniger spitz-aromatisch bis säuerlich, jetzt nur noch schwach-aromatisch bis säuerlich, Geschmack deutlich säuerlich (nicht bitter).
    Trocken wurden sie wieder deutlich gelb-braun mit dunkelbraunen Verfärbungen, trocken brachen sie feinkörnig auf.
    Neue Bilder von weich01


    Am gleichen Tag kam ich an einer zweiten Pilzgruppe "weich02" vorbei, ebenfalls an liegendem Buchentotholz.
    Dieser Pilze sahen den ersten täuschend ähnlich, die Oberfläche war etwas weniger grau, sondern spielte ins Gelbliche.
    Die Ansatzstellen waren etwas dicker, der Geruch war sehr schwach säuerlich, der Geschmack schwach aromatisch-säuerlich (nicht bitter).
    Die Konsistenz ebenso wie "weich01" an diesem Tag: wässrig, Flüssigkeit auspressbar, etwas faseriger, die Röhren bis 7 mm lang, ungefähr so dick wie das Trama.
    Trocken wurden sie sehr schwach gelblich, fast ganz ohne dunkle Verfärbungen, trocken brachen sie faserig auf.
    Bilder von weich02


    Ein paar Tage später kam ich an einer dritten Pilzgruppe "weich03" vorbei, an einem entrindeten aufrechtstehendem Laubtotholz (vermutl. Hainbuche).
    Diese Pilze sahen "weich02" sehr ähnlich, waren aber fast ganz trocken, Oberfläche trocken leicht gelblich.
    Dicke Ansatzstellen, Geruch kaum wahrnehmbar, Geschmack schwach säuerlich (nicht bitter).
    Konsistenz schaumstoff-artig zusammendrückbar, keine Flüssigkeit auspressbar, leicht faserig im Inneren, Röhren bis 1 cm, am Substrat herablaufend.
    Bild von weich03:


    Was mache ich jetzt aus den ganzen weichen Pilzen?
    Meiner Meinung nach handelt es sich wahrscheinlich um 2 verschiedene sehr ähnliche Arten (01 einerseits, 02+03 andererseits), wobei die Konsistenz und der Geruch und der Geschmack je nach Entwicklungsstufe und Feuchtigkeit variiert, und wahrscheinlich bleiben sie makroskopisch nicht eindeutig bestimmbar.


    Aber:
    da keiner der Pilze bitter schmeckt, schließe ich Tyromyces lacteus (Postia lactea usw.) aus.
    ... Falls man dem Artkonzept folgt, dass T. lacteus bitter schmeckt und xy lacteus und xy tephroleucus/a 2 verschiedene Arten sind.
    http://www.speciesfungorum.org…ecies.asp?RecordID=355910


    Da die Verfärbung beim Trocknen und die Dicke der Röhrenschicht bzw. das Herablaufen der Röhren bei "weich01" und "weich02,03" unterschiedlich ist, halte ich
    01 für den kurzröhrigen Saftporling, cf. Tyromyces chioneus
    http://www.speciesfungorum.org…ecies.asp?RecordID=414503


    und die neuen Pilze
    02 u. 03 für den grauweißen Saftporling, cf. Postia tephroleuca (Spongiporus tephroleucus usw.)
    http://www.speciesfungorum.org…ecies.asp?RecordID=110929


    In diesem Dokument (schon älter) sind diese Arten auseinandergedröselt (auch makroskopisch), Seite 9-14
    http://wwwuser.gwdg.de/~rjahn/Pilzbriefe/PB_Bd_9_18.pdf


    In diesem Zusammenhang neu betrachtet würde ich diese "alten" Pilze hier auch eventuell zu Postia tephroleuca stellen.
    http://www.pilzforum.eu/board/…lz-vgl-phantom-unbestimmt?


    Vgl. auch hier (Bild vom trockenen Pilz, Postia tephroleuca):
    http://www.mycoquebec.org/bas.…ostia%20tephroleuca&gro=6


    Russische Seite (viele viele Fotos), da sehen die beiden doch auch wieder sehr ähnlich aus, beide auch mit herablaufenden Röhren:
    Postia tephroleuca
    http://mycoweb-stv.ru/aphyllophorales/pro/2/3/
    Tyromyces chioneus
    http://mycoweb-stv.ru/aphyllophorales/pro/2/1/


    Also GROSSES CF :cool:

  • Hallo abeja!


    Also erst mal besten Dank, dass du uns teilhaben lässt.
    Ich glaube, man merkt, wieviel Zeit du in dieses Thema gesteckt hast.
    Für mich ist der Komplex immer noch undurchschaubar. Jetzt weiß ich ja beim nächsten Fund/Bild, wenn ich fragen kann. :)


    Das "Phantom" mit den alt braunen Poren ....
    http://www.pilzforum.eu/board/…lz-vgl-phantom-unbestimmt?
    .....scheint mir aber dennoch nicht dorthin zu passen. Da bleibe ich mal gekonnt bei der Anis-Tramete (Tr. suaveolens)


    VG Ingo W

    ________________________________________________________________
    "Pilz nur von oben ist wie Käfer nur von unten"

    150-15 (APR 2022) = 135-5 (GnE-Wette verloren "über 11 gelöst") = 130+4 (am nächsten an der 222.Schnapps-Punktzahl) = 134+7 (7.Platz im APR 2022) = 141+4 (KISD-Prozente von GnE) = 145-15 (APR 2023) = 130+3 (10. Platz) = 133+3 (Unbewusst-Phal) = 136+5 (Lupus-Wette-APR-Sieger=ü300) = 141+5 (GnE-Gewinnsteuer-APR23) = 146+7 (Phalplatz 1) = 153-20 (APR 2024) = 133

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